Neuer Weg, 1972. augusztus (24. évfolyam, 7228-7253. szám)

1972-08-01 / 7228. szám

Seite 2 Präsident Indiens empfing George Macovescu New Delhi (Agerpres). — Der Stellver­tretende Aussenminister der Sozialisti­schen Republik Rumänien, George Ma­covescu, der Indien auf Einladung des indischen Aussenministers einen Staats­besuch abstattet, wurde vom Präsidenten der Republik, Varahagiri Venkata Giri, empfangen, dem er eine herzlich gehal­tene Grussbotschaft des Vorsitzenden des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Nicolae Ceauşescu, überreichte. Präsident Varahagiri Venkata Giri übermittelte seinerseits Präsident Nicolae Ceauşescu eine herzlich gehaltene Ant­wortbotschaft und versicherte, er warte freudig auf die Möglichkeit, Rumänien zu besuchen und mit ihm zusammenzukom­men. Zwischen dem indischen Präsidenten und dem stellvertretenden Aussenminister fand eine Unterredung in einer herzli­chen Atmosphäre statt. Bei dem Empfang war der Botschafter Rumäniens in In­dien, Petre Tănăsie, anwesend. Nach Beendigung der mit den indischen Offiziellen geführten Besprechungen ver­hess der rumänische Gast am Sonntag die indische Hauptstadt und begab sich nach Bombay, der Hauptstadt des Staates Maharashtra. „Seeblockade“ Qrossbritanniens Ausstand der Docker hält an / Verhängt die Regierung den Notstand ? London (Agerpres). — In Grossbritan­nien dauert der Donnerstag Nacht von den 42 000 Schauerleuten in allen Häfen erklärte Ausstand an. Uber 350 Kargos aller Tonnagen liegen in Englands wich­tigsten Häfen London, Liverpool, Hull, Southampton fest. . In der Themsemün­dung liegen Dutzende Schiffe mit verderb­lichen Waren oder von der Industrie dringend benötigten Rohstoffen vor An­ker. UPI schätzt die Zahl der Schiffe, die ungelöscht am Freitag die britischen Häfen wieder verhessen, auf mindestens 500. Die französische Presseagentur France Presse schreibt, „den englischen Dockern ist etwas gelungen, was noch keine Welt­macht jemals zustande gebracht hat: die Seeblockade Grossbritanniens“. Man rechnet damit, dass die Regierung heute oder morgen darüber entscheidet, ob der Notstand erklärt werden soll, was praktisch bedeutet, dass man die Dienste der Armee für die Löschung verderblichen Schiffsgutes in Anspruch nehmen würde. Erklärung Sayed Mareis Kairo (Agerpres). — Sayed Maréi, Er­ster Sekretär des ZK der Arabischen So­zialistischen Union, gab bei einem Stu­dentenmeeting in Alexandria bekannt, dass Präsident Anwar Sadat und der Präsident Libyens, Moamer Gedaffi, bei ihren gegenwärtigen Gesprächen in To­bruk die Vereinigungsprojekte der beiden Länder und der politischen Organisatio­nen in Ägypten und Libyen erörtern. Jak 40 fliegt hinter Polarkreis Moskau. — Das sowjetische Düsenpas­sagierflugzeug Jak 40 wird künftig auch in nördlichen Breiten eingesetzt werden. Bei Probeflügen landete es kürzlich bei Hatanga, einem Dorf auf der Halbinsel Taimyr, das hinter dem Polarkreis liegt. Die Qualitäten des Flugzeugs haben ihm bereits weltweite Anerkennung ein­gebracht. Die Maschine benötigt für einen Start auf einem unbefestigten Flugplatz weniger als 500 Meter und ist auch mit nur einer der drei Turbinen noch flug­­tüchtig. Nierensteine werden elektrisch zertrümmert Uppsala. — An der Universität in Upp­sala wurde jetzt eine unblutige Methode entwickelt, bei der Nieren- und Blasen­steine zu Griess zertrümmert und dann ausgewaschen werden. Bei dem Eingriff werden Elektroden