Neuer Weg, 1973. március (25. évfolyam, 7407-7433. szám)

1973-03-01 / 7407. szám

Seite 2 Stimmungstest Teilwahlen sind Testwahlen, heisst es in England, ln der harten Auseinander­setzung, die zur Zeit zwischen der Re­gierung und den Gewerkschaften im Gange ist, kommt den Teilwahlen, die heute in drei Wahlkreisen, in Lincoln, im schottischen Dundee East und in Chester-le-Street, stattfinden, die Rolle von wichtigen Stichproben zu. Gewiss wird sich nicht schlussfolgern lassen: Gewinnt der konservative Kandidat, so heisst das, dass der Wähler die Lohn­­und Preispolitik Edward Heaths gut­heisst, ist dagegen der Lahourkandidat erfolgreich, so wünscht derselbe Wähler einen Regierungswechsel. Erstens ist es von der Motivierung, weswegen die Bürger eines Wahlkreises dem einen Kandidaten vor dem anderen den Vorzug geben, ein weiter Weg bis zu der verallgemeinernden Behauptung, des Wählers Gunst im ganzen Land, nei­ge sich dieser oder jener Partei zu. ln zwei von den drei obigen Wahlkreisen wird das Ergebnis ausserdem noch durch die Haltung beeinflusst, die der Kandi­dat in der Frage des Beitritts Grossbri­tanniens zur EWG bezieht, ln Lincoln beispielsweise ist es der als Pro-Euro­päer bekannte und deshalb aus der La­bour Party ausgeschlossene ehemalige Lahourkandidat. der sich der meisten Sympathien erfreut. Andererseits kann das Ergebnis der Stimmenzählung in den drei Wahlkrei­sen sehr wohl Aufschluss geben über die in den Reihen der Bevölkerung herr­schende Stimmung. Die Regierung, soviel ist sicher, wird die Wahlresultaie auf­merksam studieren und, wie das Wo­chenblatt „Tribüne“, ein Organ der La­­bourpartei, schreibt, als eine Vorübung für eventuelle Parlamentswahlen be­trachten, zu denen sie sich kurzfristig entschliessen könnte, wenn der Labour­­partei die siegreiche Rückkehr auf die politische Bühne in den genannten drei Kreisen misslingen sollte ... E. A. Gebirgsseen als Modell für Sonnenenergiespeicher ? Alma-Ata. — Als natürliche Speicher der Sonnenenergie erwiesen sich einige im Hochgebirge Tienschan in unmittel­­bai’er Nachbarschaft des ewigen Eises gelegene Seen. Wie Wissenschaftler aus Alma-Ata feststellten, sinkt selbst im strengen Winter die Temperatur dieser Seen nicht unter plus zehn bis zwölf Grad ab. Im Sommer erwärmen sie sich auf etwa 50 Grad Celsius. Untersuchun­gen ergaben, dass in jedem Liter See­wasser über 3» Gramm, verschiedenster Salze gelöst sind. Daher kann das Wasser die Wärme der Sonne gut akku­mulieren und sie mehrere Monate lang bewahren. Die Erforschung dieser Gebirgsseen wird weitergeführt. Sie sollen den so­wjetischen Wissenschaftlern als Modell für die Schaffung künstlicher Sonnen­energiespeicher dienen, um diese Wärme volkswirtschaftlich nutzbar zu machen. Während Stromausfall im Fahrstuhl eingeschlossen New York. — Ein Stromausfall hat den Verkehr sowie die Versorgung der Be­völkerung mit elektrischer Energie in ver­schiedenen Teilen von New York lahm­gelegt. Der Verkehr im grössten Teil Brooklyns sowie in Staten Island stock­te, die Züge der Untergrundbahn sowie Lifts blieben stehen und vier Kranken­häuser mussten durch Notstromaggregate der Polizei versorgt werden. Rund eine Million Menschen waren von dem Ener­gieausfall betroffen. Aus steckengebliebenen Aufzügen in verschiedenen Wolkenkratzern New Yorks wurden mehrere Personen erst durch die Hilfe der Feuerwehr und der Polizei be­freit. Jupiter*Atmosphäre im Laboratorium Washington. — Zur Vorbereitung der für Ende dieses Jahrzehnts geplanten beiden Flüge zum Jupiter versuchen amerikanische