Oedenburger Zeitung, 1873. Mai (Jahrgang 6, nr. 41-53)

1873-05-16 / nr. 47

,­-k­as N i Neu-Zeitung Communales. Borgestern wurde diexVL Generalversammlung des Municipals Ausschußes mit der ministeriellen Mits­theilung über die Situirung des neuen Bahnhofes er­­öffnet.—So wie wir es wünschten,wie.die löbl.Ge­­meindevertretung zu wiederholten malen an competenter z.d­elle betonte,wurde diese brennende Frage gelöst Der gemeinschaftliche Bahnhof wird auf den sogenannten Hof-Aeckern erbaut.—­­i Wir können nicht umhin im Namen der öffentlichen Meinung der Commune für ihr korrektes,das wärmste Interesse für eine gedeihliche Entwicklung der Stadt »bekundende Vorgehen in diesem Falle unseren Dankauss zusprechen,sowie wir der Hoffnung Raum eben,daß sie auch nun dieselben Motive als die leitenden bei der Anlegung der neuen Bahnhofstraße gelten laßen werde.­Ferner ist zu hoffen,daß die Ablösung der WirErbauung des Bahnhofs nöthigen Gründe ohne­nwendung des Expropriationsrechtes vor sich gegen werde und dürften die bereits in dieser Richtung gel­o­­genen Vorverhandlungen ein günstiges Resultat zu fordern. Ein Zeichen von der gewohnten Schnelligkeit un­­serer Militärbehörden in Erledigung von Amtshandlung age­n gen gab die Antwort der Landesvert­eidigungsminister­iiund auf ein am 4. April von der Commune abge­gangenes Telegramm in Beziehung auf die Militärbe- DEREN. Da gegenwärtig der Ergänzungsbezirk des 76. Inf.eReg. Br. Sohn vielleicht der stärkste der Mo­narchie ist, so werden zur heutigen Waffenübung in 2­­ Perioden August und Septem­ber je 1400 Resewisten eine berufen. Bei der ohnehin schwer drühenden Bequartie­­rungslast des Präsenzstandes, bei dem Umstande, das die von der Kommune zum Zwecke der zeitweisen Un­­terkunft erbaute Windmühl-Gajerne nun permanent bes­iegt ist, bei dem weiteren, daß das die Casinos Gajerne occupirende Bataillon des 72. Regimentes nicht dirlg­­cirt wird, sieht sich die Commune momentan in der Auberst unangenehmen Situation nicht zu wißen wie und wo sie die Reservisten unterbringen sol. Diese Fragen zu beantworten, wird Aufgabe einer eigens hie­für unter dem Präsidium des Bürgermeisters zusam­­mengelegten Commission sein, wir aber werden in der nächsten Nummer über bdiese so wichtige Angelegenheit unsere Meinung außer. Wir haben, nachdem die von und demnächst pro­­­duzier werdende Dienstbotenordnung, so wie sie nach 2jährigem Herummandern aus den verschiedenen Sec­­tionen spruchreif der Generalversammlung vorgelegt wurde, erst das nächste mal verhandelt wird, nur mehr zu erwähnen, daß die Bewilligung der von der Ober­realjgate Direktion geforderten Hinrichtungsgegenstände eine geflügelte Aeußerung : „nachdem die Sinfternik die Räume beschattete zu Tage förderte und in einer Grund» ablösung“-Frage der sinnreich "Beichluß gefaßt wurde, er dabin zu äußern, daß der Betreffende, wenn er huldig ist zu zahlen, wenn er nicht schuldig ist, nicht zu zahlen hat, a­nka nn 2 » ar RT, ner ET A­ER i Dedenburg, 15. Mai 1873. Mit sorgenvolem Blicdle sieht nit nur Wien und die mit der Residenz innigst­erte Provinz, sondern der ganze europäische Geldmarkt auf den heutigen Tag, ald dem medio. Heute soll es sich entscheiden ob die in verflossener Woche entstandene Deroute an der Börse nebst weiterer Entwerthung der Spiele und Anlage Papiere auch wo eine Handelöttite mit in ihre Konsequenzen ein»­beziehen werde. Von Seite der Regierung trachtet man nach Möglichkeit diesem grinsenden Gespenste entgegen»­zutreten, die gestrige Amtszeitung publizirte eine Vers­ordnung, welche die Nationalbank ermächtigt statuten, mäßig Wechsel zu edcomptiren oder Effekten zu