Neues Pester Journal, Juli 1877 (Jahrgang 6, nr. 180-210)

1877-07-01 / nr. 180

» UIdemuemmtxEwi-s1.14,hcx11)j.fr.si, viertekj..fl.3.50,monatrichf1.120."tägtich, Ey Das»Neue PesterIoFkFäi TnkT scheint M » — auch an Montagen. Redaktion und Administration: Leopoldft. Kirdienplat Nr. 2. SinseiRr Nummern 418 Infernte nach aufliegendem Tarif, Esz Morgens(Montag)Früherscheint bis­ gewöhnlich eine.Numm­er. .­g!ka-khefurdie,,bulgarisch,­en-E­ reuek«. Budapest,30.Juni. Kamm, dab die’ersten russischen Kolonnen Die Donau überschritten, hat Kaiser Mlerander auch schon­­ eine Proklamation an die bulgarische Nation gerich­­­­tet. Ein höchst merkwürdiges Schriftstäe für wahr!­­63 verkündet in der vollendetsten Form den Kreuzzug gegen den Salbm­ond, entfelte­t alle Schrednisse des Religionskrieges und sondert die Schafe: vom den Parden, die Rajah von der mohamedanischen Bevöl­­k­ung, um das­­­erhältniß der „Unordnung und Str“ umzukehren und fortab die Christen Bul­­gariens als Die privilegirte, herrschende. Die Musel­­manen hingegen als die dienende, geduldete, unter­prücte Race, die nunmehr „von der Gerechtigkeit Gottes getroffen” wird, zu deflariren. Das ist der Geist, der die Proflantation des Grafen Durchweht. Rußland führt das Nachefchwert Gottes, es züchtigt die Türkei, es straft die Musel­­manen Bulgariens, es belohnt die Christen Bulga­­riens „für ihr Martyrium“, und all’ das im Namen der alten Historischen Weberlieferungen des Grafen­­reiches, im Namen des heiligen orthodoxen Claus­­ens. Der Theokratie des Salam stellt sich die Theo­­[kratie der griechischen Kirche gegenüber, die den Ans­­änger jedes anderen Sultus­ blutig haßt und per­folgt, die in den Mitteln­ ihrer Propaganda heute noch­ ebenso wenig wählerisch it, als es die römische Kirche des Mittelalters­ war, und überall dort, so das weltliche Schwert ihr willig dient, die Anhänger­­ niedrigt. M Wahrlich, es klingt wie unfreiwillige Ironie, en der Selbstherrscher, der Rufen die Bulgaren an ihre „geheiligten nationalen“ Rechte erinnert. Der­­selbe Graf, der die geheiligten nationalen Rechte­­ eines großen Kulturvolfes mit Blut und Eisen ver­­zichtete und bei den geheiligten nationalen Rechten seines zweiten Kulturvolfes mit einer tausendjähri­­gen Entwickklung das Todesurtheil geschrieben hat; derselbe Czar, der seiner eigenen Unterthanen auch sicht Den Schein eines nationalen Rechtes­ zugesteht. Mie Hohn klingt es, wenn den Bulgaren verheißen wird, daß unter Buß eines anderen­ Kultus oder Ritus zu Parias er­ d­er ARE law-Fahnen Recht a­uf Stelle derunordtung und Willkür treten soll.Als ob die russische Verwaltung nicht ebenbü­rtig der tür­kischen an die Seite gestellt werden durfte,als ob nicht die russische Administration und Ju­stiz den Weltruf der Korruption besäße,als ob nicht gerade in Rußland jene Willkür und unordnung herrschen würde,die durch den Volksspruch charakterisirt wird: Der Czar ist groß und Petersburg istxvett. Jeden Christen­ verspricht der Czar gegen jede Gewaltthat zu schützen;den gleichen Schutz den Muselmanen zuzusichern unterläßt die Proklamatio­r.Sie macht da­­it die MuselIIIanen Bulgariens vogel frei,sie stellt ihr Hab und Gut als herrenlose Beute zur Disposition der Glaubensge­­nossen des Grafen, um diesen für ihre