Pester Journal - Abendblatt, Oktober 1877 (Jahrgang 4, nr. 130-156)

1877-10-01 / nr. 130

t " H 1829 414 st = . »·""" Budapest,1.Oktober. :Das»Fremdenblatt«berichtet auc 7 Belgrad:Die Ministerrathssigungen unter Vorsitz des Fürsten Milan haben eine Einigung in der Aktionsfrage erzielt«w­urde be­­schlossen, ohne dab man in Stupih­tina einberiefe, die türkische Regierung aufzufordern, die bedrohenden Trup­­penkonzentrirungen an den Grenzen zu unterlassen. Da die Pforte unzweifelhaft kategorisch antworten wird, dürfte die Kriegsproklamation und Grenzüberschreitung am 10. Oktober erfolgen. Die serbischen Truppen werden in zwei Korps ge­­theilt, eines soll mit den Rumänen, ein zweites mit den Montenegrinern, kooperiren. N Der. Krieg. Budapest, 1. Oktober. Die Nachrichten vom Kriegsschauplage fließen jeher spärlich. "Die Operationen der Armeen werden durch den plößlichen Umschlag der Witterung gehemmt, ‚überdies sind die Heere von vergebenen Märschen und vergebenen Sturmangriffen erschöpft und ermattet. Alle Anzeichen weisen darauf hin, daß die Aktion heuer­ schnerlich mehr noch Zebhaftigkeit gewinnen wird. Der „Belle wird aus Bukarest gemeldet : Die Rumänen jeben trog des Negens und Kothes die Be­­lagerung der Griviteza-Nedonte fort, haben bereits Deine vierte Parallele begonnen und befinden sich in unmittelbarer Nähe, werden aber von­ den Rufen nicht unterfragt. — Die Nachricht von dem Siege­sd­ronprinzen: am"Lomfiufle bestätigt "fi. Die Türken verloren 2000 Todte. Der" N. Fr. Br." wid " Shumla be­richtet: „Aufsische Eklai­eurs folgten­ den sich von ‚Ger­­sovna gegen Bopfiei zurücziehenden Türken auf dem Fuße nach. Am 25. September wurde Ko­pace von den Kosaken bejegt. Heute haben die Russen so­­wohl bei Popfiöi als bei Sazelewo Fühlung mit den Türken gewonnen. Gestern ist eine Lokomotive mit mehreren mit Munition beladenen Waggons in den Ruftihofer Bahnhof, die Ruffen mußten­­ hievon Kenntniß­s erhalten haben, denn sie eröffneten im "5. Augenblick des Einfahrens von Slobozia und Giur­­gewo ein heftige Feuer auf den daherbrannenden­­ Bug, der jedoch verschont blieb. Von mit an werden die nach­­ Rustichuf verkehrenden Züge außer dem Ge­­schoßbereich anhalten.“ ű­­­­­­­ Die blutigen Kämpfe um Blewna und Aus St. Petersburg. Buda­p­est, 1. Oktober. Man begreibt. der. „Nordd. Allg. 3ta." aus Petersburg, . 24. September : Der Kaiser hat dem Kommandeur des 8. Armeelorps, General,Lieutenant Radetti, al Zeichen der Aner­­kennung für die bei den Kämpfen am Scipia-Piaffe von ihm bewiesene hervorragende Umsicht und Tapferkeit einen mit Brillanten geschmücten goldenen Säbel verliehen. . Der Säbel trägt die Aufschrift: „Für die Vertheidigung von Scipia vom 11. bis 15. August 1877." Dem Kommandeur der 2. Brigade der 19. Ifanterie-Division, General­ Major Achafoft, ist Für Auszeichnung in den Kämpfen gegen­ die Zirken von Sr. Majestät der St. Annenorden erster Klasse mit Schwertern verliehen worden. Bekanntlich hat General Alhasoff Fich mehrfach auf dem asiatischen Kriegsschauphase fest so wenig erfolgreiche Kriegführung im Orient gegen hier die Gemüther in hohem Grade auf. Diejenigen, welche ohne genaue F Kenntniß der Verhältnisse eifrig zum Kriege ange­­trieben haben, sind allmälig ihr Kleinlaut geworden. Ihnen schreibt Die öffentliche Meinung eine wesentliche Schuld an den großen Opfern zu. Im erster Reihe macht man dem Ge­­neo an alleffo den Vorwurf, dab­er die Leistungs­­fähigkeit der Türkei nicht ausreichend gewürdigt und deshalb leichtfertige Rathschläge ertheilt habe. Auch die Moskauer Agitatoren