Pester Journal - Abendblatt, Juli 1877 (Jahrgang 4, nr. 52-77)

1877-07-02 / nr. 52

I— Fbonnment für Budapest mittäglich .einmal­ Postversendung monatl.fl.1.10, imeim.fl.2-16,viertelj..3.10,halbj.fl.6. III ·· Das Abendblatt dess»Pester Journal« wecmalxgchustellung,für die Provinz ersch mit Ausnahme von Sonn-und Feiertagen Nachmittags nach LUhr. Reduktion: eint­räglich, Göttergas Göttergasse 9. Adminiftration: se ©. Einzelne Nummern des Abendblattes 2 kr. Anjerate für das Abendblatt werden billigt berechnet. _ Friedensvorbereitungen zum­­ Kriege. Budapest, 2. Juli. Mit zu großem Eifer lanch­t man von Wien aus die durchgängig friedliche Gesinnung. Schon dies mußte Verdacht erregen. TIhatsache ist, daß Mitthei­­lungen über militärische Vorbereitungen mit allen Mitteln zurückgehalten werden. Wir finden dies ebenso gerechtfertigt, " wie wenig geeignet, unsere Ansicht von einer bevorstehenden Aktion zu widerlegen. Wir wollen nicht behaupten, daß eine Aktion in großem Stile im Zuge ist, aber fast bei allen Staaten Europas stellt sich ein gewisse mehr weni­­ger motivirtes Geldbedürfniß ein und dies dürfte vielleicht den wichtigsten Thermometer für Krieg und Frieden abgeben.­­ Fast alle europäischen Staaten werden sehr bald­­ den europäischen Geldmarkt herantreten. Rußland ist im Verein mit der Türke selbstverständlich zuerst­en öffentlichen Kredit in hohem Maße in Anspruch­­ genommen.­­ Einigermaßen überraschen mußte es doch, daß auch das deutsche Reich sich eines kleinen „Bumpes“ nicht entschlagen konnte. Das Geld ist be­­reit in den preußischen Karsen. Auch Frankreich hielt den Zeitpunkt für gekommen, 200 Millionen Francs zu allerlei „ge­­meinnügigen Zwecken“ aufzunehmen. Rumänien hat sich Hypothekarscheine gemacht, Serbien sucht Geld, Griechenland votirte ein hübsches Stümmchen und an England steht auf dem Sprunge eine Kleinigkeit auf­­zunehmen. “Und unsere Monarchie ? Wir glauben, daß die Land­­ung der ungarischen Goldrente, wie sie für Die­se Tage geplant wird, gerade gelegen kommen will. Die ungarische Goldrente trägt wohl den harm­­lofesten Charakter von der Welt an sich. Sie it zu gar nichts Anderem, als zur Einlösung der ungaris­­chen Schatbons von 1873 bestimmt. Aber sehen wir den Fall und hoffen wir sogar, die in allen Ge­schäftstrangaktionen feder gewandte Rothschildgruppe taffirt für die 100 Millionen neu zu emittirende Obli­­gationen in kürzer Zeit 80 Millionen in Gold ein, dürfte da nicht die Versuchung an die unga­­rische Regierung herantreten, sich diese acht Mil­lionen Goldführe in natura auszuborgen, an­statt sich mit nichtsnäßigen ungarischen Schabbong auszahlen zu lassen ? Die Rothschildgruppe, von ihrer weitgehendsten Freundlichkeit gegen ihre Klienten be­­kannt, wird sich vielleicht erbitten Laffen, die ungari­­schen Schaßbond, an denen sie ca. 50 Berzent ver­­dient hat, noch einige Zeit lang zurückzubehalten und sie­ erst nach einem glücklich geführten Kriege zur Einlösung zu präsentiren. Mit den acht Millionen Napoleons, welche die ungarische­­ Regierung dem gemeinsamen Finanz und Kriegsministerium aus­­pezieller Freundlichkeit zur Verfügung stellen würde, ließe sich ein ganz hübscher Krieg­ führen. Budapest 2. sul­.­­ Die heutigen Depeschen bringen einige bemerkens­­werthen Nachrichten vom Kriege. 3n dem Donau­ l­bergang der Rufen bt Zimniba ist eine namhafte Störung eingetreten. Ein Sturm riß die über den Strom geschlagene Brücke fort und kann dieselbe exit bis heute wiederhergestellt werden. Ein konstantinopler Telegramm meldet ferner, daß die Russen bei B­jel­a geschlagen wurden. B­ie­­­a liegt an der Straße nach Tirnomo, es bestätigt sich demnach unserer Meldung, dob das russische Korps, welches bei Sistowo die Donau überschritt, direkt nach der alten Grafenstadt vorrücken wird. Andererseits ist nicht anzu­­nehmen, daß mehr russische Truppen, als die einer Avanter Garde bereits bis B­re­l­a vorgedrungen sein. 4 CS war vorauszusehen, daß die österreichische Mer­anifolar­-Deputation auf dem in ihrem ersten Nuntium ein­­genommenen Standpunkte beharren wird. Die beiderseitigen Anschauungen haben in den Nuntien einen, wenn auch der Form nach milden, so doch in der Sache selbst äußerst schrof­­fen, die Hoffnung einer­­ Verständigung fast­ ausschließenden Ausbruch erhalten. 