Oedenburger Zeitung, 1879. Oktober (Jahrgang 12, nr. 118-131)
1879-10-10 / nr. 122
H -..-.-».»»».««:.-..-«,j-;spwan- TER #2 SM YaeN x Nr. 122, xII.Jahrgang. 10.Oktober 1879. Hedenbumer (vormals „Hedenburger Nachrichten‘“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehe’ — BVBerrüchten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preise: artoco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl. , Bierteljährig 2 M.28 fl. li 4 R | Für Auswärts: Ganzjährig 19 fl., Halbjährig 6 fl., Bierteljährig 8 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Brämmerations- und Insertionsgebühren sind an die Redaction portofrei einzusenden. Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. IM.Neugasse Nr. 18, im. Stock. Redaktion: Einzelne Nummern offen MED Kreuzer. Zeitung, asnferafe vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, Wallschgasse 10, Wien, Budapest, U. Oppelns, I. Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Schaler, I. Singerstrasse 8, Wien. Infersions-Gebühr : 5 Tr. für die einspaltige, 10 Er. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 kr. Bei mehrmaliger Einspaltung entsprechender Rabatt. Traurige Geschichten. Debenburg, 9. Oktober 1879. Ber einiger Zeit erzählte das freilich ein wenig allzu radikal redigirte ungarische Blatt : „Egyetertes", welches bekanntermaßen seine Gelegenheit vorüber gehen läßt, die Regierung anzugreifen, von einem Willführakte, dessen sich ein Steuerbeamter in Weßprim schuldig gemacht haben sollte und der — wenn der Hall überhaupt wahr wäre — allerdings ein seltsames, geradezu erschredendes Streiflicht auf unsere behördlichen Zustände werfen würde. 8 hätte nämlich — so berichtet das vorzitirte Blatt — ein tön. ung. Steuerbeamter des Behprimer Komitates mit einem anderen Herrn gewertet, er werde den Vehprimer zusagen, Elias Neumann, welcher daselbst ein Greiglergewerbe betreibt, wofür er jährlich 40 fl. Steuer bislang zu entrichten hatte, auf 1000 fl. jährliche Angaben hinaufschrauben, ohne daß der aufgedachte Art Bedrückte dagegen etwas ausrichten werde können. I der That sei die Steuerbemessungs-Kommission dahin gebracht worden, jene ganz unerhörte Mehrbelastung über Neumann zu verhängen. Izzwischen ist die ganze Angelegenheit aber zu Ohren des Herrn Finanzministers gelangt und, wie wohl vorauszusehen war, ein amtliches Dementi der Angaben des „Bayetertes" erfolgt. Bei alledem ist aber leider dennoch etwas Wahres an der Sache, nämlich, daß die Herren Steuerbeamten in VBeßprim eingestandenermaßen wirklich willkürlich vorgegangen sein müssen, denn erst über gut motivirte Rellamation de Neumann, dem that fähli die dortige Steuerbehörde, über Antrag des Steuerinspektors, eine ganz unbegründete und enorm hohe Abgabe für Geldgeschäfte auferlegte, die Neumann heimlich betrieben haben soll, erfolgte die Strei Hung des neuen Steuertages und verblieb es bei seinen früheren jährligen Abgaben per 40 fl. — Ob jei nun in Folge einer beispiellos vermessenen Wette, oder auf Grund unerwiesener Angaben, der Greißler Neumann, einer Steuererhöhung von 40 fl. auf 1000 fl. ausgefegt worden war, bleibt sich eigentlich gleich, daß es überhaupt bei uns „so was geben kann“ gehört zu den traurigen Geschichten. Eine zweite Begebenheit ähnlicher Art spielte sich fürzichd in Budapest ab. Ein armer Teufel wurde des Verbrechens der Veruntreuung, begangen durch die sträfliche Veräußerung ihm bereits gerichtlich gepfändeter Effekten, angeklagt, schuldig befunden und zu drei Tagen Kerker verurtheilt. Das Urtheil ist natürlich vom geieglichen und moralischen Standpunkte ein ganz gerechtes gewesen. Was aber veranlaßte den Inkriministen zum