Neues Pester Journal, November 1878 (Jahrgang 7, nr. 303-332)
1878-11-01 / nr. 303
SI. Sahrgand. Ar. 309-7. viertel. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. Vibonrertent: Ganzi. fl. 14, halbj. fl. er Journal" erigeint fid), auh an Montagen. > = en. 5 Nedaktion und Apminiftration; Leopoldit. Kirchenplat Nr. 2. Inferate nach aufliegenden Tarif. | Einzelne nummernatu új RE Morgen (Samstag) Früh erscheint anser Blatt wie gewöhnlich. Die bosnischen Gräber. Budapest, 314 Oktober. „Von morgen ab schmüden sich die Friedhöfe mit Krängen und Licht; ein Abglanz des Frühlings slimmert auf den Grabhügeln, eine Ahnung und Mahnung des künftigen Auferstehngstages. Nicht der Auferstehung der Todten wird an den nächsten Tagen gedacht; der lan. begrabene Schmerz um die Geschiedenen aufersteht, und die halbvertrocnete Thräne wird wieder lebendig und rinnt von Neuem. Es ist auch ein Trost, freilich ein wehmütiger, auf Ausschmüdung der Stätten, in denen gestorbene Lieben für die Ewigkeit ruhen, jene besorgte Zärtlichkeit zu wenden, welche nicht mehr die Todten erreichen kann. Und wenn das feuchte Mutterauge auf dem Schmuckk des Grabes Tubt, mag ein Echo jenes Glückes wiederkehren, welches einst beim Anblicke des blühenden Kindes das Herz befehigte. Auch dieser lette, Schwache Trost ist in Diesen „Jahre Z Tausenden versagt. Die Opfer der Mühen und Entbehrungen und Kämpfe in Bosznien ruhen neben den Speerstraßen in Masfengräbern, die Feine [eine Hand mit Kränzen dect und auf wilden Fein Lichtlein flimmert. Ein Kreuz, ein Breiten ohne Inschrift hat vielleicht wenige Wochen lang verrathen, daß im Fühlen Grunde viele, vor wenigen Monaten noch kraft ftragende Zünglinge lagern ; aber werfen Haupt auf dem els, oder Lehngrunde da unten gebettet it, Keiner weiß es mehr, und bald wird der Herbstregen die Exiddede weggenommen, der Nord: Rum das Kreuzlein brechen und im Frühjahr wird der Pflug die morschenden Gebeine ans Tageslicht werfen. Wie manche Andere, welche in Ueberfällen geschlachtet und verstümmelt werden, verwesen im Waldeschlicht oder in verborgener Schlucht — Nahrung für Raubthiere, und nur] der Zufall wird vielleicht hie und da eines der bleichen Gerippe gefunden werden. Das Gedenken an die schmudlosen Gräber im bosnischen Eichengeftrfippe und im öden Karst I der Herzegowina schneidet Vieltmts endfach schärfer ins Herz der Angehörigen, als die Erinnerung an die Schläfer auf unseren Friedhöfen. Aber die fünftlichen Blätter und Blumen, das matte Licht der Kerzen, sie sind der geringste Mangel jener Soldatengräber , was gleich den Familien und Freunden der Gefallenen die ganze Nation schmerzlich beklagen muß, ist der Mangel an jenen Kränzzen, die von der Geschichte auf das Grab der Streiter für ihr Vaterland gelegt werden, und an jenem Lichte, das aus der Seele eines von droshender Fremdherrschaft geretteten Volkes strahlt. Wohl wären die Opfer, welche der bosnische Krieg aus den Reihen unsrerer Jugend gerissen hat, der Grabjär ist würdig, die den Dreihundert von Thermopylä gewidmet worden; auch unsere Brazzen „farben treu dem Gefäß“. Sie haben gewissenhaft und muthig ihre Pflicht erfüllt, als der oberste Kriegsherr sie rief. Aber das ist ihr und ihrer Wolfsgenossen hartes Unglück, daß das Ge jäß sie zur Vollbringung einer Aufgabe, nöthigte, von deren Gerechtigkeit und Unumgänglichkeit . Keizner in Oesterreich-Ungarn überzeugt ist. Wie Viele in den Gefechten gefallen, oder auf dem Transporte oder in den Hospitälern nachträgl (ich) ihren Wunden erlegen sind, noch wissen, wir versöhnlichen Feind für immer unfähig zu neuen Raubzügen machen würde; aber das Unglück würde weitaus aufgewogen durch das Glück des dauernen Friedens, der bald die Wunden heilen und überall Wohlstand und Freiheit wehen würde, S wenig wird das Samenfarn befragen, das dunklen Erdenschoß gesenkt wird, um zu feimen, fröhlichem Grün aufzusprossen und zu reicher Ernte heranzureifen ; so wenig hätten wir die Saat an Menschenleibern beklagt , ausgestreut im rechten Augenblicke, um dem Welttheil die lang entbehrte Ernte an Friedenssicherheit, an Freiheit und Wohlergehen zu scheinen. Aber das bosnische Unternehmen ist im glücklichten Salle eine