Oedenburger Zeitung, 1877. Mai (Jahrgang 10, nr. 52-64)
1877-05-04 / nr. 53
""7«·-F. sz Freitag, 4. Mai 1877. (Bormals „Dedenburger Nahridten‘“. firie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Organ für Politik, Handel, Indu Das Blatt ersgeint jeden ZRittwoch, Freitag u. Sonntag: Frommerations-treife, Sür Lece: Gangjährig 9 ff., Halbjährig 4 fl.50 Br., Vierteljährig 2 fl. 25 r 1 fl. Bär Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Gendungen, mit Ausnahme ».Inseraten, Brämumeratione- u. Infertiondsehäpren sind an Die Nedaction portofrei einzusenden. X. Sahrgang. Oedenbumer Zeitung, Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’ — Beprüften zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.* Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 424. | Hotel „Rose“ Nr.19, 2. Stock. Redaction: Einzelne Nummern foften ULEB Kreuzer. » wu Inserate vermitteln: die Herren Hanfenstein , Banler PerumeE 10, Bien, Budnyeh, W. Opyelit, I. &tnbengaftei 2, Wien, Heinr. Schaler, I. Singerstrasse 8, Wien. 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Von den „bedingt steuerbaren" Nebengefäßen waren bisher 120 Perzent des versteuerten Rauminhaltes steuerfrei, das neue Beleg legt das BVerhältnis auf 90 Perzent herab, da in diese Kategorie Alles ein« gerechnet wird, sogar der Expensionsraum der Bacuums und die Kartoffelefodkläffer, die bisher, weil sie einen ungemischten KRobstoff enthalten, ganz frei waren, so werden viele Fabriken die Wahl haben, entweder ihre Einrichtungen den geleglichen Forderungen neu anzuspaffen oder den Ueberschuß zu versteuern. Auch damit noch nicht zufrieden, beschränkt die Gejeßvorlage die beliebige Benegung der bisher unbedingt steuerfreuen Brennblasen auf 75 Perzent des versteuerten Raumes. Daraus werden in der Praxis unerwartete Schwierigkeiten entstehen. Wenn jemand seine Sabrit auf einen Betrieb von 200 Hektoliter eingerichtet hat und bei ungünstigen Konjunkturen auf 1500 Heftoliter herabjegen will, so muß er von allen Berichtungen ein Biertheil abschneiden, mit der trostereichen Aussicht, es bei besserer Geschäfts-Konjunktur wieder darauffegen zu müssen. Es kommt also diese Bestimmung einem Verbote der Betriebsverminderung ziemlich glei. Gold’ em Belegentwurf behandelt die Spiritusindustrie also lediglich als Einnahmquelle des Staats-Motars, wie aber viese Einnahmen fließen sollen, wenn die schöpferische Industriekraft ihr zu Ehren getödtet wird, darüber wurde schwerlich viel nachgedacht. Erhöhung der Einnahmen war offenbar das Ziel beider Finanzministerien und sie haben dem so redlich nachgestrebt, daß dem Industriellen, der so unglücklich wäre, ihren Bestimmungen zu verfallen, nicht einmal daß einfache Gehalt eines Steuereintreibers übrig bliebe. Wenn man glaubt, durch derartige Machregeln das Emporblühen des Staats zu Ideal, so ist solcher Wahn offenbar — Durelei! Wir gelangen nun zur zweiten Kathegorie der Dujeleien, nämlich zu jener, die wir unter dem Satzungs - Namen „Gefühlsdufelei“ begreifen. Da haben wir als eklatantestes Beispiel derselben die Verstimmlungen der ©ofta8-Deputation zu Budapest. Wir — „Oedenburger Zeitung“ — malen seit dem Beginne des russischeorientalischen Konfliktes gar fein Hehl aus unseren Sympathieen für die Türkei; sein Blatt, hat mehr wie das unsere konsequent die russischen Bergewaltigungen der Pforte perborredzirt und man darf und also nicht der Animosität zeihen, wenn wir den Softajubel in der Landeshauptstadt für übertrieben erklären. &o ist wahr die Softas (türkischen Studenten) sind unsere lieben Gäste und der ritterliche Ungar muß Ihon seiner Sprichwörtlich gewordenen Gastfreundschaft wegen, sie herzlich aufnehmen und festivitiren; ferner haben unsere Studenten in Grambul alle möglichen Auszeichnungen erfahren und wir üben mithin blos Reciprocität, wenn auch wir ihnen beweisen, daß