68 wird demnach die Aufgabe der beiden Komites, welche nunmehr durch die schroffen Gegenfäse hin duch einen Ausgleichspfad finden sollen,­­ feine, leichte sein. Das österreichische Komité soll, wie verlautet, als äußerste Grenze seiner Nachgiebigkeit den s­tatus quo aufzu­­stellen die Absicht haben, so hag also die ganze Ausgleichs­­arbeit eigentlich vergeblich gerwesen und das ganze Resultat der so unsäglich mühevollen Unterhandlungen sich zu der Ueberzeugung zufoigen würde, daß das­ bestehende Verhältniß, so viel auch daran auszufegen sein mag, sa immer noch „der Liebel Heinstes“ sei. Es ist­ jedoch, kaum anzunehmen, daß die Ungarn sich mit diesem in der That, wenig impo­­santen Ergebniß der Ausgleichsverhandlungen zufrieden stel­­len werden und so ständen wir denn glücklicherweise wieder vor einer Krisis. Indessen ist es ja doch möglich, Daß die mündlichen Komiteverhandlungen von­ einem­ versöhnlicheren Geiste getragen werden als ver­­schriftliche Nuntierunwechsel und daß man schließlich doch beiderseits die Nothmendigkeit gegenseitiger Konzesstionen mehr als bisher einsehen wird. Das Komite für das Zoll- und Handelsbindniß hat eine neu­e F­ra­g­e aufgeworfen, nämlich die Frage über die Beitrags­­leistung beider Reichshälften zur Refundirung der schmeben­­den Schuld und so wird die Kette der D Verwidelungen nicht ohne ein geriisses Behagen immer weiter ausgedehnt. * General Ro­di d­at nun auch Baron Mollinary gefolgt — in’ Bad. Wie wir einem Agramer Blatte ent­­nehmen, begab sich der Baron vorgestern zum Kurgebrauche nach Top­uzsta. Die künftigen Kommandanten unserer Südarmee machen jedenfalls Feine Miene, zu mobilisiren. * Einem kroatischen Blatte entnehmen mir, daß in 3 ara bestimmte Gerichte auftauchen, was melden zahl­­reiche Streitkräfter in nächster Zeit in Dalmatien eintreffen sollen. Der größte Theil derselben soll nach dem Süden Dalmatien­s dirigirt werden. * Man telegraphirt aus Berlin: Die Niüdreife der Kommissäre zu den Wiener Konferenzen betreffs des deut­­schen Handelsvertrages wird im Laufe dieser Woche er­­folgen. Die neuen In­ternationen meiden jedoch von den früheren nicht wesent­­ig ab, so daß die von der österreichischen Regierung zum Schube ver­­schiedener einheimischer Industriezweige verlangten Bollerhö­­bungen, wie die beabsichtigte Einschränkung des Beredlungs­­verkehrs, so das Zustandekommen eines neuen Vertrages noch immer in Frage stellen. Man hofft jedoch, daß die­sterreichische Regierung ihren bisherigen Standpunkt mo­difiziren werde . Die Stadt Misto­l­yz roden die Lorbeern des Somogyer Komitats. Sie hat in ihrer legten Kongrega­­tion beschlossen, ihren Abgeordneten den Standpunkt der Stadt Mistolcz gegenüber der orientalischen Frage zu­ willen zu thun und sie aufzufordern, ihren ganzen Einfluß gegen die Srpansivbestrebungen Ruppland’s in’s Feld zu führen. Die Herren Horväth und Lichtenstein haben demnach eine schöne Aufgabe­­. Mir haben bereit gemeldet, daß zwischen inf­land und dem päpstlichen Stuhl Verhandlungen betreffs einer Einigung in Angelegenheit derfam­bolischen Rirche in Bolen angeknüpft wurden, welche zu einem günstigen Resultate, führen dürften. Heute wird num der „Köln. Ztg." aus Rom telegraphirt: Auklands Borz Schläge zur Regelung der Beziehungen mit dem­ päpstlichen Stuhle haben folgenden Anhalt:­­Betreffe der erledigen Bischofssige schlägt die russische Regierung Kandidaten vor ; nach geschehener Ernennung durch den Papst leisten die neuen M Würdenträger dem Kaiser den Schwur der Treue. Die ver­­bannten Bischöfe werden begnadigt, wenn sie schriftlich ihre Anerkennung der Staatsgefege erklären und für die Zukunft jedes regierungsfeindliche Auftreten zu vermeiden­ geloben. Jedoch sollen nicht alle aus ihren Diöcesen entfernten Bischöfe ebendorthin zurückehren. Dagegen will die russische Regie­rung die polnische Kirche im Bereiche der allgemeinen Staatsgefege im ganzen Reiche freigeben. Gegenwärtig prüfen die Slongrega­­tionen die Vorschläge. — Am 27. wurde, wie das Reuter’sche Bırrean bericht­e, der ruffiige Gef­älisträger First Ur­uf­fo­m vom Bapst empfangen und überbrachte­­ diesem zu sei­­nem Jubiläum die Glühwünsche des Garen,­­ Ueber den Zustand des Papstes wird aus um berichtet.