Wissenschaftler zur Zeit, die atmosphärischen Bedingungen um den wolkenverhangenen Planeten in ei­nem Laboratorium der Universität von Maryland zu simulieren. Sie schliessen nicht aus, dass in der obersten Wolken­schicht die chemischen Bedingungen für primitive Lebensformen vorhanden sein könnten. „Der Jupiter hat heute mögli­cherweise eine Art von Atmosphäre wie die primitive Erde vor vier oder vierein­halb Milliarden Jahren. Deshalb könn­ten die Reaktionen, die zur Entstehung des Lebens hier führten, dort zur Zeit stattfinden“, erklären die Wissenschaft­ler. Fahndung nach Bormann geht weiter Frankfurt. — Obwohl das im Dezem­ber 1972 in Westberlin gefundene Ske­lett mit dem des Hitler-Stellvertreters und ehemaligen Reichsleiter s Martin Bor­mann „sehr wahrscheinlich identisch ist“, sind Frankfurts Staatsanwälte wei­terhin zur Fahndung nach Bormann verpflichtet. Das erklärte Oberstaatsan­walt Metznen Nach Metzners Angaben hat die Staatsanwaltschaft beim Oberlandesge­­richt Frankfurt erst vor kurzem wieder einen Brief des in Wien lebenden „Eichmann-Jägers“ Simon Wiesenthal mit einem neuen Hinweis auf den an­geblich noch lebenden Bormann erhal­ten. Wiesenthal habe sich auf ein ano­nymes Schreiben mit einem „Tip“ bezo­gen, wo Bormann „jetzt lebt“. Für den Westberliner Gerichtsmedizi­­nér, der das bei Bauarbeiten im Tiergar­ten gefundene Skelett untersuchte und mit noch vorhandenen persönlichen Merkmalen Bormanns verglich, ist der Fall geklärt. „Er hat es leichter als wir“, sagen die Frankfurter Staatsanwälte. Der Gerichtsmediziner sei „keine amtli­che Stelle, die verbindlich den Tod des seit dem 2. Mai 1945 gesuchten Martin Bormann erklären kann“. Deshalb will die Staatsanwaltschaft auch das medizi­nische Gutachten des Gerichtsmediziners noch durch ein anderes Universitäts­institut überprüfen lassen. Wieviel Geld bisher die Jagd nach Martin Bormann gekostet hat, ist nicht registriert worden. Die Schätzungen schwanken zwischen einer und vier Millionen Mark. Von der internationalen Vietnam-Konferenz Schlussdokument wird vorbereitet Paris (Agerpres),-— Im Palais Majestic wurden die Arbeiten der internationalen Vietnam-Konferenz, die aufgrund des Ab­kommens über die Einstellung des Krie­ges und die Wiederherstellung des Frie­dens in Vietnam einberufen wurde, fort­gesetzt. Den Vorsitz der Dienstagsitzung führ­ten abwechselnd der Aussenminister der Polnischen VR, Stefan Olszowski, und der Aussenminister Kanadas, Mitchell Sharp. Es sprachen der Aussenminister Indone­siens, Adam Malik, der Aussenminister der Polnischen VR, Stefan Olszowski, der Aussenminister der DR Vietnam, Nguyen Duy Trinh, der Aussenminister Gross­britanniens, Alec Douglas-Home, der Au­ssenminister der Republik Vietnam, Tran Van Lam, und der Aussenminister der UdSSR. Andrej Gromyko. UNO-General­­sekretär Kurt Waldheim hielt ebenfalls eine Rede. Ebenfalls am Dienstag trat der von der Konferenz gebildete Redigierungsaus­­schuss zusammen. Den Vorsitz führen die Vertreter Polens und Kanadas ; dem Ausschuss gehören Experten und Berater der an der Konferenz teilnehmenden De­legationen an. Aufgabe des Ausschusses ist es, einen Entwurf zum Schlussdoku­ment der Internationalen Vietnamkonfe­renz vorzubereiten. Die nächste Sitzung der Konferenz wurde für Donnerstag anberaumt. Besprechungen in Paris Paris (Agerpres). — In Paris fand eine Aussprache zwischen UNO-Generalsekre­­tär Kurt Waldheim und dem Aussenmi­nister der UdSSR, Andrej Gromyko, statt, die sich anlässlich der Internationalen Vietnam-Konferenz in der Hauptstadt