Neues Pester Journal, August 1877 (Jahrgang 6, nr. 211-241)

1877-08-01 / nr. 211

EwpssiMkkwoch-;» ». -:---E-;ey«cs«-Pec·iterjsoxixirxi.iats von den Türfen mit groben Berlusten zurückgeschlagen. — Die gegen Silistria operirenden Rufen wurden neuerz­t­lich zurücgemiesen. Die Sc­hlacht bei Plevne. Die Ruffen hatten die Verluste, die sie bei Plevna erz Kilten, bekanntlich auf kaum 1900 beziffert. Aus der nachfol­­genden Darstellung eines Augenzeugen geht nun „hervor, daß diese Verluste viel bedeutender ge­wesen seien, da zwei Regimenter allein 2200 Mann und 52 Offiziere an­ einem Tage verloren. Nach diesem "augenscheinlich unwahrheitsges­treuen Bericht Hatte der Kampf in der That am 19. d. M. begonnen, wie wir gleich. Anfangs Konstativen zu müssen glaubten. Bivouas an den vier Brunnen, 22. Juli. Dem 17. und 19. Regiment wurde am 17. b. der Auf­­trag gegeben, auf der südlichn nach Plevna führenden Straße vorzugehen und Plevna zu nehmen. Größere Truppen maffen konnte iman nit als schon lange in Bleuia anwesend vors aussehen, da solche jedenfalls die Truppen von Nifopolis vor einer Katastrophe hätten retten müssen. Aus diesem Grunde schien es nur nothi­endig,­einer Brigade den obigen Auftrag zu geben. Am Nachmittag des 19. langten das 17. und 19. Regi­­ment mit einer Sotn­e Rhofafen und fünf Batterien vor Plevna an. Dan fand Blevna befeit und begann nun einen erfolglosen Geschüßkampf bis zum Abend.­­ A­m 20. drangen vier Kompagnien des 17. Regiments in Blevna ein und fegten sich in demselben fest. Die samm­­s­liche Infanterie unterstüßt von der Artillerie und dem­ nach gesolickten 18. Regiment, Schritt zum Angriff au­f die türfiz­ichen Stellungen, und Theile des 19. Regiments drangen sogar in die türkisschen Batterien ein. Es waren seine Mel­­dungen von der Pf­lanfe eingetroffen, daß noch größere Trup­­penmaffen der Türken in Anmarsch seien, und von­ Middin aus war dies auch undenkbar. Da meldeten sich die Truppen selbst an. Das Terrain bei Plevna ist sehr coupirt, und die Abhänge sind vor Kleiner Hitiche. Die Brü­cke über Die Bid war in­ den Händen der Türken,­ und man­ hatte, wie es scheint, ruffischerseits nichts gethan, sich derselbem zu bemäch­­tigen. Von Westen her empfing die ruffischen Regimenter nun ein ungeheure Feuer aus ‘allen’ kleinen Büshen und Heden heraus, Tom wies von­ der Chauffee Her. Der schon vers­chwundete Oberst Nolenbaums des 17.­Regimentsi rief seinen Leuten zu: „Rob einmal,drauf mit Hurra !, aber in Tranfe und Front wurden die Truppen mit Kugeln über­­schüttet, der Oberst Nofenbaum erhielt‘ eine­n zweiter tödtlic­hen Schuß durch den Kopf, noch weitere 12 Offiziere büßten ihre Tapferkeit mit dem Tode, 20 Offiziere,,wobei fast fünımts­liche Senpitäne, wurden vermundet, 1300 Mann. Berlutte zählte das Regiment am anderen­ Tage: " Auch das herbeiget­eilte 18. Regiment hatte einen­ Verlust von­ 20 Offizieren und 900 Mann, worunter der gefallene Oberst. »Das­ 19. Regis­ment wurde­ von drei Schwadronen türkischer Kavallerie an­­gegriffen und erlitt sebenfalls große Verluste. Cine Gotnie Kojaten war von den Pferden sabgesprungen und focht mit dem Berdangewehr zu Fuß, um nach erfolgreichem Schießen, mit dem­ Säbel, in der Lauft. die­ Infanterie zu attaliven; 36 Mann von 86 waren tedt und verwundet. Der herbeis geeilte Divisionsgeneral Schilder-Schuldner.Hatte­ den Rüce­zug antreten müssen, da gar seine Unterftügung zu erwarten war. Er og deshalb die Regimenter, nach der nächsten ihm, günstigen Position’zurück.Bei­ dem Ersteigen der Höhen gab es die größten Verluste. Nur wenige gefangene Türken blie­­ben in den Händen der Nuffen, jedoch mußten die N­uffen wman den