Neuer Weg, 1984. augusztus (36. évfolyam, 10943-10968. szám)

1984-08-01 / 10943. szám

Seite 2 Venezuela verhandelt über Neustaffelung der Schulden Caracas. — Der Vertreter Venezuelas bei den Verhandlungen über die Rück­zahlung der Auslandsschulden, Carlos Guillermo Angel, wies in einer Fernseh­erklärung darauf hin, dass sein Land den Gläubigern die Umschuldung eines Betrags in Höhe von 22 Milliarden Dol­lar vorgeschlagen hat, meldet die Nach­richtenagentur Reuter. Er präzisierte, dass diese Finanzoperation über eine Periode von 10—15 Jahren gestaffelt werden könnte. Gegenwärtig beträgt die Aussen­­schuld Venezuelas 34 Milliarden Dollar. Quito. — Ekuador Unterzeichnete ein Abkommen mit den ausländischen Gläu­bigern über die Neustaffelung seiner Aus­landsschulden, meldet die Nachrichten­­' agentur IPS mit Bezug auf ein in Quito veröffentlichtes Kommuni qué. Das) Ab­­kommen sieht vor, dass Ekuador die Um­schuldung von 600 Millionen Dollar, die 1984 fällig sind, gewährt wird. USA: Drogenkonsum lässt Kriminalität ansteigen Washington (Agerpres). — Der Scha­­: den, der durch den Drogen- und Narko­­tika-Konsum im vorigen Jahr in den Vereinigten Staaten entstanden ist, be­läuft sich vorläufigen Angaben zufolge ' auf 59,7 Milliarden Dollar, erklärte der . Direktor des Büros für Gerichtsstatistik ; der USA, Steven Shlesinger, auf der Lan­­deskonferenz der US-Gouverneure. Ob­zwar diese Ziffern erschreckend sind, sind die Folgen der von Süchtigen ver­übten Gemeinverbrechen noch erschrek­­kender. Etwa zehn Prozent der Drogen­abhängigen begehen täglich Verbrechen. England: Über 21 Millionen von der Dürre getroffen London. — Die britische Regierung er­­liess einen neuen Aufruf an die Bevöl­kerung, unter den Bedingungen der schwersten in diesem Jahrhundert in Eng­land verzeichneten Dürre die Wasser­sparmassnahmen' streng einzuhalten. Der Minister für Wohnungen und Bauwesen, Jan Gow, wies im Parlament darauf hin, dass Gebiete mit einer Gesamtbevölke­­• rung von 21 Millionen Einwohnern von der Dürre betroffen sind; er präzisierte, dass in einigen Regionen im Nordwesten . Englands die im Zeitabschnitt Januar- Juli verzeichnete Niederschlagsmenge die ■niedrigste der letzten 91 Jahre war Taifun-Opfer in Japan Tokio (Agerpres). — Auf der Höhe der japanischen Insel Kyushu tobten in den letzten Stunden heftige Stürme. Bisher wurden 14 Matrosen als vermisst gemel­det. 13 davon befanden sich an Bord ei­nes in der Nähe von Nagasaki unterge­­r! gangenen Frachters. Ein weiteres Schiff scheiterte während des Taifuns nahe der Insel Kyushu. » • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Das hält keine Ehe aus Das vergebliche Hoffen auf Job können viele nicht verkraften (I) Hamburg Fünf kleine Sparschweine stehen in der Vitrine. Sie gehören den Kindern der Arbeiterfamilie Janssen aus Bremen-Blu­menthal. Die Sparschweine sind leer, denn die Eltern können den Kindern kein Ta­­: schengeld geben. Der Vater nimmt im !; Höf hinter dem kleinen Häuschen sein Mofa auseinander, bis nur noch der Rah­men auf einem Holzbock liegt. Das Mofa ist völlig in Ordnung, es gibt eigentlich l; nichts zu reparieren. Er macht dasi „nui so“, damit er „was zu tun hat“. In der Küche lässt Waltraud Janssen eine Zei­tung verschwinden, in der ein Bericht ■' über die Kirmes im benachbarten Stadt­­- teil Vegesack steht. „Das müssen die Kin­der nicht unbedingt mitkriegen, denn es schmerzt, ihnen alles abschlagen zu müssen“, erklärt die 32jährige. Ihr Mann Geike ist seit September 1979 arbeitslos. Vom Arbeitsamt bekommt der 35jährige alle zwei Wochen 314 Mark und 60 Pfennig Arbeitslosenhilfe, seine Frau erhält im Monat 391 Mark Sozialhilfe und 850 Mark Kindergeld. Das Geld muss rei­chen, um fünf Kinder satt zu kriegen, um Strom, Heizung und Wasser zu bezahlen, um die Familie einzukleiden. „Es langt vorne und hinten nicht. Weiter als bis morgen dürfen wir nicht denken, sonst können wir uns gleich einen Strick neh­men“, sagt Geike