Oedenburger Zeitung, 1882. Juni (Jahrgang 15, nr. 126-148)
1882-06-02 / nr. 126
STETTEN denen PflanzensBegetation außerordentlich zu statten kam. Möge die Gunst des Himmels an fortan unsere Weber, Obst- und Weingärten segnen, das mit sich der Landmann den bereit dringend nothwendigen günstigeren Umständen doch wieder ein wenig nähere. Mit Steinen werfen noch immer trug aller unserer bitteren Gegenvorstellungen, die Straffenjungen herum, so daß die Passanten in mitunter ernste Gefahr kommen. Auch die Schleudern (gabelförmige Eisen mit einem mittelst Kautschufschnürren elastisch gemachten Lederlappen am Ende, worauf der Stein gelegt und soartig beträchtlich weit geschwellt werden kann) sind noch immer enoque. Inbesondere auf der Pfarriwiese, Deäfplag, ‚Mühlgafse, 2c. wird dieser Unfug mit Passion betrieben, er würde jedoch weit weniger schwunghaft betrieben, wenn es sein Baljant verabsäumen wollte, jeden solchen jugendlichen Steinschleuderer dem nächstbesten Wachmanne zu übergeben, um ihn der verdienten Bestrafung für die Gefährdung der körperlichen Sicherheit zuzuführen. * Bom „Srendenfel.“ (Wegen Raummangel verspätet.) Am 28. v. Dits. Nachmittags 3 Uhr veranstalteten die hier. evang. yzeaner ihr „reudenfest” im großen Saale des Lyzeums. Von dem Programm erwähnen wir: den Beethoven’schen Chor „Frühling“, würdevoll und exakt vorgetragen. — „Die Ewigkeit der Liebe“ in der Wolfspoesie von M. Király, wel’ Vortrag besonders sei den Damen Anklang fand. — „Alantos‘ Gedicht des Beläs Geza, vom Autor prächtig ‚segetragen. — Vörösmarty’s „D Vaterlandsliebe“, vorgetragen von Tolner, dem G Strafofd der „magyar tärsaság‘. — „Vom Haar“, launig getrieben und vorgetragen von B. Barga — Zwei ungarische Volkslieder mit Verve und Feuer gefungen. — das Gelungenste in der Veranstaltung: Bogar Bandi des Heren Yhrig, von selben deflamirt. — „Von den Zaufnamen", unter allgemeinem Beifall gesprochen von Bereczky. — „Virasztös Gedicht des Király, vorgetragen von B. König, über den wir stets nur Gutes zu berichten haben. — Dem „Nyäri kep“ des 8. Bulcsu, mußte Vortragender noch sein „Heiratbeantrag“ beifügen, um dem Wunsche des Publikums Genüge zu leisten. Den Schluß bildete ein Chor aus „Stradella r. — Das ganze eit war äußerst gelungen. T—r. * Pferdeklassifikation. Die auf Grund der 20. ©.U. vom Jahre 1873, im Mobilisirungsfalle zur Deckung des Pferdebedarfes für das ET. Heer und die Fönigl. ung, Landwehr, vorgeschriebene Klassifizirung der pro 1882 fonskribirten Pferde, wurde am 31. Mai 1882 in der fünfg. Freistadt Oedenburg beendet und ergab folgendes Resultat : Konskribirt wurden: 4 Hengste, 242 Wallachen, 91 Stuten, zusammen 337 Stüd. Von diesen wurden als tauglich Haffifizirt: Neitpferde 25, Zugpferde 72, gefeglich befreit 1, untauglich 239. * Meber Herrn Brukbaner, den bekanntlich sehr zuvorkommenden, allen bilfigen Wünsten seiner Gäste immer eifrigst Rechnung tragenden Rafino-Restaurant, schreibt unser freundliger Mitarbeiter, Herr 3. Tinther, in seinem sonst sehr umsichtig zusammengestellten, objektiven Berichte, betreffs der Sängerfahrt der Wiener Akademiker, daß genannter Herr Wirth bloß zwei Kellner zur Bedienung der erschienenen etwa 400 Gäste aufgestellt habe. Diese Angabe muß auf sehr ungenauer ee beruhen, denn thatsächlich standen eils Aufwärter zur Disposition , wenn