Neues Pester Journal, Februar 1878 (Jahrgang 7, nr. 32-59)

1878-02-01 / nr. 32

NN s­­ viertelj.fc.3.50,monatlichfl.l.20. Abonnement: Gang. . 14,halbj.s«l."7, IT «SsterJ0Um«sV 1 täglich­ auch an Montagen. scheint Einzelne Nummer » Zustrufe nach ausliegmkm Tat I edattion und Adminiftration: Leopoldit. Richenplat Nr. 2. Ein allzu schneller Sieg. :Budapest, 31. Januar. "Ein bestunterrichteter Wiener K­orrespondent sendet uns telegraphisch folgende Nachricht: Wien, 31. Januar. (Privat- Telegramm.) Die russische Antwort auf Andrasiy’s Note ist be­­reits eingetroffen.­­Dieselbe acceptirt vollständig die Forderung Der­ Andrasiy’schen Note. Nukland­ans erkennt in der bündigsten Weise, dab Die Friedens­­präfimingr­en in jenen Theilen, welche europäische Sönteressen berühren, so lange sicht als­ endgiltig und perfek­ zu betrachten seien, bis nicht Die Zus­imnmung Europa’s zu Diesem Abn­ac­hin­gen VOL liegt. Damit ált auf­ Die Modifik­tionsfähigkeit Dieser Forderungen zugegeben, Das wäre also ein im Handımmenden er­rungener Sieg! Kronion schüttelt, die Loden und der Erdfreis erhebt, das ungefähr wird der Grund­­ton der überschwenglichen Fabelhymnen sein, welche von morgen Früh ab in den Spalten gemifser Blätter erklingen werden. Brecht also los, Subek hymnen ! Erjchallet Posaunen und schmettert­rom­peten, und ihr, Nahmespausen, donnert siegwerkfün­­dend durch alle Lande! Nun, uns wird der offiziöse Jubel nicht über­­raschend sein; wir haben ihn im Leitartikel unserer Mittwoch Nummer vorausgesagt ; nur überrascht es uns, tab die Inszeneregung eine so ungeschk­te ge­wesen, Daß der beabsichtigte Erfolg­ verfehlt wird. Die Sache ist Leicht zu Durchschauen. Entweder wußte Graf Andraffy voraus, daß Fürst Gortschas foff seiner allgemein gehaltenen, und darum, den Rufen absolut unschädlichen, Forderung zustimmen würde: .danıı war­ die rebttägige Schwarzmalerei der Offiziesen nur dazu bestimmt, eine Dunkle Folie für den zu fabrizirenden Nahmenglanz des aus­­wärtigen Amtes zu bieten. Oder. Graf Andrasfy hat­ wirklich einen bliefschnellen­ Erfolg errungen, dann ist legtei er Feinen Bfifferling werth. Denn so bescheiden und demüthig in Rußland niemals ge­­wesen, daß es sich in einer ‚Aırgelegenheit , Dnd welche sein Interesse »ernstlich berührt, irgend eine ‚seiner Prätentionen­ ernstlich bedroht wäre, ohne Zaubern der­­ papierenen Forderung eines österreichische ungarischen Ministers unterwer­­fen würde. Und heute, da es an unserer ganzen Südgrenze in Waffen starrende Batallen hat, den Thoren Stambuls naht und in Rumänien 250.000 Mann konzentrirt hat, um das Deboudhi­­ren ungarischer Bataillone aus den Karpathei- Bällen zu hindern: heute braucht Rußland kaum eine Intervention der österreichisch ungaris­chen Ar­­mee, viel weniger eine solche der Diplomatischen Lederfiele derart zu fürchten, daß es sich ohne Be­­innen, ohne Zögern, ohne einen Versuch, die Di­­­tate des grausamen Triumphators zu mildern, vor dem Grafen Andrássy in den Staub werfen würde. Entweder hat das auswärtige Ant­­ eine­­ offene Thüre eingestoßen oder es hat auf seiner nach Petersburg gedampften Arago ein­­ flittergoldenes Fließ heimgebrac­ht. Was hat dem­ Graf Andraffy gefordert und Fürst Gortsharoff zugestanden ? Nichts ! Nein gar nichts! Derjenige Theil der Friedensstipulationen, durch welchen europäische Interessen berührt wer­­den, soll nicht ohne Zustimmung der europäischen Mächte Geltung erlangen. Nun, die Integrität der Türkei it nicht nur ein europäisches­nteresse, sondern ist auch als solches von ganz Europa im Pariser Frieden def­arirt worden; troßdem dient am Wiener Ballplage Niemand daran, die Ver­­stümmelung der Türkei für imperfekt zu erklären, bis dieselbe von Europa sanktionirt sein werde. ©o­lange Graf Andrassy nicht klar und deutlich diejenigen russischen Forderungen namhaft macht, welche nur durch einen europäischen Kongreß zuge­­standen werden können und für jeden einzelnen Kunff die Unterwerfung Rußlands erringt, und so lange er nicht dafür bürgen Fan, daß