Jahrhunderte langen Leiden, für ihr Marxtyrium den ersten Brei zu zahlen. Das ist die „ruffische Humanität, das die ruffische Gerechtigkeit, das die strenge Billigkeit“, welche der Gzar pomiphaft am­ Negierungsprinzip für Bulgarien verfündet. « Rache für die,,bulgarischen Greuel” kündigt der Gar an. Eine „regel­­rechte und unparteiliche Duftiz“ sol Diejenigen treffen, welche an den­ bulgarischen Greueln theil­­nahmen und ungestraft blieben, so lautet das Wort des Kaisers Alexander: Seit in Europa ein mor­dernes Belferrecht besteht und in der Kriegfüh­­rung nicht brutale Wilfür Herricht, sondern die Beobachtung der Nriegomanier Pflicht jedes Heer­­­­führer geworden, ist dem Völkerrechte sein 10 in­tensiver Yauftschlag verfecht worden, gleich Diesem. Mie­ der Czar von Nußland maßt sie an, Ge­­richt zu halten über: Unterthanen­ des Sultans wegen solcher Handlungen derselben, die sie nur em­ Kriege verübt und wegen deren ihr kompeten­­ter Gerichtsstand — ob mit Recht oder Unrecht, kommt hier gar nicht in Frage — ein Ginsschreiten nicht für nothunwendig befand? Auf welchen Rechts­­titel baut der Graf diese Anmaßung? Fühlt er sie­ bereits als souveräner Herr Bulgariens, der über Leben und Tod gebietet? Und wenn er es wäre, wer gibt ihm die Befugniß, für Ereignisse, die vor ‚dem Kriege sich abspielten und die mit dem frevelhaft begonnenen Kriege in seinem direkten Zusammenhange sehen, sich als Nichter­­ zu geberden ? Die Nähe für die bulgarischen Greuel, die Graf Mlerander androht, it eine Un­geheuerlichkeit, und wenn es bei der bloßen Drohung nicht verbleiben, wenn diese Nahe wirk­­lich vollzogen werden sollte, dann wird neben dem Lorbeer die Stirne des Griegerd das Brandntal der Schmachh schmücen und die Annalen des Böl­­ferrechtes werden eine nie erhörte Schandthat den­ spätesten Geschlechern­ überliefern. Ist es ja doch notorisch, Daß die „bulgarischen Greuel“ durch ruffische Söldlinge angezettelt wurden, ist es ja erwiesen, Daß­ die „Verbrechen“ der Deufelmanen dur­ Die Angriffe der­ Najah produzirt wurden. Wird. Die „regelrechte und unparteiliche russische Justiz“ und­ jene Anstifter, die Agenten Gortscha­­foff’3 und Ignatieff’3, vor ihr Gericht ziehen, deren Namen der russischen Regierung sicher nicht­ unbe­kannt sind? Oder handelt es sich hier nur um eine Farce, in Szene gefegt im Namen des heiligen Rechtes, um eine Farce, die den „Glaubensbin­­dern“ in Bulgarien das Signal geben sol, um einen Vernichtungskrieg gegen muselmanische Ele­­mente Ian Malen 2 „, Und num zur politischen Seite jenes Schrift­­stückes. Mit seinem Worte­ erinnert ih­m an sein­ in Livadia gegebenes Versprechen, daß die Ossupation Bulgariens nur eine vorübergehende Maßnahme bleiben solle­, mit seinem Morte ge­ denkt er des Umstandes, daß Die europäischen Mächte endgiltig über Bulgariens Schiefal ent­­scheiden sollen. Zwar hütet sich die Proklamation Enger Weise, ausbrüchlich die Absicht Rußland, Bulgarien in seinen bleibenden Besiß zu nehmen, hervorzuheben. Aber diese Absicht Hingt unzweifel­­haft daru, wenn der Graf die Bulgaren auf­­fordert, sich um die russische Fahne zu shhaaren, wenn er ihnen dafür die Befreiung nom der nusel­­männischen Herrschaft als ein Definitivum dr Aug: nicht stellt, wenn er ihnen alles Heil als