Janssen. Früher ging der kräftige Mann als Fi­scher auf See. Als die Fang-Flotte den Betrieb einstellte, war er seinen Job los. Weil es in seiner Heimat Ostfriesland keine offenen Stellen gab, zog er nach Bremen und arbeitete auf dem Bau. Bis auch dort seine Arbeitskraft nicht mehr gebraucht wurde. Ein Schicksal, das mit ihm allein in Bremen 40 000 andere Men­schen teilen. Entsprechend trostlos sind seine Zukunftschancen. An bessere Zeiten erinnern nur noch die Tätowierungen auf Geike Janssens muskulösen Oberarmen: „Anne love me“, „Mike mein Herz“, „Meine ganze Liebe gehört Waltraud“. Doich die Liebe zu sei­ner Frau Waltraud hat durch die lange Arbeitslosigkeit einen Knacks bekom­men. „Früher hatten wir selten Krach, aber heute machen wir kaum die Augen auf und haben uns schon in den Haaren“, erzählt Frau Janssen. „Wir sind alle schrecklich nervös“, ergänzt ihr Mann, „man schreit sich an, man schreit die Kinder an und wartet ständig, dass die Bombe platzt.“ Fast jeden Tag fährt der Vater mit seinem Mofa die Baustellen ab und fragt, ob er mit anpacken könne. Doch es gibt für ihn nichts zum Anpacken. „Dabet wäre es mir völlig egal, welche Arbeit ich kriege, und wenn ich dabei bis zur Schulter in der Scheisse stehen müsste.“ Seine Frau ist froh, wenn er morgens das Haus verlässt. Dann gibt es wenigstens keinen Streit. Manchmal bricht Geike Janssen schon früh um sechs auf, setzt sich an die Weser und grübelt. „Da denkst du häufig, hau einfach ab. Aber wegen der Kinder tust du es dann doch nicht.“ Seine Frau wollte aufgeben — sie ver­suchte, sich die Pulsadern aufzuschnei­den. Der 14jährige Michael holte damals den Pastor zu Hilfe, der die verzweifelte Frau „zur Vernunft brachte“. Doch der Appell an die Vernunft fällt schwer, wenn eine Familie Tage durchleiden muss), an denen es nur Haferflocken mit Wasser gibt, an denen man sparen muss, aber nicht mehr weiss, wo. Nadine, 7, Nicole, 12, und Michael können in der Schule nicht wie ihre Klas­senkameraden Kakao trinken, weil die El­tern das Kakao-Geld von 1,40 Mark pro Woche und Kind nicht aufbringen. Als Nicoles Klasse ins Schullandheim fuhr, musste sie daheimbleiben. Denn 170 Mark für die Klassenreise war den Eltern zu viel. Geike Janssen leistet sich schon lange nur noch ab und zu mal ein Bier. Manch­mal schenkt ihm eine Nachbarin ein paar Dosen, die er sich für besondere Anlässe aufhebt. Trotz des Versuches einer langfristigen Planung bringen unvorhergesehene Ereig­nisse den Familien-Etat immer wieder durcheinander. Die Ölrechnung muss be­glichen werden, und wenn die 388 Mark für den Strom nicht bald überwiesen sind, zwicken die Stadtwerke die Leitung wieder ab. Der Schäferhund „Fanto“, an dem die Kinder besonders hängen, ist im Gemeindeblatt zum Kauf angeboten. Vom Sozialamt bekommt Frau Janssen Ratschläge wie diese: „Man kann ein Kind für 30 Mark voll einkieiden, man muss nur wollen.“ Oder: Lassen Sie sich doch scheiden.“ Denn bei der Bemessung der Sozialhilfe wird das Arbeitslosengeld des Familienvaters berücksichtigt, so dass es ohne Mann' auch mehr Sozialhilfe gäbe. Waltraud Janssén liess sich tatsächlich 1982, im siebten Monat schwanger, schei­den: „Ich dachte mir, am laufenden Band fliegen die Fetzen, und dann bekommt man auch noch weniger Geld wegen ihm.“ Aber sie blieb mit ihrem Mann zu­­sammem Sie hatte nicht das Herz, ihn zu verlassen. Deshalb verweigerte das Amt die Aufstockung der Sozialhilfe. Begrün­dung: Mehr Geld gibt es nur, wenn der Mann auszieht. Auch ohne Empfehlung der Sozialäm­ter trennen sich immer mehr Paare, weil sie den Belastungen, die die Ar­beitslosigkeit mit sich bringt, nicht ge­wachsen sind. Der Bremer Diplom-Psy­chologe Hans Schindler befürchtet, dass „mit der Dauer der Arbeitslosigkeit der Druck auf die Familien immer stärker wird. Uber längere Zeit verkraften das nur Beziehungen, die schon zuvor äusserst stabil waren“. Nach einer Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen ist die Schei­dungsquote unter den arbeitslosen Ze­chenarbeitem dreimal so hoch wie unter den Kumpeln mit Arbeit. „Bei fast jeder zweiten Scheidung“, so die Hamburger Familienrichterin Brigitte Stetninger, „ist der Mann ohne Arbeit.