demohngeachtet einer oder der ansere der sieben Gäste nicht ganz so rasch bedient werden konnte, als er es vielleicht gewünscht hätte, so ist das dem Umstande zuzuschreiben, daß die damals zu gleicher Zeit nach dem Theater in die Restauration eingefallenen Festtheilnehmer — vielleicht etwas über 300, aber keineswegs 400 Personen — alle auf einmal bedient sein wollten, was selbst mit dem besten Willen uns durchführbar gewesen wäre, da man hier, auch zu den günstigsten Lohnanerbietungen, nit immer so tiefe Leute auftreiben kann, wie sie bei solchen selenen Gelegenheiten gebraucht würden. Thatfacheit, daß Herr Brudbauer seine Gäste doch Hlieglich Alle vollständig zufrieden stellte, Tafeln jeräth und gute Speisen in Hülle und Fülle vorhanden waren und ihm das löbliche Festsomit& des ‚Liederkranz‘ das ehrenvollste Zeugnig ausstellt. E.M. welcher Stefan anfiel und darauf in die im ersten Berichte angegebene Praterwirtdichaft flüchtete, ist der Magazinsaufseher Johann Kremzar. Von Seite der Wiener Polizei wird die Sache nun, da sie glücklich abgelaufen, als „äußerst harm- 108" dargestellt. Natürlich, er muß ja vor Allem das „Prestige der Polizei“ gewahrt werden und da wird auf jede mögliche Weise „Stimmung gemacht“. Die Verhandlung gegen den vorläufig dem Bezirksgerichte Leopoldstadt eingelieferten Mordgeseelen wird wohl den Bemühungen jener Wiener Blätter, welche dbiefen in der Mitte von Tausenden von Menschen, an einem öffentlichen Bergnügungsorte, vorgenommene Mordanfall als etwas ganz Harmloses, ja fast nur wie eine gewöhnliche Heine Rauschszene darstellen, einen Dämpfer aufregen. Viele Hunderte von Zeugen haben den Vorfall, wie er im ersten Berichte, gleich nach der Wegschaffung des Niedergestrebten und der Berhaftung des Mörders, geschildert worden, mit angesehen. Und wo Augenzeugen vorhanden sind, da gibt esfein Vertucchen zu Gunsten der Polizei, die wieder einmal nicht da war, wo sie hätte sein sollen. Bei Tage, ja da wimmelt er im Prater und follt wo von Polizisten. Abends aber ist es etwas „Selbstverständliches“, daß die an ihrem Leben und Eigentum bedrohten friedlichen Spaziergänger erst die Polizei aufsuchen müssen, damit der betreffende Attentäter nicht gelyncht werde und der Angefallene sich nit verblute.‘ + Duell mit tödliichem Ausgang. Vor einiger Zeit furchhten in der Hauptstadt sensationelle Gerüchte über ein stattgehabtes Duell zwischen dem Landeskommandirenden Baron Edelsheim-Öyulai, nach anderer Version zwischen dem Fürsten Thurn- Taris und dem Fürsten General Loblowig. Das Gerücht sol nach Meldungen einiger Pester Blätter nicht der Begründung entbehren, indem das Duell fastisch in Marchegg stattgefunden und mit der tödlichen Verwundung des Fürsten Lobkowig geendet haben sol. Der Legtere soll seiner Wunde in Görz erlegen sein. Die Saison ist schon derart vorgefährten, und das Thermometer bereits auf einen solchen Wärmegrad gestiegen, daß wir an der Glaubenswürdigkeit dieser Meldungen zweifeln zu müssen glauben. + Muttermord aus Wahnsinn. Der 24jährige Bereg-Kisfaluer Einwohner Michael Brodi fürzte sie dieser Tage auf seine schlafende Mutter und zerfleischte mit einer Scheere ihren Hals und Kopf derart, daß, bis die Nachbarn auf den Lärm herbeieilten, die unglücklicherau schon todt in ihrem Blute lag. E38 scheint, daß er wahnsinnig ist und das