nuglose und darum unverantwortliche Vergeudung von Menschenleben ; wer in den Kämpfen da unten gefallen, der ist nicht für das Heil seines V Vaterlandes, nicht für die Sache der Menschheit gestorben und aus der dort gestreuten Saat reift fein nährendes Korn, sondern giftige Frucht. Nicht Friede und Sicherheit verstehen aus der Skrupation ; wir müssen während: der Lebensdauer von Generationen fort und fort das Auffladern von Aufständen "in den befegten Gebieten fürde , es. nit gerau; weggerafft wie Viele von Krankheiten ten sich wiegen | für Jahr durch: find und im Laufe des Winters noch weg=| dere aufreibenden Machtdienst in dem obdachlosen gerafft werden, das wird niemals verläßlich bekannt Lande decimirt werden ; der erste Sieg der aggress werden. Immerhin ist die Zahl der Opfer gering, versiven Tendenzen über den Willen der Bevölkerung glichen mit denen jedes anderen Krieges Der Neuz | treibt zu immer neuen Abenteuern ; die Dinge der zeit. Tausend Torte, viertausend Verwundete, zehn= „panflavistischen Nierenschlangen“ ziehen tausend Kranfe — die Ziffern an Kindheits-Verhältnissen verliert Ungarn jährlich viel mehr von seinen Kindern. Den Angehörigen jedes einzelnen Gefallenen ist in den ersten Tagen und Wochen des Schmerzes zu Muthe, als sei die ganze Welt verödet; aber für das Land it die Zahl der Opfer nicht so groß, daß der Berzentjab der Eierbefälle erhöht würde. Das Zehn: und Mehrfache an Menschenleben. Hingegeben für die Sicherheit und Größe, für das Ansehen und das Wohlergehen Oesterreich- Ungarns, würde unheilbare Wunden in die Seele von Hunderttausenden Bewohnern des Landes reißen. Doch nicht die Nation als Ganzes auf den Tod betrüben. Ein großer, blutiger, langdauernder Krieg wäre ein schweres Unheil, auch wenn er unseren und Europa’s un fierdrüzzend und ersticend immer enger um den Leib der leicht , mitten im Frieden und unter normalen Ge Monarchie zusammen ; die nationale Dekomposition zwingt unablässige innere Wirren und Kämpfe herbei ; die Staatsfinanzen werden unheilbar zerrüttet und der Wolfswohlstand verdorrt bis auf die Wursteln. Nicht ein segnender, belebender Geist, wie es aus den Gräbern unserer Freiheitsfänpfer emporgestiegen ist, nein, ein verheerender Gifthauch entquillt aus den bosnischen Gräbern. Und dann sind die Opfer,welche des-Politik des Dreikaiser-Bundes auf den Feldern Bulgariens und in den Bergen Bosniens geschlachtet worden, nur ein geringer Theil der Menschenlebens,welche Vort dieser Politik hingerafft sind und noch hingerafft werden.Die unablässige Beunruhigung,der Umsturz von Vertrag und Necht,die gewissenlose Aufwiegelung haben seit Jahre II einen Zustand der unsere Jugend muß Jahr ai Auf geweißter Hräfte, [Drigimal- Feuilleton des „Neuen Pefter Iowrnal”.) 9umee, im Spätsommer. Mie die Frauen Genua’ in den weißen Spibenigleier hatte sich die Sonne, um die Gluth ihres Antides zu verbergen, in einen feinen Schleier aus Wolzenstoff gehüllt, in dessen durchichtiges Gewebe die Zunftfertige Firma, „Zephie und Komp.“ wundervolle Zaden und Arabessen hineinwebte. Wie bei einem Drautgewand wogte der duftige Epißenschleier in langer Schleppe über das Himmelsgewölbe und spiezgelte fi matt silbern in der träumerische ruhigen Adria. E35 war ein Tag, wie an der Küste selten vorkommt, wie geschaffen für Ausflüge. .... Zuftig trabte unser Röflein über die Fiumarabrühe und führte sich weder an die lauernden Blide der Bollwächter, noch an die am jenseitigen Ufer prätentiös aufgepflanzte blauweißrothe Flaggenstange, welche vermutlich das erhebende Gefühl weden sol, Daß man sich nun auf dem Boden des Dreieinigen Königreiches befindet. Kaum hat man die an Fiume Gh anschließende . Heine Ortschaft Sufaf passirt, fommt die Fahrstraße bereits ziemlich steil den Berg Hinan, zwischen Rillen und Gärten hindurch, über deren folossale, Festungswerfen ähnliche Steinmauern üppiger Epheu zu den Feigenbäumen emporflettert. Die sicie ermüdet von der Laft der Früchte an die Gartenmauer fügen. In weiten sanften Bogen führt Der Fahrweg nach der, die Kuppe des Berges Trönenden berühmten Dittgart Terfat, wo einst das edle ejälecht der Frangepan’s gebot und wohin das aus der b. Jungfrau, vor etwa 800 Jahren, durch immliche Heerschaaren in wunderbarer Weise überührt wurde. Es ist eine doppelt geheiligte Stätte, die unser uh betritt,geheiligt durch Die Geschichte und Dur getauft haben („Pan Franku” würde vielleicht noch nationaler klingen), erhebt sich auf Schroff in das Thal der giumara abfallendem Felsen die Burg Des einst fopirten Mausoleums schmückt ein mit kunstvollen alten Bäulchen verzierter Altar, zu dessen beiden Seiten sich zwei Marmorsarkophage befinden. 