Frankreichs aufhalten, meldet TASS. UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim stattete dem Aussenminister der Revolu­tionären Provisorischen Regierung der Republik Südvietnam, Frau Nguyen Thi Binh, einen Besuch ab, meldet die Viet­namesische Nachrichtenagentur. Paris (Agerpres). — Der Aussenmini­ster der Sowjetunion, Andrej Gromyko, und der US-Staatssekretär William Ro­gers, die an der Internationalen Vietnam- Konferenz in Paris teilnehmen, hatten eine Aussprache. Wie TASS meldet, wur­den Fragen im Zusammenhang mit den sowjetisch-amerikanischen Beziehungen sowie verschiedene Probleme von bei­derseitigem Interesse erörtert. Saigon verletzt Pariser Abkommen Südvietnam (Agerpres). — Die Nach­richtenagentur „Die Befreiung-1 meldet, dass eine Kompanie der Saigoner Zivil­garde mit Hilfe von Artillerie einen An­griff im Raum von Nam Ban, Provinz Tuyen Duc, verübt hat, wo auf Vor­schlag der Revolutionären Provisorischen Regierung der Republik Südvietnam eine Begegnung mit der RPR-Delegation in der Gemischten Militärischen Gruppe von Dalat stattfinden sollte. Bei diesem Angriff wurden vier Personen getötet und andere zwei verwundet. Die genannte Nachrichtenagentur ver­urteilt diesen von der Saigoner Admini­stration vorsätzlich verübten, äusserst schwerwiegenden Zwischenfall und be­tont, dass dies eine Verletzung des Pari­ser Vietnam-Abkommen ist. Volksversammlung in Laos Prinz Sufanuvong begrüsste Unterzeichnung des Abkommens Sam Neua (Agerpres). — Im befreiten Gebiet von Laos, in Sam Neua, fand eine grosse Volksversammlung statt. Sie war vom Zentralkomitee der Patriotischen Front von Laos einberufen worden, um die Unterzeichnung des Abkommens über die Wiederherstellung des Friedens und des nationalen Einvernehmens in Laos zu begrüssen. Anwesend waren: Prinz Sufanuvong, Vorsitzender des ZK der PFL, und ande­re Leitungsmitglieder der Patriotischen Front sowie Khamsouk Keola, Vorsitzen­der der Allianz der Patriotischen Neu­tralistischen Kräfte von Laos, und ande­re führende Vertreter der Allianz, Prinz Sufanuvong hielt eine Rede, wor­in er betonte, dass die Unterzeichnung des Abkommens ein Ergebnis des Kamp­fes der Patriotischen Front von Laos und der Patriotischen Neutralistischen Kräf­te und zugleich ein gemeinsamer Sieg der drei Völker Indochinas ist. Der Redner wies darauf hin, dass der durch die Unterzeichnung des Abkom-mens über die Wiederherstellung des Friedens und des nationalen Einverneh­mens in Laos errungene Sieg den Be­weis erbracht hat, dass, wie stark die Kräfte der Aggression auch sein mögen, ein Volk nicht unterjocht werden kann, das für die Verteidigung seines Landes, für die Durchsetzung seiner nationalen Rechte und für die Erhaltung des Welt­friedens kämpft. Prinz Sufanuvong erklärte: „Die Pa­triotische Front von Laos wird sämtli­che Bestimmungen des Abkommens ge­nau einhalten und behält sich das Recht vor, jede Sabotage, die die andere Seite gegen den Frieden verüben sollte, abzu­wehren.“ Khamsouk Keola erklärte seinerseits, dass sich die Patriotischen Neutralisti­schen Kräfte von Laos den Bemühungen der Patriotischen Front von Laos und des ganzen Volkes anschliessen, um für ein dauerhaftes nationales Einvernehmen zu wirken. Dahomey: Verschwörung aufgedeckt Ehemalige hohe Offiziere wollten Mitglieder der Regierung ermorden Cotonou (Agerpres). — Der Staatschef Dahomeys, Kommandant Mathieu Kere­­kou, gab in einer vom Sender „Die Stimme der Revolution“ ausgestrahlten Erklärung bekannt, dass eine Ver­schwörung aufgedeckt wurde, die darauf