Pester Journal - Abendblatt, September 1877 (Jahrgang 4, nr. 103-129)

1877-09-01 / nr. 103

L"..«spstgg·«i. Sein blutiger Marsch durch Montenegro scheint ihm als Muster gedient zu haben.Der Ausgang konnte natürli­­cherweise kein anderer seim obgleich bis jetzt der Kampf um den Besitz des Schipkas Passer noch nicht entschieden ist. Am 25­ wurde von russischer Seite stark befürchtet, daß es türkischen Abtheilungen doch gelingen würde,auf Nebenpässen in den Rücken der russischen Ausstellung zu ge­­langen und kann positiv versichert werden,daß ein Aufgeben des Schipka-Passes von der russischen Kriegsleitung be­­reits ins Auge gefafkt w­ar. Ob seitdem die disbezüglichen Dispositionen eine Renderung erfahren haben, läßt sich allerdings zu dieser Stunde nicht konstativen. Däch­­ten aber die Ruffen auch heute noch daran den Schipka-Baß aufzulassen, was immerhin möglich, ja sogar nicht unwahr­­scheinlich ist, dann wäre zwar dadurch die ganze Stellung in Gabroma-Tirnomwa-Elena beinahe aufgegeben, aber wenigstens der Vortheil erreicht, eine sichere Operationsbasis im Dreieckk Nikopolis-Pirgos-Biela gewonnen zu haben und nicht zu der bisherigen Verzettel­ung gezwungen zu sein, welche eine große Machtentfaltung zur Vertheidigung einer viel zu langen Ope­rationslinie erforderlich machte. Begreiflicherweise kann eine einzige gewonnene Schlacht die ganze Sachlage ändern, 68 scheint aber, daß man, um diese Schlacht zu vigfiren, sich doch noch mehr konzentriren muß. Fürsten läugnet. Die Situation in Serbien. Budapest, 1. September. Der „Bolit- Core.” schreibt man unterm 28. v. M. aus Belgrad wie folgt: +: Die bisherige Neutralität Serbiens gegenüber "dem zuffischtünkischen Kriege, welche nach den Gorxtscharoff, bisher fo. streng d­en Milizarmee in die Brüche gehen zu nächten Wochen dürfte Serbien durch seine bes eingehalten wurde, scheint nach den im ganzen Lande angeordneten Vorberei­­tungen zu einer allgemeinen Mobilistewng der ganzen wahrscheinliche Betheiligung am Kriege wieder die Aufmerksamkeit Europas auf sich ziehen. Die mit Beschleunigung betriebenen Rüstun­­g Entlastung traurige Erfahrungen gemacht haben, so melden ‚ch sehr Wenige zum Eintritt. Für Armee fordert der Kriegsminister Sava 6 z­u Dulaten, da seine Requisitionen und der Herzegomina der Aufstand noch fort­dauert, Montenegro und Rußland im Kriege mit der Türkei Gut und Blut opfern und der Kriegsschauplan in Westbul­­garien sich den Grenzen Serbiens nähert, lebt er es nicht län­­ger mit gekreuzten Armen dem Kriege zusehen kann, sondern gezwungen ist, für alle Eventualitäten zu mobilisiren, nicht von den Ereignissen überrascht zu werden. Alle Korpskommandanten wurden hierher berufen und halten täglich mit dem Kriegsminister Konferenzen. . Es sol­ln 60 Milit­zbataillone de ersten Aufgebotes und 4 Bataillone der regulären Armee mobili­­s­iet werden, so dab die ganze Operationsarmee 67.200 Mann sta­tt sein würde. Für diese Bataillone hat Serbien Gewehre neuester Konstruktion genug. An den Zaun, das Sanitätskorps und die Intendanz wurden Kauf­leute, Wirthe, Merzte und Beam­te eingetheilt und erhielten die Betreffenden Befehl, sich bereit zu halten, im gegebenen Augenblicke an ihren Bestimmungsort abzugeben. m Kriegsministerium werden seit vier Tagen Freiwillige aufge­­nommen. Da aber die vorjährigen Freiwilligen nach ihrer vor dem definitiven Abschlusfe einer fer­ bifberuflichen Militärkonvention jedoch, deren Präliminarien erst durch Spezialbevollmächtigte sol durch eine unter Garantie der russischen Regie­ abzuschließende Anleihe beschafft werden. * Demselben Blatte wird auf telegraphischem Wege­ die serbische Ordre de bataille Tundgegeben.