Neues Pester Journal, Mai 1878 (Jahrgang 7, nr. 120-150)

1878-05-01 / nr. 120

'Budapest, Mittwoch, 54 Neues Belter Journal. -­Dk3.?Äåbeihk­sZBistZI-.iisk’g­ behandelten die Franzosen wie eine Horde a­ olynthtrunfener Tigeraffen ;. selbst Verehrer der fra­nzösischen Kultur wußten für die Träger der leiciteren Teine glänzendere Rolle mehr auszubeufen, als diejenige der Griechen nach der­­ St aA EZREK duch Rom. Aber schnell erwies Jih., die finanzielle Welterlegenheit vieses Feißigen, enthaltsamen, Fnauternden Wortes über das mächtige Deutschland ; die militärische Kraft Frankreichs hob sich wunderbar, und nun hat Die —­­es auch die ihm angemessene Stellung in und für "Europa wieder gefunden und [eine Weltaus­­stellung wird zum Weltproteste ge­­gen die mossowitische Berichtung 8­ DU tb. — . hi Budapeit, 30. April. . | meigern sich aber, auf. türkisches . 6 verwaltung in Bosnien betrauten " Berfönligkeiten. Wir sagen österreichisch-ungarisch, denn bis auf Meh­­reres wird der Osfupationsalt wohl einen gemeinsa­­men Charakter tragen. Dem „Daily Telegraph” wird aus Wien gemeldet : Oesterreich-Ungarn beschloß, die ofen Bewegung Bosnien ans gegen den Willen der Türkei durchzuführen. Dies sei das Resultat der am Samstag stattgehabten Ministerrathafigung. Der Einmarsch sol mit der muselmanischen Revolution in Rume­­lien motivirt werden. — Der „Standard“ hält die Ossupation Bosnien: durch­ Oesterreich-Ungarn ebenfalls für bevorstehend. — Der „N. Fr. Bresje‘ wird mitgetheilt, daß der Einmarsch schon in­­ den nächsten 14 Tagen erfolgen sol. Für die Civilverwals­tung der zu offusirenden Länder sind die Chefs be­reits designirt, und zwar in den Versonen des Frei­­herern v. Süd, der sich durch sein Plaidoyer für die Annerion während der Delegations - Session be­­merkbar machte, des Herrn v. Hueber und eines ehemaligen österreichisch-ungarischen Konsuls in den tür­­kischeslavischen Ländern. — Auch die Frage der Nad­­ehr der bosnischen Flüchtlinge in ihre Heimath steht wieder im V­ordergrunde. Da die Sub­­ventionssumme demnächst erschöpft sein wird, haben die Behörden der betreffenden Landstriche die Flücht­­linge eindringlich zur Heimkehr em Diese ebiet zurückzukeh­­ren, so lange nicht eine fremde­ Macht dort Ordnung mache und ihnen Bürgschaften für ihre persönliche Sicherheit biete. Dies scheint auch zur Vorbereitung der Ofsupation arrangirt zu sein. " Wie wir erfahren, wird morgen im , Kelet Népe" ein Schreiben, veröffentlicht werden, welches Baron Paul Sennyey aus Anlaß der Niederlegung seines Mandates als Abgeordneter an die Mitglieder der bestandenen OOpposition der Rechten richtete. In diesem Briefe erklärt Baron Sennyey, daß er schon seit längerer Zeit entschlossen gewesen sei, sein Man­­dat niederzulegen, da er an der Erfüllung der mit diesem Mandate verbundenen Pflichten durch seine erschütterte Gesundheit verhindert sei. Er nimmt mit wermen Worten von den Mitgliedern der Partei Abschied, spricht sich über die neue P­arteibildung an­­erkennend aus und wünsc­ht seinen bisherigen Bartei­­genossen viel Glüc zu ihrer Thätigkeit innerhalb der neuen­­­artei. E­in Betreff der englischen Rüstungen wird — mitt einen der besten Hoffnung sind, es werde ein auch der Augsburger „Allg. Sig.