“ Und die Rechts­anwältin Gisela Friedrichs berichtet, dass in den Frauenhäusern zunehmend Frauen leben, die von ihren arbeitslosen Ehe­männern verprügelt wurden. Nich nur der materielle Verlust sorgt für zunehmenden Konfliktstoff, sondern auch die wachsende psychische Labilität der Betroffenen. „In unserer Gesellschaft ist die Arbeit zum zentralen Lebensin­halt hochgeschraubt worden, so dass sich jeder ohne Arbeit zwangsläufig überflüs­sig Vorkommen muss. Deshalb . verlieren auch viele von ihnen ihr Selbstbewusst­sein“, erklärt der Psychologie-Professor Dr. Ali Wacker aus Hannover. Am schlechtesten geht es dabei gerade den­jenigen, die sich besonders intensiv um eine neue Stelle bemühen und sich da­durch zwangsläufig auch mehr Absagen einhandeln. ¥ Urteil zum Quaken München. — Frösche dürfen nachts nach Herzenslust quaken, obwohl sie dabei so viel Lärm ma­­■ 'cKc.n wie ein 'Moped. Das würde jetzt durchi Richterspruch einem Tierfreund in Niedergründau (BRD) bescheinigt, der zum Leidwesen sei­nes Nachbarn bei sich Frösche be­herbergt. Der Rechtsstreit hatte be­gonnen, als der Froschliebhaber ei­nen künstlichen Teich anlegte, um den vom Aussterben bedrohten Tieren eine neue Heimat zu bie­ten. Der vom nächtlichen Gequake gestörte Nachbar führte ein Lärm­gutachten ins Feld, nach dem das Froschkonzert immerhin mit rund 70 Dezibel — etwa der Lautstärke eines mit 40 Kilometer in der Stun­de fahrenden Mopeds — gemessen wurde. Ausland Beziehungen Rumänien-Kongo entwickeln Brazzaville: RKP-Vertreter richtete Grussbotschaft an Kongress Brazzaville (Agerpres). — Im Rahmen der Arbeiten des III. Kongresses der Kongolesischen Partei der Arbeit, der in Brazzaville stattfindet, richtete Genoss“ Miu Dobrescu, Stellvertretendes Mitglied des Politischen Exekutivkomitees des ZK der RKP, Vorsitzender des Zentralen Par­teikollegiums, Vertreter unserer Partei auf dem Kongress, seitens der Ru­mänischen Kommunistischen Partei, ih­res Generalsekretärs, Genossen Nicolae Ceauşescu, an die Teilnehmer, an alle Parteimitglieder, an das ganze kongolesi­sche Volk einen herzlichen Freundschafts­­gruss und den Ausdruck der Gefühle militanter Solidarität. Er unterstrich die Tatsache, dass die Beziehungen zwischen unseren Parteien und Völkern eine kontinuierliche Ent­wicklung und Festigung im Geiste der Solidarität, der Freundschaft, der gegen­seitigen Achtung erfahren. Diesen Bezie­hungen liegen die Treffen und die von den Führungen unserer Parteien und Länder getroffenen Vereinbarungen zu­grunde, die bedeutende Momente darstel­len in der Entwicklung der rumänisch­kongolesischen Freundschaft und Solida­rität im Interesse der beiden Völker, der Einheit aller fortschrittlichen und revolu­tionären Kräfte in der Welt. Unser Land unterstützt mit Entschlos­senheit die Bemühungen der afrikani­schen Völker um die restlose Beseitigung der imperialistischen, kolonialistischen und neokolonialistischen Politik, um die Festigung der nationalen Unabhängigkeit, um die Gewährleistung ihres ökonomi­schen und sozialen Fortschritts. Rumänien' ist der Ansicht, dass die Entwicklungslän­der ihre Solidarität und Zusammen­arbeit festigen und. geeinter handeln müssen, um eine gemeinsame Strategie für die Verhandlungen mit den entwik­­kelten Ländern zwecks Lösung der schwerwiegenden Fragen der Unterent­wicklung und für die Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung festzule­gen. An der Lösung der wichtigen und kom­plexen Fragen unserer Epoche müssen unter Bedingungen der Gleichheit alle Staaten, ohne Unterschied der Grösse oder der Gesellschaftsordnung, und insbe­sondere die kleinen und mittleren Län­der, die Entwicklungsländer und die nichtpaktgebundenen Staaten teilnehmen, die unmittelbar an einer unabhängigen Politik