Neues Pester Journal, Mai 1877 (Jahrgang 6, nr. 120-149)
1877-05-04 / nr. 123
.«3Mvaik-Wae»... möglichste Verwendung finde,daß die Fabrikation der Uchatius-Kanonen lustig fortschreitet,daßx die Arstuale Geschütze gießen,welcche asuderthaledeilen weittragen,daß wir info und soviel Tagen eine ansehnliche Armee aufstellen können 2c.Alleinweder bei den diplomatischen Verhandlungen,noch beide in an unserer Grenze auf lodernden Kriege konnten wir bemerken,daß unsere gewaltige Macht sich das gehörige Gewicht verschafft hätte.Die russischen Kolonnen ziehen so sorglos und unbekümmert an den Grenzen Oesterreich-Ungarns vorbei,als wenn Oesterreich-Ungarn der Mann im Monde wäre.In der Zeit,als unsere Monarchie viel schwächer war,wie z.B.in den Jahren 1853 und 1854,hat sie sich,will unsbedanken,viel größere Autorität und Geltung zu verschaffen gewußt.Der ärgste Feind kann diesmal Oesterreich- Ungarn nicht den Vorwurf der Uebereilung,der Aggression und des selbstständigen Auftretens machen. Es fällt im Gegentheil auf Österreich-Ungarn der Ruhm einer unverrückbaren Friedensliebe und einer durch keinen Vorgang zu beirrenden Festhaltung an der Freundschaft mit seinem mächtigen Nachbarreiche.Allein wenn angesichts des Vorrückens der russischen Armee über Rumänien gegen die Türkei unser Reichs-Kriegsminister einen längeren Urlaub nimmt,so dürfen wir auch nicht allzu Martin’s Gericht gehen über die Aengstlichkeit und Vorsicht Rumäniens.Seien wir unparteiisch und messen wir nicht mit ungleichen Maßen.Machen wir Rumänien seinen Vorwurf wegen einer Tugend, der wir uns selbst befleißigen. Berlangen wir nicht von dem ohnmächtigen Ländchen ein Risiko und einen Einfach, dem wir troß unserer Machtfülle sorsorglich aus dem Wege gehen. " KZT T-t CET 8 s Neues Pester Journal. ‚Aus Konstantinopel, 2. Mai, wird telegraphirt: Heute sind hier dreißigtausend ägyptische Soldaten eingetroffen. Mahmud Damad Baia wurde zum Obereommandanten der asiatischen Armee ernannt. Das offizielle tiefische Journal behauptet, daß seinerlei bedeutende Schlacht stattgefunden habe ; die russischen Vorposten erschienen nur vor Datum. Die türkische Botschaft in Wien veröffentlicht folgendes Communique : „Die ottomanische Botschaft ist autorisirt, in der formellsten Weise die Nachricht bezüglich einer Retiztion der Offiziere der kaiserlich türkischen Donauarmee, in der diese die Abberufung About Kerim Palcha’s forderten, zu dementiren." — Nude werden die Offiziere Doch die bereits erfolgte Berufung About Kerims nach Kontantinopel und die schon früher in Aussicht genommene und wahrscheinlich jet eintretende Ernennung & j ulb Baihas zum Oberkommandant der Donauarmee mit Freuden begrüßte. "gu uns nesprochen, Tehnten "wir uns schon ange. Heute ist für uns der größte Festtag. Mit Deiner Erlaubniß wollen wir den heutigen Abend feiern. Unser Herz it start wie Eisen, er rennt seine Furcht, und dies ist auch in unseren Glaubensbüchern enthalten. Wohin Du uns führst, folgen wir Dir. Die Erde, die wir von unseren Vätern geerbt, wollen wir mit unserem Leben vertheidigen,, und selbst die rechte Handspanne wird vertheidigt, so lange noch Einer von uns lebt. Solltest Du auch nicht bei uns sein, werden wir doch den Feind nicht nur besiegen und vernichten, sondern, wie er es verdient, auch verhöhnen. Was wir hier geschrieben, soll der Kaiser willen." 