Alfakoff, Filomaisky ac, melde sehr dreist voraussagten, daß im September der Oberbefehls­­haber Großfürst Nikolai, „wie einst Oly Igors Schild, den Schild seines kaiserlichen Bruders an das Thor von Galata anheften würde”, haben in weiten Reisen ihre Popularität verloren und sind nunmehr fast gänzlich verstummt. Wenn aber deutsiche Blätter von Ausbr­üchen einer Unzufriedenheit des Volkes gegen die Regierung sprechen und insbesondere einen Auflauf vor dem Winterpalais schildern, welcher nur durch das Bureden des Generaladjutanten von Trepoff zerstreut worden sei, so ist diese ganze Darstellung ein grundloses Phantasiegebilde. Solche alberne Erfindungen werden meistens nur zu Gunsten von­­ Börsenspekulationen ausgedacht. In Rußland sind gerade die Massen des Volkes für die Befreiung der von den Türken mißhandelten Christen begeistert. Vorzugs­weise aus den niederen Klassen kommen noch heute Tausende von Freiwilligen, "und die Heinen Bei­­träge des armen Mannes, welche zum Besten der Opfer des Krieges gespendet werden, wachsen zu Millionen an. Ale Verdächtigungen in Betreff einer angeblich sehr ungünstigen Finanzlage Ruhlands erhalten durch Thatsachen ihre­­ Widerlegung. An Baarmitteln im Verkehr fehlt es durch­­aus nicht. Was aber die staatlichen Geldverhältnisse betrifft, so hat der Finanzminister vorsorglich schon fest die Zinszah­­lungen für den 1.(13.) Oktober gesichert. Wöchentlich geht eine Million neugeprägter Silberwirbel "von hier zur Donau­­armee. ab, und daneben erfolgen noch­­ bedeutende Golfen­­dungen. Bereit in Rumänien erhalten die jüngeren Offiziere ihren ganzen Gold und die älteren den größeren Theil des­­selben in­ halben Imperialen zu dem gefeslichen Kurse von 5 Rubeln 15 Kopelen. Von Seite der Regierung werden die angelegentlichsten Bemühungen aufgeboten, um einem Sinsen des P­apierzirbels entgegenzutreten. Einer­ kaiserlichen­­ Verord­­nung zufolge sollen die Obligationen der neuen sogenannten orientalischen Anleihe bei allen Staatzwaffen zu ihrem Nomi­­nalmert­e als Kautionen angenommen werden. Dieselben sind deshalb sehr gesucht und haben in mehrerer Zeit eine ansehnliche Steigerung im Kurse erfahren. Gegen das Verlangen einiger­ Eisenbahn-Gesellschaften, ihre Tarifanlage in Gold Zu erheben, ist namentlich von der Moskauer Kaufmannschaft entschieden Brotest eingelegt wor­­den. Im Allgemeinen fahren die Eisenbahnen fort, gute Ges­­chäfte zu machen. Ihre Einnahmen sind­ im durch­schnittlichen Vergleich an vorigem Semester um mehr­ als drei Prozent gestiegen, obschon der Ausfuhrtransport der südlichen Bahnen durch den Krieg sehr wesentlich beeinträchtigt wird. Freilich haben die Eisenbahnverwaltungen ihre Linien und ihre Til­­gungsbeträge in Metall zur zahlen, was auch fortan weiter geschehen­ wird, mundessen sind ihre Unterhaltungsforten die­­selben geblieben und mit den steigenden Einnahmen, welche den meisten Bahnen besonders auch duch Militärtransporte und durch eine vermehrte Güterfracht für militärische Krecfe zufließen, werden sie sehr gut im Stande sein, die Kurs- Differenz zu deben. Tagesneuigkeiten.