abzielte, mehrere Mitglieder der Regie­rung und des Revolutionären Militär­komitees zu ermorden. Mehrere Perso­nen wurden verhaftet. Ohne Namen zu nennen, gab der Staatschef Dahomeys bekannt, dass die meisten Verschwörer ehemalige hohe Offiziere sind, die nach dem 26. Oktober 1972 ihrer Ämter enthoben worden wa­ren. Er fügte hinzu, dass es dem Rädels­führer der Verschwörung gelungen ist, zu fliehen und dass er aufgefordert wurde, sich innerhalb von 12 Stunden den Behörden zu stellen. Kommandant Kerekou behauptete, dass die Verschwörer finanzielle Unter­stützung aus dem Ausland erhalten haben, gab jedoch keinerlei Einzelheiten hierüber bekannt. Die permanente Krise der amerikani­schen Eisenbahnen hat einen neuen Hö­hepunkt erreicht. Die Treuhänder der grössten Eisenbahngesellschaft Penn Central haben der verschreckten Regie­rung in Washington mitgeteilt, dass der kränkelnde Riese eine Finanzspritze von mindestens 600 Millionen Dollar an Steuergeldern braucht, wenn er bis 1976 überleben will. Nachdem man zu­nächst gehofft hatte, mit staatlichen Bürgschaften von 100 Millionen Dollar den Riesen nach der Bankrotterklärung vom Juni 1970 wieder auf die Beine stel­len zu können, hat sich inzwischen her­ausgestellt, dass die Penn Central ein Fass ohne Boden ist und die Dollar­scheine nicht so schnell gedruckt wer­den können, wie die Schuldenberge an­­wachsen. Die vier Treuhänder müssen jetzt in ihrem Bericht an Distriktrichter John Fullman in Philadelphia einräumen, dass die Fortschritte bei der Reorganisa­tion des bankrotten Unternehmens lang­samer gewesen sind, als man erhofft hatte. Sie stellen die Regierung vor drei Alternativen, wie sie der Penn Central über den Berg helfen kann: 1. der US-Kongress greift in die Steuerkasse und bewilligt eine Subven­tion von 600 Millionen Dollar bis 1976 und weitere 200 Millionen in den folgen­den Jahren. 2. die Gesellschaft übergibt ihre Schienenstränge einer öffentlichen oder halböffentlichen Gesellschaft, die Regie­rung übernimmt die Instandhaltung der Schienenwege und die privaten Gesell­schaften zahlen Gebühren für die Be­nutzung der Schienen. Diese Gebühren werden zwischen der Regierung und Penn Central geteilt. 3. die amerikanische Regierung kauft oder mietet die Wegerechte der fir­meneigenen Schienenstränge, um den fortgesetzten öffentlichen Transport zu sichern und die Ansprüche einiger Gläu­biger zu befriedigen. Eine vollständige Verstaatlichung des Penn Central verliert täglich 1 Million Dollar Den amerikanischen Eisenbahnen geht es immer schlechter Unternehmens wird von den Treuhän­dern als eine unnötige und schlechte Wahl abgelehnt. Die Verstaatlichung wäre auch in den USA ein politisch hochexplosiver Schritt, doch weiss heute noch niemand, ob der Kongress bereit ist, diese astronomischen Summen für ein unrentables Unternehmen zu bewil­ligen. Es steht nämlich heute schon fest, dass die Penn Central auch mit den ge­forderten 800 Millionen Dollar nicht grundlegend saniert werden kann. Penn Central verliert nach konserva-tiven Schätzungen an jedem Tag zwi­schen 500 000 Dollar und einer Million, die 26 000 Gläubiger haben bisher uner­füllte Forderungen in Höhe von 3,34 Mil­liarden Dollar angemeldet, und die ge­stundeten Steuern haben sich seit dem Bankrott auf 300 Millionen angehäuft. Daneben ist der komplexe Fall geradezu ein Festessen für das Heer der Anwälte, die seit Jahren horrende Gebühren kas­sieren. Ein Jurist der regierungsamtli­chen „Securities and Exchange Com­mission“ meinte: „Wie oft gibt es einen solchen fetten Brocken! Es ist der Wunschtraum eines jeden Anwalts, Penn Central ist wie das Schälen einer Zwie­bel. Für jede neue Haut braucht man einen neuen Anwalt.