7 Beide Schreiben wurden mit enthusiastischen Allabvon den Truppen aufgenommen. Der Krieg. Heute Morgens haben drei türkische Monitors den russischen Batterien bei Braila den Gruß erstwidert, welchen Diese vorgeltern dem Adfo-Dampfer Hobbart Baidas gesendet. Nach dem Telegramm scheint der Erfolg der Monitors fein unbedeutender gewesen zu sein. Das Zurückziehen derselben nach zweistündigem Bombardement ohne Havarie läßt seinesfalls auf eine Niederlegenheit der russischen Batterie Schließen. Hoffentlich werden die Monitors, von ihrem ersten Erfolge ermuntert, den Besuch wiederholen und den Neffen einen empfindlichen Schaden beizufügen wissen. Die Naclässigkeit, welche sich die türkische Kriegsverwaltung durch schwache Begebung und die daraus entstandene Kreisgebung Baiazid’s zu Schulden hat kommen lassen, erfährt allseitig scharfe Zage Im Jahre 1828 mußte Fürst Tihantihuwanje Bajazid erstürmen und im Jahre 1854 konnte General Wrangel erst nach einer empfindlichen Niederlage Selim Bajdha . Diese Stadt belegen, welche die Türken als ein wesentliches Glied ihres ostarmenischen Festungspiereds ansahen. Und mist Bajazid ohne Schwertstreich verlassen worden. Zu den Vertheidigungsmitteln für die Brüde von Barboshi sind neuestens jede Mestrailleusen hinzugesommen, wie überhaupt dieser Brüde die größte Beachtung von den Russen gewidmet wird. So wurde ein eigenes stabiles Kommando für diese Brüde mit einem besonderen Generalstabe installirt und General Sufulow zum Brüden= Kommandanten und Major Serwatiew zum Generalstabschef für diesen Bolten ernannt. Auch die Nachbarschaft der Brüde von Barboschi wurde von den Russen in den Nayon ihrer fortifikatorischen Anlagen gezogen, indem das Plateau von Ziglina innerhalb 48 Stunden durch Schangen, weitz reichende Erdwerfe und Batterien, welche mit Achte und Schzehn Pfünder-Gefchüsen armirt sind, zu einem kleinen verihängten Lager verwandelt worden ist. — FZiuft Gar! Hat sich am 3. Mai zur Truppeninspektion nach Bufarest begeben. Aus Bralla, 29. April, wird geschrieben : Die Donau ist gesperrt. In Bechet, einem unbedeutenden rumäniischen Hafen, faperte ein türkischer Monitor drei hiesigen Kaufleuten gehörige Schiffe mit voller Gestreideladung. Das Ministerium publizirte in Folge dessen eine Warnung, daß seine Versendungen mehr vorgenommen werden sollen. Am 27. machte nun das Galater russische Konsulat den Befehl des Großfürsten, Kommanz banten en chef, bekannt, daß vom 28. April, 6 Uhr Abends ab, sein Fahrzeug mehr im Hafen sich aufhalten dürfe. So mußten denn die Kaufleute ihre halbbeladenen Schiffe abgeben Lassen ; die vier Dampfer der Donau: Dampfschifffahrt 3:Gesellschaft gingen rasch nacheinander ab. Es werden nun auch von den Neffen, von Wilkow angefangen, auf der ganzen Donaulinie Torpedo’3 gelegt. Zu diesen Behufe kamen in Gala dreihundert Matrosen an, welche eine Menge Material und mehrere zerlegbare Kanonenboote mitführten. Die feste Brücke bei Jteni ist sehr fertig ; sie befindet sich an der Mündung des Bruth, nicht neben der seitherigen Prahınbrücke, und ruht auf vier Schiffzeugen in der Breite von 40 Meter. Sie ist sehr solid gearbeitet. Zu ihrer Bewachung befindet sich eine Garnison von 3000 Mann in Rent, eine Batterie Sechzehnpfünder ist auf einer Erhöhung am linken Ufer des Pruth poltirt; unweit der früheren russischen Quarantaine wird eine zweite Batterie errichtet. KRomisch nimmt sich „Sulger” (der Bliß) der rumänischen Flotte (!) zwischen diesen Brüden und Batterien aus; er kam gerade im Momente, wo die Brüde von den Nuffen vollendet ward, und mußte nochgedrungen daneben anfern. Man kann sich die Lage des winzigen Kriegsschiffleins denen, als am 27. der türkische Monitor „Azizie” mit seinen offenen Batterien in einer Entfernung von 1000 Meter langsam die Donau hinauflief und Miene machte, stehen bleiben zu wollen. Uebrigens hat Dieses rumänische Avifoe Boot zwei Gebhnge und wird von einem tüchtigen Offizier kommandirt. Der türkische Monitor hat hier und in Galap eine große Planique hervorgerufen ; nachdem er das Wasser bes Szereth fondirt hatte, ging er in Gitchet (türkische Bucht zwischen Gala und Braila) vor Anker und feuerte wie zur Begrüßung der russischen Truppen in Barbosh einen blinden Kanonenschuß ab. (Indessen ist, wie heute telegraphirt wird, auch scharf vor Braila geschaffen worden.) Konfusion, als eben möglich war. Dann folgte wieder der E3ardas, den die jugendlichen Molepten schon mit alter Energie, deren ihre solide Stambuler Beschuhung nur