«­­­ Bujdapeth Oktobed ·Zur Hochzeitsfeier im Gödöllöer Königsschlosse. Vischfovacinth Rönsav welcher bekanntlich den Unters­­icht der Erzherzogin Marie Valerie leitet und sich gegenwärtig mitsammt der Schülerin in Gödöllö befindet, wurde von der Königin aufgefordert,die Trauungszeremonie bei der Trauung der Baronesse Marie Wallersee mit dem Grafen Georg Larischs Mönnich,welche am 20. d. stattfinden wird, zu vollziehen. Diplomatische Enthüllungen.Die ganze sivilisirte und vielleicht auch unzivilisirte Welt war hochgefommt auf das Resultat der Salzburger Entrevue,und hätte sehr gerne erfahren, was ht Bis­ma­r­c und Graf A­ndrály miteinander konferirt haben mochten. Ein Giebenbürger Blatt:­ „Kelet”, ío in deriglücklichen Lage, seine Leser über das Ergebniß dieser Diplomaten-Zusammenkunft zu unter­­richten. Da wir­d unbeschadet der unbestreitbar sehr großen Verbreitung des genannten Blattes — nicht umhin annehs­men zu können glauben, daß es auch sonft zahlreiche Perso­­nen geben wird, die sich Fü­r Diese „diplomatischen Enthüllun­­gen” ausnehmend interessiren, welche aber , Kelet" nicht zu Gesichte bekommen, so wollen mit diesem Theile des großen Publitums, insoferne er zu unseren Lesern zählt, "Dieselben nachstehend mittheilen. Das­ genannte Blatt schöpft seine „hoch interessante” Nachricht aus einem Privatbriefe des Grafen Andrä&fy, melden derselbe über die Salzburger Entre­­vue an einen Verwandten in Siebenbürgen richtete! In dem Briefe heißt es: „Sobald mir allein­­ gelassen wurden, entspann sich zwischen uns Folgendes’ Briegespräch, indem ich begann: Diese Rufen erhalten aber gehörige­s Blei. Der deutsche Reichskanzler brach auf das in ein Lachen aus, daß er sich den Bauch halten mußte und sagte: Sie sind auf den Hund! Wozu gingen sie auch in den ‚Krieg? Ich habe es ihnen nicht‘ gerathen Der Kaiser, das ist wohl wahr, der rieth 'ihnen dazu, aber ich war so sehr dagegen, daß ich sogar meine Demission einreichte. Es geschieht übrigens diesem Auffen sehen recht ; ‚ich wollte er besäme noch mehr ‚Bleich." Er ist auf den Hund‘ und soll es auch bleiben.‘­­ Ein neutrales Komitat. Im Honter Komitate wurde, wie „Egger.“ mittheilt, "auf Antrag des Obergespand der Beichluß gefaßt, die Stuhlrichter seien im­ ad­ministra­tiven Wege aufzufordern, Sammlungen ‚für­ die türkischen und russischen Verwundeten einzuleiten... Die. Diesbezüg­­liche Aufforderung wurde­­ bereits an die Stuhleichter vers­pendet. " ««« Moderne Kriegsberichte. Die „Finanz.­fragmente" schreiben: Ein Freund, unseres Blattes, hat sie die Mühe genommen, die verschiedenen Kriegsbulleting. Wiener Blätter zusammenzustellen und sendet­­ uns das Ergebniß­ dieter Auf­­zeichnungen ein. An Schlachten, von denen, wie, sich später herausstellte, feine, der, kriegführenden, Mächte etwas weiß, murben geschlagen : In der „Neuen Freien Prese” 3,­in der "Presse" 3, in­ der „Deutschen Zeitung" 7, im „Stemben­ Blatt" 1, im "Neuen Wiener Tagblatt" 19, im „Ex­trablatt" 17, in der „Morgenpost" 5, in der „Vorstadt:Reitung” 9, in der „Tagespresse" 2, in der „Wiener Abendpost“ 1. . 3n die­­sen Schlachten sollen gefallen sein: Nach der „Neuen, Freien Presse” 390.000 Rufsen, nach der „Presse" 12.000­­ Rufen, nach der „Deutschen Zeitung“ 176.000 Rufsen und 5000 Rumänen : (außerdem berichtet die „Deutsche Zeitung”, daß ein­ russisches­­ Infanterie-Regiment in die­ Donau getrieben überhaupt bie »»s ·.» .»­. INS IR [/ OEF­FERN fünfzig — sobald Robert Graf von "Ashburry‘ wäre — nicht ihrem Stande gemäß zu lieben vermöchten. Harriet dritte ihre Purpurlippen auf die’ Hand der mütterlichen Freundin, so wußte ihr Dant für diese Frage, welche sie frohen Herzens beantwortern konnte : „Lady Ashbury ist sehr weich! sie war­ die einzige Tochter des Herzogs von Keith‘ und brachte­ ihrem Gemahl ein großes Vermögen zu. Amd Willy­ hat vor zwei Jahren — wie mir die Gräfin­­ heute zufällig mittheilte — von seinem heim; Lord Millgrave, eine bedeutende Summe geerbt.