er die Schreffensthat auch in einem Anfalle von Wahnsinn begangen haben müsse. + Ein Soldat als Falschmünzer. Der Artillerist Michael Zaborghfy wurde in Preßburg bei der Ausgabe eines falsscen Silberguldens ertappt und in das Nathhaus gebracht. Kommissär Pladyota bat den Plaskommandanten, Hauptmann Dil, und den Suspertionglieutenant der Pálffykaserne in das Rathhaus, wo nunmehr mit dem Artilleristen ein Berhör aufgenommen wurde. Anfänglich leugnete derselbe, als ihn aber der Plashauptmann scharf in’ Gebet nahm, legte er ein offenes Geständnis ab. Er hat im Ganzen sechsundzwanzig falsche Silbergulden verfertigt und zwar aus Binn. + Volksversammlung. Die Einberufer einer für Wiener Nreustadt protektirt gewesenen Volfsversammlung, welche verboten wurde, haben beschlossen, auf jeden Nefard zu verzichten und die Dersammlung im Leithaer Gasthause zu Neudörfl, auf ungarischem Boden abzuhalten. Die Juden in Wrody, welche aus Rußland dahin flüchteten, befinden ss in so mißlicher Lage, daß sie tumultuarisch aufgetreten sind. Dass die Organe der totalen Polizeibehörde zur Herstellung der Ordnung als unzulänglic erwiesen, hat die Bezirkshauptmannschaft von Brody auf telegraphischen Wege militärische Unterftügung requivirt, welchem Verlangen zufolge 50 Soldaten nach dem Schauplage der Ruhestörung abgingen. Durch diese Mesrregel erscheint die Ordnung wieder gesichert und ist eine weitere Ausschreitung nicht zu besorgen. Das Hilfskomite hofft in fünf Tagen die Instription und Kartenausgabe durchgeführt zu haben. Schon fest Laßt sie mit Bestimmtheit behaupten, daß, das Komite in der Lage sein wird, jede Woche tausend Emigranten zu expediten. + Eisenbahn-Zusammenflog. Am 30. Mai fand bei Heidelberg ein Zusammenstoß zweier Personenzüge statt, indem der von Heidelberg ausfahrende Zug duch falsche Weichenstellung auf dem Geleise blieb, auf welchem der von Mannheim stommende Zug einfuhr. Mehrere Personenwagen wurden total zertrümmert: bisher sindigt Todte,zwanzig Schwerverwundete und eine große Zahl von Leichtverwundeten fonitatirt. Ungesweuigkeiten. + Zum Mordanfall im Wiener Prater halten wir soeben aus Wien nachfolgende Mittheilung: „Der am Pfingstsonntag um halb 11 Uhr ‚Mois im Prater in’ der Feuerwerksallee durch inen mächtigen Faustschlag Niedergestrebte beißt Julius Stefan und ist Pferdefensal. Glücc herweise ist es gelungen, denselben ins ben zurückzurufen. Der Mordgeselle, Bee NN ENT TREE ee RR! KREIEREN ENTRIES es in en Neoneen TINTEN NET Theater, Kunst und Literatur, — 63 geht und soeben die erste Lieferung von A. Balbi’s Allgemeiner aebung in siebenter, von Dr. J. Chavanne vollkommen neu bearbeiter Auflage zu. Im seiner neuen and äußerlich weich ausgestatteten und illustrirten Gestalt darf dies Werk, welches sich schon in seinen früheren Auflagen allgemeiner Beliebtheit erfreute, des aufrichtigen Dreifalls aller Freunde einer anregenden und zugleich belehrenden Lektüre sicher sein und wird fier ein wahres Hausbuch des geographischen Wissens bei allen Gebildeten an einbürgern. Wissenshaftliche Genauigkeit bei großer Neichhaltigkeit bilden die Vorzüge des Textes, auf die Verläglichkeit der mitgetheilten Daten, welche sowohl im phnsikalischen als politischen Theile dem Stande der neuesten Forschungen und jüngsten amtlichen Erhebungen entsprechen, hat der Bearbeiter der