Neues Pester Journal, April 1877 (Jahrgang 6, nr. 91-119)
1877-04-01 / nr. 91
»BW,Sonntag «Unter dem Titel»Frühling am Pruth«bringt die „Allg. Zeitung” aus Augsburg die folgende Schilderung eines neuen vufsischen fliegenden Korps, das soeben errichtet wurde: „Am Bruth beginnt es zu grünen, die Winterstürme ruhen und geschehen die umfassendstten Maßregeln, um die Aktion mit allem Nachdruch beginnen zu können. Besdenklich klingt Hiebei die Nachricht, da knapp an der moldauischen Grenze gegen die Dobrudscha hin, also gegen das russische Einfallsthor in die Türkei, unter Leitung des Generals Skobeleff, eine Art fliegendes Korps ergasniiirt werde, dessen Elemente sich aus verschiedenen Abtheilungen der Kosakenheere refratiren. E53 wurden demselben Kojaken-Sotnien vom Kuban und Teres, von Biastigorst und vom Don zugetheilt, eine große Zahl der Streiter ist sogar mohamedanischen Glaubens, und sie haben ihre Feld-Imame bei sich. Nach dem, was die russischen Zeitungen über diese Truppe schreiben, sol ihr rein militärischer Zweck ziemlich untergeordnet sein, und ihre Hauptaufgabe vielmehr darin bestehen, als vollkommen selbstständiges fliegendes Korps, theilS der Armee voraus, theilt ihr zur Seite oder im Rüden eine Art Feldpolizei im größeren Maßstabe zu üben, und — Die menschenwürdige Kriegführung von Geite des Feindes zu überwachen. Sie übernimmt die Verpflichtung eine jede Grausamkeit blutig heimzuzahlen, mohamedanische Yandbewohner, die im Verdacht einer gefährlichen Konspiration gegen die russischen Truppen stehen, sofort unschädlich zu machen u. d al m. Rußland greift hier zu einem sehr verwegenen Mittel. Bei der Wildheit v dieser bereits westawärts von Afterman konzentrirten Horden, welche selbst russische Zeitungen unummunden gestehen und an denen sie sogar ein gelindes M Wohlgefallen zu verspüren scheinen, kann man füglich gefaßt sein, in diesem bevorstehenden Krieg Dinge zu vernehmen, die mit den laut proflamirten Humanitätabsichten Nußlands im direkten Genenfache stehen dürften. Die bulgarischen Gräuel sollen also entzprechend gerächt werden, den Ticherkeffen ein ebenbürtiger Feind — an Grausamkeit und Tüde — entgegenstellt werden. Eine schöne Perspektive für die Kulturmission Mußlands im Orient.” “ Das gemeinsame Kriegsministerium hat, wie eine Rotalkorrespondenz meldet, mit Bezug auf die Eventualität der Mobilisieung zum Studium des Eisenbahnbetriebes den Hauptmann des Generalstabes, Theodor Bozkiofa Ritter von Treuensee, entsendet, welcher Anfangs April seine Aufgabe übernimmt. Der gemeinsame Finanzminister hat sich beim ungarischen Finanzminister" darüber beschwert, daß die dem Lebteren unterstehenden, außer der Hauptstadt befindlichen Kafsen in ihren Geldsendungen oft auch solche, für den ferneren Verkehr unbrauchbar gemachte Staatsnoten zu 50 Gulden einsenden, welche zum großen Theil noch länger hätten erfuhren, und deren Verwendbarkeit man bei sorgfältigerer Manipulation hätte erkennen können. Da dies eine ungerechtfertigte Vermehrung der Notenerzeugungskosten nach sich zieht, hat der ungariische Finanzminister den betreffenden Kassen die strengeng ertheilt, daß sie bei der Ausscheidung der fragenden Staatsnoten künfzig mit größerer Sorgfalt vorgehen und zu derartigen Beschwerden nicht mehr Anlaß geben sollen. & Der Gelegentwurf über die Aburtheilung der Wahlmißbräume duch die fon. Kurie wurde bereits, wie „Hon“ mittheilt, Sr. Majestät zur Genehmigung vorgelegt. An derartigen Angelegenheiten wird ein aus drei (oder Fünf) Mitgliedern bestehender Senat urtheilen und die erforderliche Untersuchung an Ort und Stelle durch einzelne gerichtliche Grmissionen vornehmen lassen. „ Das Handeld- und Aderbauministerium gibt bekannt, daß im Sinne einer im rumänischen Amtsblatte erschienenen Verfügung die dortigen Bezirksbehörden angezwiesen wurden, behufs Verhinderung der Einschleppung der Phylloxeravastatrix die sofortige Verbrenenung sämmtlicher aus dem Auslande importirter Pflanzensendungen anzuordnen. Ames Petter Journal. ur Tagesgeschcte. Wie die Bulletins über das Befinden eines Kranken, wenn sie all Hin und wieder hoffnungsvol Lauten, die Besorgniß nicht verscheuchen, daß das Leiden troßdem die Mebermacht behalten werde so rufen Die Bulletin über den friedlichen Umschwung der rufsischen Bolitis überall Zweifel hervor. Um eine Nuance sind auch bereits heute die Bulletins trüber gefärbt, als gestern. Die Abrüstungsfrage, welche 10 geeignet ist, die Empfindlichkeit der militärischen Shre wachzurufen, dürfte auch nach ihrer Trennung vom Protokoll nicht so bald ihre Erledigung gestunden haben. Der Kern der Frage dreht sich noch immer darum, inwiefern Nußland überhaupt die Demobilisirung zugestehen will. Wenn auch Die Abrüstung — wie die neueste Wendung lautet — nicht in’s Protokoll aufgenommen wird, so ist sie doch der Schlüssel zum Geheimniß der Lage. Von der Lösung dieser Frage hängt der Friede die Welttheils ab. Dabei erscheint er noch immer nicht rar, von welchen türkischen Maßnahmen die Abrüstung Rußlands abhängig gemacht wird. Nach beiden Seiten liegen eine Menge Kombinationen und Borsschläge vor. So heißt es u. A., daß die mündliche Zusicherung des Kaisers Alexander die Garantie für die Abrüstung Nurlands bieten sol. Dann wird der italienische Borsschlag ventilixt, daß die Türkei ihre Truppen von der Donau zurüdziehen solle, damit Aukland mit Wahrung der Ehre abrüsten könne. Kunz die friedliche Wendung hat noch immer seine feste Gestalt angenommen; die Verhandlungen sind zwar im Gange, aber ihr Verlauf ist noch keineswegs zu eösemptiren. PBielfach wird übrigens dem Grafen Andrasfy das Berdienst zugeschrieben, die neue Wendung der Friedendeverhandlungen hervorgerufen zu haben. “ An Folgendem registriren wir die Stimmte eines hervorragenden Wiener Blattes über die Lage: „Man darf nicht übersehen — heißt es Daselbst — daß in der Abrüästungsfrage der Schwerpunkt der Entscheidung liegt. Ob die Mächte ein Protofoll unterzeichnen, in welchem sie, die Beischlüsse der Konferenz wiederholend, ihren Wunsch nach der Durchführung der Reformen in der Türkei in mehr oder minder drängender Weise aussprechen, das ist für die Erhaltung des Friedens lange nicht so wichtig, als die Entwaffnung der beiden Gegner, die sich nun schon seit Monaten kampfbereit gegenüberstehen. Das Ansinnen, daß die Türkei zuerst entwaffnen solle, hat England abgewiesen, und die Pforte hat auf eine vertrauliche Anfrage erklärt, sie würde unter seiner Bedingung vor Rußland abrüsten, ja oc) mehr, sie hat durch das Aufgebot der Territorial- Arme des Donau-Pilaters eine sehr deutliche Antwort gegeben. Rußland seinerseits weigert sich ebenfalls, den Anfang zu machen. Da bliebe denn nur das Ausfünftemittel übrig, daß beide Theile gleichzeitig die Abrüstung