von Ruß­­land­ ausgehend schildert. Solche Verheißungen sind kaum mißzuverstehen und sie beiwresen, wie sehr Diejenigen im Rechte waren, die selbst das Wort eines Garen nicht als­ den Fels betrachteten, auf den man­ feste politische Kombinationen bauen dürfe, Wers über Die geheiligten Sagungen des Völkerrechtes fi hinmwegjeht, für, den wird, sein verpfändetes Wort nie ein Hinderniß bilden, sobald er die Macht beritz, die Pläne seines Ehrgeizes zur verwirklichen, und die Demuth, mit welcher Graf Alexander heute den Herrn anfleht um den Sieg wird sid ala: von dem topographisch-historischen Merthe dieses Namens Aphorism gefiel mir Die Bescheidenheit des Braven, der, alten Stolz einer wahrseinlic durch die Jahrhunderte hinz Durch­gehenden Familien-Tradition bei Seite schiebend, die Möglichkeit zugab, es könnte vielleicht­ die Familie von dem Berg und nicht der Berg von der Familie den Namen bee­­ommen­ haben. Und, überhaupt mag’s am der Fam Dörtler gerühmt werden, daß der Stolz, mitten in ein geschichtliche Begebenheit hineingestellt worden zu seich nicht den Haren Bird und den einfacgen Sinn fi Nächtliegende und praftisch zu Ergreifende alteriet Bat. Sur vollen Rummel des zu rüstenden gastlichen Empfanges für die von der stellenweise halabredherischen Enquete niederstei­­­ende Gerichtskommission vergaß die geschäftige MWittit, welche fest dem Bostamte und dem Gasthaufe allein vor „Aber die Feinde der Christenheit“. " Die nennen Rüthfel des Stilfferjortes. Original ( Feuilletonvlied „Neuen Pester Journal“ ) Bozen, 28. Juni. Die Aufschrift sagt es Ihnen mit einem Worte, was 4 Ihnen allenfalls des Ausführlicheren und mit den diver­­en Rebenfächlichkeiten erzählen kann, ohne das die weit­­­weifigste Erzählung an dem Gesammtresultate Dieser in der­riminalgeschichte gewiß einzigen „Landpartier der Rustiz” das Beringste zu ändern vermöchte. Wir sind mit mehr Räthieln karl MR aaaın asewit Mahl VD a VE POEREERER FA Sean Hy Dog zuruugettejet, 049 I­it Denen wir ausgefahren sind air die etlichen hundert Gulden, womit der Ausflug der, Fünf­ndzwanzig” — furioser Weise wars gerade biefe omindie abl — das Gerichtsbudget neuerdings belastet hat, werden­öchstens für Die Botenzirung der negativen, einander aufs­ehenden Eindrücke, von denen dieser wirre Prozeß ohne den­en 1, ausgegeben worden sein. Mir Glücseligen persönl­ich erging es allerdi­­gs dabei so herrlich — nicht auf üras i­e KRäften etwa, will ich gleich Hinzufeßen — wie jenem leibliihen Saul, der auszog, seines Vaters Efelein zu suchen und dafür eine Krone fand, deren Höchst fragwürdiger Ges­äß ihn freilich späterhin bereuen ließ, daß er nicht Lieber an Eielein­ seines Vaters gefunden. So zog ich denn us, die Trafoier des Tourville- Brozesses in ihrer igenen Heimath zu suchen, und fand dafür gar Feine one, aber den näheren Umgang mit einigen hohen Häuptern, gegen deren Legitimität selbst der rotheste epublikaner Faum Stivas einzumenden haben wird, und enen höchstens vorzumerfen wäre, daß sie für gewöhnliche, auchgeborene Neni­gi­inder nicht recht zugänglich­ sind. 3 hohe Haupt­ambek, dessen zugleich ehrende und frenende Bek­anntschaft mir durch die Gunst dieser Hoch­­scpeinlichen­­­ergnügungsfahrt vermittelt wurde, ist, owenl man ihm nur in 48 Stümmungen