belohnen, ohne hinsichtlich der ausgegebenen Notensummen an den in den Banfitatuten festgelegten Betrag gebunden zu sein. — Größere Wiener Geldinstitute bildeten einen sogenannten Fond perdu in der Höhe von 12 Millio­­nen zur Gffeften-Belehnung. Und so wie in Wien die größtmöglichen Anstrengungen gemacht werden, um weis­teren Insolvenzen vorzubeugen, so müssen wir zur Ehre unserer Bofal-Geldinstitute sagen, daß auch sie so lange als es möglich war gegen ihre Comittenten auf das eoulanteste vorgingen, aber da immer von neuem Dedin­­gen von Wien begehrt wurden, machten endlich auch, jene von den Komittenten weitere Dedkungen verlangen. Was nun auch der heutige Tag bringen mag und tei­lt nahezu eine Vernichtung, so ist aber auch die Pflicht an die Gesammtbevölkerung herangetreten den tief in das geschäftliche und sociale Leben einschneiden­­den Krisen mit jener Ruhe und Entschlossenheit entge­­genzusehen eventuell entgegenzutreten, die den geistig begabten Geschöpfen der Natur eigen sein muß, wenn sie die mit Recht preocupirte Stellung als Bezwinger de Fatums erhalten willen wollen. So­eben kommt und die Nachricht zu, dab der uijuell für 15. bestimmte Zahlungstag in Folge der Be­­gebenheiten auf weitere 48 Stunden, d. i. für San­stag den 17. d. hinausgeschoben wurde. Möge vielleicht diese palliativ Mafregel die Hoffnung in fi bergen, daß man während dieser Frist einige Häuser von Bedeutung dazu bewegen werde, in einem ausgiebigeren Mabe als bis jegt Hülfe zu bringen, um damit ein gröberes Ver­­trauen im Publikum zu erwecken — es bleibt immerhin nur ein Palliativ- Mittel, denn wer heute nicht in der Lage ist seinen Verpflichtungen , dürfte kaum die­ Samstag bewersstelligen karnen und durch die Verschiebung des Zahlungstages ist nur die so pein«­liche Situation des Unbestimmten verlängert. Das dro» bendifte bei einer Gefahr ist — die unbek­annte Größe derselben. Kennen wir Diese und ist die Durch sie erzeugte Wirkung au­f so tief empfindlich, mit Besonnene Zei­, ernstem Bo­en und emsigen Fleiß, aber selber auf dem Gebiete reeller Thätigkeit angewandt, ist, wenn auch nicht Alles, was eine Derartige überraschende Katastrophe verschlang, so Doch vieles wieder zu erjepen. Wollen wir auf unseren Geldmarkt die Blide werfen, so müssen wir gestehen, daß die jüngste Bör­­sen-Deroute auch hierorts derartige Folgen ankerte, wie wir sie nicht ahnten und Die und über die Ausdehnung der von De aus geleiteten Börsenoperationen Aufklä­­rung verschaffen. Die Motive dazu haben wir wohl be=­reitd angedeutet, aber nach den leiteren vorgenommenen Ereignissen können wir nicht umhin unser Befremden auszudrücken, daß Geldinstitute (mit Ausnahme der E8- comptes und Handelsbant, welchen beiden, namentlich ersterer, ihre auf gesundem Boden sichh bewegende Ges­chäftsleitung nicht hoch genug angerechnet werden kann) Geschäfte mit ihren Gomittenten ablehlöhen, die weit über die gegebenen Depots hinausgingen. Wohl hatten diese, wie wir erwähnt anfänglich Die weiteren Dedungen selbst übernommen, aber als die Gourfe immer mehr wichen, mußten sie al von ihren Gomittenten die Dedungen einfordern, und das Gebahren, da sie an­­fänglich ohne genügende Depots arbeiteten, müssen wir entschieden der Folgen wegen, wie si­e dieselben fept äußerten, mitbilligen. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man über Vergangenes lange debattiren, was geschehen, ist ist eben geschehen. Aber eine Lehre für die Zukunft soll und muß die Gegenwart bieten, will man anderseits leichter, die gegenwärtig­­geschlagenen Wunden der Hei­­lung entgegenführen. Wir appelliren an den guten Sinn an den ge­­diegenen Kern der Bevölkerung noch einmal, in dieser Zeit der Gefahr nicht die Besonnenheit zu verlieren, mu­­thig der eventuellen Gefahr und Auge zu bilden, — wolle sie diesmal noch nur mit drohender Geberde bei und vorüberziehen, — und nicht etwa facialistischen unfrucht­­baren Gedanken nachzuhängen, sondern von welch immer Seite solchen Ausdruck gegeben werden konnte, mit aller Energie entgegenzutreten. Zurück zum einfachen bürgerlichen Leben, zur Ar­­beit zurück, der Segen des Familienlebens möge leichter die Berlüste verschmerzen lassen. : | . ls"’ Ein Noman durch einen Noman. Nahe dem Englischen. Mit pochendem Herzen nahm Sibylla Darrell die Heine Manuskriptrolle zur Hand, welche sie mit der ganzen Gluth des urwüchsigen Genie­s, unter Träumen und Sinnen, unter Thränen und Lächeln beschrieben hatte, und ging damit hinüben nach dem General«Hotel wo Mik Karoline Bane abgestiegen war. Mi Dane war Schriftstellerin­­— ein schwarze braunes Mädchen in mittleren Jahren, mit stechenden schwarzen Augen. „Ah*, sagte Mik Dane gnädig — sie saß eben an ihrem Schreibtisch — vor sich ein Schreibzeug aus Alabaster, einen Bücherstoß, malerisch unbenel­m­te Papiere, und einen Blumenstrauß dicht Daneben. „Sie sind die Lehrerin aus dem reizenden, ländlichen Schul­­in da drüben — ich weiß Dr — o ja, Liebe, ich enne Sie. Ich habe dieses Schulhaus in meine legte Erzählung aufgenommen und werde Ihnen, sobald diese gedruht ist, ein Gremplar derselben zufenden, wenn Sie’s wünschen.“, : „ob, ich danke,* erwiderte Sibylla erröthend und verlegen. „Ich komme, mir eine große, große Gnade von Ihnen zu erbitten, Mit Dane.” Sibylla’s Wange röthete si tiefer, als sie zag« haft und unentschlosfen ihre Manuskripteölb­en her­­vorzog. « ,,Ich wollte nämlich,«stammelte sie——»ich «wollte Sie bitten»­—ich weiß,daß es anmaßenders scheinen«muß, aber ich habe eine Erzählung geschrieben und — „AH!“ sagte Mi DVane, „ich verstehe schon. Und Sie wünschen, daß ich sie lese.* u. „Daß Sie sie lesen,“ sagte Sibylla Darrell, „und mir, wenn dies irgendwie möglich, zu deren­­ Veröffent­­lichung verhelfen.“ „Das ist nicht so leicht,“ sprach Milo Vane kalt — „da Sie es jedoch gebracht haben, so mögen Sie das Manuskript immerhin hier halten. Ich werde, wenn ich die Zeit dazu finde, einen Blic hineinthun, und wenn ich die Arbeit dessen würdig erachte, an irgend eine Zeitschrift senden.“ Sibylla Darrell harrte und harrte — er kam sein Wort von der eleganten Schriftstellerin aus dem Hotel. Eines Abends jedoch traf sie dieselbe endlich an der Seite eines stattlich schönen Mannes, mit dem sie Mit Vane auf den ländlichen Auen erging. „Mid Bane,* sagte sie athemlos, während die Röthe ihrer Wangen hastig kam und verschwand. Bitte, entschuldigen Sie, daß ich störe, aber haben Sie die Erzählung abgesandt .“ „Retürlich hab’ ich’s gethan,” antwortete Kae­rs ungeduldig. „W­ersprach ich ed Ihnen denn nicht ?“ „Da dach weiß ich, aber­­ wurde sie nommen ?“ - „Sie wurde dankend abgelehnt," sagte Mik Vane achselrudend. „Ich sagte es Ihnen ja.“ Die arme Sibylla erbebte und erblaßte, als Mik Bane ihr den Rüden fehrte, und wagte seine feinere Frage mehr. Sie wandte sie ab und glitt unter die Schatten der blätterreichen Bäume wie eine verschwin­­dende Waldnumfe. ‚Ein hübsches Gesicht,“ bemerkte der Herr. „Wer ist Das?" „DO, es ist meine Heine, ländliche Protegée,­ sagte Karoline, ohne zu steden und ohne zu erretchen. „Doch geben wir weiter, Mr. M­oreau, wir kommen sonst zu spät bei der Waldeascade an.