Ruß­­land auf dem Kongresse unterliegen wird, so lange haben Gortschakoff's Zusagen nur den Werth eines diplomatischen Kniffes, nur welchen Englands Aktion verzögert wird, bis sie den Ruffen nichts mehr Schaden kann und durch welchen auch Defter- EEE ER reich-Ungarn verhindert wird, nach Der legten Möglichkeit zur Rettung seiner Interessen zu greifen. Allerdings hat­ Graf Andrasfy einen Erfolg errungen: er k ann­ jert alle Volksvertreter, welche der­ Besorgniß der Nation Worte geben, durch den Hinweis auf Oortichafoffs Antwort und den Kon­­greß abfertigen. Die schon gestellten und etwa noch beabsichtigten Interpellationen im Unterhause­ sind präaumerando beantwortet, die Wortführer unseres Wolfes sind mundtodt gemacht, und am Ballplake regiert es sich auf ein paar Wochen hinaus beque­­mer. Daß das despotische Nukland­ sich beeilt, sich überstürzt hat, zu solchen Siege über den Konsti­­tutionalismus mitzuhelfen, wir glauben und be­greifen, es. “” Die Lüge. Budap­est, 31. Januar. Die hohe Wichtigkeit Bulgariens haben wir bereits wiederholt hervorgehoben. Wir haben nachge­­wiesen, daß diese große Gentral-provinz nicht nur in geographischer und ethnographischer, sondern ins­­besondere auch in politischer Beziehung den Kern der­ europäischen Türkei bilde, daß diese ohne Bul­­garien unhaltbar, ja undenkbar, sei. Für, die ganze Frage muß­ demnach das Ver­­halten des bulgarischen Elements von besonderem Interesse sein. Der konservativste Staatsmann wird der elementaren Macht der Volksstimmung, den Agivationen ganzer Volksstämme und Nationalitä­­ten wenigstens Die Berechtigung der Thatsächlichkeit zugestehen, er wird in­­ demselben mindestens ein Moment erkennen, mit welchem man rechnen muß, weil man eben als Bolizifer mit jeder Thatsache zu rechnen hat. Weberdies ist das moderne Europa seit den Kriegen Napoleon’ III. und jenen Gestaltungen, zu denen diese, freilich weit über seine Intentionen hinaus geführt hatten, von den Ideen des Nationalitätsprinzips und des Selbstbestimmungs.­­Endlich hat ja Rus­land, so parador dies auch gerade russischerseits singen muß, eben im Namen dieser Prinzipien den Orient mit seinen Heerschaaren überfluthet, aus die­sen Prinzipien heraus seinen Beutezug zu rechtfer­­tigen, wemselben ein ideales Mäntelchen , einen Schein des Rechtes umzuhängen versucht , offenbar doch­ den­ fatalen Umstand gedrängt, daß ein solches Mäntelchen aus den Prinzipien des konser­­vativen Rechtes d­rchaus nicht herauszuschlagen war. Leht, da ganz Bulgarien bereits in ruf­­ischen Händen ist und Der Rechtstitel zu dieser Thatsache der­ brutalen Waffengewalt selbst von den Nufsen einzig und allein in den Wünschen und in­ der Lage der Bevölkerung ausfindig zu machen war, kann es denn doch unmöglich im Interesse der Naffen­­ gelegen sein, das Auf­ jauchzen der ebenso edlen und freiheitsliebenden, als bisher Schmählich unterdrückten, jegt aber glor­­reich befreiten Bulgarennation zu verheimlichen, der Mitwelt zu verbergen. Weshalb wird dieser Freudentaumel ver­­heimlicht ? Warum hören wir nichts von der For­­mirung gewaltiger Bulgarenlegionen ? Wenigstens nach der Befragung der asiatischen Unterdrücer mußte ja die nach Freiheit ledzende Bevölkerung in hellen Haufen zu den Schaaren der Befreier fragen, um mit dem Nafe nach „Waffen“ wenn nicht früher, so doch am Ende des Kampfes mit­­zuthun am herrlichen Befreiungswerke ! Das it die Lüge! Nicht nur Ignatieff, der langjährige Vertreter uno spiritus familiaris der russischen Dorientpolitis, wurde von den Türken in ihrer blumenreichen Rebeweise mit Recht „Dater der Lüge” genannt; diese ganze Orient­­politik war vom Anfange bis an’n Ende eine Lüge, am allermeisten damals, als Nußland die Präten­­tion erhob, ein­­ Befreiungswerk vollführen zu wol­­len, im Interesse der christlichen Bevölkerung inter­­veniren zu müssen. Cs it bekannt, daß eine bulgarische Legion, selbst als die Rufen jenseits der Donau bereits Fuß gefaßt hatten, troß aller Bemühungen nicht aufs zubringen war.Der Autor