Oedenburger Zeitung, 1880. Mai (Jahrgang 13, nr. 53-65)

1880-05-16 / nr. 59

- SpurquJnMaLissn VII Blatt erscheint jeden­ Umsich,Stillstand-oins xråm­mekattonppreilet Istsoco:Danziähkiq9si»qlhsähkitsi 50kk., Biertelsshrisssl.25kr., isuatlits 1sl. licsuiisärtschanzjik­iglsfl.,halbjähki6fl.,Biet­­glishkiq sfl.flllesstr das Blatt bestimmten Setz­ hatt­en, mit Aus­nahme von Inferaten, Pränumerations- und Safertions­­gebühren sind um die Nedaction portofrei einzusenden. rxlN­L JahrgÆ Its-sie Oedenbumer Zeitung,­­Bormaks,,Oedenb­urger Nachrichten-U Grgatt fü­r Yokiiili,HandelsIndustrie und Landwirth­schaft dann fü­r sociale Interessen überhaan Mottot»Dein Fortschritt znk Ehk’—Bedri­cktenznisjt keht’—Det Wahkl­eit eine Gasse.« Adminisration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124.|Neugasse Nr. 18, im, Stock. Redaktion: Einzelne Nummern offen MED Kreuzer. —­Ynektiere m­ittelm diesen-en Hasensteinseliogley Wall­­sisgasse 10,Wien,Budapest.A.Oppelik,l·,Stube-positi- Riembeintichschalehl.Singekstrasses,Wie­s. gestatten-spottwe­­g fr. für die einspaltige, 10 fr. fr die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile ep­ elisive der Stempelgebühr von 30 kr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt, Toleranz und Reform. Budapest, 14. Mai 1880. General Stefan Türr hat an den als Slawen­­freund in Ungarn noch vor kurzem so sehr verschrieenen neuen englisgen Premierminister Fürzlch geschrieben : „Ungarn hat 400 Jahre lang gegen Türken und Zar­­taren gekämpft und Die verschiedenen Religionen und Nationalitäten stets zu achten verstanden ...­ch kämpfe seit 25 Jahren mit der Feder für die Balkan­­tonföderation, sowie im Synteresse der Nechte der Natio­­nalitäten. Die Nationalitäten bilden die Nation und es ist unsere Pflicht, allen gerecht zu werden. Wir sehen im Leben, daß in einem und demselben Hause mehrere Miether wohnen, ich glaube deshalb, daß auch in einem­ und demselben Staate mehrere Nationen neben einander wohnen können, nur darf eine Nation nicht die andere unterjehen wollen. Die Miether eines Hauses können in vollständigem Einvernehmen neben­einander­ leben, weil jede sich frei und unabhängig fühlt; aber sie weiß auch, daß sie sich den Hausregeln unterwerfen und Wohnungsmiethe zahlen muß... . Sie haben der Freiheit schon große Dienste geleistet. Sie waren einer der­ mächtigsten Förderer der dee dag, die Yonischen Jufeln mit Griechenland vereinigt werden müssen. Ich bin so frei Mylord, bien meine Schriften, über die Nationalitäten und über die oriens­talische Frage zu übersenden. Mylord werden sie über­­zeugen, daß Ungarn oft für die unterdrückten Natio­­nalitäten in die Schraufen getreten ist, und daß­ er als Mitglied der Völlerfamilie immer Europa zu nügen fügt.* Leider steht General Türr mit seinen europäischen und toleranten Ansichten, die er au in der Frage des Peter heutigen Theaters bewiesen, unter seinen magya­­rischen Landsleuten noch immer ziemlich vereinzelt da, und nur sehr wenige ungarische Zeitungen haben demge­­mäß auch den Zürr’schen Brief abgedruckt. Von den Staats­­männern Ungarns steht ihm nur Baron Raul Senuyey, der in Presburg mit Akklamation in besonders k­lei­­ner Weise zum Abgeordneten gewählt worden ist, und bereits am 12. persönlich in Presburg sein Mandat über­­nommen hat gleichgesinnt zur Seite. Troß der von ihm ge­machten Vorbehalte und vorläufig angekündigten Neferve, erwartet alle Welt von seinem Eintritt in’3 Parlament den Anstoß zu einer neuen gesunden Parteibildung und die endliche Beseitigung Tiga’8 durch ihn. Erst dann wäre an ernstiihe Neformen in Ungarn zu denken. Bezeich­­nend ist, daß die Nothwendigkeit solcher und speziell die Reform des Oberhauses, dieser feudalmittelalter­­lichen Antiquität, von den einsichtigeren der geborenen Geietgeber, selbst empfunden wird. Bei Berathung des Budgets, die im Oberh­ause in der That nur eine Komödie ist, meinte Graf Ferdinand Zichy, daß man bei der gegenwärtigen Zusammenlegung unserer