der Zusammenarbeit und des Friedens interessiert sind. Abschliessend bekräftigte der Redner den Wunsch, die Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit zwi­schen der Rumänischen Kommunistischen Partei und der Kongolesischen Partei der Arbeit, zwischen Rumänien und Kongo, zwischen unseren Völkern auch in Zu­kunft zu entwickeln, und wünschte vollen Erfolg bei der Entfaltung des Kongresses und bei der Durchführung der Beschlüsse, die angenommen werden, bei der künfti­gen Tätigkeit der Partei. UdSSR: Vorschläge Moskau (Agerpres). — Die sowjetische Presse veröffentlichte „Die Vorschläge der Sowjetunion für die Regelung der Lage im Nahen Osten“. „Der einzig ge­rechte und effiziente Weg für die Ge­währleistung der grundlegenden Lösung der Frage des Nahen Ostens“ — heisst es unter anderem darin — ist der der kollektiven Anstrengungen unter Teil­nähme aller interessierten Seiten, mit an­deren Worten die Verhandlungen im Rahmen einer internationalen Nahost- Konferenz unter der Ägide der Verein­ten Nationen. Die Konferenz muss zur Unterzeichnung eines Abkommens oder mehrerer Abkommen führen, die vorse­hen: den Abzug der israelischen Truppen aus allen ab 1967 besetzten arabischen Gebieten; die Verwirklichung der legiti­men nationalen Rechte des arabischen für Nahost-Lösung Volkes Palästinas, einschliesslich des Rechtes auf die Errichtung des eigenen Staates; die Schaffung eines Zustandes des Friedens und die Gewährleistung der Sicherheit und der unabhängigen Ent­wicklung aller in den Konflikt verwickel­ten Seiten. Es ist notwendig, dass inter­nationale Garantien für die Einhaltung der Bestimmungen einer solchen Rege­lung ausgearbeitet und angenommen wer­den. An der Konferenz müssen alle an Israel angrenzenden arabischen Länder, das heisst Syrien, Jordanien. Ägypten und Libanon, wie auch Israel teilnehmen. Die Organisation für die Befreiung Palästinas muss unbedingt gleichberechtigter Konfe­renzteilnehmer sein. An der Konferenz müssen ebenfalls die UdSSR und die USA als Kopräsidenten der vorangegangenen Nahostkonferenz beteiligt sein. Internationale Konferenz ohne Beteiligung der OBP nicht denkbar Israel: An-Najah-Hochsdiule geschlossen Verhandlungen im Hinblick auf die Tel Aviv (Agerpres). — Eine Woche nach den Legislativwahlen in Israel, bei denen keine der beiden wichtigsten poli­tischen Formationen — der Likud-Block und die Partei der Arbeit — die absolute Mehrheit erzielt hat, werden die politi­schen Konsultationen zur Bildung einer Koalitionsregierung fortgesetzt. Wie die Nachrichtenagentur.. Reuter meldet, führ­ten die Vertreter des , Likud-Blocks f und der Partei der Arbeit Montag Verhand­lungen mit Leadern der kleineren Par­teien. Laut den Nachrichtenagenturen UPI und AP sicherte sich die Partei der Arbeit, die über drei Parlamentssitze mehr als der Likud-Block verfügt, die Unterstützung der Shinui-Partei sowie der Bewegung für die Bürgerrechte und brachte es somit auf insgesamt 50 Man­date. Der Likud-Block seinerseits wird von den Parteien Tehiya, Morasha und Shas unterstützt. Die Regierung kann jene politische Formation bilden, die sich die Unterstützung von mindestens 61 Abgeordneten sichert. Der Präsident des Staates Israel, Chaim * Herzog, begann Dienstag die Beratungen mit den Führern der wichtigsten Par­teien zwecks Prüfung der Fragen betref­ Bildung einer neuen Regierung fend die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Diese Entscheidung traf der israelische Staatschef nach einer Unterredung mit Premierminister Yitz­hak Shamir und mit dem Chef der oppo­sitionellen Partei der Arbeit, Shimon Pe­res, meldet der Rundfunksender Israel, auf den die Nachrichtenagentur MEN Bezug nimmt,," ■ir Israelische Truppen unternahmen einen Raid in der Universität An-Näjah in Nablus, der grössten palästinensischen Hochschuleinrichtung am von Israel be­setzten Westufer des Jordan, informiert die Nachrichtenagentur United Press In­ternational. Infolge dieser Unterdrük­­kungsaktion, in