Schverwundeten in den Händen der Türken lajfen ; auch mag bei dem Zurücgehen mancher "Verwundete in die Hände der Ungläubigen gerathen fi. Das große Ge­fecht war ohne­ o­bere Lertung, die Ne­gimenter h­andelten selbstständigz und zu Ihnell, an den Sieg.thhrer., War­fen durch Die vorhergegangenen Bege­benheiten gewöhnt, glaubend,die Braz vour des­ Soldatens allein fett maß­gebend. männische Brigade sollte Nifopolis nicht beseßen ; aus diesem . General Baron Krüdener hat bis jeit sein Korps noch nicht konzentriven können. Die in Turin liegende zus Grunde mußte Baron Krüdener eine volle Brigade zur Gefangenen, Bewachung und zu ihrem und der verwundeten Transport verwenden. Das 124. Regiment war noch immer in Giftowa zur Brüdenbes wachung. 68 war daher­­ unmöglich, mit so schwachen Kräften Blevita noch einmal anzugreifen, bei dem Dielen, das dem Korps schon aufgebürdet is. Das Korps, mit Ausnahme der vier Bataillone Bejagung von Nilopolis, songentrert sich heute in der festen Position zwischen DS­­man und Bid bei Bryslam, während die Türken bei Biliba in der Stärke von 40 Bataillonen stehen. Die Lekteren scheinen nur eine Konzentration nördlich Sophia massiren zu wollen ; die angelangten Truppen sind gleich­­mäßig uniformirt und fein ro­ buntes Korps, wie das bei Nikopolis.­­ s Die rumänische Aktion. Ueber­ die Veranlassung des von den rumänischen Truppen vollzogenen Uferwechsels,so­­ie auch über die Unselbstständigkeit des russischen Oberkomm­andos verbrei­­tet eine Bukarester Korrespondenz vom 27.d.M. ein erklären­des Licht.Dieselbemeldet: Noch vor einer Woche galt es als ausgemacht,«daß die rumänische Armee die Donau­ nächt überschreiten sondern nur die Wacht an diesem Strome beziehen werde und dies ungeachtet des eifrigsten Wunsches­ des Fürsten Carol, aktiv in die Kampagne einzugreifen. Horst Ghors­tihaloff verstand es, dem Drängen des rumänischen Herr­­schers, ein definitives militärisches Bündniß, oder Ueber­­einkommen abzuschließen, geschhcht auszu­weichen. Der Mißerfolg des Generals Lieutenants Schilder-Schuldner bei Blevna brachte jedoch plöglich einen Umschwung ‚zu ‚Gunsten der Aspirationen der rumänischen Heißsporne. Die Truppen unter, Generals Lieutenant Krüdener, ‚welche Nikopolis befeht ‚hielten, mußten — unter Zurücklassung einer ‘kleinen Garnison — der Brigade Solldere Schuldi­ner si. Hilfe eilen, und Nifopolis sollte vor einem Hands­­treice der Türken gesichert werden. In dieser » momenta­­nen Verlegenheit ‚erfuhre der Graf persönlichh Buf den Fürsten Carol, der Division Manu den Auf­­trag zum Donauzliebergange und zur Ablösung der Ausz­ren in­­ Nikopolis erthellen zu wollen, "welchem Begehren der­ Fürst Sofort Folge gab. Kaum hatten­­ die rumänisschen Truppen ihre ersten Vorkehrungen zum Donauslieber­­gange getroffen, als Seitens des Oberkommandanten Großfürsten Nikolaus des Melteren, der­ mittlerweile von dem anbefohlenen Vormarsche der Division Manu vers­­tändigt worden war, die Weisung­­ erlassen wurde, mit dem­ Meberschreiten der­ Donau bis auf weitere­­ Orbreg innezuhalten. Im rumänischen Hauptquartier Bojana Herriehte infolge dieser zweiten Weisung eine­ unverkenn­­bare Mißstimmung. Fürst Carol­­ entsendete unverzüglich den Minister Bratianu in­ das Hauptquartier des Grafen, um­ definitive Verhaltungsmaßregeln einzuholen. Der Empfang Bratiann’3 Seitens des Garen war ein sehr gnädiger. Der Kaiser regte sich mit dem Großfürsten Nikolaus ins Einvernehmen und so konnte Brattanı im Laufe eines Tages dem Fürsten Carol beruhigende und befriedigende Grklärungen überbringen. Das Weitere ist bekannt. Die Division Manu überschreitet demnach ganz bestimmt die Donau