nahen kann, von leutseligster Zugänglichkeit.Man darf sich freilich auch ihm gegenüber keine allzu vertrauliche Nom Galance erlauben, denn mit großen Herren i­ nie gut spaßen — aber trattabler und nahbarer, wie gejagt, ist er doch als so manche seinergleichen, die er um 1000 bis 2000 Fuß überragt. Ich rede, nämlich vom Stilfferjodh, das ich — Dank ei es Herrn de Tourville — oder auch 6103 Madame de Tourville, die Ges­chworenen werden das wohl entscheiden — bei Dieser Gelegenheit entdeckt habe. Blos für mir entdeckt, versieht sich, und da von andere Leute vor mir dieselbe Entdeckung gemacht und sie aug­ust Motts von hofrhri­ohen des Meiteren beschrieben, aufkommende Eilpoftfutscher sie tagtäglich macht, so hat der Leser durchaus nicht zu befürchten, daß ich ihm über den Gletscherfetzenpreis dreier Länder, dessen Mittelpunkt man da oben hält, ein Gedicht, als einen Nachtrag zum Bündeler, appliziren werde, Höchstens eine interessante Motiz zur Namensgeschichte des Ord­er’S mag gegeben wer­­den, die, meines Wilj­ens, noch nicht bekannt ist, und die mir dergleiche Freundliche Zufall verschaffte, Der mich hier­­her in die Gesellschaft jener Hohen Häupter brachte, Der Kutiher, der mich Hinauffuhr zu jener grandiorten Ber­­ger-Grenzsäule zwischen Italien und Desterreich und zu dem schmäßigen hölzernen Pfahl mit dem Greisler­ Täfel­­chen, welches es der Welt Fünden sol, daß hier das Kai­­serthum Deiterreich seinen Anfang nehme, ist ein Namens: Bruder » des Ortier. Ludwig Ortler heißt er und i­ der Bruder des seither verstorbenen Postmeisters von Trafoi, auf dessen und des Finanzwächters Goller Veranlassung die Verhaftung Tourvilles geschah. Als ich nun mit dem aaderen Manne über die vielverbreitete Häufigkeit des Namens Ortler in der Ilmgegend und über die Namens­­verwandtschaft mit dem Berge Sprach, meinte er in sehöner Seligtheit des Gedankens und des Tones­ , Gad­ weiß nit, hat der Berg den Nan­en von unserem Geschlecht, oder Hat steht, nicht, mich zum Abschied um Wirthigaft in Trafoi zu bitten, was der geschäftssinnigen Frau mit um so besserem Gewissen mit geleistet werden kann, als die KonkurrenteWirthschaft in Franzenshöhe oben zwar nicht besser, aber dog­entschieden theuerer ist. Das Fremdenbuch von Franzenshöhe wurde unser Geschlecht den Namen von dem Berg." Abgeseh­en Aufgabe des Tages ging. Ich gehörte erfreulicher Weise = an diesem Tage um eine merk­würdig interessante Spezialseite bereichert:der Gerichtspräsident Granelchiorizeichickete sich ein und ihm folgten Staatsanwalt un­d Vertheidiger und die Geschwornenalle.Besitzt der Wirth den industriösen Instinkt seiner Konkurrentin von Trafoiunten,so legte­ das Buch von dem Tage an—für Engländer wenigstekes —in­ Verschluß und macht ein Geschäft aus der Be­­sichtigung des Blattes,welches schriftliches Zeugnißvolk dieser Gerichtsszene,schier siebentcmsend Fuß über der Meeresfläche,gibt.Eine Phantastik des Realism­us,wie sie nur der Genius Shakespeare«ss oder­—die Wirklich­keit des­ Lebens produziren konnte.In Franzenshöhe trennte ich von der Kommission, die von dort eus an die Ar fanar Ber nan Marmit Kor- 04 10948 ver DIR DENE WELT eine Reklame für ihre "«" Siem amt Seiten Bellage, at NY EN

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