verübten Betruge gegen das FinanzeXferar ? Hören wir seine eigene Aussage vor Gericht: Sein Vater war vor langer Zeit ein wohlhabender Mann gewesen, das wurde für ihn verhängnißvoll, denn obgleich er durch unverschuldete Unglücksfälle inzwischen das Vermögen seines Vaters verlustig ging, hielt doch die Behörde beharrlich an der Tradition fest, er habe viel geerbt, sei mithin reich und so warf man dem Steuern aus, die er, der gänzlic Herabgekommene, schon lange nicht mehr zu erschwingen vermochte; auf jede Reklamation antwortete man ihm einfach: „Ah! Sie sind 8? Oh, Sie sind ja reich, Sie künnen ja zahlen!" Und er ward regelmäßig abgewiesen. Nun begannen die Pfändungen ; nichtsdestoweniger bezahlte der Angeklagte oft und viel, aber zulegt vermochte er die sich häufenden Steuer - Schuldigkeiten nicht nur nit zu bewältigen, sondern wenn er 50 fl. einzahlte, wurden ihm 49 fl. auf Zinsen und Speisen abgezogen und der resitrende eine Gulden wurde auf die Steuer abgesorieben. Mittlerweile hatte man ihm Alles gepfändet, da er aber immer neue Mahnungen erhielt, so verkaufte er nach und nach alle gepfändeten Gegenstände, so zwar, daß seine Wohnung fast ganz leer steht, und trug den Erlös regelmäßig 6 Steueramt, wie aus seinem Steuerbude ersichtlicht. Das Finanz-Aerar hat durch diese gefegwidrige Prozedur nicht nur seinen Schaden erlitten, sondern effektiven Noten gezogen, denn der Angeklagte hat zum Beispiel eine auf 100 Gulden gepfändete Kasse um 140 Gulden verkauft und diesen Betrag sofort im Steueramte eingezahlt, während bei der öffentlichen Heilbietung für dieselbe kaum 50 Gulden gelöst worden wären; — nichtödestoweniger herrscht sein Zweifel darüber, daß der Angeklagte formell schwer gefehlt habe, und um unwiderruflich dem Strafgefege verfallen mußte. Der Buchstabe tödtet eben, wenn der Geist der ihm eingehaucht wird, nicht zur Barmherzigkeit mahnt ; und darum bitten wir um weitgehendste Schonung, sonst wird Ungarn — unser schönes, geliebtes Ungarn! — immer mehr zum Schauplage von so traurigen Geschichten. Wie fett die Dinge stehen, können und dürfen sie nicht fortgefegt werden, der Bürger ist vollständig ausgesogen. Zwar die Bedürfnisse des Staates sind groß und jeder Patriot soll so viel Pflichtgefühl besigen, nach Kräften zu ihrer Bestreitung beizutragen ; allein erkannen mit dem besten Willen doch nur bis zur Grenze des Möglichen. Man möge also die Bedürfnisse reduziren, dazu haben wir die Volfsvertretung im geießgebenden Körper. Oh! nit Hlos, daß der steuerzahlende Bürger weit über seine Kräfte hinaus belastet wird, it eine der traurigsten Geschichten Hier zu Lande, es ist no an mn i feuilleton 6 - FerikU.Ausflüge» Bon 9. (Rortfegung.) Es ist eine 64 Fuß hohe, gothische Spigsäule mit Statuen Yohannes des Täufers, Winfrieds, des ersten Apostels der Deutschen, Wittekinds, des ersten getauften Fürsten der Sachsen, und der heiligen Elisabeth, des Sinnbildes für Reinheit und Barmherzigkeit. Der edle Gründer hat dieses schöne Monument aus Dankbarkeit gegen Gott errichten lassen, weil Dresden im Jahre 1841 — 1842 von der Cholera verschont wurde. Auf dem Plage bei der Annenkirche wurde 1869 der schöne Annenbrunnen, mit der Statue der Kurfürstin „Mutter Anna“ aufgestellt. Diese wirthliche Gemalin „Vater August’s“ († 1585) ist in Bronce-Guy mit Schlüsselbund und Buch, eine wahrhaft schöne Gestalt, dargetellt, wurde in Nürnberg gegossen, und trägt die Aufsgrift: „Anna Kurfürstin von Sachfsen ihrem Beruddienste um die Gründung der Aumentfirche MDLXXViIl prantbar gewidmet vom Stadtrath zu Dresden. Dresden hat außer diesen noch viele andere schöne Denkmäler. Das älteste Denkmal ist das des Kurfürsten