“ Es sind jedoch auch andere Faktoren, die den Fall für die Treuhänder so un­lösbar machen. Die Reorganisation ist nur unter dem Gesichtspunkt der Ra­tionalisierung möglich. So sollten das Schienennetz von 35 000 Kilometern fast um die Hälfte reduziert und unrentable Teilstrecken stillgelegt werden. Die tech­nische Instandhaltung dieser Neben­strecken kostete ein Vielfaches der Ein­nahmen auf diesen Wegen. Die „Inter­state Commerce Commission“ hat jedoch nur das Verkürzen des Netzes auf rund 23 000 Kilometer genehmigt... Die Penn-Central-Katastrophe ist zwar der spektakulärste Fall, doch ist er symptomatisch für die Situation der meisten privaten Eisenhahngesellschaf­ten. Sie haben es in den letzten 50 Jah­ren sträflich vernachlässigt, ihre tech­nische Ausrüstung zu erhalten oder zu verbessern. Die Schienen sind für hohe Geschwindigkeiten zu unsicher, die Bahnhöfe sind verkommen, der Wagen­park teilweise unbrauchbar und die Verkehrskontrolle nicht zentralisiert. Penn Central allein müsste nach dem Bericht der Treuhänder in den nächsten Jahren 435 Millionen Dollar für Schie­nenreparaturen und Verbesserungen der Weichen und Barrieren ausgehen. 34 Millionen sollen für die Reparatur von Fracht- und Güterwagen aufgewendet werden. Der unentrinnbare Teufelskreis, in den die Penn Central geraten ist, zeigt sich an einem Beispiel. Die Ge­sellschaft hat sich für 50 Millionen Dol­lar von General Motors 114 Diesel-Loks auf 20 Jahre gemietet. Der Kaufpreis dieser Lokomotiven wäre jedoch nur 31 Millionen gewesen, doch war dafür kein Kapital vorhanden. Die US-Regierung steht vor dem Di­lemma, entweder den Eisenbahnriesen endgültig sterben zu lassen oder aber bei einer massiven finanziellen Stüt­zung Gefahr zu laufen, dass die krän­kelnden Konkurrenten mit offenen Hän­den und leeren Taschen nach Washing­ton kommen, um sich mit Steuergeldern helfen zu lassen. Die technische Unzu­länglichkeit der amerikanischen Eisen­bahnen zeigte Sich in den letzten Mona­ten, als grosse Weizenverkäufe ins Im folgenden ein Bericht, der die so­zialen Aspekte des Falles beleuchtet. Anfang Februar traten die 90 000 An­gestellten der Pennsylvania Central- Eisenbahngesellschaft in den Ausstand und legten damit den Personen- und Warenverkehr im Osten der USA lahm. Pressemeldungen zufolge soll die Eisen­bahnergewerkschaft (TUT) diesen Streik zum Protest dagegen ausgerufen haben, dass die Unternehmer 6000 Eisenbahner zu entlassen beabsichtig len. Kurz darauf stellte es sich heraus, dass der Streik vom Treuhänderrat der Firma vorsätz­lich provoziert worden war, der durch die Drohung mit Entlassungen das Wei­­sse Haus und den Kongress erpressen wollte, die Firma vor einem zweiten Bankrott zu retten, bei dem diesmal al­les in die Brüche gegangen wäre. Kaum war der Streik ausgerufen, ver­abschiede der Kongress auf Antrag des Weissen Hauses innerhalb von knappen sechs Stunden eine Gesetzesvorlage, Ausland eins goldene Profitchance für die Eisenbahnen boten. Der Mangel an Wagen und eine schlechte Organisation haben diese Chance in ein Chaos ver­wandelt. 