beginnen. Nur so [ebe fid — ob diese Medereinkunft in das Prototoll aufgenommen oder für fid abgeschlossen wird — der Gefahr eines Buntlammenstoßes vorbeugen. Die „Times“ hat den Gedanken bereit vor einiger Zeit ausgesprochen, und die „Agence Havas“ meldet heute, wenn die Türkei einwillige, Nilfich an Montenegro abzutreten und gleichzeitig, d. h. gleichzeitig mit Nakland, abzurufen, so sei der Triede gesichert. An Kilifics hängt nun die Rahe Europa’s wohl nicht , wenn aber Nußland einen so außerordentlichen Mert darauf legte. Daß Montenegro die genannte Stadt erwirbt, so könnten wir der Pforte nur rathen, das verhältnißmäßig geringe Opfer zu britte gen. Die Hauptsache bleibt immer noch immer die Abrüstung.” Aus Bosnien od der Herzjegowina treffen wieder täglich Nachrichten ein, welche den famosen Kriegsbulfet und im verflossenen Frühjahr auf ein Haar gleichen. Das nationale Bris gantaggio ist aus den Winterherstellen wieder aufgetaucht und fest mit ungeschwächter Kraft die „ An jurrestion“ fort. Der Bürger und Religionskrieg treibt wieder Luftig in die Halme, die Türken Hagen über räuberische Mederfülle bewaffneter Najahichaaren und Die Christen befragen sich über blutige Verfolgungen und zahllose Gewaltafte von Seite der Bege. Tshatjadye it übrigens, daß neuerdings Flüchtlinge auf österreichische ungarischen Boden übertreten und daß die unangenehmen Gäste, welche Schon seit dem Herbste 1875 unsere Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, durchaus seine Miene machen, wieder in ihre Heimath zuviezufehren und auf die bequeme M Wohlthat einer Subvention aus unseren Staatsmitteln zu verzichten. Die Ernennung Bayard’s zum vorläufigen Vertreter Englands in Konstantinopel ist ein Ereigniß von Wichtigkeit. Abgesehen von allem Anderen, sagt England sich zuerst [08 von jener Bolitis, welche darin bestand, Die Bforte in dem allerfritischeiten Peomente der Ablehnung der Inferenzbeschlüsse sich selbst zu überlassen. Der Abgang der Botschafter von Konstantinopel Ende Januar hat viel Unheil gestiftet. Wenn es wahr ist, daß Sirdeny Layard bestimmt ist, Elliot definitiv in Konstantinopel zu erregen, so haben die Lords Beacondfield und Derby eine vortreffliche Wahl getroffen, denn es gibt wenige aktive Staatsmänner, welche den Orient aus eigener Anschauung so genau fennen wie Layard, der einstige Intimus Lord Stratfort de Rebeliffe'2, Briefe der betreffenden Gemeindevorstehung zu Yung an die Partei zu übergeben. Sollte die Part dann den Bescheid nicht annehmen wollen, so ist+d dort zu laffen, und von dem Gemeindeorgane über geschehene Webergabe ein Zeugniß in zwei Eremps auszustellen, von welchem eines dem Boftamte, das der aufgebenden Behörde zugesandt werden muß. Sünliche Munizipien wurden bereits vom Minister des In von dieser Anordnung zur Darwagachtung mittelst Sinularerlasses in Kenntniß gefekt. Ä * Glettersches Licht, Der Brekburger Sosepp E Estein macht mittelst einer Zuschrift die städtische Behörde auf die kürzlich in Mailand auf Dompraße gemachte und gelungene Beleuchtung i b elektrischem Licht aufmerksam und empfiehlt, mit Nind auf die hohen Gaspreise auch in Budapest die Donauofens, die Nadialstraße und überhaupt alle breiten und gerne Straßen mit elektrischen Lichte zu beleuchten, was we zwegmäßiger und billiger, als die feige Beleuchtung wü Diese Zuschrift wurde der betreffenden Magistratsjekit zur