63 ist die Grabstätte des Eewerbers der Burg, des ‘Keldiarshalls mächtigen Stangepan’schen Geschlechtes, dessen legtere . Sprößling das trogige Haupt zu Miener-Neustadt unter Grafen Nugent und Dessen Gattin. Im Laufe Der das Schwert des Henfers beugen mußte. Jahre folgten die Kinder den Eltern nach, die Gruft am Jahre 1826 ging das Endlok in den Besis wurde zu enge und mußte erweitert werden und nun der gräflichen Familie Javal - Nugent über und dient schimmern, eingefügt in Die alte Burgmauer neben derselben noch jetal Begräbnißstätte. ‚dem Mausoleum, durch das dunkle Grün des üppig Durch eine kleine Pforte an der äußeren Umwuchernden Nosmaringebüfdes bereits vier neue Marstallungsmauer gelangt man, an dem ebenerdigen Wohnmortafeln. Lauter hocharistokratische Namen, lange gebäude der feigen Burgherren vorbei, in einen vers | Titel in goldenen Lettern. Doch halt — eine der wilderten Garten, aus dem ein cypressenumsäumter Weg vier Gedenktafeln enthält nur die beiden Worte: „ane zu einem halbverfallenen Thurme führt, wo eine Chaw." Wer war Jane Cham? " fragt man sich, zweite Pforte angebracht ist. Anarrend dreht sich der, erstaunt über den einfachen, bürgerlichen Namen an Chlüffel im rostigen Schloffe und vor uns erschließt diesem Drieff) eine fremde Welt, jeder Stein eine Reliquie, eine . von unserem Führer — dem Sohn de Burg: Erinnerung an vergangene Jahrhunderte. Freilich sind die Spuren der längst verblichenen Herrlichkeit der, Frangepan’schen Epoche für den Foriher Taum mehr, auffindbar und wie bei einem Balmpfest hat Die neue, Christ der Familie Nugent die Aufzeichnungen des, Frangepan’schen Heldengeschlechtes untennillt gemacht, und verwisdt. Nur die mächtigen, festgefügten Ringmauern und die sieben Thürme der alten Burg sind wärters , einem kleinen Jungen mit geläufiger Zunge, erfahren wir, daß Jane Cham eine englische Gouvernante war, der die Familie hier eine legte Ruhestätte gönnte. Nun träumt das Mädchen aus Aldions Gefilden den ewigen Traum am Felsengestade der blauen Adria und behütet noch im Tode ihre beiden, nun so schzweigsamen Zöglinge an ihrer Geste.... Unter der Grabkapelle, in nacten Felsen ge= geblieben — wenn auch naht und Lückenhaft — alles hauen, ist das Burgverließ, aus dessen Borlammer ein Andere gehört dem 19. Jahrhundert an. unterirdischer — nun freilich halb eingestürzter — Der Umfang des Ehlofies is nicht groß, dad Gang bis in das Fiumarathal hinabführt. Das Portal vereinigt der kleine terraffirte Raum eine Menge des dieser unterirdischen Räume Schmidt das Basrelief- Interessanten. Ueber einige Steintreppen, aus deren Konterfei eines Löwen, der höchst unwirjd drei und auf Fugen zierliche Farnkräuter hervorwuchern und auf. Man weiß nicht, ob er darüber so zornig ist. Dapit denen sich grüne Civedien sonnen, gelangt man durch dem Burgverließ mehr Tein Verbrecher angerettet ist, wildes Didicht auf eine freie Terrasse, vor das fänoder ob ihn die Epheurante ärgert, die sich über seine lengergmüdte Mausoleum der Familie Nugent. Den breite Naje fed emporschringt. . . . Wieder Marit ver Schlüsfel unseres feinen Füh- mit den Vorderfühen, wie zum Sprunge bereit, auf ver3 und wir treten in ein mit vo) gezimmerten Bal das Wappenschild der Burgherren ftügen. Die Zeiten gewedtes Thuringemach, mitten unter die Götter hat auf’ den ehernen Körper der Kolosse die schönste des Olymps, die, an diesen einsamen Dit verbannt, ie Legende. Einige Schritte vom Hauptplabe des " fek 4 "grüne Platina gehaucht. Das Innere des schwarzdras der Stunde der Erlösung, harren. Da steht Venus und vies, Den die jebigen Machhaber Trantopan - Plat Eingang hüten zwei mächtige Bronzedrachen, Die fic | Fr Die heufige Hammer umfaßt vierzehn Seiten, BE