siebenten Auflage die größte Sorgfalt verwendet und das Merk zu einem der besten in dieser Richtung gemacht. Die Beigabe von 400 Illustrationen, worunter 120 Rollbilder, sowie 150 Zertfarten, welche hauptsächlich die Umgebungen der für ihre Industrie und ihre ommerzielle Bedeutung wichtigen Städte in großem Maßstabe zur Darstellung bringen, war eine sehr gelungene Idee, das Buch erhält dadurch einen noch höheren Werth und paffenden Schmuck. Daß das Werk bereits die Ergebnisse sämstlicher in den Jahren 1880-1882 vorgenommenen Bollszählungen einhalten wird, muß besonders hervorgehoben werden. Die 1. Lieferung enthält vier Abschnitte der mathematischen Geographie mit 15 dor trefflic ausgewählten erläuternden Ilustrationen. Der Bearbeiter hat es verstanden, dem sprö«den Stoffe durch Einflechtungen kleiner Essays über die wichtigeren Phänomene fesselnden Reiz zu verleihen und die Lektüre dieses Theiles zu einer anregenden zu gestalten. — Das Werk wird 45 Lieferungen & 40 a. —= 75 P.—1 Fr — 45 Kop. umrufen und einem allgemeinen ausgesprochenen Wunsche entgegenkommen. &3 erscheint in WU. Hartlebems Verlag in Wien und ist in jeder Buchhandlung zu pränumeriren. Pubfikationen aus der Wedenburger Handels- und Gewerbekammer. 3. 12893 Kundmachung. Zur Sicherstellung des Bedarfes an Brennmaterial, da ist, an hartem Holz und Steinkohlen für Die E. Ef. gemeinsamen QTiruppenabtheilungen in Dedenburg, Wandorf, Neusiedl, Gins, Gr.-Kanizsa und Keßthelg, sowie für die f. u. Honbedtruppen-Abtheilungen in Dedenburg, Ginz und Gr.-Kanizsa auf die Zeit vom 1. Oktober 1882 bis 30. September 1883, findet beim f. f. Militär-Verpflegemagazin zu Dedenburg am 12. Juni d. J. eine Offertverhandlung statt. Die sie daran zu betheiligen wünschen, mögen ihre schriftlichen Offerte, nebst dem Radium bis längstens 10 Uhr Vormittag de Verhandlungstages unter der Adresse: „Gemeinsame Sicherstellungs-Kommission“ einsenden. Später oder telegrafisch einfangende Offerte können nicht berücksichtigt werden. Die näheren Bedingungen und die Offertformulare können bei dem f. f. Militär-Verpflegemagazin in Dedenburg, oder bei dem f. u. V. Honveds Distriktskommando in Stuhlweißenburg eingesehen werden. Dedenburg, am 26. Mai 1882. Die Handels- u. Gewerbekammer. Telegramm, Berlin, 1. Juni. Yu den egyptischen Rummel will sich Desterreich Ungarn nicht mengen. Hier wird der Standpunkt Desterreichs und Deutschland’s dahin präzisirt, daß diese beiden Mächte die äußerste Zurückhaltung anstreben und die Anerkennung der egyptischen Frage als eine europäische Zeitung der Westmächte erhoffen. Petersburg, 1. Juni. General Stobeleff flieht zum Kreuze. Er habe zu Warschau er Härt (heißt es) daß er ganz unglückkic sei, die Gunst Kaiser Wilhelms verherzt zu haben. Gerne würde er dem Kaiser die Hand tüffen(!)) und ihn um Verzeilung bitten. — Für General Totleben, welcher nach Warschau bestimmt ist, wurde General Obrutscheff als Generalgouverneur von Wilna in Aussicht genommen. — Die Stadt Gorki im Gouvernement Modilew ist vorgestern fast gänzlich niedergebrannt. Desgleichen sollen alle israelitischen Häuser in Smile von den Flammen vernichtet worden sein. Yagufa, 1. Juni. Das hiesige Truppen- Kommando für Süd-Dalmatien und die Herzego- Er uie # PR E 4 ge az " te Sa Se ee a RENTE RER ee A Te EEE Bias PER N aa ER De We F MR u ="