Oedenburger Zeitung, 1877. Oktober (Jahrgang 10, nr. 119-131)
1877-10-14 / nr. 124
HW»w-As«—k««’ssx mw«spr4«»kabee187n ih s—.i—-.—...-..iMotto: „Dem Fortschritt zur Ch ».as Blatt erspeint jeden ttusg, Freitag und Sonntag. . »Jx«ä«tziu·ize«raiion--Preixee Fii"«"8.’""ig. -"i.4.50i., Nee. ei Ent ‚ Fürııkch und würta: Ganzjährig 112 Fl, Hamjährig 6 Zt, Sizilane Aue Ihr das oral. /beiihmie in mei’ Ause von Banmue: Prändferation d: ir. abe: „„BeBlhren, sind,an die Redaction portofrei einzusenden. Bormals „Wedenburger Nachrichten“. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für. sociale Interessen. überhaupt. v — Bedichten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gasse.“ Redation : Ammistation, Verlag, Expedition: Grabenrunde Ne 1211M Hotel ‚Rose Nr. 19, 2. Stock, Einzelne Nummern Foten, MED, Kreuzer. 1 ! t: entsagt-Wass-anregenden-innern ‘ ® , .«Getqu.schlet,l.jsth«skv JulecIOsscsästs -tes,für die’einspaltige, ‚10 Ar. für die zweispaltige, 15 fr« fit, A ” ee für ie Herten ku es I eliisive der steinpelsebllbrivow,-.· q,»Ja-MIvaIM bttytpsxn Puwzqiqqtiytiltsszttirllr. »sjiu 4 4Alyds Er . « . N 3 A eu Eee — Weit über das Land hinaus. Motto: „Hinaus in das Land und weiter, „vielleicht gar über die See. , Göthe: (Frankreich — Daurfplain — Italien. —. Serbien und vom. „Batifane*,) u. Der ‚Saß : „bleibe, im ‚Lande, und, nähre, Dich redlich“ hat, vielleicht , am , allermeisten, für, Provinzefresdakteure. seine,, Stichhaltigkeit. . Zeitungen, die, nicht eben das Glüd haben Weltblätter zu sein, sollten ‚eigentlich, nicht über Die, Örengen ‚des Vaterlandes hinaus ‚ihre, Blide werfen, denn Weltpolitik können sie ja,doch nit, treiben; und, wollten sie,es ‚gleichwohl zw, versuchen sie, getauen, so würde ‚ihnen ‚ihr. Bestreben wenig. Dank, und ‚no ‚weniger. Ehren eintragen, denn ihr, einheimisches „Publikum schöpft, — wenn «8 fi shon über das Ausland unterrichten will — aus den, doch weit, ergiebigeren Quellen „großer, Residenzr journal: —, und, ein, etwa ‚vorhandent auswärtie 8 er ‚Erlertreie halt ‚dad, Provinzblatt eben nur, darum, weil,ed,,vom den Vorgängen ‚in, der, eng, ftem Umgesbung Ddiesed Blattes in Kenntniß gelegt, sein will. — Zrogdem wollen wir, jedoch nur der Abwechslung wilsen, heute einmal an leitender Stelle nit über vaeterländisce Politik schreiben, sondrn nach Außen hin unsere Betrachtungen richten, nicht aber in der Anmachung uns über ‚Die dortigen Vorgänge politische Kannegirbereien zu gestatten,sondern ‚lediglich, alsChronist, dad ‚Wichtige gleichsam nur ,registrierend. Vielleicht, folgen uns einige, unserer ‚getreuesten £ eler willfährig ‚ und unverdroffen, auchıwert über das kand.hinauß, dene Sonntag, tritt das französische, Volt zur, Wahlurne,, ‚worin, ‚die, Schwarzen , und die heiteren tole ruben, ‚wilden welchen Frankreich zu wählen hat. Die, Entscheidung des Volkes an diesem Tage, wird, die Geschichte, Frankreich auf lange, Zeit und zwar, nach Innen und Außen bestimmen, Nach Innen, wo eine