Pester Journal - Abendblatt, September 1877 (Jahrgang 4, nr. 103-129)

1877-09-21 / nr. 120

" „ W Ebern emeut für Budape mit täglich weimalter Zustellung,’r die Provinz , einmal. Bestversendung : monatl. fl. 1.10, zwei. fl. 2.15, viertelf. fl. 3.10, halbf. fl. 6. erf Das Abendblatt des­cheint täglich, mit Ausnahme von Sonns und Feiertagen nachmittags nach 2 Uhr. Nebeltion: „Bester Journal" dh Göttergas G­ott Administration : ergasse­n. Dann Nummern Dir. Autexrate für das Abendblatt werden billigst berechnet. ; e­t runden Mehr Licht! Budapest, 21. September. &3 muß endlich Mar werden über die Absich­­ten der Regierung. Im Grunde genommen ist jebt fon so ziemlich Alles Har. Unsere Bermuthung wird leider zur Gewißheit, daß man sich oben in einem antinationalen Fahrwasser bewegt. . Man will in Wien nicht, was man in Budapest will. Man hat oben die T­atsache der Illuminatio­­nen, durch welche eine ganze Nation ihre Gesinnung unzweideutig äußerte, mißliebig aufgenommen. Man ist in Wien nicht der Ansicht, dak Die Siege der Türken zugleich die Siege der Monarchie seien. Der Gegensat zwischen Bolt und Regierung ist recht diametral. Unsere Regierung steht unter dem Stern des DreisKaiser-Bundes und in der Wahl zwischen diesem und dem Willen der Nation scheint man sich in Hof- Iphären im Sinne mehr personlicher Nacfichten, als nationaler Wünsche entschieden zu haben. Unsere Regierung muß zur Ver­antwortung gezogen werden. Sie muß beichten und bekennen, ob sie ihre Lebensaufgabe in der Erhaltung des Nimbus des Czaren, oder in der Sicherung unserer Zukunft finde. Leider fürchten wir, daß die Nation wieder einmal einer gewaltigen Täuschung entgegengeht, daß Tifa für wenig der Mann sein wird, dem vereinigten Cin. DON Andrásy und Bismard zu widerstehen, so wenig er in den Ausgleichsfragen, die doch auch Lebensinteressen der Nation berühren, den Einflü­sen Auersperg’s und der Bankgouverneure zu widerstehen vermochte. Noch Hofft die Nation. Noch Hat Tipa nicht geantwortet. Noch entzieht er sich dieser Pflicht und holt sich Math aus Wien oder Salzburg. Endlich wird er antworten müssen. Unsere lechte Hoffnung ist, daß sich das Parlament diesmal­ nicht mit Zweideutigkeiten heimlich­en Waffen und in diesem entscheidenden Augenblicke nicht jedes Sophisma geneh­­migend zur Kenntniß nehmen wird. Original-Korrespondenzen. Wien, 19. September. (DiginalKorresp. des „BeftterJournal“.) —0— Die Entrehne zwischen Bismarc und A­ndräsy it­raum noch vorüber, und doch wollen hier alle Eingemeihten schon in Kenntnis der Abmachungen und dE griechen 3.Programme sein, welches in Salzburg m wenigstens in großen Zü­gen festgefegz wurde. Man nennt die Stellung der Faktoren und ist deshalb auch in der Lage, annähernd ihr Produkt berechnen zu können. Die Ziele Oesterreichs und Deutschlands aber sind nothgedrungen: Reh­abilitirung Rus­lands so weites möglichst dur Ber­­besserung des Rajah-Loftes, Reformzmang gegen die Pforte, Unabhängigkeits-Erklärung Serbiens und Rumäniens oder doch Einwirkung eines österreichischen Mitprotestorates über diese Länder. Zur Begründung der beiden reiteren Fortles rungen könnte auf die Nothmendigkeit eine Neutra­lisirung über Donau unter Aufsicht Oesterreich 3 hingewiesen werden. First Bis­m­ax d möchte diese Forderungen mit allen Mitteln durch­­fegen. Er hbaßt die Muslims und möchte sie diesen Sak öffentlich,vor ganz Europa fühlen Lassen Sen Programm läßt sich in das eine Wort: „Demüthigung des Sultan­s" zusammenpreffen. Graf András fy hat hierin mildere und bei Weiten vernünftigere Ansichten Er wehnet mit dem einsttimmig ausgesprochenen Willen der Ungarn auf deren nati­o­nale Gefühle er unter allen Umständen NRüdsicht nehmen will. Selbst die Wiener Hofpartei sieht diesen Muß ein. Sie hat Respekt, um nicht zu fon­­ Sucht vor den Magyaren im ich kann Ihnen aus positiver­ Quelle vermelden, daß die gestrige Pester Lichter-Demonstration bis in die Burg und bis nach dem Salzburger Bera­­th­ung dez immer hinauf geleuchtet hat. Die Ergebnisse der Entrevue zwischen den beiden­­ Staatsmännern werden uns das Yehren ! Budape­st, 21. September. 