Pester Journal - Abendblatt, Mai 1877 (Jahrgang 4, nr. 3-25)
1877-05-02 / nr. 3
j 1877, EV. Jahrgang Nr. 3. Abonnement (Morgen: und Abendblatt :) allj. fl. 5, vierteli. fl. 2.50, monatl. 90 kr. ür die Separatzustellung des Abendblattes ezahlen die Locoabonnenten monatl. 20 fr. er Das Abendblatt des „PVeiter Journal” A scheint täglich, mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen Nachmittags nach 2 Uhr. Redaktion: Göttergasse ®. Adminiftration: Göttergasse Einzelne Nummern des Abendblattes 2 kr. Inserate für das Abendblatt werden ©. billigst berechnet. Zentralität und kein Ende. Budapest, 2. Mai. In Ermangelung großer kriegerischer Ereignisse ET TLTNASE VIERENA E VDESZIED NTTENG AK AEEET DEF jeg ve heaug NEST HIT BENPENENIGTN en. Die Neutralitätserklärungen fallen rebt, wie fernschnuppen vom Himmel. Zuallererst veririte das tapfere England, das Anfangs am lautesten ‚in das Kriegshorn gestoßen, aber in Anbetracht seiner nicht im Geringsten gefährdeten Gewürzfäde, Baumwollballen,Tuche und Garne, und in Anbetracht heffen, daß die türfischen Coupons in jedem Falle noch einige Jahre uneingelöst bleiben, sich auf seine „Geschäfte” zurückzog. England handelte, wie ein Elıiger Kaufmann, der in allen seinen Handlungen nur soweit, geht, alsich ein entsprechender Profit daraus schlagen läßt. Weniger überraschend war es, daß Frankreich sich neutral erklärte, da Frankreich mit Rußland gutfre und bleiben will für die E@ventualität eines neuen deutsch französischen Kriege. Die dritte in der Reihenfolge der Großmächte, welche sich Angesichts des russisch-türkischen Duells neutral erklären, dürfte unsere Monarchie sein, jo schmerzlich diese Ueberraschung unsere nationalen Asprationen auch abkühlen mag. Allen Andeutungen nach scheint in Wien die Kabinettpolitik, welche durch den Dreifasterbrund bestimmt wird, da Uebergewicht über die Türkenpartei erlangt zu haben, obzwar diese Iehrere ein reiches Arsenal von casus belli für unsere Monarie gegen Rußland aufzumeien hat. Indek sind diese asus belli, in der Nähe besehen, doch recht fadeneiniger Natur. Das Aumoren einiger Bramarbafe üblich der Donau braucht unsere Monarchie nicht zu Hören und was den seit einigen Tagen durch Naßland gehinderten Schiffsverfehr auf der Donau betrifft, so dürfte derselbe in der nächsten Zeit wiederhergestellt werden und somit selbst dieser wichtigere Grund einer kriegerischen Demonstration gegen Rußland fir uns entfallen. Die dösterreichisch - ungarische Neutralitätserklärung dürfte indes nicht früher amtlich publizirt werden, als die Minister haben und drüben auf die Interpellationen bezüglich der Orientfrage in ihren Parlamenten geantwortet haben werden. Nicht umhin können wir, auf die Stellung des Bapstes in der Orientfrage hinzuweisen. Die Curie hat sich, nach der telegraphisch gemeldeten Anrede des römischen Oberhirten an eine Legion von von Wallfahrern, offenbar auch in ihrer Weise neutral erklärt. Die Curie freut sie, daß eine „irrgläubige" Macht sich in einen Krieg verwicelt gegen eine „uns gläubige“ Macht. Denn wenn auch wer immer in diesem Kriege unterliegt, solt er jedenfalls ein Sieg des rechten Glaubens. Uebrigens verleugnet sich die Schlauheit der römischen Curie auch in diesem Falle nicht. Der Bapst erklärt sich bereit, die wenn auch „urgläubige”, doch immerhin christliche Macht mit seinem Segen zu begleiten, wenn die Rechte der katholischen Kirche in Bolerm wieder hergestellt werden. Auch eine Art Betheiligung ! Budapest, 1. Mai. zt Aus Wien wird telegraphirt: Die Tyroler Grenzfestungen werden annutt. Dieser Tage passirte Innsbruch bedeutendes Artilleriemateriale auf 35 Waggons für die Franzenzfeste. — Im Halle der Mobilisierng werden, wie " Alföld" berichtet, in erster Reihe die Truppenkörper der Sermannstädter, Temeswarer und Zaraer Miltärkommanden, ferner der Agramer und eventuell der Grauzer Militärdistrikte auf Kriegsfuß gefecht werden. Im Tiefen Truppenkörper sind auch drei Honveddinisionem, und zwar die Budapester Agramer w Klaufenburger inbegriffen. Die Nachrichten über die Truppenbemessungen in Rumänien fallen wir in einen separaten Artikel zusammen. Der Neutralitäts-Erftfäruna Ergland ist die von Frankreich um Italien auf dem Fuße gefolgt. Die Neutralität Englands begegnet indessen allerorten Mißtrauen. Das „Zagbl.