Begutachtung zugewiesen. .. : Der Tösener Magistrat hat ber Buda Stadtbehörde ein ausführliches, umfangreiches statisti Werk über die Breite der Lebensmittel und Ergebung der Approviitionirung Wien’s im Ar 1876 übersandt. A ... * Bahnhofs-Erweiterung. Durch den Bau Schiedener Nerisen und Wohngebäude bei dem Ba der Verbindungsbahn an der Steinbrucherstraße, in der Bahnhof bedeutend erweitert werden, wodurch die Negulirungslinie der großen, äußersten Ningst einer vortheilhaften Veränderung unterzogen werden Die Stadtbehörde wurde um die Genehmigung des Hestes erfischt, welches auch von dem Ingenieuramt fürwortet wird. u. Für die Heransgabe des internatio statistischen Bulletins hat der Hauptstädtiige Di jährlich und nicht monatlichh) 208 fl. angewiesem. Tagesneuigkeiten. 77 Mit 1. April beginnt ein neuer Absamem auf 908 — »Neuepester.«Journg Wir erlauben uns, Diejenigen p. t. Aborn deren Abonnentent auf das , Rene Velter Fourne Ende März zu Ende geht, zur Erneuerung Dr Höffichjt einzuladen. Zugleich erfuhren wir, sich zusaeje Behufe der Pertaenweisungen als der zweck ften Art von Bestellungen zu bedienen. 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Bei Anwendung dieser Verfügung sind aber Fälle vorgenommen, daß von Seiten einzelner Parteien die Annahme solcher Bescheide verweigert wurde. Der Minister des Innern hat nun im Einvernehmen mit dem Handelsminister angeordnet, daß die Bescheide, welche durch Steuerinspektoren aufgegeben werden, amtlich gesiegelt und einfach transirt werden müssen. Wenn eine Partei trogdem die Annahme eines solchen Bescheides verweigert, so Haben die Bostämter viele sem Wir erfachen unsere B. B. Provinz nenten Dringendst, jeder Mbonnememis-Ermener und jeder auf 048 Abonnement bezugnehme: Zufheist eine Asprehichleife beizulenen. s New eintretende Abonnenten erhalten Wunsch Die bereits erschienenen Forsiehungen Romans „Die Libelle” in Separatakı gratis nacgeliefert, SEE Die MUWINEREREE es mteten Bester Journa (Leopoldstädter Kirchenplat 2) Budapest, 31. * Personalnachrichten. Minister Baron Wendheim it Heute Morgens aus Kkörös-Ladány eingetroffen. — Graf Franz 3ido, der Botsd Desterreich = Ungarn an der hohen Pforte, weilt gegwärtig in Großwardein und ist dort der Gast bei Bi Stephan Kipowniczty. · s-Die Auferstehunthfeier wurde heute Aben allen Kirchen der Hauptstadt in Herkömmlic feste Weise begangen·Die etwas kühle Temperatur verhin» es nicht,daß die Gläubigen tagsüber in großen SchuaW den Kirchen gepilgert waren und an den Gräbern il dachtsvolles Gebet verrichtet hatten. Nicht minder zu reich beiheiligte sich Die gläubige Menge an dem eifighen Feste der Auferstehung selbst, den „Umgang welche in der Abenddämmerung — unter feierlichadengeläute und Mufiklängen — in allen Bezirke Hauptstadt stattfanden. Die nächaft, den Kirchen gelegenen Häuser waren zumeist iluminirt und von den heller strahlenden Fenstern gliferte und schimmerte es festlich die betende Schaar hernieder. Wie alljährlich, wurde heller in der Diner Mathias ‘ Kirche der größte Fird und weltliche Bomp entfaltet, da die Spitzen der geist und Zivilbehörden an der dortigen Auferstehung theilnahmen. Zur Feier in der Garnisonskirche i Festung waren sämmtliche dienstfreie Offiziere in Parade erschienen und entsendeten alle hier garnisonir. Regimenter Chrenfompagnien, welche während des ganges die üblichen Salutschüffe gaben 7 °