“ aus London vom 27. d. geschrieben. Auf die Nachricht, daß der finnische Meerbusen vom Eise frei wurde, folgt die Nachricht aus Chatham, daß ein weiteres Geschwader von zwanzig Kriegsschiffen, meist Panzerfahrzeugen, gebil­­det werden soll, die nach der Ostsee bestimmt sind. Die Thätigkeit, im Flottenwesen könnte nicht größer sein, wäre der Krieg schon erklärt. Aus Woolwich be­­richtet man die Absendung er Tác bba Mafjen Ge­­schäffe aller Art, namentlich­ nach Malta. Auch für die indische Regierung wird eine gewaltige Bestellung von Geschäften für Feldkanonen in diesem Augenblicke aus­­geführt. Miliz Mannschaften werden mehrfach Regi­­mentern der Linie zugetheilt. Dem an die Freiwilligen gerichteten Aufruf haben bereits mehrere Tausende entsprochen. Die ihre Namen für auswärtigen Kriegs­­dienst einzeichnen, während Diese bürgerliche Truppe geieglich nur verpflichtet ist, im Falle eines feindlichen Einfalles England zu vertheidigen. . von den P­arlamenten acceptirbares Kompromiß erzielt­­ werden und daß die ungarischen Minister zum Defini­­oder Don­­­nerstag wieder in Wien eintreffen. Speziell die Achtzig­­. Millionenfrage wird uns als einer jener Differenz: , :punkte bezeichnet, über Dessen Details eine Verstäne­­­digung bisher nicht erzielt werden konnte, weil man eben weiß, daß unser Ministerpräsident in Seinem Falle zurückzutreten gedenkt. Lieber macht er ‚Konzessionen, so viel eben Noth thut. — Das lebte Bulletin der „N. Fr. Presse“ lautet folgendermaßen : — Die Ausgleichskonferenzen zwischen den beiden Mis — nisterien sind vorläufig geschlossen; die ungarischen­­ Minister sind heute Abends nach Budapest zurückgek­pehrt. Nach einer anderthalbstündigen belga­ beim Ministerpräsidenten Fürsten Auersperg begaben ich heute die Minister gegen 2 Uhr in die Hofburg,­­ wo unter Borsis Sr. Majestät abermals ein Kronrath abgehalten wurde. Ueber das Resultat der Konferen­­­­zen ist zur Stunde Genaues noch nicht bekannt. Nur 30 viel wird und mitgetheilt, daß eine definitive Berz _­einbarung über die sämmtlichen aus d­ei Kapifienengen mod nll erzielt wurde, daß aber die beiden fis­tiven Abschlusse bestellten am Mittwoch 8 Die Nachrichten über einen bevorstehenden = Einmarsch österreichisch : ungarischer Truppentheile a Bosnien erhalten sichh mit großer Zähigkeit. Un­­ser Wiener Korrespondent dem­entirt wohl in Tatego­­. "xilder Weise alle Nachrichten, die sich auf eine bal­d Dirgít in Vollzug zu sehende Ossupation Bosniens beziehen, diesem Dementi gegenüber steht aber eine re­gene Schar positiver Meldungen, denen nicht­ leicht Ruhe geboten werden kann. Man nennt sogar schon .die Namen der mit der österreichisch-ungarischen Civil s Aus dem Abgeordnetenfaufe. —­eitung vom 30. April. — Die heutige Wiedereröffnung der legislatoriz­chen Thätigkeit des Abgeordnetenhauses fand unter sehr geringer Theilnahme der Landesväter statt. Die Situng konnte unter diesen Umständen gar nicht interessant werden und in der That bot bles die Einleitung einige anregende Momente. Vor Allem die schwungvoll abgefaßte Zuschrift Der italienischen Deputirtenktammer als Erwiderung auf das Beileidschreiben unseres Abgeordnetenhauses beim Hinscheiden Victor Emanuel’s, dann Die Meldung des Präsidenten von der Mandatsnieder­­legung des Baron Sennyey. Diese Meldung ver­­anlaßte den Baron Ludwig Simonyi, seinem Bedauern über diesen Nachritt Ausdruck zu geben und unter Zustimmung des Hauses die Hoffnung auszusprechen, Baron Sennyey werde, sobald es seine Gesundheit erlaubt, wieder an den Arbeiten der Gefeßgebung theilnehmen. Bei dem Ueber­­gange zur Tagesordnung reichte Justizminister Wierczel den Polizei-­Strafgefegentwurf und einen Gefegentwurf über das Erolutions-Verfahren ein. Hierauf wurde das Budget des Handelsministeriums­­ ohne bedeutendere­ Debatte erledigt. — Wir lassen nun­ den Gitungsbericht­ folgen : Die heutige Sihung des Abgeordnetenhauses wurde vom Vizepräsidenten Gabriel Barady um 11 Uhr Borz mittags eröffnet, der zunächst anzeigte, dass im Wege des Ministerpräsidenten an das Präsidium des Abgeordneten­­hauses ein Brief eingelangt sei, in welchem das italienische Abgeordnetenhaus seinen Dank für die Trauerfundgebung des ungarischen Abgeordnetenhauses beim Ableben des Königs Victor Emanuel ausspricht. Dieser Brief lautet folgendermaßen : „Sehr geehrter Herr Präsident! Die ungarische Nation hat