zur Zertrümmerung unter Strom gesetzt. Über ein Zytoskop wird der Griess ausgewaschen und abge­saugt. Der Arzt kann den Eingriff durch eine im Zytoskop befindliche Tinse steu­ern. Zwei Patienten konnten einige Tage nach der neuen Behandlung bereits das Krankenhaus verlassen. Umwelt-Notruf in Bonn Bonn. — Der (West)„Deutsche Natur­schutzring“ hat in Bonn einen Umwelt- Notruf unter der Telefonnummer 44 22 77 eingerichtet, der Meldungen aus der Be­völkerung über Umweltverschmutzung sowie Anregungen zur Beseitigung ent­gegennimmt. Bundesinnenminister Gen­scher hat die Initiative des Naturschutz­ringes begrüsst. „In unserer schnellebi­­gen Zeit greift man viel eher zum Te­lefon, als dass man sich hinsetzt, um einen Brief zu schreiben“ meinte der Minister. Der Notruf stelle eine gute Er­gänzung der notwendigen behördlichen Umweltkontrolle dar, um zum Beispiel die wilden „Müllkippen aus unserem Stadt- und aus unserem Landschaftsbild verschwinden zu lassen“ Schwedische Garde begehrt auf Stockholm. — Die schwedischen Unter­offiziere wollen nicht mehr vor dem Schloss ihres Königs Wache stehen. Aus ihrer Gewerkschaft kam der Vorschlag, dass private Wach- und Schliessgesell­­schaften diese Aufgabe übernehmen soll­ten. „Viele unserer Mitglieder kommen sich albern und lächerlich vor, wenn sie in der königlichen Garde paradieren müs­sen. nur damit die Touristen zufrieden sind“, erklärte ein Gewerkschaftsspre­cher. Der Kommandeur der königlichen Garde. Oberst Nils Carlberg, teilt die Mei­nung seiner Untergebenen nicht. Er ist für die Beibehaltung der Garde, die sei­ner Ansicht nach eine „wichtige Aufga­be. nicht nur bei der Bewachung des Schlosses“, erfüllt. „Alle Soldaten sollten lernen, wie man Leuten den Zutritt zu einem verbotenen Gelände verwehrt“, sagte Carlberg. Ein Gardist, der dazu für eine Rundfunksendung interviewt wurde, gab allerdings die niederschmetternde Auskunft, er habe keine Ahnung, was zu lun sei, wenn einmal etwas Ernstes pas­sieren sollte. Ausland Ulster: Sperrzonen beseitigt Barrikaden beider Gemeinschaften von britischen Centurion-Panzern niedergewalzt Belfast (Ap NW). — Die in Ulster stationierenden britischen Truppen, die ln den letzten Tagen um 4000 Mann verstärkt worden waren, haben am Montag in einer vor Morgengrauen begonnenen schlagartigen Aktion die von den beiden Gemeinschaften in Nordirlands Städten errichteten Barrikaden überrollt und damit die sogenannten No-go-areas praktisch aufgelöst. Bei der von Londons Statthalter William Whitelaw verfügten und von ihm vorher angekündigten Grossaktion kamen bri­tische Centurion-Panzer, gepanzerte Fahrzeuge, Bulldozer und Dutzende Hub­schrauber zum Einsatz. Ihr Auftrag lau­tete, alle IRA-Stützpunkte in London­derry, Belfast, Lurgan, Armagh, Porta­­down und Dunganon zu belagern und auszuheben. Der Generalangriff wurde um 4 Uhr früh gestartet. Ein Militärsprecher erklärte, dass zwei Stunden später die Mehrzahl der katho­lischen Sperrzonen im Sturm genommen waren. In Londonderry kontrollieren die britischen Truppen bereits zwei Drittel der Sperrgebiete. An der Aktion beteilig­ten sich in dieser Stadt 2000 Militärs und 600 Fahrzeuge, doch geht die Säuberung wegen Minengefahr nur langsam von­statten. Mit Ausnahme vereinzelter Zwi­schenfälle stiessen die britischen Trup­pen praktisch auf keinen Widerstand. In Belfast half die protestantische Bevölke­rung bei der Entfernung der Barrikaden vor ihren