Oedenburger Zeitung, 1879. Mai (Jahrgang 12, nr. 53-65)

1879-05-04 / nr. 54

IZEMWHWEZW«- IJ·-.«—«|« N­0­U Sonntag, 4. Juni 1879.­­­­Botmaks,,Oedenburger Nachrichten-J .Ekgan Uk Yoklitsi,Hundeb Industrie und landwirthschafhdaml für sociale Zitterelfen überhaupft. Wkottm,,Dem Fortschritt zur Ehk’—BedrücktenzutWes-ID-DerWahrheit eine Gasse.« EN RREENEKEELENN. ERNEUTE NETTE NETTER EEE TEENS RE PEPEEEn ,. .. Das Blatt ersgeint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preife: Kur Locaz Ganzjährig 9 fl, Halbjährig A FH. 50 Er., · Ilsrtcljährisssi.s«r.,fisnstliist. Kür Auswärts: “änrig, 12 f., SHalbjährig 6 fl., Sierttiännig 3 H. Alle für das Blatt bestimm­ten Gendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Brän­neratisnd- u. Insertions« gerügten sind an die Nedac. isn portofrei einzusenden. ne ,- ,-» i­. ZU. Jahrgang. | Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. AM |Neugasse Nr. 18, im. Stock. Einzelne Nummern offen Mu Kreuzer. Reduktion­­sferafe vermitteln: die Herren Hanfenstein , Woglar, Wal­­ihgasse 10, Wien, Budapest. 8. Oppslit, I. Gruß:nyaktei 2. Bien. Heinrich Schalet, I. Singsrirafe 8, Bien. Snfertions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 Er. für die zweispaltige, 15 fr. u die u und 20 fr. für die durchlaufende Karigeite "­­clusive der Stempelgebirgr von BO Er. Austü­nfte in allen Richtungen werden Bereitwilligk­eitheilt dem: Der Dichter im Labyrinthe der Politik. Dedenburg, 3. Mai 1879. Motto: „Dürftig war der Erfolg Hof und Verfolgung der Lohn.” Schiller. Einer unserer geistvollsten und Liebenswürdigten Korrespondenten schreibt: „Weberall kommt es vor, daß mit dem Hohen und Heiligen Mitbrauch getrieben wird. Nicht Leichter aber dürfte Unverstand, Fanatismus und sc­hnöder Eigenung anderswo ein so leichtes und demoralisiren­­des Spiel mit dem Worte und Begriffe Patriotismus treiben, wie bei ung in Ungarn Wer aus irgend einem Grunde einer maßgebenden Clique oder Coterie mißfällig ist, wer nicht die Schlagworte des urtheilg­­­osen großen Haufens nachbetet, wird von den „Patrioten, “ die si diese Qualification natürlich aus eigener Voll­­macht ausstellen, als unpatriotisch in den Bann ge­than. Und die radicalsten Barthesen vindiciren sich selbst­­verständlich den allerhöchsten Patriotismus. Das neueste Opfer dieser patentirten Patrioten ist nun Ungarns berühmter Dichter Maurus Yolai, der jüngster Tage das Verbrechen gegen den „Genius der Nation“ begangen hat, in Wien einen Vortrag in deutscher Sprache zu halten, dabei Kaiser ojefs IT. aller­­kennend zu gedenken, und bei dem auf die Beriefung folgenden, zu Ehren des ungarischen Dichters gegebenen Banket, in einem Toaste die Nothwendigkeit des warmen Gefühle für die Monarchie zu betonen." Haß und Verfolgung im eigenen V­aterlande ist jegt sein Lohn. Allerdings Hofft nur die Meute unreifer Jugend ihn an, aber jedes Gebell wird mit der Zeit lästig, und stört vernünftige Arbeit, eben weil so wenig Ber­­nunft in dem Lärm liegt, womit der Denker behelligt wird. E38 war übrigens kaum anders zu erwarten, warum hat au Yokai sich unterstanden zu sagen, daß deutsche Kultur, deutscher Geist und deutsche Gesittung mehr taugen, als aller Chau­­venismus, der darauf ausgeht im Trüben zu su­chen. Nie und nimmer sollte sich wagen der Dichter in das Labyrinth der Bolitis. Wir zitiven JoLar’s eigene Worte, um zu­­ er­­weisen, daß das, was er sprach, von jedem zielbewußten, ruhig und zug denkenden Ungar eigentlich gebilligt werden müßte, denn es liegt goldene Weisheit in den Aussprüchen des edlen Sängers der vaterländischen Nation. Er sagte: „Wir, die wir es im Prinzipe längst wissen, daß der einzige Weg zur Freiheit, zum Wohlstand, zur Aufklärung , die Liebe, die Eintracht und die Toleranz der Nationalitäten gegen­einander ist, die wir es Längst wissen, daß die ewigen Gehäffigkeiten zwischen den Nationali­­täten die Wurzeln jenes Baumes sind, an dessen Resten die Sklavenketten , die Staatsschulden, die zerbrochenen Bänke der Kaufleute und die Krüd­en der Bettler und Invaliden hängen, künnten wir dem großen Europa nicht ein Beispiel zeigen, daß in unserem Lande, diesem Klein-Europa, wo so viele Nationalitäten beisammen wohnen, die gemeinsamen Autoreffen und die gemein­­­same Freiheit eine gemeinsame Vaterlandsliebe, die einzige Garantie für den Frieden, zu erwecken im Stande sind?... .