Pester Journal - Abendblatt, Mai 1877 (Jahrgang 4, nr. 3-25)

1877-05-04 / nr. 5

EN ER­Me AGAR in Budapest, Freitag Furten Nitonewug in bestimmte Aussicht gesellt haben Aus diesem Grunde gehen die Ernagorzen jubelnd in den r wiederaufgenommenen Krieg. Die hier durchmarschirenden Bataillone befinden den besten Geist, Alle ziehen im Be — Duga, Baffe zu bleiben, meh­er wußt­e in einer bereits halb gewonnenen Gade zu den Gren­­zen. Webermorgen begeben sich der Fürst, der Generalstab, die Leibgarde-Abtheilung (Berjanit!) und eine Kompagnie des Zuper Bataillons nach dem albanesischen Krieg arch aus plate. Dort dürfte der Fürst nur bis zum Eintreffen des­­oberwojwoden und Senatspräsidenten Bozidar Petr­o­vit­z verweilen. Die eigentliche Absicht des Segen ist, bei dem h­erzegominischen Korps bis zur Entscheidung im durch die dort bevorstehenden Kämpfe zu Dauernder Berühmtheit gelangen dürfte. Im Bafle selbst bat Betr Bautotit 8 auf vier Stellen ihr tarfe Schanzen errigten lassen. Die­selben wurden mit A000 Mann befett.­­Zwischen dem Duga-Baß und weit über Nilfic hinaus steht die Hauptmacht des Wojmoden Qulotits, der auch 1400 Herzegominer an sich zog. Bejovits ist in der Richtung entsendet worden, welche, wenn man sie sich verlän­­gert denkt, im Rüden Suleiman Pathas läuft. Bello Barlovitzs nimmt eine Flankenstellung ein, von der man sich viel verspricht. Auch werden die großen Gefchüse, welche in Medun erbeutet wurden, zum Bom­­bardement von Nilfic nächstens verwendet werden. Auch auf dem albanischen Kriegsschauplage Du­rfte es bald lebhaft zu geben. Nach dem entworfenen Operations­ plane solen Podgoriga,Spypuzum Bablijas, die sehr schwach verproviantirt sind, eng zerütrt werden, um eine Uebergabe derselben zu erzwingen. Aber schon vor dem Falle VBodgorisas wird eine Offensivbewe­­gung gegen die Teufelsbrüche und vielleicht auch gegen Stutari versucht werden. Der türkische Kommandant in Miranien dürfte fehmerlich eine solche Macht zur Ver­­fügung haben, um eine größere Schlacht im offenen Felde wagen zu können. Nach den hier eingetroffenen Berichten dürfte Ali Said Bascha vielmehr die befestigten Wläße zu halten suchen. . _Abendblatt des Befter Journal. 4. Mai 1877. Der deutsche Kaiser im neuen Reichsland. Budapest, 4 Mai. Die Reise des deutschen Kaisers Durch die neu erworbenen Reichsländer Elsaß und Lothringen hat nicht nur eine eminente Kulturbedeutung, sondern­ ist gerade jebr auch Angesichts der kriegerischen Verwic­­lungen und bezüglich des Verhältnisses zwischen Frankreich und Deutschland von Be­deutung. So sehr die jüngste Nede Molttes, welche ganz Europa elektrisch durchzuckte, hinterher auch abzuschwächen versucht wurde, die hinterher er­­folgte Sreije des Kaisers durch das neue Reichsland liefert doch einen eigenthümlichen Kommentar dazu und beweist wenn nichts Anderes, so doch eine ver Härkte Borsicht des kaiserlichen Kabinets gegenüber granftreich. Wir geben darum Heute noch nachträglich die folgenden telegraphischen Meldungen aus Straß­burg, welche unser Korrespondenzbureau ung zuzu­­senden für überflüssig hielt und die wir erst im Post­­wege erhielten. Diese Diperchen, aus Straßburg,­ 2. Mai datirt, werden dem aufmerksamen Leser einen Tingerzeig darüber geben, wie viel die deutsche Regierung im neuen Reichßlande noch zu thun hat, um die Gemüther dem deutschen Baterlande zu gewinnen, daß sie aber auch seine Mühe scheut, um die neuerworbenen Bir­ge physisch und moraliscch immer