Vierteln, während die IRA in den katholischen Vierteln nicht in Er­scheinung trat. Damit scheint die Erklärung der Unter­hausabgeordneten Bernadette Devlin über­holt, dass sich die katholische Bevölke­rung jedem Versuch der britischen Streit­kräfte, die Sperrzonen zu betreten, mit Gewalt widersetzen werde. Die Abgeord­nete hatte hinzugesetzt, „solange die Präventivhaft andauere, die Sondervoll­machten nicht abgeschafft und die poli­tischen Häftlinge nicht amnestiert wer­den, hat der Frieden in den von Katho­liken kontrollierten Stadtteilen keine Chancen.“ William Whitelaw gab dem britischen Rundfunk Montag vormittag ein Inter­view, worin er unterstrich, die Aktion richte sich gegen die von beiden Bevöl­kerungsteilen errichteten Barrikaden. „Die einzige Lösung des Irland-Problems ist eine politische Lösung“, sagte der briti­sche Staatssekretär für Nordirland US-Bombenangriffe bewirken Überschwemmungsgefahr Erklärung des Stellvertretenden Ministers für Wasserwirtschaft der DR Vietnam Hanoi (Agerpres). — Die TJS-Luftwaffe hat in den letzten vier Monaten 173 Bombenangriffe auf die Deichanlagen der DR Vietnam verübt, gab Phan Ny, Stell­vertretender Minister für Wasserwirt­schaft, auf einer Pressekonferenz in Ha­noi bekannt. Dabei wurden auf die Schleusen und Wasserbauten 1243 ma­gnetische und Sprengbomben abgeworfen, die die Deiche auf Tausende Meter be­schädigten. Die bisherigen Angriffe auf die nordvietnamesischen Deichanlagen ha­ben zwar noch keine Katastrophe ausge­löst, da der Wasserstand der Flüsse- nied­rig ist, doch in der bevorstehenden Re­gensaison wird sich die Überschwem­mungsgefahr verstärken, betonte Phan Ny. Dies um so mehr, als die Amerikaner sowohl Zeitbomben als auch magnetische Bomben zum Einsatz brachten, wodurch die Wiederinstandsetzung der beschädig­ten Wasserbauten sehr erschwert und gefährdet wird. Der Redner verurteilte das Vorgehen der US-Luftwaffe, das für mehr als 10 Millionen Bewohner des betreffenden Raumes die Gefahr einer Flutkatastrophe mit sich bringt. Hanoi und Haiphong wieder unter Beschuss Hanoi (Agerpres). — Wie VNA meldet, bombardierte die amerikanische Luftwaf­fe am 30. Juli einen zehn Kilometer vom Zentrum Hanois entfernten Stadtteil und belegte die benachbarten Bezirke von Gia Lam, Dong Anh und Tu Liem mit Ra­keten. Gleichzeitig griffen amerikanische Flugzeuge mehrere Wohnviertel von Hai­phong und die dichtbesiedelte Umgebung des Hafens an. Am Vortage hatten US­­Bomber die Vorstädte von Haiphong zu ihrem Ziel gemacht, während amerikani­sche Kriegsschiffe das Feuer auf meh­rere Ortschaften der Küstenprovinz Quang Binh eröffneten. Zahlreiche Zivilpersonen kamen ums Leben, während Wohnungen, Wirtschafts- und Kultureinrichtungen so­wie Hafendämme zerstört wurden. Das Aussenministerium der DR Vietnam gab eine Protesterklärung ab. Südvietnam : Erfolgsbilanz der Patrioten Saigon/Siidvietnam (Agerpres). — Asso­ciated Press meldet unter Bezugnahme auf das amerikanische Oberkommando in Saigon, dass ein strategischer Bomber B-52 am Sonntag in Thailand abstürzte. Die Mitglieder der Besatzung werden vermisst. Die Nachrichtenagentur „Die Befrei­ung“ macht Angaben über die vom 8. April bis 20. Juli unternommenen mili­tärischen Aktionen der Patrioten in Süd­vietnam. 