staatliche, Ummälzung ‚geplant, ist und dem, französischen Volke die, erste Gelegenheit geboten wird, ‚gegen, Die projeftitte Vergewaltigung zu, demonstriren, und, sich, wie ein Daun, gegen die Monarchie, auszusprechen, welche Mac Mahon und seine Sippe Frankreich oft, troiren will; nach Außen, wo man, die monarchissische, Bewegung mit sheeren Bliden begleitet, wo man mit, den Waffen irrt, um das Französische Bolf, zu ‚belehe,, wen,, mad, ed zu erwarten hat, wenn ..es die Republik verläßt. Ia, wir sind der, Ansicht, daß Die äußere Pollitif bei der gegenwärtigen europäischen Lage, von ja, immenser . Wichtigfeit für Stanfreidh ist, ‚dab, «8 seine innere ‚Politif nach den Geboten ‚jener regeln muß. Und wenn dad, Aubland — man könnte jagen, vornehhm ich das offizielle Ausland — ed laut und ohne Hehl verfüntet hat, dab die Monarchie für Franke, reich den S Krieg, die Republik den Frieden bedeute, so ist er die Pflicht: des wahren Patriotismus in Frankreich, seine Zehnten nach dieser Lehre zu regeln, welche auch das Testament Thiers und das Manifest Lambettas an die Nation ald Schlagwort ausgegeben‘ haben, das die politische Lage kurz und treffend, darals terifiren soll. Ein neuer Krieg für Stanfresh müßte, von une, geheuter Bedeutung sein für die Stellung dieser Lanz, ded in Europa auf viele, viele Jahrzehnte hinaus. Ein mibglücter Krieg shändigt die Machstellung jedes Staates, ‚davon ee, daß er in der Regel, mit ‚den empfindlichsten materiellen Berlusten ‚geht. Für Franke, reich,ist aber jeder Krieg unter den obwaltenden, Verhältnissen, ein Krieg mit immensen Gefahren, mit, Ge fahren, ‘werde das französische Wolf in seiner Erie, sten, bedrohen. Ein neuerlich gedemüthigtes Stanferei wäre Srankreic nicht mehr, Stanfreich, die, Grob«, macht, ‚ die in den, westeuropäischen Dingen, zumindest noch immer das entscheidende Wort führt. , Ein neuers l gedemüthigtes Frankreich würde ‚aufgehört, haben, im europäischen Staatenkonzerte eine Rolle zu spielen, würde zur,traurigen Position Spaniend herabsinken, eine Beute der Bürgerkriege,eine Null im Namo der Wölfen « "·" "Deutschland——respektive Preussen—lat,terx»ja nur auf eine halbwegs plausible Gelegenheit cktif Ko- stenvo"nivelch’immerNat"lon,"tnitbiti auch dastanzösische mgaanuropa neuerdings seine Frä«po.n"«då»x—. tin-»eines Uebermuth aus eine Kriegsmacht und aus den.Unist«a«nd,». daßeö«ibh«mauch,anG»etdinchtz«ie,leselt«ie»Tr"sei jeden Augenblick marschieren.zus...’laen,sobald Furst Jance zu Feigen; eskposchimste Bismarck irgendwo Lorbeeren riecht, die, zu holen wären, um seine, Stirne damit zu bestänzen. Jene, die er, ft bereit, gewunden, hat, möchte, er. gerne meu.aufe reichen und da, it ‚dann jeder Seind, ihm Techt, soferne er Kepteren nämlich für schwächer halten zu dürfen and ala dia preußische Mameludenheer. an bat daher auch die Stirne von Berlin aus zu verlangen, daß „Sutopa“ sofort in Konstantinopel eine verständliche Sprache, führen und, als „Minimum“ die Durchttändigkt Rumäniens und