­­ Der Papst fühlt sich ge ihm nach Um der Anhäufung von Radständen vorzubeugen, übertrug er den Entscheid, verschiedener ihm vorbehaltener Angelegenheiten den Kardinälen. Der Papst leidet, außerdem hab ihm die Füße den Dienst versagten, seit mehreren Tagen an Schmwindel: art ű Fred Gemeinsame Anleihe? Budapest, 2. Jul. Unter diesem Titel bringt Schönberger : „Bür­­fen und Handelsbericht folgenden recht sejenswerthen Artikel : Der Lärm, der sich einen Augenblick erhoben hat, ist verstummt. Oesterreich-Ungarn wird sich vor der Zeit in seine Aktion stürzen. Die Finanzen der beiden Reichshälften sind ohne­ dies nicht in so erfreulichem Zustande, sie werden beide fi­­tig in nicht allzu ferner Zeit den öffentlichen Kredit in so ausgiebigem Maße in Anspruch nehmen müssen, um den gähnenden Schlund ihrer ewig wiederkehrenden Defizite, Die selbst die rücksichtslos­ energische Steuere­ntreibung des Heren v. Szell nicht verstopfen konnten, zu schließen, daß man nur froh und­ dankbar sein kann, wenn neue außerordentliche Ausgaben vermieden werden. Wir gestehen aber ganz offen, daß wir auf die Dauer an de Bermeidlichkeit dieser Aus­gaben nigt glauben.dZmwingen ung Die. Sweianifie suw.etinerlfiton.io müssen wir in Gottesnamen die Opfer bringen. Mir werden sie in diesem Fall auch bringen, der P­atriotismus der öster­reichisch ungarischen Bölfer hat sich ja allezeit in den gefahr­­drohendsten Momenten am stärksten gezeigt. Die bange Frage nach dem Wie i it aber nur­ zu berechtigt. Drei Wege liegen in diesem Falle vor und: Wir können zum 3­e­t­­telbru­d schreiten, wir, können eine Operation mit den KReihbsaktiven unternehmen, wir können eine gemeinsame Ungleibh­e fontrahiren. Was den ersten dieser Wege betrifft, so perhorresziren wir­ ihn­ auf das Entschiedenste. Wir­­ betrachten ihn als den schlechtesten. Die Zettelemission von 1866, mit der wir den Krieg von 1866 bezahlt haben, ist unser Unglück,­­unser Fluch. Sie hat den Gründungsfehmindel, die Korruption, den­ Krach und seine Folgen hervorgerufen. Eine N­otenemission wirkt verderblicher als ein Ansehen, es ist eine förmliche Bermer­genzfteuer, die der ganzen Bevölkerung auferlegt wird. Hierır darf, im äußersten Fall, wenn gar kein anderes Mittel mehr­ übrig bleibt, gegriffen werden. Auch für eine Operation mit den Reichsaktiven, wenn man darunter den Verkauf derselben versteht, sind wir nicht eingenommen. Wenn es sich nur um die Beschaffung eines Heineren Bedarfes handelt zum Gmed der Bestreitung der Auslagen für kleinere Truppenaufstellun­­gen, so wollen wir den Gedanken einer Lombardirung dersel­­ben gelten Waffen — 15 bis 16 Millionen sind ja auf diese­r Weise zu beschaffen. Im Uebrigen würden mir wünschen, da­ die­­ Reichsaktiven aufbewahrt und aß ein reichsge­meinsamer Staatsfolkus für­ den höchsten Notabfall disponibel bleiben. Bleibt also die dritte Möglichkeit, eine Appellation an den öffentlichen Kredit. Wir sind für eine gem­einsame Anleihe nicht aus politischen, sondern aus finanziellen Gründen ; eine gemeinsame Anleihe wird, da die Basis, auf der sie kontrahirt wird, eine breitere, die Sicherheit, die sie­ bietet, eine größere ist, auch zu einem besseren Course anzu­­bringen sein, als eine cisleithanische oder ungarische. Dieses Argument ist für uns das entscheidende. Paris, 28 Turi (Original-S­orrespondenz des , Pester Journal") Gestern ist nachträglich auch noch die lange Rede von allen Ehen angeschlagen worden, die der Ministerpräsid­at heute vor acht Tagen im Senat gehalten hat. Niemand­­ gibt ei aber die Mühe, die bereits vergessene Prosa des Her­zogs v. Broglie nochmals anzusehen. Dieselbe wird wohl s­chon in wenigen Tagen das gleiche Schicsal erleben, wie die Le den der anderen Minister und die diversen Botschafter , des Marshalls, auf die die Handlanger der „Anschlaglomy­ragine” Original-Korrespondenzen.

Next