79 500 Feindsoldaten wurden in Kämpfen im Zentralgebiet von Trung Bo. das die Hochplateaus umfasst, ausser Ge­fecht gesetzt. Gleichzeitig wurden 511 Flugzeuge von den Befreiungstruppen ab­geschlossen oder am Boden zerstört, 2344 Militärfahrzeuge und 240 Geschütze ver­schiedener Art wurden erbeutet bzw. zer­stört. Es wurden 160 Militärlager ver­nichtet, und 25 Millionen Liter Treibstoff gingen in Flammen auf. Auf der Liste der dem Feind zugefügten Verluste figu­rieren noch 20 militärische Wasserfahr­zeuge, und die Patrioten erbeuteten 9400 Schusswaffen und 620 Funkapparaturen. Im Zuge der in dieser Zeit durchgeführ­­ten Operationen wurden 500 000 Men­schen befreit. * AM 1. AUGUST FEIERT DAS VOLK VON DAHOMEY den 12. Jahrestag der Ausrufung der unabhängigen Republik. - Unser Bild : Strasse in Porto Novo, einer der wichtigsten Städte Dahomeys Spaniseh-Sahara, jene „konsequente Wüste“ von 266 000 Quadratkilometern, in der es nach einem spanischen Zeitungs­bericht des Jahres 1962 lediglich 1 Zy­presse, 28 Feigenbäume, 472 Palmen, 12 Granatapfelbäume, 115 Obstbäume und etwa 40 000 Einwohner gab, liefert gegen­wärtig wieder Schlagzeilen. Wie nämlich aus Madrid verlautet, soll demnächst . in dem Wüstengebiet, das 1958 zu einer „Uberseeprovinz“ des Estado Espanol er­klärt wurde, ein Referendum abgehalten werden, wobei die „Saharauis“ angeblich nach „eigenem Ermessen“ über den künftigen Status ihrer Heimat entscheiden dürfen. Diese Kunde aus Madrid wird freilich in verschiedenen afrikanischen Haupt­städten recht unterschiedlich interpretiert und das aus bestimmten Gründen : Auf Spaniseh-Sahara haben in den letzten Jahren sowohl Marokko als auch Maure­tanien mehr oder minder begründete An­sprüche angemeldet. Ferner hat Algerien sein Interesse an einem schmalen Korri­dor bekundet, der ihm den Weg zum Atlantik öffnen würde. Angesichts die­ser Sachlage hatte die UNO bereits 1967 empfohlen, in dem Wüstengebiet ein Re­ferendum abzuhalten — doch dagegen wehrte sich die Regierung in Madrid, die diese letzte Kolonie des einst mächtigen spanischen Weltreichs, in dem „die Son­ne nicht unterging“, um jeden Preis „dem Mutterland“ erhalten möchte. Juridisch glaubt Spanien, seinen Besitzanspruch durch ein im 16. Jahrhundert mit Portu­gal perfektiertes Abkommen untermauern zu können, da die Portugiesen damals das Sahara-Gebiet (das sie sich mit Waf­fengewalt angeeignet hatten) in „unbe­grenztem Umfang“ an die Spanier ab­traten. Spanien nahm erst 1884 davon Besitz, doch mehr als ein Vierteljahr­hundert dauerte es, bis 1938 die Berber­und Araberstämme — teils nomadisieren­de Viehzüchter, teils Bauern in den ver­streut liegenden Oasen — ihre Waffen vor der spanischen Kolonialherrschaft streckten und — wie es in der Amtsspra­che heisst — „die Befriedungsaktion im T .andesinnern abgeschlossen“ war. Mit der Fremdherrschaft haben die „Saha­rauis“ sich freilich nie abgefunden und spätestens seit den blutigen Ereignissen von El Aiun im Juni 1970, bei denen etwa 40 Nomaden von der Kolonialsoldateska ermordet und weitere 100 Personen ver­letzt wurden, ist die Unabhängigkeitsbe­wegung in eine neue Phase getreten. Die spanische Regierung hat sich seither zu der Einsicht durchringen müssen, dass die Kolonie mit Waffengewalt allein nicht mehr zu halten ist, und deshalb versucht Madrid heute sein Ziel mit an­deren, zeitgemässeren Methoden zu er­reichen. Unter anderem bedient man sich gedungener Notabeln und Stammesfüh­rer, die für wenig Geld viel Propaganda für den weiteren Verbleib beim „Mut­terland“ machen. Unter den jungen Sa­harabewohnern herrscht indessen Unzu­friedenheit