die Autonomie Bulgariens von der Pforte fordern müsse. ()) Das ist, das, Ziel der diplomatischen Wartungen Preußens, die Demastirung, welche Deutschlands Orientpolitik demnächst inszeniren „wird. Damit, stehen wohl auch die ,in septer Zeit, mehrfach auftauchenden Gerüchte von lebhaften Beziehungen zwischen Berlin und dem russischen Hauptquartier in Verbindung, obgleic „man diese „Millionen“ von anderer Seite Br wieder Dke mentirt, « s« Die weit ausblickende und rührende Ewigkeit der deutschen Diplomatie in allen öffentlichen Fragen Europols ist eine unvetrennbar.Davon liefert ja die noch immer viel erörterte Cr«i’OPi-Fkae einen scetisslichen Beweis. Am Lebhaftesten beschäftigen Este, mit ‚die, italienischen Blätter, wo Behauptung ‚und Dementi vajd‘ aufeinander folgen. ‚Die Regierungsorgane ereifern si in einifüt Gelike unten, hab die nicht hinweg zu leugnende Intimität zwischen dem ita ; , Eine Kriminalgesichte, vi. (Bortregung und Schluf u), Der, Bertheidiger,, der, Angefragten ‚glaubte , unter folgen. Umständen ihnen nicht „verschweigen zu. ‚dürfen, daß, ihre Angelegenheit ‚für sie, sehr, ungünstig ‚stehe., Er selbst ,warı von, ihrer Unschuld überzeugt. Wenn er auch, Gustav de Lavergne als leichtsinnig nannte, „so.hielt er ihn, doch, einer, ‚solchen That ‚für mich ‚fähig und, noch viel ,weniger: die sanfte Marie Gontard, über welche alle,» Zeugen, ‚nur, Gutes und Lobendes zu berichten mwußten., Huf. ,legieren, Umstand, beabsichtigte er auch seine, schwierige _Vertheidigung, zu hafiten und, durch), die, Uns vereinbarkeit einer Yolden ‚That, mit Mariens Charakter die, Unwahrscheinlichkeit ihrer Schuld hervorzuheben, ‚1 Der, Rechtsanwalt Lafontaine, ‚sein Freund, theilte,: obwohl; er, einer der, Hauptbelastungszeugen; war, seine; Aufigt,,,, Er hatte die Angeklagten wiederholt im, Gefänguige besucht, und aight sumselnaht gelassen, um ‚Beschächter ‚Unschuld, herbeiguschaffen. Eines Tages war er mit, Zauis,, Blanc in's Gefängnis gekommen, , der, in einst langen, Unterredung ‚mit ‚Gustav und Marie, sic, auf, daı u. wechen Anz lien Umeuiciahe, was in, ingend; einer, Beziehung, zu ‚dem Mord stehen; konnte. , Blanc von iaRa! abgereift mit dem Beisprechen, dem Rechten, anwalt; bald . Mittheilungen zusommen zu lassen, aber Tage, und Wochen waren verstrichen, , ohne ‚daß, Nadır nicht von ihm eintraf.,, «,. .««,«S»o·kam endlich der Tag der Gerichtsverhandlung NOTis» ....» ..» Wirjichergehen die einleitenden Fragen des Präsisdenten des Gerichtshofes und das Bericht durch deren Aussagen nur das festgestellt wurde,was den Lesern bereits bekannt ist« . Der Staatsanwalt erhielt das Wort zu seinem Schlußantrag. Seine Rede war ein Meines: Meisterftud. Die Ume stände kamen ihm an zu, statten,, die Schuld der An« geklagten, fhien zu Mar am, Tage zu liegen, er, war,nur nötig, „die, einzelnen, Beweismittel geschict zusammen» zufassen, wie ed. der Staatsanwalt that. Er schilcerte in hellen Farben das Laster des Spieles, demn der ‚Angerlagte