ersten Kammer zu­ hochpolitischen Diskussionen sich nit an­­geregt fühlen könne, während Graf Sztáray gerade heraus, erlärte, daß man in diesem Hause nicht ernst­­lich berathen könne. Die Zurechtweisung, die ihm hier­für von Seite des Präsidenten zu Theil wurde, ändert nichts an der Wahrheit des Diktums, die Thatsache, be­­weißt, daß von irgend­welcher ernster Opposition gegen eine Regierungsvorlage im Oberhause nicht die leiseste Rede sein kann. In der jüngsten Sigung des Abge­­ordnetenhauses ist ein Wunsch des Ministeriums vers­eitelt, nämlich die Verhandlung des Mittelschulgefeg­­entwurfes von der Tagesordnung abgefegt worden. Die Vorlage bedrohte in ernster Weise die Autonomie der Konfessionen und ist vor Allem ein schneidiges Ma­­gyarisirungsmittel. Der vom Abgeordneten Boross, einem floralischen Menegaten vorgelegte Motivenbericht erklärt dies deutlich in den Worten: „der Mittelschuls­unterricht ist für die Frage des nationalen Unterrichtes und der nationalen Kulturentwicklung von größter Tragweite, und gerade in unserem Vaterlande hat die Meittelschule einen wichtigen nationalen Beruf und es muß in Uererwachung bderselben der Staatsregierung das Recht gewahrt sein, über die nationalen und Kul­­turinteressen ausgiebig zu wachen. Das klingt zwar sehr unschuldig, aber jedermann weiß, was darunter zu verstehen ist. Diesen Balken im eigenen Auge sieht die magyarische Pfesse freilich nicht, wohl aber den Split­­ter in dem des Deutschen Reiches. „Pe­ter Lloyd“ schreibt ohne weiteres: „Die Hälfte dessen, was der deutsche Neichsk­anzler dem deutschen Weicdtage und Bundes­­tage, sowie den Staaten und Städten zu bieten unters nahm, hätte genügt, um anderwärts, wenn nur eine Revolution, jedoch einen Negierungswecsel zu propoziren. In Deutschland ist es vorerst bei einigen stürmischen Reichstagsszenen geblieben , aber die Erbitterung gerade der empfindlichsten und zur Aktion tüchtigsten Theile des deutschen Volkes nimmt sichtbar von Tag zu Tag zu. Ohne das Zeifa ein Bismarck wäre, kann­ man hiezu doch sagen: Tout comme chez nous ! Wichtiger al alle politischen Ereignisse der legs­ten Zeit war für das Land nach langer Trockenheit der in der legten Woche gefallene Megen, der die bes­reits sehr gefundenen Hoffnungen auf eine gute Ernte wieder neu belebt hat. Und eine solche ist bei dem agrikulturstaatlichen Charakter Ungarns für dasselbe heute noch wichtiger, als das schönste Geieg der Legis­lative und die beste Verfügung der Negierung. Wan .. Seufflelon. Ueber das „Dekamerone vom Burgtheater.“ Bon E. 3­4. (Boetfegung.) Hadländer war demnach so erfreut, einen uns wandelbaren wirklichen Freund in Mahrner zu wer­ben, und­ zeigte au­f eine Erkenntlichkeit indem er dem Besucher einlud, einen im Zimmer hängenden Pelz ums zunehmen — e8 war nämlich ein kalter Tag. — Diese außergewöhnliche Saftfreundlichkeit barg den tiefen Sinn, welchen die Worte ausdrückten: Spüren Sie denn nicht, daß es Hier eisig kalt ist ? Gestern bin ich pensionirt worden, heute haben die Kerle nicht mehr eingeheizt. In dieser Auffassung der Lage liegt Humor aber an der schwäbische Spott mit der Schildwade ist nir minder somisch. Bei dem Anrufe: „Halt wer da“, glaubte der luftige Künstler Meh­ner eine Variation der bekannten Parole „Gut Freund,“ abgeben zu sollen und Drummte als Losung vernehmlich — „der Teufel“, worüber der Posten gutmüthig äußerte: „Na is deeje au ne Antwort” — und sich den „Teufel“ paffiren, ohne­ zu schießen. Warum hat die potenzirte physische Kraft in uns­­erem Zeitalter so viel von ihrer früheren bewunderten Anerkennung verloren ? Weil man dieselbe eigentlich i­m praktischen Leben nicht mehr so nöthig hat, — der Geist Hat die Alleinderr­gaft errungen, er regiert, ihm unterwirft sich, Alles, weil er ja auch Alles seiner Omnipotenz dienstbar macht, — Winger, Sechter, Gladiatoren und Herkulesfe — finden, beinahe keine besondere Beachtung mehr, und impo­­nirt weder ‚ein Christell, noch ein ander Athlet, der seine