uns ihr Gegenbesuch hoc erfreut; — jedoch Alles nur mit Mach und Ziel. Die Herren Sofias aber wurden seit sie die ungarische Grenze überstritten haben und zumal in der Landeshauptstadt derart mit Ovationen überscüttet, als ob sie alle Befreier Ungarns in’ Land gezogen wären. Der palmengeschmückte Heiland und Grlöser hielt seinen Einzug in Jerusalem nicht feierlicher als die Sofias in Budapest. Fast alle Häuser waren beflaggt, die halbe Stadt auf dem Bahnnhofe zum festlichen Empfange erschienen und mit Blumenfränzen und ditto Sträußen wurden die Derputationsmitglieder aus der Türkei beinahe erbracht. Elsenrufe brausten dur die Luft und glänzende Banderieen waren zu Ehren der wie folgt aussehenden Säfte aufgestell : Zuerst Scheit Suleiman Effendi, der Sceit eines der größten türkischen Klöster, eine sehr schöne Gestalt, in blausammtenem Kaftan mit breiten Gold,borten und weißem, goldgestichtem Zurban; Ulema Mehemed Effendi, ebenfalls in Shaftan und Zurban; ferner der zweite Director des Lyceums von Salata Serai Mehemed Effendi, der Abgeordnete von Wrianopel Husui Bey, der Redacteur des ‚Barbet" Terfil Effendi, in Schwarzer Kleidung und Ge; Prof. in Konstantinopel Fazyl Effendi in Zurban und Shaftan — und außerdem folgende Studirende theild der militärischen Lyceums, theild der Universität und der Tehnit: Effard Bey, Ali Riza Bey, Dihewat Bey, Semi Eddin Bey, Nury Bey, Reihbadb Bey, Redid Bey, Bagid Efendi und Hasan Effendi. Die Schüler des Lyceums hatten rotlich ausgeschlagene, dunkelblaue militärische Uniform mit halbmondförmigen, gelben Knöpfen und an Stelle unserer Distinktionszeichen folgende goldgestchte Aufkunft: „Mafteboi — f. Schule des Sultans.” &3 ist allerdings wahr, gerne begeistert sich die Jugend für Unterdrücke und die Abgesandten der Pforte sind gleichsam Repräsentanten einer Nation, der man regt ihre guten Rechte zu rauben sich anfeicht ; und überdies gewinnt die Sympathie zwischen der türkischen und ungarischen Nation, welche aus gemeinsamen nationalen Charakterzügen hervorgeht, zumal unter den gegenwärtigen Verhältnissen an Bedeutung, als die Interessengemeinschaft die gegenseitigen Gefühle der Freundschaft festigt. Bon allein: „was zu viel ist, ist zu viel“ sagt ein Wiener Sprichwort und wir können den erageirrten Bettestaumel in Budapest nicht anders bezeichnen als mit: „Dufelei!“ Und nun zum Schluß die politische Dufelei von heutzutage: 85 ist — Schreibt „N. P. 3." — von einer Seite offenkundig darauf abgesehen unsere Monarchie aus ihrer Neutralität herauszureiffen. Die Ständereien wegen Serbiens, die beunruhigenden Nachrichten über Zusammenziehung einer ruslichen Nordarmee, die angeblich gegen Oesterreiche SREEODE PEAEISE Hi NOCESOEUN MERTISEELEEE = ETWEN ENERTEREAR EEE LEE EEE SER AEG, Seuilleton. Zweißigarren Aus dem Englischen in der „N. 3. 3:" „Wie, Ihr Mann raucht? Das ist abscheulich Fahrwahr, ein rücfichteloser Ehemann !" rief Frau Washburn, gegen ihre jüngere Freundin, Frau Volant, gerichtet, aus, welche legtere, beiläufig gejagt, erst seit Kurzem verheirathet war. „Za, er raucht, ich sehe es zwar nicht gerne, aber immerhin ist er noch sein Fehler, sicher nicht,“ verlegte Frau Volant, etwas verlegt durch den höhnischen Ton, mit welchem ihre Preundin si über ihren Mann äußerte, den sie aufrichtig liebte und achtete: „Sa, das ist Schlecht von ihm. Jeder Ehemann, hauptsächlich einer, der noch nicht einmal ein Jahr verheirattet ist, und das Nauen nicht lassen will, wenn seine Brauer wünscht, ist ein selbstsüchtiger, ein ab» speulicher Mann !* ‚Nein, sicher nicht, Sie übertreiben die Sache. Er ist Alles, was ein guter Ehemann sein sol: so liebesvoll, ergeben und nachsichtig — aber — nun ja, so wünschte, daß er nicht rauchen würde.” „Sie müssen ihn davon entwöhnen, den grausamen Unmenschen.