“ Gibt es irgend Glaubenssäge von größerer Wahr­­heitskraft, von gediegenerem Gehalte als die eben zitirten Yotatihen Doktrinen ? Und doch fallen „Pesti naplö“* „Magyarorszäg‘“ wie entfesselte Surien über ihn ler und behaupten, er hätte sein Vaterland auf das Sträf­­lichste kompromitirt () ..., er hätte fredh gefrevelt an Börösmartha, der in seinem „Szözat“ singt : „Es ist für Dich auf Dieser Welt, sonst seine Stätte frei. Mehr noch : einige ohrenfeuchte Studenten in Budapest retten sich zusammen und wollen den Poeten — welcher der Stolz Ungarns, dessen Zierde er ist, sein solte — eine Kagenmufif bringen. Aber Wetter und Polizei verhinderten zum Glück diesen Bubenstreich, dessen Ausführung einen ewigen Schandflet der Chronik von Budapest aufgebrüht haben würde. Die albernen Heißsporne aber, welche den gefeierten Dichter zu lästern befehloffen hatten, nennen einen solchen rohen Akt der Blasphemie gegen einen der bedeutendsten Tiefdenker ihres Vaterlandes: Ba­triotismus!.... „Daß ich nicht mach’ — sagte einst Nestroi. Nun, wir labhen nicht, wir befragen auf das Tiefste solchen Unverstand, solche fals dhe Heimaths­­liebe, solches Zerschmetternwollen der eigenen Götter. Wir nennen derlei grobe Verunglimpfungen eines — trog mancher Irrthümer — do großen, weltgeschicht­­lichen Mannes einfach: nicht umwürdigen Chau­­venis­mus. Wie­ sollte der wahre, echte Patriot es be­­streiten wollen, daß ein festes, brüderliches Zusammen­­halten aller Nationalitäten nicht bloß Ungarns Grundbedingung seines Bestande s­ei, sondern das alle Reiche nur dann emporblühen und überhaupt ernftiven künnen, wenn die darinnen lebenden Völker einträchtlich, Hand in Hand, einem und demselben Ziele zusteuern. Man blide nach der Schweiz. Dort leben Deutsche, Franzosen und Italiener, aber jeder fühlt als freier Schweizer um wehe Dem, der dem Einen oder den Andern der­­ Bundesgenossen für einen Fremdling ausschriee. Die Engländer, die Irländer und die Schotten, trennt so­­gar die Religion. ene sind Anglikaner, diese Katho­­liken, aber Seiner ist darum weniger Brite; und nirgends herrscht solcher Wohlstand, solche Freiheit, solche Gleichheit vor dem Gehege wie in dem Staate der vereinigten drei Königreiche. Also, wir sollten nach der Meinung der Budepester Schreier von der Schul­­bank, wie Hunde und Hagen mit den Brüdern in der andern Neidshälfte leben, wohin würde und das führen? K­urrgerade zur Auflösung! Nein, nein, dahin wird es, Gott sei Dank! nicht kommen. Im Gegentheile: So sehr man au unlängst über Joelai, 2 nie Er See LUD ERBE TE geuilfeton. Aus Keu-Rumänien. Allgemeine Pittheilungen über die Dobrudiha. — Bon Galag nach Tulisha. — Besuch einer deut­­ schen Baptisten-E­olonie. (Bortiesung.) Diesem peinlichen Gefühle sollte ich zum Glüce nicht allzu lange preisgegeben sein, denn auf dem weißen Striemen, der jet schnurgeraden Chaufse bemerkte ich pröglich einen schwarzen Punkt, der immer näher kom­­mend, fi­­ehlieglich als ein Fuhrwerk entwickelte. Es war ein gewöhnlicher mit 2 Pferden bespann­­ter Reiterwagen. Der futschierende Mann war in einem Schafspelz gehüllt und führte noch zwei Weiber mit fi. Im Galopp wollte der Bauer vorüberfahren. Ihn fast gewaltsam aufhaltend, trug ih in rumänischer Sprate, ob Katalui noch weit sei und wo das Dorf liege. „Spree Sie doch deutsch! entgegnete der Dann, welcher si dur diese Aufforderung als deutscher Co­­lonist documentirte. Seinem Wunsche entsprechend, wie­­derholte ih meine Fragen auf deutsch und in dem er seinen Peitschenstiel umfehrte, damit die Lage anzeigend erwiderte er kurz: „Katalui“ liegt da drübe. Sie habe no ei’ halbe Stund.