Pester Journal - Abendblatt, Mai 1877 (Jahrgang 4, nr. 3-25)

1877-05-02 / nr. 3

Budapest,Mitwoch Abenbblatt des Befter Kournal, 2. Mai 1877. Begrüßung der Türken eingelangt.Herr Leykam,delika­­tessenfabrikant aus­ Wien,hat zum gestrigen Bankett orien­­talische Delikatessen gespendet.Dem Vernehmen nach beab­­sichtigen uns die türkischen Gäste im strengsten Inkognito einen Heinen Ausflug nach T8ien zu machen. Die Sofias und die Kunst. Die türkischen nationalen Kunft — auf den Brettern, so sehr entzüd­, bab sie nicht um: Trägern dieser Kunst die die Welt bedeuten — sein konnten, ihrem Entzüden­den gegenüber auch persönlich Borsteiung zum Ausbruch zu bringen. 60 wird uns mitgetheilt, hab die Sofias vorgestern, nach Been­­digung der im Wolfstheater, äußerten, die Künstler, und ganz besonders trau deren reizendes Spiel sie nit genug schan Saldo3, zu lernen. Dan beeilte sich sofort, dem Wunsche der Gäste nachzukommen und führte sie auf die Bühne, wo man ihnen die hervorragenderen Mitglieder darstellte. Bei dieser Gele, die lebhaften Sympathien des Landes file die türkische Nation zum Jo und brachte. Sei es, daß der alte Scheich Suley­­man über die Rednergabe unserer­ Künstlerin oder aber über ihr Spiel so besonders entzückt war, sei­ed, daß er der orientalischen­ Sitte des Gebens (und­­ Nehmens) nachkom­­men wollte, wie dem also immer sei, der alte Herr 309 einen prachtvollen Diemantring vom Finger und bat die Künst­­Oberbürgermeister Kal Rath, beim Bürgermeister Kammermayer und beim Oberstadthauptmann Thai Besuche ab. Sie wurden von den Genannten würdigster Weise empfangen, doch verblieben sie überall nur kurze Zeit, da für die Vormittagsstunden die Besichtigung der hauptstädtischen Sehenswü­rdigkeiten sodann auf dem Programme des Tages stand. Nach den Besuchen fuhren, also die Gäste meist in die Ofner Burg, zum Grabe­n in Baba8 und von dort auf die Altofner hat ein Provinzblatt in indisfreier Weise, sich nämlich zur Restaurirung des Ka­­schauer Doms verpflichtet, der durch die Elementarereignisse gelitten har, welche Restaurirung mit Kosten im Betrage von 120.000 fl geht. So lange der Bischofsstuhl valant bleibt, hat nun die Negierung einen beträchtlichen Aufchuß aus dem Einkommen immer valant; des Bisthums zu biesen Restaurirungstosten und darum­­ bleibt beamten. Die Folge ist, hab in den meisten Komiteten die Straßen noch in demselben Zustande sich befinden, wie zur Zeit Vater Adams. Das Landvolf arbeitet ihnen, zahlt ihnen, und wenn es an die Komitatsunwirthschaft sieht oder fühlt, so sehweigt es, und getraut sich nicht gegen den Ortes­vorstand, den Notar, den Stuhlrichter oder Vizegespan auch nur zu mulsen. Die Geschäfteleien beginnen schon bei der Konskription und Auftheilung der Tage in der Kanzlei, wo man sich bemüht, eine möglichst hohe Ziffer von Arbeits­­tagen herauszubringen und selbst solche heranzieht, die nach dem Gesebe befreit sind. Man sagt: der Rechtsweg steht offen. Klage den Notar und den Stuhlrichter! — Bei dieser Gelegenheit wollen wir des geschichtlichen Interesses wegen die Robottleistungen der Unterthanen in Siebenbürgen, zu welchen sie noch vor Aufhebung dr allgemeinen Nothott den Grundherrschaften gegenü­ber verpflichtet waren, anführen. Dieselben gestalten sich nach , Kelet" Folgender­­maßen: 9 Millionen 7 Hunderttausend Handarbeitstage, 31­, Millionen B Zugtage mit ebensoviel Stück Vieh und 5 Millionen Zugtage­n mit 4 Ochsen. Im Ganzen 18 Millio­­nen und zweimal hunderttausend Roborttage in Siebenbürgen. Die ärmsten Yobaggen leisteten im Jahre 52 Tage, die übri­­gen 104 und ein Theil sogar 208. Und diese ganze Arbeits­­leistung kam 5200 grundbefigenden Familien zu. Gute. Zur Horhmaslergefache