deren Laufe, laut palästi­nensischen Quellen, zehn Personen ver­haftet wurden, schlossen die israelischen Militärbehörden die Universität für vier Monate, melden die internationalen Nachrichtenagenturen. Die- Entscheidung wurde dadurch gerechtfertigt, dass im Gebäude der Universität Propaganda­materialien zugunsten der Organisation für die Befreiung Palästinas gefunden wurden. Frankreich erwartet ein heisser Herbst (Fortsetzung von Seite 1) Rom (Agerpres). — In der italienischen Ortschaft Comiso, in deren Nähe die Mi­litärbasis liegt, wo die Stationierung amerikanischer Kernraketen mittlerer Reichweite begonnen hat, wurde das in­ternationale Treffen „Das Mittelmeer — ein Meer des Friedens“ beendet Die Ak-tion wurde auf Initiative der italienischen Friedenskampfkomitees und anderer ge­sellschaftlicher Organisationen veranstal­tet. Es nahmen auch Vertreter von Anti­kriegsbewegungen aus Anrainerstaaten des Mittelmeeres teil. Eine Delegation seitens, der Organisation für die Be­freiung Palästinas war ebenfalls beteiligt. Andenpaktländer: Verluste wegen US-Protektionismus Caracas (Agerpres). — In der Zeit­spanne 1980—1983 mussten die Länder des Andenpakts — Bolivien, Kolumbien, Ekuador, Peru und Venezuela — infolge der protektionistischen Massnahmen der USA und der unrechtlichen Bedingungen der Handelsaustausche mit den kapitali­stischen Industrieländern Verluste in Höhe von über 3 Milliarden Dollar hin­nehmen. Die Verringerung der Einkünfte aus dem. Export führte .wiederum zu ei­ner Verschlechterung der Solvenz dieser Länder, die zusammen Auslandsschulden von mehr als 65 Milliarden Dollar haben. 1978 belief sich der Aufwand für den Schuldendienst auf 17,5 Prozent des Ex­porterlöses, voriges Jahr betrug er be­reits 53,3 Prozent. Der Landesverband der metallurgischen und Förderindustrie Venezuelas prote­stierte kürzlich energisch gegen die von den USA für eine Reihe von Stahlsorten aus einigen Ländern Lateinamerikas ver­hängten Importrestriktionen. Zahme Levante-Otter Moskau. — Wenn Raissa Gorenko im usbekischen Dorf Guschsai den Tisch deckt, giesst sie seit acht Jahren Milch in eine Tasse und klopft solange, bis eine nunmehr anderthalb Meter lange Levante-Otter ihr Versteck verlässt und sich „zu Tisch“ begibt. Legt sich die Herrin schlafen, dann / richtet sich die Giftschlange auf ihrem Liegebrett vor dem Bett ein. Steht die Frau morgens auf, schickt sie ihre „Lebensgefährtin“ wieder in die Behausung. Übrigens gibt es auch seit acht Jahren in der Umge­bung des Hauses keine Mäuse mehr. RürzgrWeit Ein Kommunique der Organisation des Südwestafrikanischen Volkes (SWAPO), das in Luanda veröffentlicht wurde, besagt, dass das südafrikanische Regime die bila­teralen Verhandlungen von vergangene! Woche auf den Kapverden zum Scheitern gebracht hat. Die Behörden in Pretoria, so das Dokument, haben die SWAPO-Vor­­schläge abgelehnt, denenzufolge der UNO­­Generalsekretär ersucht werden sollte, „für die Durchführung des UNO-Plans zur Er­langung der Unabhängigkeit Namibias“ zu wirken. Italiens Premierminister Bettina Craxi hat zwei neue Regierungsmitglieder er­nannt. Pierluigi Romita wurde Budgetmi­nister, während Carlo VizzinS für regionale Fragen verantwortet. Beide gehören der Sozialdemokratischen Partei an. Um durchschnittlich 15 Prozent wurden in Israel die Preise für Grundnahrungsmit­tel angehoben, meldet Reuter. Verteuert wurden unter anderem Teigiwaren, Milcher­­zeugnisise, Speiseöl. Cezar Virata wurde vom philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos mit der Bil­dung einer neuen Regierung betraut. Vor­her war Virata aufgrund der Verfassungs­­bestimmungen vom Parlament zum Pre­mierminister wiedergewählt worden. Die öffentlichen Schulden Indiens belau­fen sich gegenwärtig auf etwa 750 Milliar­den Rupien, berichtet die in Delhi erschei­nende Zeitung „National Harold“. Davon machen die Auslandsschulden rund 250 Mil­liarden Rupien aus. Beim Sitz der Vereinten Naiionen in