fester an sich zufetten. Mußte doch der ganze Nimbus der kaiserlichen Majestät dazu herhal­­ten, um die möglichst große Impression auf die Bev­völkerung des neuen Reic­slandes zu machen. Die Telegramme lauten: Straßburg, 2. Mai. Die Anrede des Reichstags-Abgeordneten Bergmann bei dem gestrigen Empfange des deutschen Kaisers auf dem Bahnhofe lautete: „Eure kaiserliche Majestät bemilklomm­­nen und begrüßen wir ehrfuch­tsvoll unterthänigst bei a. b. Fhrem Eintritte in die Mauern der Stadt Straßburg. Wir hoffen, daß, was unsere Stadt während Euer Majestät freund­­lichen Aufenthaltes in unserer Mitte zu bieten im Stande ist, deren Erwartungen entsprechen möge, und münschen eben­falls, daß sich an diesen huldvollen Besuch für unsern kaiser­­lichen Saft, solwhe für unsere Stadt stet, die befriedigendste heilvolle Erinnerung knüpfen werde. Mit tiefster Ehrfurcht heiße ich Namens der Stadt Straßburg Eure kaiserliche Ma­­jestät willkommen!" Der Kaiser er­widerte, er freue sich auf den Aufenthalt in Dieser altehrwwürdigen Stadt, die er auch früher, aber mir als Reisender, besuch­t, nun aber noch besser kennen zu lernen hoffe. Die Herren, welche ihn Egon bei seinem­ ersten Eintritte so freundlich begrüßt, hoffe er während seines Aufenthaltes noch öfter zu sehen. Bei dem Fadelzuge richtete Stud. jur. v. Mayer fol­gende Worte an den Kaiser: „Allergnädigster Kaiser und Herr ! Im Monate Mai 567 gründete Kaiser Mar II. die alte Universität in Straßburg. Hunderte Jahre später, zum Stiftungsfeste seiner Hochschule, ließ der Rath der freien Reichsstad­t Münzen schlagen mit dem Wappen der Stadt und dem Wahlspruche : Deo, Caesari, Patriae ! Wohl ziemte es dem alten Straßburg, der deutschen Jugend zuzurufen : Gott, Kaiser, Vaterland! Im Kampfe um B Deutschlands Ehre hatte es das Recht erworben, des Kaisers und des Reiches Banner zu tragen. Die Jugend der neuen Argentina führt heute in ihrer Fahne wieder das Wappen Straßburgs mit dem Wahlspruche ! Deo, Caesari, Patriae! Wir treten vor Eure Kaiserliche Majestät und wiederholen laut und feierlich als Gelübde : Gott, Kaiser, Vaterland !" Hierauf entgegnete der Kaiser : „Ich danke Ihnen und Ehren Kommilitonen für den Empfang, Den sie mir bereitet haben. 39 bin erfreut, Gesinnungen, wie ich sie überall in Deutschland gefunden habe, auch hier mit Energie aussprechen zu hören ; aber ich hoffe auch, daß die Straß­­burger Studentenschaft diese recht ausgesprochenen Gesinnun­­gen bethätigen wird.” Bei der Vorstellung der Vertreter der Universität richtete der Kaiser folgende Worte an dieselben: „Ihre Aurtoodbe brief,im Vande wit seine große; allein ich zweifle nicht, daß die Universität Der­­selben gewachsen sein wird. Diese Aufgabe wird um so sicherer gelöst werden, wenn der Wechsel im P­rofessoren-Kollegium weniger häufig sein wird, als es bisher der Fall war, obgleich ich weiß, daß der Erfah­rtete ein erwünschter ge­wesen ist. Ich hoffe, daß die anmefenden Herren standhafter sein werden." Zu den Vertretern der Schulen sagte der Kaiser: „Sie haben eine schwere, aber do dantbare Aufgabe in diesem Lande, in welchem die Augen seit Jahrhunderten nach Westen zu sehen sich gewöhnt haben. Nachdem aber das Land wieder mit dem alten Baterlande vereinigt worden ist, tritt an Sie auch die besondere Aufgabe heran, milde und ver­sehlenend auf die Gemüther zu wirken, aber auch die Gesinnungen der heranmwachenden Generation zu weden und zu befestigen, welche das große Vaterland