Moriz und zugleich seines Bruders, des „Vater August". Es befindet sic unweit der Synagoge an der n östl. Ede des botanischen Gartens. Morig der Kühne, Politiker, und Metter des Protestantismus, ebenso Freund all an einmal Gegner Karl V., übergibt — diese Szene stellt das Denkmal dar — seinem Bruder August das Kurschwert. Dahinter stehen Beider Gemahlinnen in Witwenkleidern, Agnes und Anna. Auf dem Neustädter Markte steht die aus Kupfer gefertigte Reiter-Statue August des Starten. Das Denkmal Friedrich August des Ge nach der Augustusstraße zu gelegene, 102 Meter Lange rechten,imeinger 1843 errichtet,wurde von Wandfläche der königlichen Gewehr-Gallerie mit einer Rietschel entworfen und modellirt.Die vorzüglichen Dekoration in Sgraffitomanier geschmückt,welche das Edfiguren bedeuten die Gerechtigkeit, Milde, Weisheit | fähliiche Kürstenhaus in allen seinen Vertretern fest und Frömmigkeit. Am 3. August 1867 wurde das Bronce-Denkmal des am 9. August 1854 in den Tiroler Alpen gestorbenen Königs Friedrich August II. (des Gütigen) auf dem Neumarkte enthüllt. Der Fürst im Krönungsmantel, die Verfassungs-Urfunde in der Hand, ist stehend und mit Portraittreue dargestellt. An den Seiten des Postaments sind vier Kolossale weibliche Idealgestalten, jene Tugenden, die den Gefeierten schmüdten, angebracht. Vorne liest man: „Friedrich August König von Sachsen“, südwärts: „Seinem Andenken das dankbare Vaterland.“ Das Denkmal Anton des Gütigen findet man in den Anlagen der Friedrichsstadt mit der Inschrift: Anton dem Gütigen von den Bewohnern der Friedrichsstadt, am 27. Dezember 1835. Das Denkmal Karl Maria v. Weber’s, des berühmten Tondichters, neben dem Museum stehend, 1858 von Wietschel modellirt. Das „Brüden-Männchen“ von der alten Elbebrücke stellt den angebligen Erbauer dieser Brücke, Mathe Vokius dar. Das Denkmal von Theodor Körner, dem Dichter unseres ungarischen Leonidas „Zrinyi” “ auf dem Georgsplage, wurde 1871 enthüllt, und stellt den Diter und Helden auf dem Wege zum legten Kampfe am 26. August 1813 dar, in der Rechten seine legte Dichtung (Schwertlied) und mit der Linken den Säbel erhebend. Das Postament ist aus Kamenzer Granit. Die Kosten 27.000 Mears. Mit Zustimmung der sächsischen Stände ist die 1127 Bis auf die heutigen Tage mit Volksgruppen in Form eines Zuges darstell — vom Historien-Maler Wilhelm Walter. Noch sei erwähnt das Denkmal des am 27. August 1813 hier gefallenen französischen, später russischen Generals Moreau, dem hier während der Schlacht bei Dresden eine französische Kugel beide Beine zerschmetterte. Moreau starb jedoch erst am 2. September 1813 zu Schloß Lane in Böhmen, im Nachbardorfe bei Dresden liegen nur seine Beine begraben. Ein Helm auf einem Granitwürfel, von Eichen beschattet, bezeichnet die Unglückkstätte. Dresdens Friedhöfe und ihre Todten. Sie pflege auf meinen Studienreisen auch die Triebhöfe größerer Städte zu beruchen. Sie gehören zur Geschichte jener Orte. Die Friedhöfe Dresdens liegen außen an der Stadt, die neuesten ziemlich entfernt von derselben. Auf dem neuen Neustädterriedhofe wurde am 6. Dezember 1867 das Denkmal der in den Lazarethen gestorbenen, fährlichen Soldaten eingeweiht, ebenso stehen hier geschmadvolle Denkmäler für die hier gestorbenen Verwundeten Preussens und Oesterreichs. Die preufsischen Soldaten umfaßt ein einziges großes Grab mit Granitblech, und Marmorplatte mit Inschriften und Namen der Gefallenen. Hier ruhen an viele deutsche und französische Opfer des Feldzuges von 1870— 1871. Der alte Neustädter Friedhof hinter dem schlesischen Bahnhofe ist bekannt durch schöne Denkmäler, und den gleich linis vom Eingange an der Mauer auf-