New York hat der UN O-Sonder nusschuss zur Ausarbeitung einer Konvention betreffend die Bekämpfung der Anwerbung, des Ein­satzes. der Finanzierung und Ausbildung von Söldnern, seine Tätigkeit wiederaufge­nommen. Ein solches Dokument erschien als nötig, da nach dem Zweiten Weltkrieg die Söldner in zumindest 200 bewaffneten Konflikten in Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas eingesetzt worden sind. Chinesisch-britische Gespräche fanden in Peking zwischen Deng Xiaoping, Vorsitzen­der der Zentralen Konsailtativkornmission der Chinesischen VR. und dem britischen Aussenminister Geoffrey Howe statt, Den.g Xiaoping erklärte, so Neues China, dass die Gesoräche mit dem britischen Minister in der Hongkong-Frage zu positiven Ergeb­nissen geführt haben und in einer Atmo­sphäre der Verständigung und des Zusam­menwirkens vertiefen. Der Präsident Guyanas Forbes Burnham wies in einer Rede in Georgetown darauf hin, dass die Regierung beschlossen hat, den Prozess der Aufnahme der ökonomisch und Handelskooperation mit den sozialisti­schen Ländern zu beschleunigen. Erspriesslicher Der kürzliche Freundschaftsbesuch D urch den Freundschaftsbesuch, den Genosse Todor Shiwkoff, General­sekretär des ZK der Bulgarischen Kommunistischen Partei, Vorsitzender des Staatsrätes der VR Bulgarien, unse­rem Land am Sonntag abgestattet hat, ist die Chronik, der traditionellen rumänisch­bulgarischen Beziehungen um ein neues bedeutendes Ereignis bereichert worden. Die Dauerhaftigkeit der Verbindungen zwischen den beiden Völkern sowie die sich in ständiger Entwicklung befindli­chen Beziehungen der vielschichtigen Zu­sammenarbeit der beiden sozialistischen Länder wurden auch bei dieser Gelegen­heit erneut unter Beweis gestellt. Die langjährige Freundschaft und gute Nachbarschaft zwischen Rumänien und Bulgarien hat sich im Kampf für die Verwirklichung der Freiheit und nationa­len Unabhängigkeit gefestigt und findet nach wie vor ihren vielseitigen Ausdruck in der engen Zusammenarbeit beim Auf­bau der sozialistischen Gesellschaftsord­nung. Der beim jüngsten Aufenthalt des hohen bulgarischen Gastes auf rumäni­schem Boden von den Partei- und Staats - chefs, den Genossen Nicolae Ceauşescu und Todor Shiwkoff, erneut bekräftigte Wunsch nach weiterer Vertiefung und Ausweitung der Beziehungen gewinnt durch die Tatsache, dass beide Länder und Völker, demnächst die Jahrestage grosser historischer Ereignisse feiern werden, an Bedeutung. Der 40. Jahres­tag der antifaschistischen und antiimpe­rialistischen Revolution der sozialen und nationalen Befreiung in Rumänien sowie jener der Beseitigung des monarchistisch­­faschistischen Regimes und des Sieges der sozialistischen Revolution in Bulga­rien verweisen auf die ähnliche ge­schichtliche Entwicklung der beiden Völker und werfen ein Lieht auf die beeindruckenden Leistungen, die diese Nachbarländer in den Jahren des sozia­listischen Aufbaus erzielt haben. Bei den im Verlauf der zwei letzten Jahrzehnte häufig erfolgten gegenseiti­gen Besuchen auf höchster Ebene, den Treffen und Gesprächen zwischen den Genossen Nicolae Ceauşescu und Todor Shiwkoff, hat die erspriessliche bilate­rale Kooperation stets starke Impulse er­halten. In diesem Sinne erwies sich auch das kürzliche Gipfeltreffen für die künf­tige Entwicklung der rumänisch-bulgari­schen Zusammenarbeit als bestimmend. Während des Bulgarien-Besuchs, den Ge­nosse Nicolae Ceauşescu zusammen mit des Genossen Todor Shiwkoff Genossin Elena Ceauşescu in diesem Frühjahr unternahm, wurden neue Richtpunkte festgelegt, vor allem was die langfristige Kooperation in den ver­schiedensten Bereichen anbelangt. Beson­dere Aufmerksamkeit wurde der be­schleunigten Verwirklichung des ge­meinsamen hydrotechnischen Komple­xes Turnu Măgurele — Nikopbl ge­schenkt sowie der Vertiefung der Zu­sammenarbeit im Rahmen des Schwer­maschinenbetriebs Giurgiu — Russe. Für die vielseitige Kooperation der beiden Länder bietet zweifellos auch der