10 000 mit Weizen beladene Wagen standen wochenlang in den Hä­fen und blockierten den Transport an­derer Waren. Die Bauern im Mittleren Westen bangen um die Lieferung des Kunstdüngers für die Frühjahrssaat. Die Strafen für verspätete Lieferungen schlagen hei den Eisenbahngesellschaf­ten hart zu Buche. Der Penn-Central-Bankrott ist im Grunde nur die Spitze des Eisbergs, und der Kongress wird auf die Dauer kaum darum herumkommen, in den sauren Apfel der Verstaatlichung zu heissen, wenn das Eisenbahnwesen in den USA von Grund auf saniert werden soll. (Gekürzt aus „Die Weltwoche“, Zürich) durch die der Streik untersagt wurde. Durch dieses Gesetz wurde die Entlas­sung der 6000 Arbeiter rückgängig ge­macht, und die Streikenden mussten ihre Tätigkeit für einen Zeitraum von 90 Tagen wieder aufnehmen, innerhalb dessen die Verhandlungen zwischen den Vertretern der Eisenbahner und des Treuhänderrates zwecks Beilegung des Arbeitskonflikts weiiergeführt werden müssen. Ein Vertreter der Transport­­arbeitergewerkschaft erklärte in diesem Zusammenhang: „Da gibt es nichts zu verhandeln und auch nichts zu regeln. Unsere Forderung ist ebenso eindeutig wie lebenswichtig für das Schicksal der 6000 Eisenbahner, die entlassen werden sollen, und ihre Familien ■ Rückgängig­machung des Beschlusses, diese Leute zu entlassen.“ Im Einklang mit dem vom Kongress verabschiedeten Gesetz muss das Weisse Haus nach Ablauf der 90- tägigen Suspendierung des Streiks die letzte und endgültige Entscheidung tref­fen. Ausland Die Vorbesprechungen in Helsinki Helsinki (Agerpres). — In Helsinki ge­hen die vielseitigen Vorbesprechungen betreffend die Vorbereitungen der ge­samteuropäischen Sicherheitskonferenz weiter. Die Vertreter der UdSSR, Frank­reichs, Rumäniens, Grossbritanniens, Ita­liens, Belgiens, Polens, Spaniens, der DDR, Maltas und Bulgariens wiesen dar­auf hin, dass man sich über allseitig an­nehmbare Lösungen einigen müsse. Die Beratungsteilnehmer einigten sich im Prinzip über die Ausarbeitung der Tagesordnung und die Aufgaben der Kommissionen, die in der zweiten Etap­pe der gesamteuropäischen Konferenz ih­re Tätigkeit entfalten werden. Es wurde beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bil­den, die unverzüglich die mit dem er­sten Tagesordnungspunkt im Zusammen­hang stehenden Vorschläge prüfen und die Aufgaben der zuständigen Kommis­sion festlegen soll.. Botschafter Burlacu bei Premier Sedki Kairo (Agerpres). — Der Premiermini­ster der Arabischen Republik Ägypten, Aziz Sedki, hat den Botschafter der So­zialistischen Republik Rumänien in Kai­ro, Petre Burlacu, empfangen. Zwischen dem ägyptischen Premiermi­nister und dem rumänischen Botschafter fand eine herzliche Aussprache statt, in deren Verlauf die günstige Entwicklung der Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern gewürdigt wurde. Gemäldediebstahl aus Verehrung für van Gogh Paris. — Ein Pariser Gericht hat einen britischen Seemann zu zwölf Mo­naten Gefängnis verurteilt, von denen er aber nur drei verbüssen muss. Das Gericht fand den 23jährigen Angehö­rigen der britischen Handelsmarine für schuldig, versucht zu haben, aus dem Pariser Musee des Paumes ein Gemälde von Vincent van Gogh zu stehlen. Er begründete sein Handeln folgender­­massen: , Als er im November vergan­genen Jahres nach Paris gekommen sei, habe es ihn masslos verärgert, dass am früheren Wohnort des Künstlers auf dem Montmartre keine Gedenktafel zu finden war. Er habe daher beschlossen, an dem Haus ein Originalwerk des Ma­lers anzubringen. Um diesen Vorsatz zu verwirklichen, schlug der Seemann im Musee des Paumes, das zum Louvre gehört, eine Fensterscheibe ein und entwendete ein Gemälde van Goghs, auf dem die Wohnung des Künstlers in Arles zu sehen ist. Wenige Minuten später wurde er bereits gefasst. Einen zweitägigen Besuch stattet der bri­tische Premierminister Edward Heath in Bonn ab. 