­­ Die betreffende Belgrader Deperche Tautel: Ueber fürstlichen Ukas ist ein Armeebefehl­ erschienen, welcher die Ordre de bataille veröffentlicht. Außer den bereits bekannten Ernennungen der Korps­­kommandanten sind noch folgende Ernennungen erfolgt: Im Hauptquartier wurden ad latus , bes General­­stabschefs D Oberst Orestovic und Oberstlieutenant Dragafenits, zum Artilleriechef Oberst Milutin Ivanovic, zum Chef der Intendanz Oberstlieutenant Giuric, zum Chef des Sanitätswesens Dr. Bladan Giorgievic ernannt. Beim Timotforp 3 wurde zum Artilleriechef Oberstlieutenant Bogicevic, zum Kommandanten des Javortorp­s Oberst Nitolice zu dessen Adlatus Oberst Aja C3ola fs antie, « , zum Stellvertreter des Kommandanten des Drina: Korps und Divisionär Oberst ubomr Uzumir­­ovic zum Stabschef Major Branjejevice, zum Sanitätschef Major Hole­­, zum "Divisionär beim Sumadjaforps Oberst" Lubomr Ivanovic, zum Stabschef Major Radovan Miletic, zum Sanitätschef Major Dr. Doktic, zum Divisionär beim Mo­ravaktorp 3 Oberst­lieutenant Lage Ezolafantic, zum Sanitätschef Oberstlieutenant Dr. Marchin, zum Geniechef Oberstlieute­­nant Briljeva, zum Kommandanten des Reservekorps Oberst Giorgevic ernannt. gen werden selbst in ministeriellen Im Gegentheil betonen Iebtere, daß Serbien seine KRüftungen­ fortfege und die Armee binnen marschbereit sein müsse, weil, während in NRab­schlägen fallen, reifen nicht wenigen ferbi­­In den mehr ge Wochen Bosnien um wenngleich alle Vorbereitungen troffen werden. 93 Bataillon die Rüstungen braucht, jung und für zur mobilifirt-­­Das Geld, die Erhaltung die Mobilifirung der der Operationsarmee i­n 3­2,000,000 stattfinden können, alle Anschaffungen baar bezahlt werden müssen. Bis heute ist noch keine Mobilisirung für die rufsischen Hauptquartiere entworfen wurden, sondern exfloffen, aus dem Marschbereitschaft welches Serbien ge­­für wird kein einzi­­ g Deutschlands letter "Schritt in Kon­­stantinopel.“ Budapest, 1. September. Unter diesem überraschenden "Titel kommt ein offenbar inspirirter Berliner Brief der „Polit. Corr." heute auf den deutschen Protest in Konstantinopel we­­gen Außerachtlaffung der­ Bestimmungen der Genfer Konvention zu sprechen und äußert sich über diese Affaire wie folgt: Unsere Oppositionspresse fährt fort, die Haltung der deutschen Regierung in der gegenwärtigen Keifis in jener un­verständigen Weise zu beurtheilen, durch welche sie sich für ihre notorische Einflußlosigkeit Shadlos zu Halten. sucht. Einem Theile derselben steet die in den Berliner Märztagen so un: ‚endlich Tomisch bethätigte Kosakenfurcht noch im Leibe und , mit der nämlichen Logik, mit welcher im Jahre­ 1863­­ vor: die Regierung solle die Polen gewähren Yaffen und nicht den Russen „Schergendierste” Leisten, — d. bh. das preußische Posen der Insurrektion öffnen — verfechten jene Blätter heute die Sache der Türkei, theils aus prinzipieller Opposition gegen die eigene Regierung, theils aus jener über­kommenen Naffenfurcht, welche im Jahre 1848 das untrüg­­liche Zeichen eines nicht ganz reinen Gemwisfens mar. So tobt gegenwärtig der Sturm im Grafe Wafser darüber, daß unser Auswärtiges Amt die Genfer Konvention nur in Konstans Dies ist einfach deshalb geschehen, weil selbst­ die eloquentesten Türkenorgane bisher noch nicht einmal­ zu ber­haupten gewagt haben, daß die Auffen W Vermundete verstü­m­­melt oder ihnen die Köpfe abgeschnitten hätten. Die betreffen­den