und der Rest der rumänischen Armee wird ihr nöt­igenfalls nachfolgen. Militärische Gründe waren für diese Diversion allein maßgebend. Die russ­issche Armee gewinnt dadurch gegen 30.000 Mann mehr für ihren Vorstoß über den Balkan, da die russischen Truppen sonst in der bezeichneten Stätte zur Bewachung der Donaulinie von Nitopolis bis­ Wiodin zurückbleiben müßten. Diesen­ militärischen Erwägungen­­ beugte ich schließlich auf Fürst Gortichatoff. Minister Gogolniceanu fol während:seiner Anwesenheit,in ‚Wien, im­ Auftrage des Fürsten Carol, nach dieser.­ Richtung Erklärungen über diei nunmehrige aktive­ Verwendung der rumänischen Truppen abgeben. Hier haben­­ diese Vorgänge eine nichts ‚weniger als begeisterte Stimmung­ hervorgerufen und die gemäßigten, aber von wahrem patriotis­­mus beseelten Rumänen [hütteln we­dentlich das Haupt,ammal sie den Ge­genpreis für die Leistung der Armee keineswegs kennen, Aus Dem russischen Hauptquartier. K­ norma. ") 18. Suli, L. N. Der Weg, welcher von der­ Donau gegen Tir­­nowa führt, zieht sich durch eine ziemlich einförmige Ebene, die Höchstens Durch die Anzeichen einer hohen landwirths­chaftlichen Kultur und den Neichthum der Brotluste die Neiienden anregen "mag. Die Szene mechielt erst in der Nähe von Firnoma. Hier steigt urpröglich eine von fast sentrechten Feldwänden s abgegrenzte­ hohe Bergkette empor, anderem Fuße, an zahllosen Schluchten und Klüften vorbei, ein wilder Bergstrom schäumt. Zwischen diesen Schluchten und Klüften hängt Tirnomwa, ein­ vielgegliedertes, hufeisen­­förmiges Ganzes, gleichsam zwischen Himmel und Wasser. Der Anblick ist ungemein phantastisc,und­ pittoregf. Der Enthusiasmus­ der hielt geherrscht,schatzboar schon·m­ehr nachgelassen,treibt aber noch immer seine letzten Yluthem Socynisch auch die­ Bemerkungen der Offiziere über denselben klingen mögen,so hat er,wenigstens­ hier unter den gemeinen Soldaten und dem Volke,eine Gestalt angenom­men,welcher«er vielleicht,selbst bis zu ihren Her­­zenn drängen mag..Diese einfachen Menschen sehen den Krieg in den Farben,in welchen er ihnen von Trug und Heuchelei geschildert wurde;sie sehen in ihm eine hochherzige That,durch welcher er Riefe den­­ schwache­n Bruder­«von­­seinem Drängershlesterthan Daß sie mi den ehrgeizigen Plänen hochgestellter Sterblicher als Werkzeuge dienen;" daß sie in diesem Drama nur als 2 Figuren eines riesigen Schachbrettes fungiren,auf welchem Glück und Friede ihrer Familien,der Fortschritt und das Wohlfein ganzer­ Natio­­­nen,die Habe und das Blut ganzer Racen als Einsa­tz ste­­hen;daß sie dat wären,um­ den königlichen­­ Herren­ einen­­angemessenen..,Sport««zubieten,das Alles ist diesen schlichten Leuten1 völlig fremd Sie haben keine Ahnung,­­daß ein russischer Offizier sagen könnte-»Das Blut,das« wir Russen besitzen,ist rein wie Gold,glauben Sie,«daß wir jemals dasselbe mit dem dieser stupiden,häßlichen ugaren verunreinigen werden?«;und doch hat diese Frage ein russischer Offizier gerade in dem Augenblicke an nach gestellhalg die Mädchen des Ortes ihren Weg mit Blumen bestreuten,­die Popen sie mit Thränen in den Au­gen­­ segneten und das verblendete Volk den vermeinten Rettern und Mederbringern des­ himmlischen. Heilg ein tief empfun­­denes Hoffannah fang. So­ mit formlosen Greis­­en bepflasterten Straßen stehen eher den trockenen Betten von K­atarakten, als fünftlichen­ Ebenen ,ähnlich, auf wel­­chen Mensch oder Hausthier sicheren Tritt finden Königen, vielversprechend auch Tím­owa von der Verne erscheint, so armselig und schmusig sieht es innerhalb desz selben aus. Die engen,­­ abschüffigen, follen. Sie sind von kleinen unansehnlichen Hütten a la