Brustfläche als Rassonanzboden für einen Ambos, uns­terfieht. — Leffepo mit seinem Panama-Projekt, Nor­densfjöld durch seine legte Entdeckung, die Resultate der Naturforscher, oder die Erfindungen auf phisifaliigem oder chemischen Gebiete, erregen ausschließlich die ger­spannte Aufmerksamkeit der jenigen Zeitgenos­sen. —­­Bei Berücksichtigung des vorgedachten macht die Erzählung des Herrn Ludwig G­abillon einen eigens artigen Eindruck, seine Neminiszenz haftet nur an einem Ereigniß in seiner Berufssphäre, sondern intimirt ei mit der zäheren Muskulatur seines Körpers ; der Meis­­ter des Podiums, will nicht nur seine Cariere dem Wesen verdanken, sondern auch der wohlkonstruirten Gestalt; gewiß hat diese ihren unbestrittenen Werth und den bestm­egenden Erfolg für si, denn im gelun­­genen äußeren Menschen, sucht man die erhabene Resi­­denz der majestätischen Seele, doch die vorbedingte Har­­monie muß den beglühenden Afford vermitteln — heute mag der vedlenhafte Künstler diese Doktrin selbst vertreten, aber in seiner Sturm- und Drangperiode wo Jugend und BVolk­raft experimentirren, da schien es ihm eine heroifche That, den Ur­m­üller im Ringkampfe zu besiegen. Dieser Triumph soll nun ein unvergänglicher sein, und da der berühmte Komponist Marschner, das Urtheil im Lied verewigte, möge der Zert den Eingang der Erzählung eröffnen. — Urmüller was soll dein Bogen ? Du mußt den Stein nun tragen, Nun tragen, tragen, tragen, Ja tragen von hier fort. — Du mußt, du gabst dein Wort. — Der Dichter V Bodenstedt, berühmt durch die ori­­entalischen Lieder des „Mirza-Schaff“, welche übrigens nur unter fremder Firma, das eigene Produkt seines reichen Geistes, der Welt offenbarten, hatte in zwei Woentus ren, betitelt: Bon Urmüllers Kraft und Züden, und; Wie Gabillon der Normane nach Efchenberg kam und Urmüller bestritt, als Augenzeuge seinen epischen Bericht nach Art niebelung’scher Poetik aufgezeichnet, D­ieselben sind in der Hauptsadhe erschöpfend, bringen aber den Helden der Gesichte zu sehr in den Mittelpunkt, so daß, um die Löftlichen Episoden nicht zu verlieren, wi den Barden des Burgtheaters beim Worte lasse m­äßen. Baron Malsburg, ein Freund Bodenstedts, hatte einen Neffen an Sohnes Statt adoptirt. Dieser junge Dann machte nebst Statuen und Büsten, andere tolle, leichtsinnige und übermüthige Streiche und da ihn die Natur mit eisernen Söhnen beschenkte, die font nicht jeder seines Namens, er bte Müller, besah, so ward er der Urmüller genannt; und­ in dieser Worfegfilde, welcher nicht nur die Kraft der Auerohren innewohnt, sondern auch wo das vierte Vordergeschlecht bezeichnet, liegt die Erklärung der Scheu, die nicht nur den guten Baron bemeisterte, sondern auch jene weniger begünstige­ten Rivalen bei den, auserkorenen Dorfskönen des fühnen Bildhauers, zur stilen Verzweiflung, und ohne mächtigen Duldung zwang. — Endlich überwog ein drei Zentner schwerer Stein» Blod, den der junge Urmüller seinem Aied­er eins verleibte, alle väterliche Nahsicht, denn wie ein Damon Heschwert schwebte das fürchterliche Gewicht über der traurigen Stätte, wo der alte Malsburg gewohnter­weise sein Mittagsschläfchen zu schlummern pflegte. Nach vielen gescheiterten Kompromiß­­vorsclägen, gelang es dem freundschaftlichen Nam­e Bodenstedts, Kraft mit Kraft zu messen und so­ ward „der­ jugend­­liche Held und Charakterdarsteller Gabillon als der prädestinirte Siegfried erforen, um den verkehrten Sis­siphus dahin zu bringen, den gefährlichen Schwerpunkt wegzutragen. “ Urmüller willigte in die Forderung, wenn sich die Bedingung erfüllte, deß­ er. von „einem stärkeren Gegner überwunden, und kunftgerecht im Ring« rampfe in das weiche Gras­­ gestrebt werde. — Hoff­­nungsfreudig machte si der Baron auf nah Kaffel zu fah­­ren, um den K­unftjünger zu engagiren, der ihm bes­hilflich sein solte die Natur des riesigen Neffen abzu«­tragen. — Gott seinns solch « · Dr 2 Se er re ;..--.t·»«--.is2«-",

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