sich dem tiefen und Schmerzligen Weh und Leid Italiens mitfühlend angeschlossen und ihre­ edelsten Gefühle durch ihre Abgeordneten verdolmetscht. Ausgezeichnete Vertreter Ungarns! Cure Worte werden unseren Herzen eingeprägt bleiben für immer­ dar ! Der Handebruch angesichts des Grabes ist ein Zeic­hen der brüderlichen und unveränderlichen Gintracht. In unserem unendlichen Schmerze tröstet uns nur das Bemwußtsein, daß die hehre Gestalt Victor Emanuel’s ewig leben werde in jenem großartigen Werke, welchen er sein Leben gewidmet, ferner, Daß die Nation als Erbe und Beschüler seiner Ideen im Stande sein werde — wie er es prophezeit — eine jener wirksamsten Kräfte zu werden, welche zu Gunsten der Zivilisation und des Artez bene gewonnen wurden. Iin dieser großen Mission wer­­den Italien und Ungarn Genossen und Brüder sein. Als Gewähr dieses brüderlichen Zusammenwirkens dienen die Tugenden der beiden Völker und die Loyalität jener Mon­archen, welche die Interessfen und den Ruhm der beiden Nationen so edel und würdig vertreten. Bergeffen wir nicht, daß der erhabene Erbe Victor Emanuel’, auf dessen Heldentugend Italien gegenwärtig so stolz ist, das Leben, die ersten Worte der Liebe,­ den Charakter, das humane Herz, sowie den allerersten Unter­­richt von jener heiligen Frau erhielt, welche Marie Adel­­heid von Oesterreich war, und daß Italien an der mit Thränen überströmten Bahre ‚Victor Emanuel’, den er= lauten Verwandten Eures Königs sah, wie Derselbe sei­­nem Schmerze Ausdrud gab und ihie durch die Ioyaliten Gefühle für Die Vereinigung und Unabhängigkeit Ita­­liens befindete, deren getreueste V­erwirklichung und heiz­ligstes Vorbild eben der Name und das Angedenken Ricz­tor Emanuel’s bildet. Der Präsident des Abgeordnetenhauses des Kö­­nigreichs Italien, Dr. Yarinim. p.“ dem dieser 3wed erreicht ist, wird das Geil wieder eingeholt, um bald darauf von Neuem polternd nieder­­gelassen zu werden. Die verschiedenen Theile des Industriepalastes sind in einem sehr ungleichen Zustande­­­her­­ . Borz­geschrittenheit ; während in einigen wenigen Abtheis­tungen die fette Hand angelegt wird, haben sich an­­dere noch nicht aus dem ursprünglichsten Chaos herausgewunden. Es ist mir leid, jagen zu müssen, daß die ungarische Abtheilung von allen die bei MWeitem zurückgebliebenste ist. Heute it noch nicht der Moment gekommen, die Verantwortlichkeiten für diesen bedauerlichen Zustand der Dinge festzustellen, allein die Thatsache sol fonstatirt werden, daß unsere Abtheilung weg vollkommen die Physiognomie eines Zollamts-Badhofes hat und vielleicht erst in vier Moden präsentabel sein wird. Während im Industriepalaste allenthalben das Estrich gelegt, Mofallfußbörden gestampft, Wände mit bemalten Fayencen beileitet und Vitrinen eingerichtet werden, schaffen jenseits der Seine, auf dem Trocas­dero, die Gärtner im Barre, die Metallarbeiter an den Röhren der monumentalen Kassade und die Maurer an dem Festpalaste, dessen innere Einrichtung exit ber­gonnen ist. Hier werden noch Wochen vergehen müssen, ehe der Besucher vom Gestammtbilde und von den Details einen genußreichen Cimbrud erhalten kann. Zwar wird hüben und brühen DR der größten Sstrengung gearbeitet und die Nacht mit Hilfe des blendenden elektrischen Lichtes buchstäblich in Tag vor­­ Abtheilungen mannigfaltig von den ausländischen. Die­­ ersteren haben an­ vielen Stellen teppichbelegte Fuß: = böven, ein Lurus,­ dem man jenseits der Mittellinie "7 -des Balastes nicht mehr begegnet. Die Blafonds sind “z überall durch danne, transparente Leinwand gebildet, "welche das eiserne Sparrenmwert des Dachstuhls den Bliden entziehen, ohne jedoch dem Sonnenlichte den­­ "Dudaang zu v­erwehren. Die Franzosen haben nun begriffen, daß Diese Zeltdede nur sehr diskret mit Mez Caillonz, Festonz, Guirlanden u.