in der Provinz Den neuesten Berichten zufolge hat der Wasserstand der Theiß in Szegedin die Höhe von 24­10" erreicht. In Folge dessen ist die dortige Bevölkerung in größter Besorgniß und Aufregung. &3 werden selbstverständlich alle Anstrengungen zur Verhütung einer Ueberschwem­mung der Stadt gemacht. Die Ortsschaft Med­ve 3 ist bereit über­fl­uthet. Das Temeser Komitat hat den gedrängten Bewohnern Nah­­rungsmittel zusammen Waffen. — Ebenso wird aus Temes­­v­á­r berichtet, daß die T­e­m­e­s im dem dortigen Gegen­­den große Verheerungen anrichtete. Zaufende Focie Frucht­­baren Aderlandes, blühende Ortschaften und Weiler, sind von den Fluthen bedeckt und mehrere bedeutendere Orte we Lang Sreidorf 2 sind durch die Ge­wässer zu förmlichen Inseln gemacht und von der ge­wöhnlichen Kommunikation abgeschnitten worden. In Temesvár selbst wurde vorigen Samstag Morgens ein die Vorstadt Meierhöfe schüsender Damm von den aus ihren Ufern getretenen Gewässern der Temes durchbrochen und die Fluthen ergosfen sich über die Felder und einen Theil der Gafsen dieser Vorstadt, wo der Wasserstand bald eine for­midable Höhe erreichte und große Verheerungen anrichtete. Das Unglück wäre ein noch viel­ furchtbareres geworden, wenn der Militärkommandant 3MI. Scudier nicht den Befehl zur Anbringung eines Durh­stiches gegeben hätte, in Folge dessen das Wasser einen Abflluß bekam und un­mittelbar zu fallen begann Uebrigens ist das Wasser ber­­eits im Sinten, und läßt sich annehmen, daß die unglück­­lichen Bewohner von der fortmährenden Angst und Bedräng­­nis nun befreit sein werden. Der Wasserstand der Maros, der noch­ vor wenigen Tagen zu so großen Besorgnissen Anlak bot, ist gleichfalls schon in Abnahme begriffen. Nichts:­destem weniger ist Die Höhe des Wassers noch immer eine be­­trächtliche, in der Badstube erfu­dt. of Hoffmann, 23 Jahre alt und Johann Alis­cher, 20 Jahre alt, standen bei dem Bädermeister Josef B­e d (Luftige Wasse) in Arbeit. In der Nacht legten sie sich Beide in der geheizten Badstube Schlafen, und heute Morgens 5 Uhr wurden diesel­­ben durch ihren Dien­er im bem­ußtlosen Zustande aufgefun­­den. Hoffmann war bereits eine Reiche, nur Altscher wurde wieder zur Besinnung gebracht und in das Rochusspital trans­­portirt. Der Unglückkfall findet darin seine Erklärung, dab der Dampf und die Wärme in der Bandstube erfü­dend wirkten. Große Uebersch­wendung in Nurland. Aus dem tufsischen Gouvernement Bultama wird uns geschrieben : Sowohl der Dnjepr als die kleineren Flüsse des Gouver­­nements sind aus ihren Ufern getreten und haben geradezu furchtbare Verwirtungen angerichtet. Selbst der gutgebaute Hauptort Krementihug hat sehr empfindlich gelitten. Der­selbe liegt am Einflusse des Ragamlit in den Dnjepr und ist in weiteren Streifen bekannt wegen der zahlreichen Geisen­­siedereien, Liquelle­, Kanditen­ und Hutfabriken, die es hier gibt. Das Buffer in war in alten Dicken Rabziten den Betrieb zum Einstellen gebracht, viele Fabriksgebäude sogar bedeutend beschädigt. Privathäuser stürzten in großer Menge ein, darunter sogar einige von drei Stod Höhe Cs sind über 1400 Familien obdachlos und brotlos geworden ; die Behörde hat dieselben provisorisch auf einem Plate an­gesiedelt, der zwei Werft außerhalb der Stadt liegt. Wie viele Personen beim ersten Anstürmen der Fluthen ertrunken und sonstwie verunglückt sind, hat man noch nicht genau fon­stativen können, aber gering ist die Zahl gewiß nicht. Das Wundermädchen von Lourdes. Bernardette Soubirong, jenes Bauernmädchen, heifen Visionen das un,­bekannte Städtchen Lourdes in einen der besuchtesten­­ Wall­­fahrtsorte der Christenheit ummandelten, liegt in einem Pas­siser Frauenkloster, wohin