über die selbstherrliche Art, in der die von Madrid besoldeten Stam­mesältesten die Lebensweise im „Land der zwei Städte und elf Dörfer“ auf spa­nisch anpreisen, zumal die etwa 57 000 „Saharauis“ ein recht dürftiges Dasein fristen. Ihr Besitz beschränkt sich auf 33 000 Kamele, 54 000 Ziegen, 7000 Schafe, 900 Esel und ein paar Pferde (Zählung 1966). Wohl wissend, dass die meisten „Sa­harauis“ bei einem Referendum kaum für den Verbleib beim „Mutterland“, son­dern für Unabhängigkeit stimmen wer­den, hat Madrid vor etwa einem Jahr eine subtile Aktion eingeleitet — die An­siedlung spanischer Arbeitskräfte und Colons in dem umstrittenen Wüstengebiet. Damit glaubt man die nötigen Vorausset­zungen für einen „Volksentscheid auf spanisch“ schaffen zu können. Diese Machenschaften in der „Sahara Espanol“ werden in den afrikanischen Nachbarstaaten mit wachsendem Unbe­hagen und voller Empörung verfolgt. So hat beispielsweise die marokkanische Zeitung „Maghreb Information“ vor kurzem auf diese „geheimen Vorbereitun­gen eines Pseudoreferendums“ hingewie­sen und betont, die spanischen Kolonial­behörden hätten einen Plan ausgetüftelt, demzufolge die Nomaden, die den über­wiegenden Teil der Bevölkerung des Wü­stengebiets ausmachen, durch Dekret ge­zwungen werden sollen, zeitweilig ihr Territorium zu verlassen, um so eine „Minderung der bodenständigen Wähler zu gewährleisten“. Wie andererseits aus El Aiun. dem Hauptort der „Uberseeprovinz“ verlautet, hat die 25 000-Mann-Besatzungsarmee in letzter Zeit ihre Aktion zur „Wahrung von Ruhe und Ordnung“ verstärkt. Vor einigen Wochen haben die „Ordnungshü­ter“ wieder Massaker an Demonstranten verübt, die gegen die Kolonialherrschaft protestiert und die Unabhängigkeit ihrer Heimat gefordert hatten. Allem Anschein nach scheuen die spa­nischen Kolonialherren kein Mittel, um den „Saharauis“ die Unabhängigkeit vor­zuenthalten. Die Gründe dafür : In dem Wüstengebiet gibt es reichhaltige Eisen - und Kupfererze sowie Phosphatvorkom­men, deren Reserven auf 1,4 Milliarden Tonnen geschätzt werden. In Madrid rechnet man damit, allein durch den Phosphatexport jährlich einen Reinge­winn von etwa 15 Millionen Dollar ein­stecken zu können. Freilich wird diese Rechnung nur dann aufgehen, wenn der „Volksentscheid“ so wie von Madrid geplant verläuft. Ob aber die „Saharauis“ sich weiterhin mit dem Status „spanischer Staatsbürger dritter Güte“ abfinden werden, bleibt abzuwarten. Madrid hat zwar für einen ihm genehmen Ausgang des Referendums gesorgt, die Wüstenbewohner verfügen aber über ein nicht zu unterschätzendes Mittel, mit dem sie früher oder später die spanischen Kolonialisten durchkreu­zen können — die „Sahanauis-Befreiungs­­front“. Franz Köhler Kolonialfinten windiges Wüst Madrid will seinen Sahara-Besitz durch ein Referendum legitimieren El Aiun : BelonbaracUen für die Kolonialtruppen Tag der UdSSR-Militärmarine Rumänische Gäste in Sewastopol Moskau (Agerpres). — Die rumänische Besatzung einer Abordnung von Schiffen der Militärflotte unseres Landes, die auf Einladung des Oberkommandierenden der sowjetischen Militärmarine, Flottenadmi­ral S. G. Gorschkow, zu einem Besuch im Hafen von Sewastopol eingetroffen ist. nahm an den Festlichkeiten anlässlich des Tages der sowjetischen Militärmarine teil. Sie war Gast eines bei dieser Gele­genheit von Admiral W. S. Syssojew, Kommandant der sowjetischen Schwarz­meer-Flotte, gegebenen Empfangs. Der Kommandant