Journalisten­ geben sich indes den Anschein, als sei nach ihrer Ansicht­­ eine derartige Handlungsmesse bei den Auffen selbstverständlich und die Welt, erfahre nur deshalb nichts türkischen Hauptquertieren fremde Offi­ unmahr, offiziell den einzelnen türkischen Stäben amtiierenden ‚englischen Offiziere von ihren Agenten "Vor­­stellungen in Petersburg anzuregen, wenn seine Agenten ihm einen einzigen Fall von Mikhrauch tst vor­­ Kurzem in der „Röm­ischen Zeitung” auf 14 bemessen worden und diese Zahl hat sich seitdem gereiß nicht verringert. Daß die­ englische Regierung im Auslande sehr auf dem Laufenden erhalten wird, bemessen die Blaubild­er, und Lord Beacon­field würde sicherlich nicht unterlassen haben, der, Barlamentärflagge oder Mithandlung resp. Ermordung von Vermundeten und Gefangenen berichtet hätten. Der Bü­rgerkrieg,welchen christliche und mittelmännische Bulgaren, Giftere­in begreiflicher Lés machte, der Türkei die Beobachtung der Konvention einzuschärfen, und die bereitwillige Unterfrügu­ng, welche dieser Schritt bei vier Großmächten anderen Regierungen gefunden, und mehreren zeigt sir, seine Berechtigung preifalie­ führen, untersteht nicht der Genfer Konvention, ebenso wenig die entfeglichen Greuel, welche die regulären und irregulären türk­ischen Truppen Genfer Armeen für gegen verleiht in dieser Beziehung allen Unterzeichnern des Vertrages gemisse Rechte und Pflich­­ten­ der Türkei hat die Deutschland, Rechte Gebrauch mit gar keinen Anlaß in den türkischen Provinzen verüben. Die Konvention beschräuft sich. auf das Verhalten der einander that nur seine Pflicht, ausdrüclich hervor, fie umd, als e von feinem bak das Einschreiten auf Grund des Artikels 6 der Genfer Konvention erfolgte, mithin von einer ganz unanfechtbaren Basis ausging. "· Was die ferner weite Behauptung angeht,daß«diesseits unter zweierlei Maß gemessen werde,so übersehen die Freunde der Türkei dabei vollständig die politische Stellung, in wel­­cher Deutschland sich dermalen überhaupt dem osmanischen Reiche gegen­über befindet. Deutschland, hat die Note des Grafen Andräsg­eid angeeignet, das Berliner Memorandum und die Konstantinopler Konferenzbeschlüfse unterzeichnet, mithin eine ganz bestimmtte politische Stellung eingenommen, genau wie Oesterreich : Ungarn. Die Türkei hat in allen Er­mahnungen und guten Rathschlägen gegenüber in der Praxis total ablehnend verhalten. ‚Die Parlamentskomödie ist Iedig­­tí im Hinblick auf den englischen "Geldmarkt inaugurirt langt wurde, tinopel und nit bracht hat, auch in Petersburg , in Erinnerung ge­hR davon, ziere meil in den nicht anmelend seien. Die Zahl der bei Diese Behauptung vorjährigen Schlächtereien, und für seine Opportunität, werden­ irgend­einen Einfluß und Deutschland unter ihnen mit zu Sympathien für­ die" FREE ist positiv mit­einander Die . „Brov.:Corr." hebt hete 'au­f das öffentliche Leben in bisher noch nicht gehabt. "Die Mächte, in erster" Reihe, ‚haben fos Türke, da Die Tochter des Jlakob. Born. & Rudorff. (Fortsetzung:) Ich«glaube,schwarze Schönheitspflästerchen,wie man sie zur Rococcozeit trug,würden am passendsten sein, doch dafır bedarf ich viel Pflaster. Kann ich al­les nehmen, Herr Elfan ? wendete aufa sich zu mir "mit einem Blid, einem Blid, meine Herren, wie er sonst nur an Tausende von BZuschauern­­ verschwendet wird. Was ich antwortete, ist mir nicht mehr, im Ge­dächtniß, allein es muß Eindruck auf die Schöne gez macht haben, denn, sie lächelte wiederum mit unwider­­stehlicher Freundlichkeit. Es war mir­ vergönnt, den­­ Spiegel auch ferner Halten zu dürfen. Oftmals berief Laura mich: Herr Elfan, ich bitte den Spiegel et­was mehr zu heben,­­ sonst kann ich nicht Toilette machen ; so, so ist er gut! Merken Sie si, Ihr Gesicht darf durchaus nicht zu sehen sein, wenn mein Werk ge­­lingen soi ! Natürlich gehorchte ich nur für kurze Zeit und blidte ‚wiederum über den Spiegel auf die Meizende Hin, welche mich dann gleich verwarnte und behauptete, sie vermöge den Glanz so feurig auf sie gerichteter Augen nur von der Bühne herab zu er­­tragen.