Turque eingeräumt,"die feine Spur vom jenen 'Geräthschaften, von jener Neinlichkeit und von jenem Geschmach zeigen, welche man font mit, ihnen, verbunden, zu finden pflegt, und ein häßlicher lumpiger Böbel verleiht dem Ganzen einen Ans­­tich von unaussprechlicher Langeweile. In jenen Zeiten, da Bulgarien regiert­­ wurde, war Tirnowa noch von eigenen die zweitgrößte Reichsstadt ; die erste war Esft-Stambul, in der Nähe von Schumla, welches die Dämonen schon in den ersten Grobenm­aufriegen vollständig zerstörten. Wann scheine sich besaß, Tirnowa schon in vorchristlichen Zeiten Paläste, Festungen, Gotteshäuser und andere Merkmale einer vorz­­eichrittenen­ Kultur, aber von Allem it hier wie in ganz Bulgarien Feine ‚Spur, zu ‚entdecken. Die Schuld hieran trifft sicherlich nicht die Türken, denn diese müßten gegen ihre eigenen Alterthüümer ebenso verheerend vorgegangen sein, da Alles, was von solchen Werten­ dasteht, den Stem­­pel desineuesten Datums trägt. .Diejenigen Häuser,welche durch Größe,Reinlichkeit und Geschmack und seine Kraft ohne Aufnahme durch Merk­­male von Zerstörung und Plünderung auffallen,gehören türkischen Bürgern an.Von 12.000 Mouam­edanern sind nur so zurückgeblieben,und selbst diese haben es für räth­­­licherichtet,sden«-Fez abzulegen.Die Plünderung ihrer zurückgelassenen Habe­ wird noch immer fortgesetzt und sos systematisch und gründlich durchgeführt,wie es vielleicht in neuerer Zeit unter civilisirten Viölkern no­ch nicht vor­­gekommen ist. In einem türkischen Haufe­ neben mir hat sich ein Vulgare mit seiner Familie festgesetzt-Vom ersten Morgens grauen bis spät in die Nacht häm­mert,sägt und rumsorter darin mit den­ Seinigen.Schlösser,Angeln,Schr­auben,­­­Nägel,Glasscheiben,Balken­ und Bretter,Steine und Zie­­gel hebtiet heraus,während das stämmige Weibx die Ma kratzen-Möbel und Strohjacke vernichtet-nach-s Leinwand-,­­Kleidungs-un­d Möbelstoffen,nach Roßhaar und s Wolles fahndet tind die Rinder das­gemonnene­ Material nach Nee geb und Vorschrift fortiren, in Päde und Pächen binden und über die Straße,in das im Elternhause errichtete Ma­­gazin.Schleppen. Abends ruht­ mein Bulgare von der schwen­ten Arbeit aus und sein­­ Gesicht glänzt wie das eines ehrli­­chen Arbeiter, welcher einen „Lohnenden Tag“ hinter sich hat. Am dritten Tage­ hatteser.schon Die schönen Reliefarbei­­ten aus Cedernholz, mit denen die Türken hier gern die Wände,,Decken, Möbel und Thüren schmüden, fortgeschafft und darfte mirgang bescheiden, als ich ihm ‚zu diesen Erfol­­gen Glück wünschte. _ Von allen türkischen Häusern strauft selbst unter den Trümmern jene termupulöse Neinlichkeit hervor, die sie so­ sehr von dem s christlich-bulgarischen unterscheidet. Ich würde mit weniger Esel ein Mahl vom gukboden eines türkischen Zimmers, als von der Schüffel eines­ Bulgaren einnehmen. "Sedes Stücken, welches noch ganz geblieben ist, ist so rein und­ fledenlos, als obs eben aus der­ Hand der Scheuerin ‚aefonımens wäre. Die Türken haben eine eigene Art, ihre Wo­hnpläne zu bauen und zu verschönern, die von den bul= gariichen, welche höchstens schmubige, geihamad= und zwed- Iose Situ­ationen der westlichen Kultur sind, ungemein wohl: gefällig abstechen.