der rumänischen Schiffsabordnung, Admiral Mihai Aron hatte eine freundschaftliche Aussprache mit Flottenadmiral S. G. Gorschkow. An der Seite der rumänischen Gäste nehmen an den Festlichkeiten von Se­wastopol auch Abordnungen der bulgari­schen und der jugoslawischen Militär­marine teil, Griechenland : Kabinettumbildung in Sicht Athen (Agerpres). — Der Premier Grie­chenlands, Georgios Papadopoulos, forder­te Montag bei einer ausserordentlichen Kabinettsitzung die Mitglieder seiner Re­gierung zum Rücktritt auf, damit er zur Umbildung des Kabinetts schreiten kön­ne, meldet die griechische Nachrichten­agentur ANA. HRZÜHHI Das -Amt des Generalsekretärs der Organi­sation der Afrikanischen Einheit hat in Addis Abeba Nzo Ekhan N’Gaki übernommen. Seine Anwärterschaft auf das amerikanische Präsidentenamt hat der durch ein Attentat am 15. April verletzte Gouverneur von Alabama, Geörge Wallace, aufgegeben. Er hätte im No­vember als Vertreter einer „Unabhängigen Par­tei“ auftreten können, wie er dies vor vier Jahren tşt. Ein Essen anlässlich des Abschlusses der Besuche Prinz Norodom Sianuks, Staatschef Kambodschas. Vorsitzender der Vereinigten Nationalen Front Kambodschas, in Rumänien, Albanien, Algerien. Mauretanien und. Jugosla­wien gab Tşchou En-lai, Premier des Staatsrats der Chinesischen VR. Ums Leben gekommen sind 38 Personen in­folge eines Zusammenstosses zweier Passagier­flugzeuge der kolumbischen Luftfahrtgesell­schaft „Avianca“. Das Unglück ereignete sich 200 Kilometer nördlich von Bogota über der Ortschaft Villavicencio. Die Daimler-Benz AG und die Volkswagen Werke AG haben beschlossen, ihre auf spani­schem Territorium gelegenen Werke im Hin­blick auf die Erzeugung von leichten LKW zu fusionieren. Eine Mehrheit von 56 Prozent der amerika­nischen Wählerstimmen für Präsident Nixon hat eine Gallup-Umfrage ergeben, gegenüber 37 Prozent für seinen demokratischen Rivalen George McGovern. In Upper Marlboro beginnt der Prozess ge­gen den Wallace-Attentäter Arthur Bremer. Wenn die Jury alle Anklagepunkte für be­gründet findet, kann er mit einer Gefängnis­strafe von über 120 Jahren rechnen. Ein starkes Erdbeben ereignete sich in den Gegenden Jeuneau und Sitka in Alaska. D^s Beben erreichte Grad 7,3 ^uf der Richterskala. Das schwerste Grubenunglück der letzten 35 Jahre in Australien ereignete sich in Ipswich. Die Explosion in einem Kohlenbergwerk for­derte drei Todesopfer, drei Bergleute wurden schwerverletzt, zwölf gelten als vermisst. NEUER WEG / 1. August 1972 Land der internationalen Gespräche 1. August — Nationalfeiertag der Schweiz Reiseaufzeichnungen von Emil Rucker Uber die Schweiz zu schreiben ist nicht leicht. — wenige Länder des Kontinents sind bekannt wie sie, die erste Republik des modernen Europas und noch dazu Bauernrepublik, Mutter der Uhren und der Touristik, Heimat Jean Jacques Rousseaus und Pestalozzis, neutral in den blutigsten Kriegen. Schauplatz zahlreicher Kongresse und Konferenzen, bei denen man versuchte, mittels Vernunft zu be­gradigen, was ihr Gegenteil angerichtet hatte... Der Besucher, der sich irrt Flugzeug diesem Land im Herzen Europas nähert, weiss von der Schule, aus Hunderten Bü­chern, Zeitschriften, Prospekten und ähn­lichem, was er zu erwarten hat; Und doch, wenn sich dieses merkwürdig auf­ragende Hochland vor ihm entrollt, eine Festung bis zu den Zinnen und Türmen der Jurg im Westen, der Alpen im Norden und Südosten, ver­schlägt es