erwarten muß. 39 zähle dabei auf die Thätigkeit der Herren " Die Donau und der Krieg. Budapest, 4 Mai. Die Frage der Schifffahrt auf der Donau bildet noch immer den Gegenstand lebhafter Erörterungen. Die Frage ist so weit erledigt, als Rusland die Schifffahrt wieder freigegeben hat und somit nicht auf den „Ruin der Handelsinteressen der österreichisch ungarischen Monarchie" hinarbeitet, wie sich einige ungarische Blätter verlauten ließen. Wir sind begierig, zu erfahren, ob diese Journale ähnliche Argumente auch der Türkei gegenüber ins Treffen führen werden, welche man, nach Freigebung der Schifffahrt durch die Auffen, dieselbe verboten hat. Wederdies fapern die Türken, nach Tele­­grammen der "Bol. Corr." aus Bukarest, unausgeregt die auf der Donau verkehrenden Getreideschiffe. Uebrigens seien hier auch die Neußerungen einiger ungarischer Blätter über diese Frage mitgetheilt. „Hon­ fett den Ausführungen des „Fremdenblatt“ über die Verkehrsstörungen auf der Donau folgende B­emer­kungen entgegen: Mit abstoßenderm Cynismus it wohl noch selten über die Interessen, Würde, Macht und Beruf der Mon­­archie geschrieben worden. Das ist selbst von jenem „Frem­­denblatt” zuviel, welches für die wirthende lavophile Bolitit Propaganda gemacht hat und für die Annexion Bosnien und der Herzegowina am meisten eingetreten ist, bis es vor der jenseits, wie diesseits der Leitha aufbraufenden öffentli­­chen Meinung verstummen mußte Wir sind im Gegensaße zu dem Wiener Blatte der Meinung, daß die Monarchie Macht befitz und daß diese Macht dazu da ist, damit sie mit derselben ihre Interessen wahre. Unsere Monarchie hatte „das echt”, den von den Russen gefeherten Aufstand in Bosnien und der Herzegowina und die daraus resultirende bittere Konsequenz, für die Erhaltung der Flüchtlinge Millionen zu opfern, unangenehm zu finden. Mut folgt „die Pflicht”, Hbie Pflicht zur Wahrung unserer Interessen, und wir sehen, daß wir unsere Monarchie die Zeit des Handelns mit Riesenschrit­­ten herannaht. „Befill Rap! 6" spricht sich über denselben Ge­genstand folgendermaßen aus: daß unsere Monarchie das Medt hat zu einem Proteste (gegen die Absperrung der Donau), das kann das zitirte Blatt im äußeren Amte er­fahren, welches im Jahre 1854 gegen die Leberschreitung der Donau seitens der Auffen ganz entschieden Protest eingelegt hat. Aber eben die Neutralen können fordern, daß ihr vers­tragsmäßig garantirter freier Verkehr durch rufsische Willkür nicht zu Grunde gerichtet werde. Warum sollen unsere Mon­­archie und die anderen europäischen Mächte es dulden, daß Ruhland einen Eroberungs­weg über die Donau nehme? Wenn Ho­bar­t Balga den Konsuln verschiedener Natio­­nalität wiederholt erklärt hat, daß er wohl welche feindliche Stadt immer zu bombardiren bereit ist, daß jedoch ‚die tak­­­tische Flotte den neutralen Handelsverkehr seinen Augenblick hemmen werde, warum mußte dann der andere kriegführende Theil damit anfangen, noch vor Beginn der geringsten­­­­­­­ ­ Benedikta. Roman von Zar Detlef. Erster Band, eines Kapitel (Fortsetzung.) »Das wäre freilich schlimm,«stotterte sie;doch nach kurzem Nachdenken rief sie vergnügt:»Hierbei uns giebt es mehr Burschen,Sigrcora,und für die anderen Är­te,­wo es nicht so ist,wird die Madonna sorgen.Da die heilige Jungfrau verheirathet war, muß sie den Ehestand für eine gute Sache halten.“ Die Dame lachte und stiich der Kleinen die Lodenmähme aus der Stirn. „Ueber die unartige Ziege ! Sie frißt die Sa­­latköpfe an!