fähig war, mitmachten. Zwar hoftete es die hochgemuthen Helsden, die sofort bereit wären, den Nuffen die Schädel einzuhauen, nicht geringe Weberwindung, die Hand um die runde Hüfte der Tänzerin zu legen, aber die Noth gebot und kein „lassu” war einer der Sünglinge schon so anspruchsvoll geworden, Daß er der schönen Frau eines unserer jünzgeren unabhängige liberalen Abgeordneten achselgucend den leisen Vorwurf machte: „Mais si je ne vois pas comment vous mettez les pieds“ (94) sehe ja nicht, wie sie die Füße fegen‘) . Auf Ottomanen des Tanzsaales, die Jemand weltzöstliche Divans nannte, gab es nach dem Esárdás die seltsamste „Flittation“ der Welt; die jungen Mädchen machten den fremden Sünglingen den Hof, wie es im Buch steht, und Die armen jungen Leute blicken verlegen um sich, so wie sich junge Mädchen in heilern Situationen nach der Mama umbliden. ALs ich dem „Prinzen von Trapezunt” Muth zusprach, entwaffnete mich derselbe mit der einfachen Bemerkung, die er aber im Tone der Verzweiflung vorbrachte: „Wissen Sie, daß ich außer mit meiner Mutter noch nie mit einem weiblichen Mesen gesprochen habe !" Puß man nach einer solchen Enthüllung nicht ausnehmen, Daß es außerordentlich interessant sein müßte, den Berichten dieser türkischen Soseph’s über ihre erste Kanzlektion beiwohnen zu dürfen ? Ledrigens werden die jungen Effendi’s, sollten sie, ihrem Versprechen gemäß, bald wieder hieher zurückkehren, um an der Universität einige Jahre zuzubringen, genug, ja fast zu viel Gelegenheit Haben, um das bisher Versäumte nachzupolen. Noch eine solche Expedition nach Budapest und die le Stunde öio Stambuler Haremöwelt hat geschlagen. De ne. ——mage megn Die Publizirung des Manifestes des Sultans, 9 Widdin wurde der ausgerückten Garnison das Manifest des Sultans nebst einem Telegramme des Sultans an Osman Pascha, Kommandant in Widdin, verlesen. Das Telegramm des Sultans lautet folgendermaßen : „Oberster Feldherr Abdi Bafha! Der russische Kaiser erklärt dem türkischen den Krieg ! Unsere Freundschaft ist gebrochen. Wir bitten Gott und seinen Propheten Mahomed um seinen Beistand. Wir müssen zu den Waffen greiffen. Er wißt, daß wir Alles versuchten, um mit Güte und Nachgiebigkeit, ja selbst mit Bitten die Angelegenheit zu schlichten. Es ist aber anders gekommen. Obwohl wir gerüstet waren, war unser Herz stets für die Erhaltung des Friedens. Wir wollten nicht das Schwert aus der Scheide ziehen, aber wir werden hiezu gezwungen. Alles, was nie fere Freunde, die Monarchen selbst, von uns forderten, hasben wir erfüllen wollen, wir haben alle Nachschläge entgegengenommen, wir haben zur Durchführung der Reformen vereint gearbeitet.’ Wenn wir auch den Ruffen unser ganzes Land abtreten wollten, so“würden sie doch noch nicht zufrieden sein. Mit Rußland Haben wir nun keinerlei Gemeinschaft mehr; aber mit der Hilfe Allaß’3 werden wir unser Net, unsere Kinder ilingen. Mit Gottes Hilfe werden unser Militär und unsere Unterthanen, unterfragt durch das Ausland, unseren Feind besiegen und vernichten. Allen Türken machen mir find, daß wir das Erbe unserer Väter zu vertheidigen und zu Ihügen wissen werden. Mit Einem Stein haben sie Zehn getödtet, heute müssen Hundert auf Einen werfen, bevor wir diese Erde lassen. Nur wenn ihr entschlosfen seid, auf dem Kampfplatz zu bleiben, so ist Gott mit euch. Für der Soldaten Hamilien, die von euch getrennt sind, zu sorgen, ist meine Pflicht. Auch ich werde Die Fahne des Propheten nehmen und werde mit euch sein. Gott gebe euch die Freiheit !" Die Antwort Osman’s an den Sultan lautet: „Unser Sailer! Nach den Worten, welche Du heute Y BR. Ma Me A MH an 4:’Mc,ki12«877." Budapest, 5. Mai. Ministerpräsident Tia erklärte in der heutigen’ Konferenz der lberalen Partei des Abgeordnetenhauses, daß er morgen auf die Interpellationen im Betreff der orientalischen Frage antworten, jedoch auf die zweite Frage Somifih’3, bezüglich der Schifffahrt auf der