­­ (Nedrigens haben auch die­­ Bulgaren. Feine­ ‚goldenen Tage, ba. ihnen Manches, wenn auch in anderer Form, von den lieben Brüdern abgesagt wird. “Seftern zehrte i­ von einem fünfzehnstündigen Ritt .) Das zuffische Hauptquartier befindet sich befannt sich schon fest bei ersten Blender Niederlagen in Diela. Nr­­ noch : ’. nicht als vollgewichtig anerkannten Aristokratenthum des­­ Börsenadels hinaus. Die Königswärter wollen seine Titulaturs Barone, sie wollen wirkliche Neidhsbarone sein, Ford­ere Feudalperren mit dem „Schild Davids" auf dem von der Schloßzinne wehenden Banner, mit der Schloßsynagoge Statt der Schloßkapelle, mit dem­ Schloßrabbi statt des Schloklaplans und dem Schloß : „Schulflopfer" statt des Thurmvogts. Darum sol, Groß aller Antipathie der Königswarter gegen „Gründungen”, doch Etwas von ihnen gegründet werden: ein Königswarter’sches Fideikommiß nämlich, ein in Grund und Boden mwurzelnder, stolzester Protest gegen den dem Judentum anhaftenden Fluch des Ahasverus, den Fluch des Unftät- und Flüchigseins, das fr in den jüdischen­ Charakter Hineingezogen hat, wie der beständige Vorwurf lautet, und demselben die Eignung zur echten, andauernden Seßhaftigkeit benehme, Und nun Das erste jüdische Fideifommiß, nicht anders, wie das der Rothkowige und Auersperge und Schwarzenberge — und wo das Fideifommiß it, da kann doch auf die Pairie nicht mehr lange auf sich­ warten lassen. Umso weniger, als nicht­ 4108 das Hineinwachsen in den Hochadel, sondern auch in die Aristokratie des Staatsdienstes angestrebt wird. Der Stammhalter des Hauses Königswarter, oder einer der­­ Stammhalter, wird versichert, jet. zum Eintritte in den Staatsdienst bestimmt, denn — Habe das Haupt der Familie sich geäußert — man könne doch nicht in allen künftigen Generationen hin blos Geldgeschäfte machen und müsse ich­­m eine solide Basis für die Zukunft des Hauses umsehen; man könne, mit einem Wort, recht gut Suche in seinem Glauben bleiben — und was für ein Nude it Herr v. Königswarter! — ohne es in seiner Bes­chäftigung und Lebensauffassung bleiben zu müssen. So wolle er denn einen seiner Söhne zum Staatsbeamten machen, um seinem Geschlechte nicht blos die Stammbaum, sondern auch die Exzellenzen-Perspektive zu eröffnen. Warum 100. es denn undenkbar sein, hab es auch wirkliche jüdische ‚Geheimräthe geben könne, und warum soll eine ders einstige Nummer­ einer dereinstigen „Wiener Zeitung” nicht ein bereinstiges Handbillet veröffentlichen können: „Mein lieber Freiherr v. Königswarter! Ah ernenne Gie |zu Meinem Finanzminister“? Die Welt hat sich schon vor so vielen Finanzministern befreuzigt, die das Kreuz zu machen verstanden ( ac), über wie Vieles! — da es wirklich Fein Unglück wäre, es einmal mit Ginem­ zu probiren, der die Gebetriemen anlegt und, wenn er eine „fleischige” Anleihe macht, doch in wenigstens sechs Stunden wartet, bis eri an eine „milchige” denkt. Haar v. Königswarter Felicit Hat sich­­ übri­­genz, wie Sie wohl si noch erinnern, schon "per fünz­lig im Staatsdienste versucht und dieser erste . Bertud hat, bekanntlich damals, genug Sensation gemacht. Es war, als er die Behörde von den Attentaten in Kenntniß drehte, die ein­ ausländischer "Börsenbesucher "an der Finanzehre Oesterreichs­­ mit feiner­ Zunge verübte. ' Der Ausländer wurde damals über die österreichischen Grenzen­ gemieten.' Wenn ich heute an Die mißliche Geschichte"erinnere, "thue ich’3.eben nur, um einen Zug der Ehrtenzeitung bei Herrn v. Königswarter zu­ erzielen. Er hat sich in der „lechten Zeit — da er doch :faktisch mehr aus Liebereilung, "als aus bösem "Gemüthe damals den fatalen Schritt­­ gethan — sehr energisch für die Begnadigung und Zurückberufung des­ Ausgewiesenen verwendet und seine Bemühungen bis in die höchsten Sphären hinauf erstrebt. Aber da sollen sie gescheitert sein. Von entscheidenden Lippen sei der Aufs­trag gekommen, man möge die mißliche Geschichte ein für allemal auf si beruhen Lassen. Moral : Mieide jeden ans deren geheimen Staatsdienst, als den des geheimen Rathes ! ‚Sigmund Schlesinger.

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