Ver­trag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand, der die Un­terschriften der beiden Partei- und Staatschefs trägt, einen günstigen Rah­men. Das Volumen der Wirtschafts­beziehungen verdoppelt sich praktisch in jedem Planjahrfünft und die Verbindun­gen in den Bereichen Wissenschaft und Technik, Bildung, Kultur und Kunst werden von Jahr zu Jahr vielgestaltiger. Wie aus dem Kommuniqué ersichtlich, das nach Abschluss des Besuchs des bulgarischen Partei- und Staatschefs in unserem Land veröffentlicht wur­de, führten Genosse Nicolae Ceauşescu und Genossin Elena Ceauşescu mit Genossen Todor Shiwkoff während der Schiffahrt auf dem Donau-Schwarz­­meer-Kanal sowie beim offiziellen Diner Gespräche zu Fragen der Entwicklung der rumänisch-bulgarischen Beziehungen und zu Aspekten der Lage in der Welt. Hervorgehoben wurde die Notwendig­keit, die Zusammenarbeit auf internatio­naler Ebene zu verstärken, um der durch die ständige Verschlechterung der Lage in der Welt verursachten Konfrontation Einhalt zu gebieten, Entspannung zu er­wirken, Abrüstung und Frieden zu ver­wirklichen. In diesem Zusammenhang zeigten sich die Gesprächspartner ent­schlossen, die Beziehungen der guten Nachbarschaft zwischen den Balkanlän­dern zu fördern, um diesen Raum in eine Zone der Verständigung und Koopera­tion, in eine kernwaffenfreie Zone um­zuwandeln. Sowohl durch den Inhaltsreichtum des Dialogs als auch durch die Wichtigkeit der behandelten Themen gilt selbst die­ser kurze Besuch des Genossen Todor Shiwkoff in unserem Land als Zeugnis der Intensität und Dauerhaftigkeit der Beziehungen zwischen unseren Völkern und Ländern. Gerda Bach Dioxin-Skandal Bei einer Fabrik für chemische Abfälle in der Nähe von Falkirk (Mittelschott­land) sind nach Angaben der britischen Tageszeitung „Times“ Rückstände einer Abart des hochgiftigen Dioxin gefunden worden. Die Anrainer befürchten eine „ökologische Katastrophe“,, hiess es in dem „Times“-Artikel. Sie seien alarmiert über Babys mit angeborenen Augendefek­ten, sterbendes Vieh und Missgeburten von Kälbern sowie die hohe Krebsrate in der Region. „Die Times“ stützt sich in ihrem Be­richt auf Angaben des aus Kanada stam­menden Wissenschaftlers Brock Chittam. Er will auf einem etwa drei Kilometer von der Fabrik entfernten Acker Spuren von chloriertem Dioxin gefunden haben. Dabei handelt es sich um eine nicht ganz so gefährliche Abart von TCDD-Dioxin. TCDD spielte beim Skandal im italieni­schen Seveşo eine Rolle sowie beim Gift­stoff „Agent Orange“, den die USA in Vietnam einsetzten. in Schottland Die Fabrik bei Falkirk gehört dem Un­ternehmen Re-Chem International. Es weist alle Beschuldigungen nachdrücklich zurück. Re-Chem *■ - v§riprenpt chemische,, Abfallprodukte aus aller Welt. Darunter ist angeblich auch PCBS (Polychlorinated BiphehylsJ, :das’ im, yérgaoigenen Jahr 3n| «den USA wegen seiner krebs- und miss-' bildurigsfördernden Wirkung verboten worden ist. Nach Angaben von Experten kann beim Verbrennen von PCBS auch Dioxin entstehen. Rund 16 000 Menschen aus der Umge­bung des schottischen Werkes hatten kürzlich in einer Unterschriftenaktion die Schliessung der Fabrik oder klare Si­cherheitsgarantien verlangt. Der für Schottland zuständige Staatssekretär der britischen Regierung, George Younger, ordnete vor kurzem eine Untersuchung der Krankheitsbilder der Gegend an,' schloss jedoch eine Schliessung des Werks aus. Chemikalie war wegen krebsfördernder Wirkung verboten worden Der fliegende Italien: Verjüngungskur für das Die Einwohner Roms erlebten unlängst ein nicht alltägliches Schauspiel. Mehr als sechs Stunden dauerte ein Flug der Sta­tue des Erzengels Michael, die seit etwa 230 Jahren den Rundbau der Engelsburg am Tiberufer krönt. Das fünf Meter hohe und rund drei Tonnen schwere Stand­bild ist — wie so viele römische Bau­denkmäler — durch Umweltverschmut­zung baufällig geworden und wird in den nächsten Monaten einer gründlichen Überholung unterzogen. Die schon seit