“ fehlte das Kind aufspringend, ebenso leichtfüßig und geschidt wie die Meisteryäterin über das Gemäuer kletternd, zwischen welchem der Custode­ ein paar Gemüsebeete angepflanzt hatte. Die Dame­­ beobachtete den sich entspinnenden Kampf zwischen der störrischen Ziege, die sich von dem wohlschmedenden Salat nicht trennen wollte, und dem Mädchen, das sie mit Gewalt zu verjagen suchte. Es gab eine ganze Reihe luftiger Bilder, wie die Ziege, sich auf den Hinterbeinen aufrichtend, gegen die Angreiferin bodte, während diese, gewandt wie eine Schlange, zurückprang. lina gerieth dabei in echt italienische Wuth,und trotz ihres Namens­ rief sie den Teufel zu Hülfe,um die­­sen „demonio” von einer Ziege zu vertreiben. — „Ein schönes Gesicht,“ bemerkte Klemens, als er mit dem Freunde außer Hörweite war. „Deehr noch ein interessantes, namentlich dur die Augen, die einen seltsam großen Bli haben. Es macht den Eindruck, als sei das Gesicht bloß der Aus­sen wegen da.“ „Du Hast ja im Fluge Deine gemacht !" „Wie Du weißt, sehe ich sehr scharf und meine doppelte Thätigkeit hat mich gewöhnt, mir die Physio­­gnomien mit einem flüchtigen Blid einzuprägen. Wenn ich die Reihen der Studenten, der Parlamentsmitglie­­der vor mir habe, genügt mir ein scharfer Ueber­­blid, um jeden Einzelnen zu bemerken. 39 glaube auch, daß ein Jeder das Gefühl hat, als richte ich meine Rede besonders an ihn.“ „Da Du somit die Dame genauer aufs Korn genommen Hast, al ich, so, theile mir freundlichst Deine Ansicht über die einsame Schöne mit, die sich in der Villa des seligen Kaisers Hadrian so zu Hause zu fühlen scheint, ala jei Ste seine direkte Erbin. Staubst Du, daß sie eine Italienerin ist !“ „Rein, eine Italienerin würde sich keinesfalls ohne befehigende Mutter oder Duenna an einem Ort befinden, der, wenn auch abgelegen, doch von Frems­den frequentirt wird. Sie muß eine Ausländerin sein, Beobachtungen um die Widerspenstige von Hinten zu fallen. Angle­­ich vermutee sogar eine Deutsche ; eigenthümlich bleibt »Deine Mutter und Deine Schwester sprechen aus Dir, Harry. Ich fürchte, sie sind etwas unduld­­sam gegen ihre minder glücklich fü­wirten Genossinnen. Für sie ist es leicht, zu jagen : die frau gehöre nur ins Haus — sie haben ein Haus im edelsten Sinne, nicht eine Wohnung in einer Miethsfaterne. Aus dem es immerhin, daß sie eine Dame hier mutterseelen­­allein aufhält. Sie it zu jung und zu hübsch, um sich eine derartige Extravaganz zu erlauben. Was hätte sie gethan, wenn wir z. B. stehen geblieben wären und ohne Weiteres eine Unterhaltung mit ihr [ ] angeknüpft hätten ?" „Wahrscheinlich Antwort gegeben, wenn unsere Anrede ihr zugesagt, uns den Rüden gefehrt, wenn sie ihe mißfallen hätte. Nach ihrer unbefüimmerten Haltung zu schließen, wird sie nicht Leicht in Verles­senheit gerathen.“ „Mir ist jedes Heraustreten der Frau aus dem Kreise des Schieflichen und des Hergebrachten verhaßt, schlimm genug, wenn die Verhältnisse sie dazu zwin­­gen, wenn die Familie, der sie angehört, nicht im Stande ist, für sie zu sorgen.“ „Warum ereiferst Du Dich ? Weißt Du denn, ob die junge Dame nicht auch unter diesem Zwange s­teht ?" „Eine sonderbare Nothwendigkeit, in der Villa Hadrians Herumzuschweifen und sich von müßigen Fremden anstarren zu lassen. Der ungeregelte Trieb nach persönlicher Freiheit it es, dem auch sie folgt, wie heutzutage Viele ihres Geschlechtes." s «

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