'Er wird Besprechungen mit Kanzler Willy Brandt über die Ost-West-Beziehungen, die europäische Sicherheit, die Lage in Nah­ost, Wirtschaits- und • Währungsfragen sowie über die Politik im Bereich der Energie­wirtschaft führen. Dies ist das erste Treffen Heath—Brandt seit dem am 1. Januar 1973 er­folgten Beitritt Grossbritanniens zur EWG. Abgelehnt hat das kanadische Parlament einen Tadelsantrag, den die konservative Op­position gegen Finanzminister John Turner eingebracht hatte, worin dieser beschuldigt wurde, keine wirksamen Massnahmen zur Bekämpfung' der Inflation getroffen zu haben. Der Antrag wurde mit 140 gegen 111 Stimmen zurückgewiesen. Für die Minderheitsregierung Pierre Elliott Trudeau stimmten auch die 31 Abgeordneten der Neuen Demokratischen Par­tei. Der westdeutsche Aussenminister Walter Scheel wird Ägypten, Jordanien und den Li­banon in der Zeit vom 13. bis 26. Mai d. J. besuchen. Dies gab ein Sprecher des Bonner Aussenministeriums bekannt. Norwegen will jede wie immer geartete Werbetätigkeit für Tabak und Zigaretten ver­bieten. Das Parla.ment hat eine diesbezügliche Gesetzesvorlage angenommen und das Mi­nisterium für Soziaifrag'én beauftragt. die entsprechenden Massnahmen zu treffen. Das libanesische Parlament hat das Staats­budget 1973 in Höhe von 1 080 775 000 liba­nesischen Pfund, das sind 360 Millionen Dollar, genehmigt. 23 Prozent der Budgetzuwendun­gen sind für Verteidigungszwecke bestimmt. Siegreich abgeschlossen wurde der Streik der 11000 Lehrer in Philadelphia, der seit September 1972 dauerte. Die Streikenden haben einen neuen Tarifvertrag durchgesetzt, worin bessere Arbeits- und Lebensbedingun­­g'en vorgesehen sind. Dollar weiter umstritten EWG-Partner fordern: Schluss mit willkürlicher Leitwährung Washington Ap NW: „Ein neues aus­geglichenes westliches Währungssystem, das für Spekulationen auf internationa­len Devisenmärkten weniger Möglich­keiten bietet, ist dringend notwendig“, erklärte US-Vizefinanzminister Paul Vol­ker, der dem Senat die Gesetzesvorlage über die zehnprozentige Abwertung des Dollars unterbreitete. „Die beiden Ab­wertungen des Dollars, die wir seit 1971 vorgenommen haben, waren sowohl für die USA als auch für die anderen Län­der eine unangenehme Erfahrung. Ob­schon sie zwecks Durchführung einer umfassenden Neuordnung unserer Wirt­schaft unbedingt notwendig waren, darf es in Zukunft keine .Politik der Abwer­tung’ geben“, betonte er, wobei er neuerlich darauf hinwies, dass eine künftige Währungsreform mit einer Neuregelung der westlichen Handelsbe­ziehungen überhaupt Hand in Hand ge­hen müsse. Im Zusammenhang mit dieser Neure­gelung führte Peter Peterson, Wirt­schaftsberater des US-Präsidenten und ehemaliger Handelsminister der USA, während seiner Europa-Tournee in Rom, Bonn, Paris, London und Brüssel Bespre­chungen mit den zuständigen Stellen der erweiterten EWG, wobei er ihnen die Besorgnis Washingtons über das ständige US-Handelsdefizit zum Aus­druck brachte und sie aufforderte, den amerikanischen Export nach Westeuropa zu fördern. Er betonte, dies sei natür­lich nur möglich, indem die gegenwär­tigen Beschränkungen für den US-Ex-port erleichtert und niedrige Zolltarife für die amerikanischen Erzeugnisse zu­gebilligt werden. Andererseits machte der belgische Fi-) nanzminister und derzeitige Vorsitzende des EWG-Ministerrates, Willy Declercq, in einem in Brüssel veröffentlichten Do­kument kein Hehl daraus, dass die jüngste Dollar-Abwertung „ohne vorhe­rige Beratung mit den westeuropäischen Partnern der USA“ vorgenommen wurde. Er betonte, dass „zwei Dollar-Abwertun­gen von insgesamt 18 Prozent innerhalb von nur 14 Monaten sehr viel sind, vor allem wenn man bedenkt, dass diese Massnahme in einem Augenblick getrof­fen wurde, da die Preise in Westeuropa viel rascher gestiegen sind als in den USA. Es ist somit keineswegs ausge­schlossen, :dass die Parität des Dollars auf einem niedrigeren Stand festgelegt wurde als dies in Wahrheit der Fall sein müsste“. Was die künftigen Verhandlungen über eine Revidierung des westlichen Währungssystems anbelangt, äusserte der belgische Finanzminister Declercq die Meinung, dass die EWG-Länder vor allem durchsetzen müssen, dass der Dol­lar seine Rolle als Leitwährung einbüsst. Da das gegenwärtige Währungssystern den USA gestattet, ihr Defizit dadurch zu decken, dass sie immer wieder neue Dollar-Scheine in Umlauf setzen, müssen die Vereinigten Staaten in Zukunft dazu angehalten werden, ihr Defizit auf an­dere Weise — durch Gold, Sonderzie­hungsrechte u. a. — zu regeln. Unwetter über Schneefälle und Sturmböen behindern Athen (Agerpres). — Starke Schnee­­und Regenfälle werden aus Griechen­land gemeldet. In Mazedonien und im Epirus liegt die Schneeschicht bereits 30 Zentimeter hoch. Schneetreiben und Sturmböen haben den Strassen- und Flugverkehr weitgehend gestört, im Griechenland den Verkehr Hafen Ägina ist ein panamesischer Frachter gesunken. Im Landwirtschafts­gebiet von Pygros (östlicher Teil des Peloponnes) verursachten Schnee und Regen Sachschäden von rund 15 Millio­nen Drachmen. Starke Schneefälle waren dieser Tage auch in mehreren Ländern Westeuropas zu verzeichnen. Schneetreiben, Sturmböen und Glatteis behinderten in weiten Teilen Westdeutschlands den Verkehr. Wie bei PrienIChiemsee (unser Bild) kam es auf den Autobahnen zu Massenkarambolagen, die mehrere Menschenleben forderten NEUER WEG / 1. März 1973 Rhodesien provoziert am Sambesi Smith-Truppen erneut in Sambia eingedrungen Lusaka (Agerpres). — Ein Sprecher der Regierung Sambias gab bekannt, dass rhodesische Streitkräfte neuerlich auf das Territorium Sambias eingedrungen sind und dort Minen gelegt haben. Bei der Explosion einer Mine im Raum von Chi­­rundu kamen zwei Personen ums Leben. Andere zwei erlitten schwere Verletzun­gen. Dies ist der fünfte derartige Zwi­schenfall, der sich in diesem Raum seit dem 9. Januar d. J. ereignet hat, als die rassistische Regierung Ian Smith die Grenze zu Sambia sperren liess. Die Regierung Sambias protestiert ge­gen die Diversionshandlungen, die die Souveränität des Landes verletzen, er­klärte der Sprecher. Aufforderung an UNO-Generalsekretär New York (Agerpres). — Der vom Sicherheitsrat 1968 gegründete Aus­schuss zur Überwachung der Durch­führung der von der UNO über die rassistische Regierung Rhodesiens ver­hängten Wirtschaftssanktionen ersuchte UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim, sich mit den Regierungen Giechenlands, Norwegens, Hollands, Grossbritanniens, Nigerias, der Südafrikanischen Republik, Italiens und Westdeutschlands in Ver­bindung zu setzen und sie darauf auf­merksam zu machen, dass Frachter unter der Flagge dieser Länder Chrom und andere Waren aus Rhodesien in die USA befördern. Überdies wurde der UNO-Generalsekretär ersucht, von den genannten Regierungen Aufklärungen darüber zu verlangen, welche Mass­nahmen sie zu treffen beabsichtigen, um zu vermeiden, dass die Eigentümer dieser Frachter in Zukunft die vom Sicherheitsrat über die rassistische Re­gierung Rhodesiens verhängten Sank­tionen umgehen.

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