ihm den Atem — Gipfel über 3000—4000 Meter, in der Sonne gleissende und bläulich schimmernde Schneefelder, schäumende Wildbäche und lachend grü­ne Täler, herrliche Bergseen, Vierwald­stätter See, Bodensee, Genfersee, Neuen­burger See — es übertrifft alle Erwar­tungen. Und ebenso vielgestaltig ünd ab­wechslungsreich ist das Bild, das ihre Bevölkerung bietet : Zweiundzwanzig Kantone, föderalistisch vereint, jeder Kan­ton mit seinem Parlament, seiner Regie­rung, Deutsche, Franzosen, Italiener und Rätoromanen, viele auch mit ihrer eige­nen Geschichte, und doch zueinanderhal­­tend, vom ersten Tag bis heute über die Stürme der Reformation und der Reli­gionskriege, der Französischen Revolution und Napoleon, Wiener Kongress und Reaktion hinweg. Keine dieser Wogen verschonte die Schweiz von ihrem An­prall, jeder hielt sie stand. Vom ersten Tag : Der 1. August 1291 — der Tag, an dem die drei „Waldstätte“ — Uri, Schwyz und Unterwalden — ihren „Ewigen Bund“ erneuerten, zur Wahrung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit. Die­ser Tag gilt als der „Geburtstag“ der mo­dernen Schweiz und ist heute ihr Natio­nalfeiertag. Schon immer waren sie freie Talgemeinden gewesen : Als die Erschlie­ssung des Gotthardpasses die grosse Pil­gerstrasse nach Italien eröffnete, waren sie es. die die Pilgerströme — oft waren es auch Söldner- und Ritterzüge — gelei­teten — aufnahmen und schützten — Wurzel der Schweizer Touristik ! Ihre Stellung wurde so einzigartig : Schon 1231 war Uri reichsunmittelbar, das heisst, es anerkannte nur den Kai­ser über sich — und der war weit. Es wurde anders mit dem Kaisertum der Habsburger, die die Güter ihres Hauses in der Ost-Nord- und Mittel­schweiz hatten — die Habsburger wollten die Schweiz in den Kern ihrer Hausmacht verwandeln, daher die „Vögte“ und ihre Tyrannei, gegen die die drei Waldstätte schon 1273 ihren „Ewigen Bund“ schlos­sen — 1291 erneuerten sie ihn, erhoben sich und erkämpften ihre Freiheit. Ob es Wilhelm Teil, den „Apfelschuss“ und des „Teils Geschoss“ gab. das den Vogt, Gess­­ler fällte, ist nirgends urkundlich belegt, und das ist auch belanglos : Wie alle Mythen und Sagen, an denen Völker jahrhundertelang gewoben haben, ist sie wahrer als die Wahrheit. Sie fasst eine historische Gegebenheit zum unvergess­lichen Bild, sie schafft dem Sinn Gestalt. Und die Schweizer verteidigten diese Un­abhängigkeit jahrhundertelang immer wie­der von neuem. Die Bauern und Hirten der Eidgenossenschaft — bald waren es schon „acht alte Orte“ CZürich" Glarus, Luzern. Zug und Bern schlossen sich an) — kämpften gegen die gepanzerten Rit­ter der grossen Militärmächte der Zeit : Österreich und Burgund. So verschieden sie sein mögen, haben die Schweizer heute doch viel Gemein­sames — vor allem ihren Fleiss und Ar­beitseifer, die Fähigkeit, aus geringstem etwas zu machen — kein Wunder : Das Land ist eigentlich arm. der Ackerbau sehr erschwert. Daher wird jeder Hand­breit Boden genutzt. Die Schweizer Vieh­zucht ist seit alters her berühmt — und ihre hervorragende Milch führte mit der Zeit zur besten Milchschokolade. In der Industrie richtete man sich mit Bedacht auf die Zweige aus, die ein Mindestmass an Rohstoffen und ein Höchstmass an Qualifikation voraussetzen: Feinmechanik, Chemie. Pharmazeutik, medizinische Ap­paratur. Optik und heute Elektronen­geräte. Rechenmaschinen. Die Uhren nicht zu vergessen : Die Hälfte aller Uhren, die in der Welt erzeugt