“ meldet Diesbezüalich: „In diplomatischen Kreisen wird behauptet, daß die Neutralität Englands so lange dauern werde, als der Kriegsschauplag in Europa auf Rumänien, die Dobrudscha und Bulgarien beschränkt bleibt. Im ähnlichem Sinne sol auch Desterreichglingarn dem Umfang seiner Neutralität fliirt haben und die nächsten Zeiten m werden es darstellen, ob ein innerer Zusammenhang zwischen der in London und in Wien gleichzeitig an den Tag gelegten Auffassung besteht.“ Uns selbst wird aus London telegraphirt, da die englische Regierung Drdire gegeben hat, die auf den Dod3 von Blyde in Bau begriffenen Kriegsschiffe schleunigst fertig zu bringen. — Vorderhand dürfte allerdings keine englische Aktion stattfinden. Die Pforte beabsichtigt sämmtliche russische Häfen am Schwarzen Meer zu bombardiren. wide Griechenland und der Zürtei entwickelt sich ein regelrechte Rhonlift GCriedgisde Freischaaren überschritten türfiisches Gebiet und fachten in Thessalien den Aufstand an. Der türkische Konsul Photiades Parcha richtete in Folge dessen eine Drohndte an die griechische Negierung. Uebrigens schreibt man der "Polit. Core." aus Athen über die Haltung Griechenlands wie folgt: „Die Journale aller verschiedenen Parteien, auch der des Trimupis nicht ausgeschlossen, erheben angesichts der russisch-türkischen Ereignisse Tag für Tag ihre Stimme für die unverweilte Einberufung der Sammer zu einer netten oder außerordentlichen Session, um jene Maßnahmen zu berathen, welche in dieser Eritischen Lage zu ergreifen wären. Jeder Tag bringt uns in dieser Richtung Meldungen über angebliche Entschlüsse der Regierung, die sich immer wieder als verfrüht oder umrichtig herausstellen. Das Organ des früheren Kabinetspräsidenten Koummoundouros wußte zu erzählen, da der Ministerpräsident Deligeorgis dem Könige ein Memorandum über die innere und äußere Politik, namentlich aber über die Finanzlage, unterbreiten werde. Der Ministerpräsident erklärt indeß durch sein Jonrnal, daß sowohl diese Meldung als auch alle Gerüchte über angeblich im Ministerrathe gefaßte Beschlüsfe, betreffend die Einberufung der Kammer, jeder Begründung entbehren. Es geht aus dieser kurzen Mitteilung hervor, daß fs der Ministerpräsident durch das Geschrei der oppositionellen Blätter in der energischen Ausführung feiner allerdings mir bedingungsweise von der Kammer gebilligten Programmes nicht beirren läßt. Die Regierung hält auch in dem gegenwärtigen Augenblicke daran, fest, daß Allee, was Griechenland in militärischer Beziehung zhum künne, durch die Aufstellung und Einübung der von der Kammer votirten Reserve von 20.000 Mann erschöpft werde und daß eine größere Anspannung der Kräfte in dem gegenwärtigen Momente nicht nur nußlos, sondern vom an nách Standpunkte aus sogar gefährlich werden önnte." Dieser Bericht ist vom 22. April datirt und seither sind jon große Dinge vorgegangen. Uns selbst wurde gestern bekamtlich von der weitern Mobilisierung von 40.000 Mann aus Athen telegraphisch besichtet. Dem "B. A." wird aus Wien telegraphirt, daß eine Kriegserklärung der Pforte an Rumänien bevorstehend sei. Aus Mostan wird depefhirt : Ein englischer Dampfer betrat ohne die nöthigen Vorsichtsmaßregeln den Hafen von Kertsch und stieß auf Torpedos auf, welche explodirten, Mannschaft