sie sich zurückgezogen hatte, fcehmer trank danieder. Bernardette, die 33 Jahre alt ist, Teibet an Entkräftung, der natürlichen Folge der nervösen Weberreic zungen, denen sie in ihrer frühesten Jugend ausgeföst war. „Der Tom.” Der Rover Josiah Hen­­son, das Original de­s Onkel Tom", ist nach mehr­­monatlichem Verweilen in England nach seiner Heimat in Canada zurücgekehrt. Die britische Freigebigkeit hat ihm zur Pflege seiner rebten Tage eine Spende von 2000 Pfund Sterling (20.000 Gulden) gewährt, sind von unserer genheit foll mnweilten die geben, lauf gnefegt sogar Frau provisirt haben, die werfte Auf dem im Juni 1875 start Ausdeud­lerin, wollen­ bleibt, benselben als Der das Ring Gräfte verräth Die Regierung so fo So­ldo3 Grinnerung soll, nach Gulden unwerth sein. Ein Türke erlauben ! Die türkischen Gäste Grabe von darf sich des längere Zeit, verrichteten. Ueber den Ausflug­genblatte des Ausführlicheren berichten. Warum der Karchauuer türkischen viele Aspiranten den Bischofsstuhl Gäste Wunich konnten, fennen eine feurige Rede ime so vielten Male zum ihm annehmen zu „Kennern”, mehrere tausend so Etwas son statteten heute Morgens beim indem sie dort ein Gebet werben wir noch im Mor: er eben e3 auch für denselben unter dem Einflusse der in Tieben 3. Schiff Dermitch ver: vasant viele Gerüchte über diese Begebung auch in Um: werden mögen. So haben merkmwürdigerweise auch unsere Merifalen manchmal schlechten Zeiten zu leiden. Komitatswirthschaft. Wir seien in einem Sieben­­bürger Blatte: Ein Theil der früheren Robortpflicht ist bis auf den heutigen Tag verblieben, nämlich die Straße K­on« furrenz oder deren Ablösung in Geld. An den meisten Orten wurden diese Arbeitstage und Geldablösungen zu einer Quelle des Privateink­ommens für die Verwaltung . Abdul Kerim. — Eintleine­s Pportrait — Der greise Generalissimus des türkischen Heeres, A­b­­­dul Kerim Baldha, der zu wiederholten Malen die Stelle eines Armeek­ommandanten mit dem Site in der Dart Choura vertauschte, ist ein Mann von eminenter Begabung. Seine Dispositionen sind ebenso Leicht faßlich, wie präzise, ja nur zu präzise, denn sie sind so bestimmt gehalten, daß sie die Freiheit des Handelns, wie selche jedem Unterabtheilungsführer mit Recht gebührt, auf ein verschwindend kleines Minimum einschräns­­en. Der Mann der Fahnen That ist eben Abdul Kerim nicht, und der Feldzug gegen Serbien hat im vollsten Maße bewiesen, daß alle seine Entwürfe und­­ Dispositionen von einer ungeheuern Dosis von Aengstlichkeit durchzittert sind, daß alles von einer großen Bedächtigkeit, Langsamkeit, Schwer­­fälligkeit zeugt Auch Mangel an Energie muß man dem leider seit vielen Jahren Träufelnden Manne mit Recht vor­­werfen, da nicht einmal die überaus leicht ausführbaren, sehr zahmen Ordres dem Wunsche gemäß vollzogen werden. Im UWebrigen­ ist Abdul Kerim, der wie bekannt, eine europäische Bildung geworfen und viele Jahre auf einer österreichischen Akademie zugebracht und ein Schüler Hauss Sab’3 ist, troß seiner allbekannten Einsilbigkeit ein Mann von angenehmsten Umgangsformen. Er befsst ausgedehnte bewin­­­­­­­­­­­­derbares Klima. Meinem einfachen Menschenverstande wollen diese Gegenzage just nicht als gesundheitsför­­derlich erscheinen, dennoch muß ich zugeben, daß Du Dich, seitdem wir hier sind, bereit­sichtlich erholt hast; die franshafte Bluffe ist verschwunden und die politische Erörterung, zu der Dich gestern Abend die Restive italienischer Zeitungen Hinriß, ließ wenig von Deiner alten Energie vermissen.“ Hardy nichte und das Fenster an seiner Seite er unterschiebend, erwiderte er: „In der That, ich ange an, das föstliche Gefühl zu empfinden, das­­ jede wirkliche Genesung begleiten sol: eine gewisse naive Daseinsfreude! 