Donau, erst bei einer späteren Gelegenheit Aufklärungen‘ geben werde. In Anbetracht der Wichtigkeit der Sache machte er der Konferenz über die zu ertheilende Antwort seine Mittheilungen. — Ferner bellaß die Konferenz,den Antrag Tele$Eys in Betreff des Vormundschaftssgeseßes morgen anzunehmen. X Die unabhängige liberale Partei des Abgesordnetenhauses hat heute ihrerseits für die Zollommislion die Abgeordneten Baron Ludwig Imonyi und Samuel Mudrony, in die Bantommission die Abegeordneten Sigmund Chorin und Joseph Lichtenz fein fandidirt. — Den Telehky’schen Antrag wird auch diese Partei annehmen. & Wie wir vernehmen, hat der Minister des Innern, die Zurisdiktionen angewiesen, die Vorbereitungen zu den Beamten -Restaurationen , die im größten Theile der" Surisdiktionen noch Heuer stattfinden sollen, je früher" zu treffen. Aus Dem Abgeordnetenhause; — Gibung vom 3. Mai. — Die Abstimmung machte endlich der Generaldebatte über das Bermundschaftsgefeb ein Ende. Die Regierung blieb Sieger, aber welcher Sieg! Die Hervorragendsten Kapazitäten des Hauses, die Matadoren der ehemaligen Dealpartei stimmten gegen das Gefe, während der Justizminister sich weder für das Gefek, nom bei der Gegenprobe erhob. In der That mukte auch nach der dreitägigen, mit einer bei ung seltenen Gründlichkeit geführten Genialdebatte selbst ein Laie von der absoluten Unbrauchbarkeit des Gefäßes überzeugt sein. Die Stuhlrichtermajorität, die famosen „Praftifer“ zu überzeugen, war unmöglich, und darauf reffeftirt auch eigentlich Niemand. Worüber man sich aber füglich wundernumßte, das war die Halsstarrigkeit, mit welcher ein Mann von der staatsmännlschen Begabung des Ministerpräsidenten an einer Ansicht festhielt, die er als falsch anerkennen mußte und wie seine auftrnmende G Eklärung zu dem Antrage Terleßy’s bewies, auch als falsch erkannt hat. Es ist dies ein Ausfluß des Wahnes, ein Minister müsse Alles wissen und er dürfe einen Irrthum nicht eingestehen. Und diesem Wahne zu Liebe gab sich Herr 9. Dia die unglaublichsten Blößen, er legte bei der Vertheidigung des Bormundihaftegesetes für jeden Sacverständigen sonnenklar an den Tag, daß er gar seine Ahnung von der modernen Rechtswissenschaft habe, und noch mehr, daß ihm auch, das Verständnis für den Zusammenhang der Kodifikation, mit der wissenschaftlicen Behandlung der Rechtsstoffe vollkommen abgehend iei seiner Halbstarrigkeit blieb ihm nichts übrig, als zu Kapitulivenvor den niederschmetternden Argumenten; denn die Annahme 0-5 Teleßhy’schen Antrages, welcher die Grundlagen des Gelegentwurfes umstürzt, ist nichts Anderes, als eine, wenn auch wmassirte Kapitulation. Wir Yaffen Hier den Bericht über den Verlauf der Situng folgen: Präsident Ghhyezy eröffnete die Heutige Situng um 10 Uhr Vormittags und zeigte nach Anmeldung einer einz gelangten Petition der Ministerpräsident Tia an, dar er in der morgigen Sibung die auf die orientalischeren Angelegenheiten bezüglichen Retitionen beantworten wird.. Sodann wurde das Resultat der gesstigen Abstimmung in Betreff der Wahl der Auotendeputation verkündet. Gewählt wurden die von der Regierungspartei kandidirten Abgeordneten, und zwar erhielten Anton Gsengery 209, Baul Somid 209, Baron Bela 8ánhiby 208, Josseph Szláv 208, Baul S 30 nz tág b (Somogy) 208, Baron Baul Sennyen 207, Mar Falk 205, Stephan Bitt 6203, Anton Ja fics 201, Baul Móricz 148 Stimmen. Die nächstmeisten Stimmen, nämlich 55, fielen auf den Grafen Melchior gonyay. Der Tagesordnung gemäß wurde dann die Generaldebatte über den auf das Bormundschaftsfweien bezüglichen Gefeßentwurf fortgesetz. Ernnst Simonyi sprach sich für die Annahme des Gefegentwurfes aus, weil Derselbe von richtigen Brinziien angehe. Redner nennt sich einen Autonomisten, und indem er dem Aben Horvát die in unserer Rechtspflege herrschenden Weberstände zur Last fent, macht er den Brinzzipien genossen des genannten Abgeordneten den Vorwurf, n FERN ESEL a VT ej