‘ -«--- die Tochter des Habob. den & Rudorff. Einundzwanzigstes Kapitel. (Fortlegung.) Goldige Sonnenstrahlen hatten schon lange »N«-Harriet’s Schlafzimmer erhellt,als das Mädchen aus so tiefem erquickenden Schlummer erwachte-Wie ein schönes Traumbild erschienen ihr die Begebnisse des «getzigen Abends und nur allmälig gewann das Bild der Gräfin Ashburt­­—als ihrer Freundin—wiederum «­sieste Gestalt.Nicht allein die Pflicht der Diskretion ,­­­gebot Harriet,über die letzten Vorgänge und ihr ver­­ändertes Verhältniß zu Lady Ashbury gegen Frau Aird zu schweigen:die Freundschaft hat gleich der ««Liebe ihre Mysterien und Feinfühlende kennen über­­.­.haupt kein schleierloses Glück· Sie hatte stets in Ausdrüchen Hoher Achtung von der Gräfin gesprochen .. jebt würde sie, durch einen wärmeren Ton der Anerkennung ihrem Herzen­­ genügen, ohne auffällig zu werden. Lady AMshbury ließ schon­zeitig die junge Freun­­d Din zu fi bitten, und­ eine glückliche Stunde des Austausches ihrer Ansichten und Gefühle besiegelte­­ den geschlossenen Herzensbund. A­n Frau Aird und Harriet für die bevorstehende Abreise. Alles geordnet „hatten, tant. Willy, in Lebewohl zu jagen, und­ über­­reichte den beiden Frauen im Namen der Mutter zwei wunderschöne Bouquets. Harriet mußte lant ihrer Bewunderung über, die harmonische Farbenzusam­­­menstellung und Gruppirung der herrlichen Blu­­men Ausdruck geben, die von einer Künstlerhand geordnet schienen. „Herr Bennett und ich haben die schönsten Bl­u­­men, welche wir fanden, heute bei dem Gärtner sang­­gesucht “ rief Willy mit freudigem­­ Stolz. „Mama hat er so gew­ünscht und dann die Geträuße selbst gebunden. Sie sagt, er passe ihr nicht, Durch den Diener fertige Bouquets für Frau Aird und Dich holen zu Taffen !" entet auf’3 Neue faßt­e Willy Harriet’3 Hand und konnte nicht von dem geliebten Mädchen Yaffen. Sie mußte fest versprechen ihm oft und viel zu schrei­­ben und so bald als möglich zu ihm zurückzukehren. Auch Harrriet wurde die Trennung von dem Knaben sehr schwer — würde sie ihn jemals wiedersehen ? d­as Aird betrachtete — nachdem Willy das Zimmer verlassen hatte eine Weile ihren s­chönen Strauß und sagte dann : „Lady Ashbury hat viel Leben gart, das halte ich für meine Pflicht, offen zu befennen ; so manche Dame würde an deren Stelle wohl geglaubt haben, daß ein Bouquet für mich zu sparen sei; ich liebe: rastvolle Meenschen — selbst wenn sie zu den Vornehmen gehören! Ob die Gräfin wohl eigenes Vermögen besigen mag, unabhängig von demjenigen ihres Gemahls ? fuhr sie ein wenig stocend fort, denn der braven­rau hatte sich der beunruhigende Ge­danke aufgedrängt, wie traurig es sein müßte, wenn das Triebenswürdige Kind und dessen tastvolle Mutter Elkan hatte natürlich jedem Bewohner der Villa, mit welchem ein Gespräch sich anknüpfen­­ ließ,von seiner Fahrt nach Genf und von seinen intimen Be­­ziehungen zu»der Tochter des Nabob«erzählt Es war ihm auch gelungen,ein riesenmäßiges Bouquet aufzutreiben,welches er der schönen Engländerin bei deren Abfahrt überreichen wollte,und durch einen glücklichen Zufall konnte dies im Beisein von vielen Zeugen geschehen wenn Lady Ashbury stand neben Willy und Herrn Bennett auf dem Balkon vot­ ihrer Wohnung.Helldorf und Lenz promenirten in der Ve­­randa und die reich beschenkte Dienerschaft aus der Villa umgab den Wagen der Scheidenden.­ Harriet nahm den Strauß freundlichZ entgegen und Frau Aird reichte ElkanTs die Hand,wobei sie laut es aussprachliche Miß Fenton gleichs:ihr sich stets dankbar seiner erinnern würde.Welch’es isn köst­­licher Tag im Leben des alten Stutzer Balkan ging im Hause umher wie ein Feldherr,hernach vielen

Next