39 freue mich zu leben, mit Appetit zu effen, in einem guten Bett zu schlafen, ja, ich freute mich, als die Sonne über den Dächern aufging, ich bildete mir ein, daß sie mir ihr beson­­deres Wohlwollen dadurch ausdrücken wollte... Siehst Du", unterbrach er sich, „so hätten wir es auch machen sollen !“ Ein Leichtes, offenes, mit einem Pferde bespann­­tes Wägelchen, in dem zwei in dunkle Mäntel und Schleier gehüllte Frauen saßen, hatte sie überholt und flog pfeilschnell an ihnen vorüber. „Wenn sie ebenfalls nach Tivoli fahren, sind je mindestend zwei Stunden vor uns Dort, umsere s­chwerfällige Familienfittiche kommt Taum vom eled." „Wahrscheinlich Eingeborene des Landes, die die feuchte Nebelluft nicht seheuen, wir wü­rden solchen Leichtsinn mit einem Y­ieberchen büßen.“ „Ich dachte nicht, daß Damen eine solche Tour mit fpigem Hut und braumem Mantel, die Frau mit der gefticten Schürze und den silbernen Nadeln im Haar und endlich die Jungen mit den brennenden Augen, in ihren Büffelederwämmfern — ob aber der arme Esel Sinn für das Brittoresse hat ?" „Ich zweifle !“ machte der andere, „denn asıno wirde es ungleich malerischer ers­cheinen, wenn Die Gesellschaft zu Fuß nebenher trottete." Sie fuhren weiter durch die Campagna, die im buntblühenden Frühlingsschmuch einen ganz anderen Eindruck macht, wie im Seth wo ein goldig-bräunst­licher Ton über dem verdorrten Grad und Gestrüpp liegt, der mit dem gelblichen Gestein der verfallenen­ Aquädukte, den Bergen und dem Himmel zu einer wundervollen Farbenharmonie verschmilzt. „Die Cam­pagna blüht,“ jagen die Maler bedauernd und meinen damit, daß sie malerisch weniger wirkungsvoll ist. Die beiden Norddeutschen beschäftigten sich nicht mit Einsel und Farben ; die wellenförmige grüne Fläche gab ihnen Anlaß, die oft ventilitte grage über die Ur­sachen dieser trostlosen V­erödung und Sterilität in der unmittelbaren Nähe einer großartigen Stadt auf­­zumersen und die Mittel zur Abhilfe zu digfitiven. Die Sonne stieg höher, es begann Heiß zu werden. Das Sabinergebirge rühte näher, die fein­­blättrigen, graugrünen Olivenbäume, die die Abhänge bedecken, ließen ihre seltsam verkrüppelten Stamm- und Artformationen erkennen. (Fortlegung folgt.) durch die Campagna ohne männlichen Schuß risiiren, nicht einmal ein Diener fraß neben dem Skutscher,“ sagte Marschall, sich in die Ehe Tehnend. „Vielleicht find­ed feine Damen, nur einfache Bürgersfrauen, oder find sie in einem Alter, das selbst die Räuber respektiven,” antwortete der Re­gierungsrath: „Ich beneide sie 608 um die Schnelligkeit ihres Pferdes.“ „Die der Kutscher durch unsinniges Loghauen zu verstärken bemüht war. Der Italiener ist grausam ge­­gen Thiere, Schonung ihrer Kräfte rennt er nicht ; lachte der Nofjelenfer gestern nicht, da wir ihn er ma­hnten, den steilen Esquilin Yangjam hinaufzufahren ? Er peitschte das arme Droschkenpferd und im Galopp ging er bergauf, bergab.“ Als Lebendige Frustration Dieser Bemerkung konnte die „carrozzella“ gelten, die ihnen entgegen­kam und auf der eine ganze Familie, bestehend aus Bater, Mutter, Kindern und Gemüselerben, man konnte wohl jagen‘, hing, denn die schwarzmähnigen Knaben schienen an den zwei hohen Rädern zur Kleben. Diese Menschenlaft wurde von einem einzigen beffla­­genswerthen Esel gezogen und obgleich das brave Thier im schärfsten Trabe rannte, schlug der Cam­­pagnole mit einem, mit eiserner Spike versehenen Stod unverdroffen auf dasselbe ein. D­iese Leibesübung mit unaufhörlichem Avanti! avanti ! begleitend. „Meulerisch sieht er aus," sagte Klemens, dem Gefährt nachbildend, „der Kerl mit der Adlernase,

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