4 Der Ministerpräsident ERoloman Ti­ha reifte, wie „Ellendr­ mittheilt, heute Morgens nach Wien und kehrt Sonntag oder Montag von dort zurück. — Wie dasselbe Blatt erfährt, werden die Delegationen erst im Dez­em­b­er zusammentreten.­­ Man telegraphirt aus Berlin: Graf Münster bat in Folge Auftrag­e­­ des Hartt­ Bismarc, der noch während seiner Entrevue mit dem Grafen An­­dräsy einen mündlichen Bericht über die Anschauungen des Grafen Derby zu­ erhalten wünschte, seinen Weg von London nach Berlin über Salzburg genommen. Man wird hiedurch in der Meinung bestärkt, daß die Salzburger En­­trevue nur einen o­rientirend­en Charakter habe. — Nun, „an ihren Werten werdet ihr sie erkennen." Zur Feier der türkischen Siege. Budape­st, 21. September. Im Nachfolgenden raffen wir die heute aus der Proz­vinz vorliegenden Berichte über die eier der Tirfensiege zusammen. An Erlan waren alle öffentlichen Gebäude, das erst VIER ven Kar Onansme an Iílsemelsetut Me Nee gange nahm eine umgeheuere Densehenmenge Theil. ©­ze­derisnyi sprach zu dem Volke mit großer Wirkung. Bei der türkischen Moschee hielt Endrey eine enthusiascirende Medve. An dem Zuge nahmen die Mitglieder des Kafıno’s, die Rechtshörer, das Feuermehrforps und der Honvéd. Derein Theil. In gélegyháza gab es­ eine Illumination, einen Edelung und einen festlichen Rundgang, an welchem tausende Menschen theilnahmen. St.Udvarhely illuminirte festlich. Die Kirchthürme schwammen in einem Lichtmeer. Das nahe Budvar verkün­­dete mit drei mächtigen Betroleum:Feuersäulen meilenmeit die Begeisterung seiner Bewohner. Das Boot fang die Marseilleise und 309 jubelnd durch die Waffen. In Szeghard wurde ’gestern eine Vollaversammlung abgehalten, welche die Ilumination der Stadt beschloß, die auch Abends stattfand. Auch­ ein Testbankett wurde ar­­rangirt. Aus Neu-Arad wird nun gemeldet, daßs die Bewoh­­ner dieser Stadt auf die Nachricht von den tirfischen Siegen ihrer Freude darüber und den Gefühlen der Sympathie für die Türken dadurch Ausdruck gaben, dab am 18. b. M. Abends die ganze Stadt sammt allen öffentlichen Gebäuden auf das glänzendste beleuchtet wurde. Auf der Hauptstraße bewegte sich bei den Klängen der Musikkapelle des Kis Zozfi, welche unaugsgefeßt türkische Musikpiecen exeutirte, ein Fackel­­zug, dem sich eine überaus große Menschenmenge angeschlossen hatte, die begeisterte Elsenrufe auf die siegreichen türkischen Heerführer ausbrachte In der Mitte der Hauptstraße blieb der Zug stehen und hielt dort Herr Cäsar Ternaigd eine der Gelegenheit entsprechende, gelungene Ansprache, in welcher er insbesondere die Antipathie betonte, die in der Brust jedes Ungars den Russen gegenüber lebt. Zum Schluß forderte er die Bevölkerung zur Spendung von Geldbeiträgen und Charpie­ für die türkischen Verwundeten auf. — Die ganze Manifestation verlief sehr ruhig und in der größten Ordnung und wurden zu dem oben erwähnten Bmede bisher 52 ff. 80 fr. gespendet. Aus Adony wird uns vom 21. b. geschrieben : Heute wurde aus Brende, daß die Türken so große Siege errungen haben, durch den hiesigen Notar Koncset ein Fadelzug mit Mufti arrangirt. Vormittags wurde ausgetrommelt, die ganze Stadt solle illuminirt werden. Die Ilumination fiel glänzend aus. Jedes Fenster war mit 5 bis 6 Kerzen be­le­ichtet. Transparente waren angebracht, auf welchen zu lesen war : , Éljen a testvériség, Éljenek Osman, Mehemet és Suleiman Paschák a muszkák legyőzői." Der Notär an der Gpike fetze sich der Zug um 8 Uhr in Bewegung. Das war ein Jauchzen und Schreien, das die begeisterte Liebe für die türkische Sache wie fürs Vaterland fundgab. Als der Badelzug seinen Rundgang beendet hatte, wurden von den En Honoratioren auf freier Straße Reden gehalten, die immer von laut hallenden Essens unterbrochen wurden. Weitere Illuminationen fanden in Aranyos,Marö Baja,Pärkäny,Hajmåskör,Gr.