‘ Die Entfernung mußte aber eine offenbar größe­re sein, da ich eines Dorfes nit ansichtig werden konnte, und um mich nicht ein zweites Mal täuschen zu Taffen, ersuchte ich den Unsiedler, mich gegen Be­zahlung wieder nach Zultiha, wohin er fuhr zurück­­zunehmen. „Ich hab’ Fei? Zeit und fei? Plab“, Grobian und jagte von dannen. Ah! dachte ich mir, wenn alle deutsche Colo­­nisten*­ solche Flegel sind, lohnt er wahrlich nicht der Mühe sie aufzusuchen. Und in der That, habe ich spä­­terhin gefunden, daß diese deutschen Kolonisten fast ausnahmslos verschlosfene, ungastfreundlice, egoistische, rohe, dem ZTrunfe stark ergebene Leute sind, die deshalb von den andern Nationalitäten keine Achtung genießen. Mit beschleunigten Schritten meine Tour fort­­fegend, gewahrte ich auf einem eldwege, welcher die Hauptstraße diagonal durchschneidet, einen Einspänner daher eilen. Am Kreuzungspunkte erwartete ich den­­selben. Ein bulgarischer hübiger Jüngling lenkte das leichte Geschirr. Dicht an mich heranfahrend, hielt er an, legte die Hand grüßend an seinen Feb und als ob er mich errathen hätte, trug er freundlich lächelnd. „Wohin wollen Sie gehen, mein Herr ?" „Nah Katalui,“ war meine Antwort. „Nah Bulgarisch- oder Deutsch-Katalui ? "Nah Deutsch-Katalui" erwiederte ich: „Ich bin von Bulgarisch-Katalui, wenn er Ihnen aber beliebt, so­ fahre ich Sie nah Deutsch Katalui. Wir sind bald dort, bitte steigen Sie auf. Das Anerbieten kam mir natürlich ganz erwünsct, rasch fette ich mich zur Linken des Kutschers und ver­­sagte der wärts gings wie im Fluge so daß wir schon nah "­, Stunde in Batalui eintrafen. Um das Wirthshaus zu erreichen, mußten wir den Ort durchfahren. Unter der Veranda einer Locanda (Einfehrgasthaus) machten wir Halt. Der junge Bulgare, mein gefälliger Fuhrmann, verweigerte sowohl die Annahme eines Glases Wein als auch des Geldstücks, das ich ihm zustelte, bemerkend : „Erstens trinke ich keinen Wein und zweitens lasse ich mich für einen so geringfügigen Dienst nicht bezahlen, am allerwenigsten von einem Fremden. Wenn Sie aber zufällig eine Cigarrete besigen, nehme ich sie dankend an.“ Um meine Dose übergebend, drehte er sich mit bewundernswerther Fertigkeit eine Paph­os, drückte mir zum Abschied die Hand und war Vlugs mit Bog und Wagen verschwunden. Solche lobenswert­e Gastfreundschaft gehören da unten seineswegs zu den Seltenheiten — nur der deutsche Kolonist übt diese Tugend nicht. Die Befigerin der Locanda, eine die Levantine­­rin, betrat mit einem Snire die Wirt­estnde. In wenigen Secunden stellte die neugierige Dice die versciedensten Fragen und wahrte einiich um meine philologifen Kenntnisse zu prüfen in ebenso viel ver­­schiedenen Sprachen, daß es mir ganz unmöglich ge­wesen wäre zu überlegen, welche ich zuerst beantworten sollte. „Sagen Sie mir gefälligst, Madame wo der Herr Pfarrer wohnt," fiel ich schnell ein, um sie in ihrem Nederluße zu hindern. „Dier gibt es seinen Pfarrer, Herr Professor ;*) *) Diese Kolonisten kamen vor 25 Jahren aus Rußland nach der Türkei. Ihre Vorfahren wanderten unter Katharina II. meist aus Württemberg in’8 russische Reich. Dieselben hatten das Recht 100 Jahre lang seine Soldaten ftelen zu dürfen. Diese Frist ist bekanntlich vor drei Jahren abgelaufen. DEW, *­ &8 ist eine merkwürdige Annahme der Orientalen,daß ein brillentragender Fremder immer ein Projessor sein muß. D.W. . RE EEE nn aha a I ne En Ss RE di: ung

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