geraumer Zeit von Ge­rüsten gestützte Bronzefigur wurde zuvor in luftiger Höbe in ihre Einzelteile zer­legt und in achtzehn Kisten verpackt, de­ren Transport in den Burghof ein Hub­schrauber übernahm. Nach der glückli­chen Landung stellte sich heraus, dass die Bronze nur Oberflächenschäden auf­weist, die in einem Labor, welches' in der Engelsburg eingerichtet worden ist, besei­tigt werden können. Ernster stellt es um den Steinsockel, auf dem die Figur ver­ankert ist. Er verwitterte im Laufe der Zeit und soll durch eine stabile, Eisenkon­­struktion ersetzt werden. In Rom rechnet man damit, dass die Engelsburg noch vör Jahresende ihr weithin sichtbares Wahr­zeichen zurückenhält. Die Engelsfigur auf der oberen Burg­terrasse ist in den vergangenen Jahrhun­derten wenigstens fünfmal ausgewechselt worden. Verbunden ist sie mit einer Le­gende: Anno 590 soll anlässlich einer Bittprozession gegen Pest der Erzengel über der Burg erschienen sein und Rom von der Seuche befreit haben. Ursprüng­lich war die Engelsburg ein Mausoleum, das im Jahre 138 u. Z. für den römischen Kaiser Hadrian und seine Nachkommen errichtet wurde. Es galt seinerzeit als eines der prächtigsten Zeugnisse altrömi­scher Baukunst. Im Laufe der Jahrhun­derte änderten sich Aussehen und Bedeu­tung der Cäsaren-Grabstätte. Vermutlich um das Jahr 403 erfolgte ein Ausbau, der das Mausoleum mit der Stadtmauer verband und zu einem Brük­­kenkopf am Tiber wenden liess. Der 73 Meter hohe Rundbau war damals mit vie­len Statuen geschmückt, die geopfert wur­den, als 537 die Goten Rom berannten. Man stürzte nämlich die kostbaren Mar­morfiguren auf die Stürmenden hinab. Zerstört und wieder aufgebaut, wurde das einstige Mausoleum im zehnten Jahrhun­dert in eine starke Festung umgewandelt, in der auch Päpste Zuflucht fanden. Der in der Literatur und in Filmen häufig erwähnte Laufgang zum Vatikan entstand drei Jahrhunderte später. Die Geschichte der Engelsburg — seit 1911 Museum— ist von Intrigen und Mord begleitet. In den lichtlosen unter­irdischen, Verliesen -wurden Kriegs- und Staatsgefangene festgehalten. Zu ihnen zählte auch der italienische Abenteurer und Hochstapler Graf Cagliostro, der vor zweihundert Jahren nahezu alle Haupt­städte Europas als Goldmacher und Gei­sterbeschwörer .unsicher machte. Die Michael-Statue ist übrigens nicht die erste ihrer Art, die vom Sockel der Burgkuppel abhob; 1497 explodierte in der Burg eine Pulverkammer, und - der Ahnherr des jetzt zur Überholung demon­tierten Bronze-Engels flog unfreiwillig in die'Luft. (Aus „Wochenpost“, Berlin) Michael Wahrzeichen der Engeisburg I% Kernphysiker fanden sechstes Quark (Fortsetzung von Seite 1) aus theoretischen Gründen angenommen wurde, bis jetzt unauffindbar gewesen. Das Interesse der Teilchenphysiker in aller Welt richtete sich daher verstärkt auf dieses Quark, das die Symetrie zu den sechs „leichten“ Partikeln, den Lep­tonen, hersteilen sollte. Die Quarks und Leptonen stellen die elementarste Klasse von Partikeln dar — winzigen Materieteilchen, die die Grund­lage zum Aufbau des gesamten Univer­sums bilden. Das nun entdeckte Quark „t-top“ ergänzt und vervollständigt die Reihe der bisher bekannten fünf Quarks namens „up“, „down“, „stränge“, „charm“ und „bottom“. Insgesamt unterscheiden die Physiker 24 solcher Grundbausteine, nämlich die sechs leichten (Leptonen) und sechs schweren (Quarks) sowie jeweils deren Anti-Teilchen, die durch ihre ent­gegengesetzte Ladung bestimmt sind. Damit ist es den Physikern gelungen, ihr Bild vom grundlegenden Aufbau der Materie zu vervollständigen. Bereits im letzten Jahr hatten die CERN-Pyhsiker die subatomaren Pärtikel „z-zero“ und „w“ entdeckt, was damals als der grösste Erfolg in der seit einem Vierteljahrhun­dert andauernden Fahndung nach den kleinsten Teilchen der Materie und zur Erklärung von deren Aufbau gewertet worden war. NEUER WEG / 1. August 1984 (Aus „Volksstimme“, Wien)

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