-Kanizsa,Lapi-Vas­­hely,Szepsi-St.-Györgys Körmend,Gross-Käroly,Patuok Fäuskirchen,Ruttka,Szecså uw Tötöny,SzärvasJikg Tapolesäny statt.­­ In Kafehian wurden, wie das ,örembenbl," mittheilt während der Ilumination den Generälen und sonstigen Offizieren, der gemeinsamen Armee die Fenster eingeschlagen Das Militär mußte interveniren. Die in Salzburg lebenden Ungarn sandten an den Sultan ein Telegramm ab, in welchen sie ihm zu Siegen der türkischen Armeen gratuliren, die ungarisch-t the Verbrüderung betonen und mit einem Esfen auf den Sultan schließen. . Der Sirien. Budapest,21.September."." Eine Depesche unseres heutigen Morgenblattes meldet die Niederlage des Czarewitsch am 19.d.be­i Biela.Die Bestätigung der Meldung steht noch auf sic­heber den Vormarsch Mehemed Ali’sberich eine Depesche aus Schumla wie folgt:Die Türkett haben das rechte Ufer des Banickxa-Lom,nachdem Rassen geflüchtet waren,besetzt.Die Rekognoszi­uxeg ergab, daß das Dreigehnte zuflische Armerforps die haben GORGefREn die zetek AO­ Tim Wibertz des eindes Cairfidi beseßt. — Und eine Depot aus dem türkischen Hauptquartier bei Kopace: © Nufjen Haben das rechte Ufer des Banicka-Lom an die Mündung geräumt. Nefognoszirungen, welch­eeitern auf das linke Ufer des Flusses unternomm wurden, ergaben, daß eine russische Division des dr­­ehnten Korps bei Balabanlar und eine Division Koprivea lagert. Mehemed Ali refognogzirte persönt bis auf die rechtz­eitigen Lom-Höhen von Koprivea ; wir sahen von dort das große Truppenlager und Die Zelte des Stabes. Die 32. Division steht bei Cairfidi Die Truppen derselben wollten gestern Mittags der Bewegung von Cerfopna durch die Türken Hindernis entgegenjeßen, wü­rden aber nach einer kurzen Kanonade und nach kurzem S Infanteriekampfe zum Rüczuge zwingen. Er fällt überhaupt auf, daß die Huf nirgends Stand halten, was auf eingerissene Demor­­­isation Schließen läßt und das moralische Element der Tü­rfen beständig hebt.­­­­­­ Erst heute——telegraphirt der Korre«: weiter — erhalte ich Einsicht in eine Depesche $ Paschas vom 14. d., in welcher derselbe dem Arm Kommandanten meldet, daß er täglich mit den Ruffen engagiet­rt, ihnen bei dem legten Ausfall drei Ka­nonen abgenommen hat, und daß er mit dem besten Hoffnungen in die nächste Zukunft blicke. Die Depesche wurde mittelst Boten nach Sophia befördert. Es regn und ist falt. Ueber eine erschütternde Szene bei Ankunft vie­mant­her Verwundeten in Bukarest berichtete eine Depesche von dort wie folgt : Gestern Abends wang­­ten im Bahnhofe Trrgoveiti zwei Züge verwundeter Rumänen an. Die Fürstin, umgeben von ihren Hofs­damen, erwartete im Bahnhofe die Ankunft der Züge. Als dieselben einfuhren, entstand unter der mehr als 10.000 Köpfe­ zählenden wartenden Bel­gmenge eine unbeschreibliche Verwirrung. Alles stürzte unter Weiz­­en und Wehklagen und unter Flüchen gegen die Regierung, insbesondere aber gegen Bratiano, auf die Waggons zu. Trot der Militärwache war es der Zürftin unmöglich, zu den Waggons zu gelangen, bis endlich russische Offiziere einen Weg durch die Menge bahnten. Die Fürstin besuchte sämmtliche Waggons, sprach jedem Verwundeten Trost zu und dankte jedem Einzelnen im Namen des Fürsten und des Baterlan­­des für Die beiwiesene Tapferkeit und Aufopferung. Bei den Schwerverwundeten konnte selbst die Fü­rstin 098 Weinen nicht unterdrücken. — ‚Die Züge und Sanitärwagen mußten dann außerhalb des Bahnhofes gebracht werden, um den Verwundeten das Umsteigen zu ermöglichen, be

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