“ Herr Moreau schien jedoch als sein Interesse an Gascaden und ihm wärmerischen Waldpromenaden einge­büßt zu haben. Er erklärte, daß er müde sei. Die Hige wäre zum Zerschmelzen, die Musquitod ein Greuel. Karoline Dane fand ihn plößlich ganz unbegreiflich langweilig­ ange­­. “ “ „Derzeiben Sie, aber Fan ich nichts thun, um Ihren Schmerz zu besänftigen ? Sibyla Darrell ähnelte mit vor Thranen gerö­­theten Wangen von dem umgestürzten Baumstamme empor, auf dem sie eben in fichy zusammengejungen saß ; a Augen glänzten wie die eines aufgescheuchten ehed, als sie den Herrn erkannte, den sie vor einer Stunde mit Karoline Dane gesehen. Sibylla war jung und schmerzliche Enttäuschung sprach aus ihrem Antlig, Herr Moreau sanft, gütig und Vertrauen einflößend; in fünf Minuten hatte sie ihm erregt ihr Leid un „Ich wußte, dab ed eine alberne Geschichte sei,“ stammelte sie, „aber —" „Sind Sie heffen auch so gewiß“, trug Herr Moreau scherzend, „vieleicht habe ich in dieser Sache doc­h im richtigeren Urtheil. — Wissen Sie, dab ich zum „Berein der Redakteure“ gehöre ? „Sie, mein Herr?“ Er nahm das Exemplar einer Zeitschrift aus der Zajche. Und er wies auf den Namen „Edwin Ellery Moreau,“ der in der Zeitungsede stand. „Ihre Freundin, Milo Vane, schreibt für und“ fuhr er fort. „Es ist eine Erzählung von ihr in der legten Monatsnummer erschienen, eine Feine Geschichte, die in dem Leserfreffen Aufjeben erregte, da lesen Sie !n Sibylla’s Wangen entfärbten ich als sie in ge­drud­en Leitern den Titel der Erzählung snd, bie sie „Die Perle von Paurhyn „Ob, Herr Moreau, das habe ja ich geschrieben! Es ist die Erzählung, welche ich ihr gegeben habe, und die, wie sie mir eben sagte, abgelehnt ward !" Er sah sie mit durchringendem Blice, einen Augenblick lang wortlos, an. „Können Sie dieß beweisen ?“ frug er dann. ‚I kann Ihnen das Originalmanusfri­t zeigen, das si daheim in meinem Refige befindet.“ Als Mi Vane Herrn Moreau einen Tag darauf wieder sah, kam dieser ruhig auf sie zu. „Das war ein umgeschickter Irrth­um, den Sie legthin begingen, Mi Bane. „Melcher Irrthum ?“ trug Karoline sanft. „Derjenige, der Sie Milo Darrel’s ausgezeich­­neted Manustript mit Ihren eigenen Erzeugnissen vere wechseln lieh. Sie sehen ich weiß Alles. Nicht Sie waren es, aber Gibylla Darrell, werche „die Perle von Paurhyn“ geschrieben.“ « Und Karolinens dunkles Erretchen sprach deutlich das Schuldbewußtsein aus,welches ihre Lippen zögerten, e zu sehen iß. Dane war eine seichte falsche Natur, aber‘ sie hatte ihr Herz, soviel sie nämlich davon befah, Ed» Er ae­­in 3 h­ag der all! ihre recht­ee Und alled Das taubenäugigen Sibylla Darrell zu danken. ‚Ich wollte, ich hätte sie­­ Geschichte nie gesehen“, schluchzte sie, als sie wieder selber und ihren hatte sie dieser rothwangigen,« ammt ihrer in Gedanken überlassen war. ich „Sie müssen eine zweite Erzählung schreiben, Milo Darrell“, sagte zu detreiben Zeit der Redakteur, und Sibylla willfahrte ihm frohen Muthes amd freu­digen Herzens. . Drei Monate darauf aber ü­berraschte das junge Mädchen seine Großmutter mit der«Mittheilung,daß« sie im Begriffe stünde, RN­­­ad kommt alles vom Gescichtenschreiben,,, sagte die alte Dame sinnend und topficne ich mit Edwin More zu „3a“, erwiderte Sibylla lächelnd, „doch sind nicht­s alle Redakteure jung,­­ und interessant.“ Ebenso wenig — Kann­ man hinzufügen — als Mitarbeiterinnen eines Journals oder die Bücher schrei­­benden Schwerern in Apoll Alle schön oder weiblich anmuthig sind. selbst in Waldereinsamkeit auf dem sonnenbe­er Waldpfade erträumt hatte. bitter, in der That. ' s schienenen !* stammelte sie. Eigengegeben,und dieser plötzliche.» Hoffnungen zu­nichte machte, nun (Fortsetzung in der Beilage.) «

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