­­. w. bemalt werden = Dürfe, wenn die Ausstellungsräume nicht in ein ihren 5 3meden wenig zuträgliches Halbdunkel gehüllt sein Follen, während in manchen ausländischen Abtheilun­­­­gen eine übel angebrachte Borliebe für Aufpuß die durchsichtige Leinwand mit breiten und dicen Schablonen=­­­amulereien blind gemaßt hat. Die Folge Dieses verschie­­­ menartigen Vorgehens liegt auf der Hand: in den [Banetten Galerien herrscht eine angenehme Helle, in Den ausländischen — oder doch in einigen derselben — eine Dunkelheit, welche nicht einmal die bunte Dekoration der Dede, Die einzige Ursache dieses Uebel­­standes, zur Geltung kommen läßt. In den Galerien sind zahlreiche Gelegenheits- mdufisien installiert; hier hat ein Son­dermaler sein­­ provisorisches Atelier aufgeschlagen und nimmt von Wunden aus aller Herren Ländern vielsprachige Auf­­träge für Vitrinen-Ueberschriften entgegen; daneben epinseln­de von Arbeitern auf Die Leinwand, welche als Dede über die Räume gespannt werden soll, Lorbeerfränze, Wappen und geschlängeltes Man­ Zenmwert, während Frauen mit Hilfe von emfig tiden­­den Nudmasdinen den Stoff in Die richtige Form zu­­sammenheften. Zwischen Diesen figenden Gewerben Hantieren Arbeiter, weiche Kisten herbeimälzen und­­ öffnen und bummeln Neugierige beiverlei Geschlechts,­­welche den Hortschritt der Arbeiten beobagten. Diese­­ Neugierigen,­­welche fortwährend zu zehntausenden Das Maräfeld umd den Trocavero füllen und allent­­halben hinderlich im Wege sind, erregen den stillen verbisfenen Grimm der Arbeiter, die ihnen allen mögl­ichen Schabernas anzuthun bemüht sind. Sie freuen sich, wenn sie eine Latte oder einen Pfosten gegen das Schienbein eines Gastes stoßen oder unversehens einen Stein auf feinen Fuß mwälzen können. Sehr beliebt ist folgender Scherz, dem alle Augenblicke ein Ausstel­­lungsbesucher zum Opfer wird und der die Arbeiter immer wieder mit neuer Lustigkeit erfüllt: Eine Gruppe von Spaziergängern schlendert behaglich in einer Gaz­­erie unter einem Gerüste dahin und betrachtet mit Interesse die Maler und Gupfer, die an der Aus­­schmüdung des Plafonds thätig sind. Plösli ruft eine Donnerstimme: „Achtung! Aufgepaßt!“ und in demselben Augenblicke löst sich vom Gerüste ein Dies Geil 108, das mit Gepraffel herabzurollen beginnt. Die Neugierigen stieben augenblicklich nach allen Hich­tungen aneinander und suchen sich gegen den erwar­­teten Stein oder Holzregen in Sicherheit zu bringen, wobei sie mit der Behen­digkeit von Gemsen in Weit­ und Hochsprung über Ballen und Kisten hinwegfegen. Einer oder der Andere verliert aber in dem plößlichen Durcheinander sicherlich den Kopf und läuft, statt um­­zufehren, gerade vor sich Hin. Schreie ertönen von allen Seiten: „Nicht dort hinaus! Stehen bleiben! Zurück!“ Gehört von diesen Rufen, rennt der Dr­ehrechte, als­ ob ihm alle Teufel­ im Genide sähen, und den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Den Arm initinktiv über sich zum Schub emporhaltend, sucht er unter dem Gerüste durchzurennen, das, wie er si einbildet, im nächsten Momente auf ihn nieder­­brechen wird. Wenn er endlich in Sicherheit it und blau von der überstandenen Angst nach Luft schhnapz­­end stehen bleibt, sieht er zu jenem heftigen Werger etliche Dutende Arbeiter auf und unter dem Gerüste, die sie vor Lachen flütteln und mit Fingern auf ihn weisen. Denn Die ganze Höhe war nur ‚eine offe, mit Der die Maulaufsperrer „geuzt” wurden und nach wandelt, dennoch aber rathe ich Den Lesern, welche zu machen, da es ihnen sonst widerfahren dürfte, die die Absicht haben, zur Ausstellung zu kommen, sie nicht vor Ende Mai oder Anfang Juni auf den Weg Erposition noch in ihrer nicht besonders reizenden Morgentoilette zu überraschen. Mar Mordan.­ ­­­­­ PR mn

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