werden, stam­men aus der Schweiz. Die Uhrenindustrie der Schweiz ist über 200 Jahre alt. Mit­telpunkte sind La Chaux de Fonds, Le Loche. Biel und Solothurn. Manche Schaufenster dort wirken wie wahre Uhrenmuseen. Und dann noch - ein anderes traditio­nell-schweizerisches Gewerbe, wie bereits gesagt aus der Zeit der Pilgerfahrten und Romzüge deutscher Kaiser stammend: Die Touristik : Sie bringt der Schweiz auch heute noch ein Nettojahreseinkommen von 1.8 Milliarden Schweizer Franken ein. Gerade dank ihrer Geschichte und ih­rer Neutralität ist die Schweiz auch zum ..Land der internationalen Gespräche' geworden. Der Ausländer, der nach Genf kommt, besichtigt obligatorisch zuerst die Stätten, die es zur Hauptstadt der Diolo­­matie machen : Auf dem Platz der Na­tionen den viel stockigen, hochmodernen Bau des Palais der Nationen, heute der ständige Sitz mehrerer UNO-Körperschaf­­ten. Dort, in Genf, wirkte der weltbe­rühmte rumänische Diplomat Nicolae Ti­­tulescu vor dem zweiten Weltkrieg beim Völkerbund für die Schaffung eines eu­ropäischen Sicherheitssystems. An dersel­ben Stätte setzen sich heute Vertreter des sozialistischen Rumäniens für Völker­verständigung. für ein Europa des Frie­dens und Zusammenwirkens ein. Genfs Stadtbild wird heute auch durch die Ge­bäude anderer UNO-Institutionen er­gänzt. Und so verlässt der Fremde die Schweiz mit dem Eindruck eines fleissigen, hoch­­begabten. friedlichen Volkes, das schon anderthalb Jahrhunderte keinen Krieg mehr kennt und dem Gedanken des Frie­dens zutiefst ergeben ist. Südafrikanische Küsten vom ÖS bedroht Johannesburg. — Mehr als jedes an­dere Gewässer der Welt ist die viele Tau­sende von Kilometern lange Küste Süd­afrikas im Atlantik und im Indischen Ozean von der Ölpest bedroht. Seit Schliessung des Suezkanals umrunden 20 bis 30 Tankerriesen jeden Tag das Kap der Guten Hoffnung. Die vor allem an der Atlantikküste weithin unbewohnten Strände verlocken die unbeobachteten Tankerkapitäne dazu, ihre ölbunker zu reinigen. Der schwarze Schlick schwemmt zeitweilig mit der Flut auf einer Breite von Hunderten von Kilometern gegen die einst blendendweissen Sandbuchten. An Südafrikas Küsten hat das grosse Sterben begonnen. Nach den Feststellun­gen der heimischen Vogelkundler ist der überwiegend nur noch in Südwestafrika anzutreffende Brillenpinguin vorp Aus­sterben bedroht. Noch 1930 wurden etwa fünf Millionen Exemplare geschätzt. Heu­te gibt es nur noch kaum 100 000 Kor­­morane. Weisse Seeraben und der Alba­tros verenden zu Tausenden mit verkleb­tem Gefieder, Vereinzelt sind schon ganze Küstenstriche ohne jedes Plankton wie ausgestorbeo. Es gibt kein Fischleben mehr. Die dichtbefahrene Kap-Route hat ausserdem das Risiko von Tankerkollisio­­nen beträchtlich erhöht. Als die „Esso Essen“ 1968 nur fünf Kilometer vom Kap entfernt Leck schlug, starben im Ölfilm mit einem Schlag 20 000 Pinguine. Die südafrikanische Regierung wird jetzt von verschiedenen Organisationen gebeten, dem Beispiel europäischer Kü­stenländer und namentlich Grossbritan­niens zu folgen und strafverschärfende Gesetze zum Schutz gegen die Ölpest zu erlassen. Pretoria prüft gegenwärtig den Vorschlag, Küstenflugpatrouillen einzu­richten, um den Tankerkapitänen das Handwerk zu legen. Die Aufklärungsflie­ger sollen für eine spätere gerichtliche Verfolgung der Sündenböcke fotografi­sches Beweismaterial sammeln.

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