und Ladung gingen unter. Der Krieg. Budapest, 2. Mai. Ueber die gestern telegraphisch gemeldeten Gesegte um Erzerum liegt bis zur Stunde „sein weiterer Bericht vor. Vom rumänischen Kriegstheater. Budapest, 2. Mai. Wie bereits gestern bemerkt, ist der Normansch der Russen in Rumänien durch verschiedene Umstände, und namentlich durch die in Folge der anhaltenden Negengüfse unpraktikabel gewordenen Straßen, wesentlich behindert. Heute wird noch gemeldet, daß auch großer Waggonmangel den Transport russischer Truppen verzögere. Die neuesten Nachrichten über die Truppettebewegungen auf diesem Theile des Kriegsschauplages sind die folgenden : Heute, Mittwoch, soll die Tote eines russischen Armeekorps in Buzen eintreffen. Ueber Braila Hinaus sind die Nuffen noch nicht vorgerüct. Zu Zusammenstößen zwischen Auffen und Türken dürfte es kaum vor mehreren Tagen kommen. Nach Kömdihafternachrichten werden starre türkische Truppenmaffen von Nujtjánteiligst per Bahn nach Barna befördert, um vom dort auf Dampfern nach der von den Russen stark bedrohten Dobradscha gebracht zu werden. Nach einer neuere Depesche sollen die Russen Vorbereitungen treffen,bei Hirsowa die Donaus zu überschreiten.Doch sind all’dies Vermuthungen, nachdem es natürlich,daß eine kriegführende Armee ihren Kriegsplan nicht Jedermann mittheilen wird,ja sogar sich redliche Mühe geben muß,die unterschiedlichen Speziallügner auf falsche Fährte zu bringen. Der letzte verläßliche Brief über die Vorgänge in Rumänien ist vom 28.April datirt.Er kommt aus Jassy und lautet wie folgt: »Nach Meldungen der Stationschefs von Ungheni und Cohuteni werden alle Bahnbeschädigungen bis heute Mittags reparirt sein.Unter dem Befehle des Nazalnik(Chefs)des Eisenbahncorps,General- Majors Gortschakoff,arbeiten bei Ungheni 1500 Mann Tag und Nacht,um den Dammauszug bessernund die Verschiebung derseleise zurechtzubringen.Wenn nicht neue Elementarunfälle eintreten, werden morgen die Truppenbeförderungen auf allen Linien mit verdoppelter Kraft aufgenommen werden können. Die gestern hier eingetroffenen schweren Geschütze sind heute mit Tagesanbruch nach Galatz befördert worden Oberst Lamakin mit einem Sapseur-Detachement folgte dem ersten Zuge nach Man erwartet an dieser Linie nur noch das 14.Armee- Korps,da ein großer Theil der Armee ohne Berührung der Bahn die Donau über Bolgrad und«ja zu erreichen«sucht.(th bereits,wie telegraphischex»· richte meldeten,geschehen.—A.d.R.) Seit gestern passten unsere Stadt große wassenregulärer Kavallerie ohne längeren.Aufenthalt. Gestern waren es Uhlanen-Regimenter,deren prächtige Pferde Aufsehen erregten.Die Russen zahlen für Alles,was sie brauchen,haar und zu so cculanten Coursen,daß die Moldauer ganz entzückt sind. Nach aus Galatz hier eingetroffenen Nachrichten wurde die Brücke von Barboschi vom Oberst Biskupski mit 2 Regimenter Infanterie,1 Regiment Kavallerie und 3 Batterien des II.Armee- Korps besetzt.Der lö Werstbetragende Raum zwischen Barboschi und Galatz wurde vontsSotnien Don’scher Kosaken besetzt. Unter dem hier in den letzten Tagen durchpass firten Kriegsmaterial befanden sich auch S verlegte Kanonenboote. Unmittelbar darauf folgten 1400 Matrosen und 800 Marinesoldaten. Es scheint dies zu beweisen, daß die Nufsen eine bedeutende Donaus Flottille vorbereitet haben, die unzweifelhaft während des Ueberganges in Aktion si Das russische Kriegsmaterial wird AMemein al ein vortrefflich anerkannt. Rumänische Offiziere behaupten, daß sie in Deutschland und Frankreich “ sein besseres gesehen hätten. er vom 1. Mai an soll der Telegraphendienst in der Moldau gänzlich von der russischen Kriegs-leitung übernommen werden. Großfürst Nikolaj wird am 4. Mai am Priojeschti erwartet. Alle Vorbereitungen für feden Empfang werden dort bereits getroffen. «« .. 7