ergeben gewesen und ‚das ihn, unwiderstehlich von Stufe, zu Stufe finden ließ, bis seine Laufbahn mit einem Verbrechen endetes. Seine nächste Verwandte, die Stau, der er, unendlich, viel verdankte, , war, das Opfer, und das Mädchen, das er lichte, wurde seine Mit:; Köniise da sie, nicht, die Verrätherin seines schwarzen:lanes sein wollte, nachdem sie seine Mitwisferin, gesworden war, und, sich zu. schwach fühlte, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Ze ‚größer der Eindruck war, ‚den die, Worte des Staatsanwalts auf ‚das Publikum ‚und ‚auf die exschworenen, ausübten, desto, mehr, muhte ed jeden Wunscher, nehmen, daß, der Vertheidiger der Rede, ‚gar, keine Eimerfigmft schenfte, und dieselbe ‚ganz‘ auf, einen tief, concentrirte, der ihm ‚vor einigen, Minuten übers bracht ‚worden ‘war und ‚der ‚jedenfalls , Mittheilungen von grober Wichtigkeit enthalten mußte. Als der, Staats: Anwalt nun geendet, erhob.sich der Vertheidiger und sprach: „Rach dem „glänzenden ,Plaidoyer ,ded. Herrn, Staatsanwalts, würde ed. für, mich, eine sehr schwere Aufgabe, ja vielleicht eine Unmöglichkeit sein, die, Herren Geshwornen ‚von der ‚Unschuld, meiner Glienten zu, der Zeugen, überzeugen, wenn ic nicht in der glücklichen Lage wäre, einen Zeugen für ihre Unschuld vorzuführen, dessen Er Märung, . jede, .fernere; Vertheidigung überfil überflüssig,. macht,. nämlich den wirklichen Mörder. In diesem Ave mir ein, Freund mit, dab ,der Mörder der vau Madeleine de Lavergne gestern ‚in Galais verhaftet wurde, und die beiliegende Abschrift ,ded Protofolld. seined ersten Verhöre, unterzeichnet von dem Polizeipräfekten von Calais und zur Medermittlung an den Herrn, Präsidenten des Gerichtshofes ‚bestimmt, enthält die Beweise seiner Schuld in seinem eigenen Geständnis. Indem ich diese Schriftftücke, überreiche, stelle, ich, den Antrag, daß. Der fahren degen meine ‚Glienten,sofort einzustellen und diese in,‚Freiheit ‘zu jegen.“ Diesen mit ‚großer Ruhe vorgetragenen; Worten folgte ein. Moment, ungeheurer “a AR Die See Schworenen ‚erhoben; ‚fi ‚von,ihren Sigen und blicten bespannt auf, den DVorfigenden,, der das ihm übergebene Schriftstüc,durchblätterte und recht endlich dem Staatsanwalt ‚reichte. „&o ist so, wie ‚der, Herr Bertheidiger, mittheilt, sagte er. Der ‚Staatsanwalt vertiefte, si ‚in die Lektüre, Noch, wenige, ‚Minuten, der ‚Spannendsten , Erwartung, während der: Lärm auf der Zuschauertribüne so, zunahm, daß, sich der BVorfigende:genöthigt sah, ;von feiner. &lode Gebrauch zu machen — dann reichte ‚der. Staatsanwalt das, Actenstüd. on unter solchen: Umständen,* sprach si, erhebend der Vorfigende, „ziehen. Sie, wohl die, Anklage zurüc 4 ° „Ich, ziehe, sie zurück," „Dann erkläre ich, die. Gerichtöfigung für. gesclossen und eiiheilet hiemit Befehl, die beiden, Angeklagten Gustave de; Lavergne und, Marie, de Gontard sofort in Freiheit, zu sehen.“ Wie aber, war Died. Alles so „Schnel.. gelommen? Louis ‚Blans,, der Fährtensucher, dessen erste, Ent» ; A