dieses Artikelt ha b beginn des Feldzuges von russischen jxtt rumänischen Offizierentbittere Klagen dq best vernommen, daß die Bulgaren wohl den Ti nicht aber den N­uffen und Numänen Spi Dienste leiten­ wollen. Sa, zu den einfachen Dien­sten des Wegweifens und Transportes mußte Di Bevölkerung gepreßt werden. Wir wissen Fällen, in welchen Bulgaren wegen Verraths dur­ die russische S Heeresleitung exekutivt wurde Schließlich­ht es bekannt, daß die Proklamatio des in Bulgarien einbrechenden Serben-Füh­­rers Horvatovics, melche die Bulgaren von Waffen rief, ein an’s Komische fireifendes Fia machte. Alles das aber war vorauszusehen, und da mußte Jeder, der­ in den bulgarischen Verhältnissen auch nur einigermaßen orientirt war, voraus­sehen haben. Allerdings war es unschwer, Klagen , Administration und Jurisdiktion zu vernehm Klagen, wie sie­ eben an der Leitha beginnen und gegen den­ Orient zu an Häufigkeit um Konsistenz progressiv zunehmen, wie sie alte Rußland selbst nicht minder und nicht selten finden sind, als in der Türkei. Das aber ist ge­wiß, daß eben die bulgarische Bevölkerung sowohl im Ganzen, als in ihren einzelnen Schichten sich nach radikalen Veränderungen, nach einer totalen Umwälung des Bestehenden, insbesondere aber in einer „Befreiung“ von außen durchaus nicht zehnte in Bosnien, in der Herzegowina , bestehen serbische Traditionen und der Serbe ist überall im freien Serbien gerade so gut, wie in Ung und in der Türkei — unzufrieden, rauflustig un umso beutegieriger, als er sehr arbeitsscheu ist. Die Bulgaren sind ein friedliebendes, ja harmlos gutz­müthiges Bolt. Durch russische Rubel­ konnten vor Bulgaren = Komitee 3 oder­ auch eine „geheime Regierung” aus Abenteurern gebildet werden, 208= reißungsgelüste aber bestanden in Bulgarien nies­male. Was über die bulgarischen Grausant­seiten verbreitet wurde, reduzirt sich eben auf die Niederschlagung derartiger künftlich gezüchtete Smeuten, und daß die Türken hierin in landesüblicher Weise verfuhren, ist wohl selbst­verständlich. In der Litte des Gefechtes pafiitk eben in Halbaffen Vieles als selbstverständli, was anderwärts unmenschlich erscheinen mag. In dieser Beziehung haben die Serben, die Montenegriner und die Rusen den Türken nicht nur nichts vorzu­werfen — selbst die Engländer und Franzosen haben sich diesbezüglich bei Kämpfen in barbarischen und halbeivilisirten Ländern den autochthonen Begriffen offenmodirt.­­ önt­gedrigen wurde Die friedliche Bevölker­­ung, einzelne Willkürlichkeiten ausgenommen, denen aber aus der Türke ausgefegt war, durchaus harmlos, ja gutmüthig behandelt. Mitten im Kriege mit den Serben konnte die Bevölkerung in unmittelbarer Nachbarschaft der türkischen Lager ihren Geldarbeiten obliegen und man konnte in diesen Lagern der Bevölkerung gegenüber eine Dis­­ziplin beobachten, wie sie bei Truppen hochei­ilifirs­ter Armeen im Felde undenkbar wäre. Weberall in Bulgarien herrschen gleicherweise in Stadt und Land Zeichen des Wohlstandes. Die Landbevölke­­rung fühlt also durchaus feine besondere Luft, sich nach­­­ dem Unbekannten zu sechnen. Die intelli­­genteren Schichten aber eben so wenig. Der Han­del wird geschäst und erfreut sich in den Städten sichtlicher Blüthe. Was man bei ung Honoratior­­en nennt und was Dort unter dem Titel „Tichor­­badschi“ verstanden wird, genießt auch bei den tür­­kischen Behörden Ansehen und erfreut sich eines nicht unbedeutenden Einflusses auf die Administra­­tion und Judikatur, sobald es sie um die Ange­­legenheiten christlicher Parteien handelt. Die Han­delztribunale sind zum Theile aus solchen Tichorz­badschvs zusammengelest und häufig ist ihr P­räfiz­­ent auch ein christlicher Tichorbadkhi. Der große Einfluß, den diese Klasfe in den Angelegenheiten ihrer Stammesverwandten ausübt — und biese Angelegenheiten sind großentheils ganz biesen Tichorbadfeht’s­ überlaffen — macht es erklärlich, rechtes der Völker erfüllt. " Die Genfige Hummer umfaßt zehn Seiten. "EZ az

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