­ Genug, meine Herren, die ganze Fahrt bot eine der­ herrlichsten­ Vorstellungen von Seiten der Künstlerin und sie fand in uns ein begeistertes­­ Bu­blikum. Niemals habe ich herzlicher Lachen Hören, als an jenem Tage. Mein Freund Helfrich war so benom­­­­men, daß er am nächsten Tage der Helden ein Arm­­band —Hundert Thaler an Werth — überreichte und ich — einen­ Strauß von dunkelrothen Kamelien, eine Blume, welche sie vorzugametje liebt. Wenn sie, her­­fommt, soll sie wieder Kamelien haben, und müßte ich, die Blumen mit Gold aufwägen,­ ist Zastra doch“ — erregt suchte der Aermste nach einem­­ passenden, seine Gefühle vollständig kennzeichnenden Beiwort — „meine Kameliendame!“ Lenz brach in lautes Lachen aus und selbst der Professor vermochte kaum ernst zu­ bleiben. „Kommen Sie, Lenz, es ist hohe Zeit, daß wir unsere Promenade beginnen und Herrn, Elfan nicht weiter in seinen beglückenden, Erinnerungen stö­­ren,” jagte Helldorf und die beiden Herren verliehen das Zimmer. Elfan war nicht ganz befriedigt : die eine, der Geschichten Hatte er zwar glücklich vom Stapel­ gelas­­sen, allein die wichtigere , seine intimen Beziehungen zu Lady Alhbur, mußte leider für einen­­ spätern Beitraum aufgespart werden. Er zog sich in sein Zim­­mer­ zurück und nahm aus seiner Rohtasche ein eben getauftes Büchelchen, hervor : „Die Klunft in zehn Lektionen die englische Sprache korrekt schreiben und sprechen zu­ lernen.” Elkan begann sofort die erste Lektion durchzu­­nehmen, und auf’3 Gründlichste seine Kenntnisse in der englischen Sprache für das bevorstehende Eintref­­fen der Damen Fenton und Ashbury — aufzufri­­­schen. — Siebentes Kapitel. „Wechselnde Sprache redet die Ratw­art, Mit Dem, dem ihre sichtbare Erscheinung Lieb und vertraut. Für seine heitern Stummen Hat sie der Freude Stimmen und ein Lächeln Und eine Schönheit voll Berechtsamkeit ! In seine dunklen Träume geht sie ein Mit holder Sympathie, die unbemerkt Den Stachel ihnen raubt !" Ja, der Dichter ist ein Seher ! Wenige Tage erst hatte Harriet in der Billa verweilt, und mit dann­­erfüllten Herzen auf die Wunder der ‚Gotteswelt‘ um sich her geschaut, al sie auch ihr. "Herz erleichtert fühlte. Wenn der Morgen so glorreich Hinter’ jenen blauen, duftumhüllten Eisbergen hervortrat,"wenn des Zemang Krystallheller "Spiegel gleich ‘einen "'goldschim­­mernden Topas erglänzte und eine ‚weiche milde Luft sich um ihre Wangen legte, dann 309 ezc wie Yyrih- Lingsathem durch ihre Brust. Ein weites Leben "bes­gann sich emporzuarbeiten und junge Triebe‘ tegten , geheimungvoll und füß — sich in mächtiger Werde­ Luft. Harriet wollte einfargen alle die bittern, schmerz­­haften Empfindungen, die ihr junges Gemü­h "mit so fernleidendem Weh erfüllt. 1 Die treue wird neben si zu haben, war für das Mädchen ein unschägbarer Gewinn. Diese treff­­liche, von früher Jugend auf die eigene Kraft gewie­­sene Frau, hielt an dem Grundlage fest, daß: Zrotte Sprüche nur für Schwächliche Naturen taugen, und daß 7 7

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