“ „Bitte, benennen Sie ihn nicht mit solchen Worten. Obwohl er raucht, was ich freilich nicht gern sehe, so liebe ich ihn doch von ganzem Herzen.“ ‚Nun, das vermuthe ich, es gibt junge Frauen, die solcher Thorheiten fähig sind.“ „Thorheiten ?* „Nun ja, er weiß — ich behaupte es — da Sie ihn lieben, und er bewußt diese Schwäche zu feinen Bortpeil." „Lieben Sie denn Ihren Mann nit, rau Washburn ?* “ Nun, ich vermutbe, daß ich ihm liebe; ich hüte mich jedoch, es ihm zu sagen. Ich trachte vielmehr dazu nach, ihm den Glauben beizubringen, daß er mir ganz gleichgiltig sei. Auf diese Weise kann man jeden Dann so,leicht behandeln, wie eine junge Kape.“ „Aufrichtig gestanden, Ihre Manier, mit Ihrem Manne umzugehen, gefällt mir gar nicht. Ich denke immer, dab ed nicht Schüönered geben kann, als wenn zwischen Dann und Frau Liebe und Vertrauen herrscht.” „Pah!“ „Auf diese Art können Sie sich unmöglich glücklich fühlen." „Allerdings nicht, wenn ich seine Sklavin sein müßte.“ ‚Nicht feine Sklavin, aber doc fein Weib.“ „Slauben Sie dies ja nit. Wenn Sie erst so lange verheirathet sein werden, wie ich, so werden Sie sicherlig einige dieser sentimentalen Ideen los werden, welche für ein, höchstens zwei Jahre ganz gut taugen mögen, Später jedoch sehr unbequem werden." ‚Ich für meinen Theil werde meinen Mann immer wie jegt lieben, mögen Sie es auch sentimental nennen.“ „Sehen Sie zu, ob Sie es können! Ehemänner müssen strenge behandelt werden oder Sie werden Tyrannen. Auch mein Mann raubhte das erste Jahr, nachdem wir verheirathet waren; er war aber bald so vorsichtig, meine Zigarre mehr uns Haus zu bringen ; denn ich erklärte ihm rund heraus, daß ich es nicht leiden werde.“ „Ich denke, er würde dagegen protestirt haben.” „Das that er auch, aber nicht gleich zu Anfang. — Eines Abends, ungefähr ein Jahr nach unserer Hochzeit, brachte er wieder ein Bündchen Zigarren nach Hause, die er auf den Kaminauflag legte. Er nahm eine davon, zündete dieselbe mit der größten Gemüthsruhe an, jeßte fi vor daß Feuer und begann hierauf die Zeitung zu lesen.“ „So machte ic mein Mann gerade auch !" ‚Ich war vor Zorn ganz wüthend, sagte jedoch sein Wort. Am folgenden Tage taufte ich mir eine ungeheuer große Zabaf&hole und sich dieselbe beim Krämer mit Schnupftaleat füllen. Am Abend zündete mein Mann wieder eine Zigarre an, wie am Tag vor»ber. Er hatte jedoch kaum Plan genommen, als ich mich ihm gegenüberlegte und die Zabalidose so recht auffähig aus der Tasche zog. Hierauf nahm ich langsam und bedächtig, so dab er jede meiner Bewegungen wahrnehmen mußte, eine generöse Prise, auf die Gefahr bin, meinen Kopf abzunießen.“ ‚Wie to milch !" „Mein Mann dachte nit so. Er sah mich eine Weile sehr erstaunt an, dann fragte er endlich: Wie, Du Schnupfst? Nun ja, wenigstend gedenke ich ed zu lernen. — 68 ist eine häßliche Gewohnheit! sagte er. — Nicht [Hlimmer all Rauchen, antwortete ich. — Ein Wort gab das andere: wir hatten eine ziemlich lebhafte Debatte darüber, deren Schluß das Resultat ergab, daß er das Nauchen aufzugeben versprach, wenn ich das Schnupfen unterlassen würde.‘ „Und rauchte er nachher niemald wieder ?“ fragte Frau Volant lachend. „D ja, er probirte es noch einmal; ich griff jedoch wieder zu der Schnupftabaksdose und dann gab er «8 auf.“ Sind Sie jei wirklich überzeugt, dab er nicht mehr raucht 2" „Wenn auch, so läßt er ed mich doch nicht sehen. Meine Stube ist nicht so ausgeräuchert wie die Ihrige." „Ed war ein föstliches Mittel.‘ „Bewib war es gut, und ich rathe Ihnen, das nämliche mit Ihrem Genal zu probiren; gilt's, er wird das Nauchen auch aufgeben !“ „DO, ich könnte so wenig schnupfen, als ich im Stande wäre, einen Elephanten zu verschluden.” „Nun, so rauhen Sie. Es gibt ja z. DB. Meine leichte Zigarren, welche extra für Damen gemacht werden. Diese sind so angenehm und mild zu rauen, daß Ihnen davon nicht übel wird, und sollte dad auch der !