Oedenburger Zeitung, 1883. April (Jahrgang 16, nr. 74-98)

1883-04-22 / nr. 92

TUE. ET EU­N EHZEEITERZT t­, k» VI BER i« . BR fi = päante” Gedanf­ort wandeln) — und dann, r "in Seife und Blut zu ver weil in allen Parlamentskreisen das Gefühl vor­­bereit, man dürfe dem greifen Herrscher am Abende seines Lebens durch eine gar zu heftige Opposition nur seine legten Tage verbittern, mit­hin auch die Botschaft nicht eingehend debattiren. In Folge hessen Tavirt der deutsche Reichstag und beobachtet eine zuwartende Stellung. Der nit abzu­­leugnende Konflikt zwischen Parlament und Regie­­rung wird aber jedenfall dadurch verschärft wer­­­­den, da die freisinnige Berliner Stadtvertretung zum 1. Jänner 1884 ganz bestimmt aufgelöst wer­­den wird. Der französischen Kammer legte der Finanz­­minister Zirard einen Defegentwurf vor, mittels dessen die fünfperzentige Rente in eine 4­­­ perzens­tige umgewandelt und dadurch ein Ersparung von 34 Millionen Francs erzielt werden sol. Der radikale Deputirte Marcou gab sich damit aber nit zufrieden, sondern kündigte die Einbringung eines Gegenprojektes an, nach welchem die Konver­­tirung der fünfperzentigen Rente in eine beständige dreiperzentige umzuwandeln sei. Die Kammer hat si­cie Entsgeidung über den finanzministeriellen Entwurf für eine spätere Zeit vorbehalten und wird einstweilen zur Prüfung desselben eine Kom­­mission wählen. — An Udine (Italien) stehen gegenwärtig Sober­­danis Genossen (Hagofa und Giordani) vor den Geschwornen. Nach den vorhandenen Aspekten dürf­­ten aber Beide freigesprocen werden. An Warshau sind, wie wir anderer Stelle le­­r­ten, Studentenunruhen ausgebrochen, in Folge dessen Zweihundert Universitätshörer relegirt wurden. Als diese dann mit Gewalt in die Hörsäle dringen wollten, fanden Zusammenrottungen statt und gab es schließlich blutige Schlägereien zwischen Militär und Studirenden. Für die Krönungsfeierligkeiten in Moskau werden die großartigsten Vorbereitungen, und zwar nur nur in pompöser Hinsicht, sondern weit mehr aus Sicherheitsrücksichten, getroffen. So ist unter Anderm ein kombinirtes Gardekorps zusammenge­­stellt worden, welches mit dem Schuge der Person des Grafen betraut wird. Ueber die namhafte n­um­­merische Stärke dieses militärischen Kör­­pers gab unsere gestrige T­agesmotiz bereits Aufschluß. Interessant ist jedenfalls, daß mehrere auswärtige Krönungsgesandtschaften von den be­­treffenden Regierungen dahin lautende Instruktio­­nen erhalten haben, erst nach vollzogener Krönung in Moskau einzutreffen. Die Libanon-Konferenz in Konstantinopel, welche zweimal 48 Stunden Hindurch die europäischen Diplomaten in Aufregung verfeßte, ist fü­r eine günstigere Zeit vertagt worden, und der edle Battenberger, so das Glüc Hat, russischer Fürst von Bulgarien zu sein, um wirklich in Bes­gleitung seines Bruders nach Konstantinopel abge­­reist, nachdem ihm vorher der Padishah noch in aller Eile einen blinfenden Orden verliehen hat. Set werden doch die offiziellen Telegrafen-Weisen ruhig schlafen können. ne d­ort = Du vernünftig und ernst sein willst, werde ich zu Dir sprechen ; sonst aber nie mehr.“ „Is bitte Dich vielmals, gib mir einen Rath ; was sol ich thun, was sol ich beginnen ? Wenn ich daran denke, tag die Marie den Doktor heiratet, glaube ich wahnsinnig werden zu müssen.“ „Aber, um ottes willen, das mußt Du doch schon früher gewußt haben und nicht exit heute.“ „3 habe das nicht geahnt, früher nit ge­­fühlt, was ich jei fühle. Erst wie ich die Marie, „Im Doktor eingehängt“, mit ihm gehen sah, ward mir war, daß ich ihn Liebe.“ „Wann war denn das ?“ „Dorige Woche.“ „Da waren sie ja schon zum zweiten Male aufgeboten." „All das weiß ich. Die Mutter hat mir’s gesagt.“ « »Nun und was sagte Deine Mutter?« d »Der Doktor hat schnell eine Andere gefun­­en." a hat Deine Mutter gesagt ?“ . a." „Nun da wundert’s mich dann freilich nicht, daß Doktor Penner von Euch gar nichts mehr wissen will. Er hat Dich und Deine Mutter voll­­­ ­ Tommen durhblidt.“ "Ich verstehe Di, nicht, Pepi.“ „Laffen wir das Ana, und sprechen wir von etwas Anderm.* (Fortlegung folgt.) RE­EN NET . ---.·».8- & assen «-".-. Fee-M­­ [dem Staat eine Iebende | Oedenburg,21.«Ap­ril 1883. Wir entnehmen­ im­ Folgen­den einige sehr beachtenswerthe Stellen aus dem­,vom­ Präsidenten des Landesindustrie-Vereines,Grafen Eu­gen Zichy, und dem Regieru­ngskommissär,Peterffy de Jagoce,dem­ Unterrichtsm­inister August von Trefort kürzlich unterbreiteten Berichte über die Organisation von Gewerbeschulen­ erster Stu­fe. Vor Allem ist,wen­­­«über«haupt ein­ nachhal­­tiger und ausgiebiger Erfolg von den­ Easwerbe­­schulen­ erzielt werden soll,die Anweisung einer Staatssu­bvention für dieselben unnerläßlich. Jene Mitte,welche im Kom­m­u­nal-oder Privat­­wege für derlei Schulen,zum­al in klein­eren Städ­­ten aufgebracht werden können,gestatten selten­ oder nie eine so ausreichende Instan­dsetzung des gewerb­­lichen­ Unterrichtes,um dessen volle Wirkung im Interesse der allm­ähligen Entwickelung und Bes­­teri­ng unserer gewerblichen Um­stände m­­it Sicher­­heit eriwarten zu­ dürfen Die Berichterstatter bitten sonach,die hohe Regierung wolle zuvörderst die Ausfolgung einer Staatssubvention,sowie die Höhe derselben für die gedachten Schu­len als erste Bedingung für da an sieben treten derselben anerkennen. Daß aber die Errichtun­g von Gewerbeschulen erster Stufe eine dringende,nicht abzu­weisende Nothwendigkeit ist,wird erst dann so recht klar, wenn man sich mit der Generation bekannt gemacht hat, welche dort herangebildet werden soll und wenn man weiß, daß 75 Prozent des Gewerbestandes aus derselben ihre Lehrlinge beziehen. Der Nieder­­gang der Gewerbe und die sichtlich zunehmende Berahmung der Handwerker hat zur Folge, das die hervorragendsten Gewerbetreibenden ihre eigenen Kinder, welche die Schule besuchen, nicht für das Handwerk bestimmen, weil sie dieselben nicht einer unsicheren Zukunft ausfegen wollen. Ein anderer Theil der Gewerbetreibenden, der das­­ Vertrauen und die Hoffnung noch nit ganz verloren hat, läßt seine Söhne wohl für das Handwerk erziehen, allein ebenso wahr ist, dag, wenn der junge Mensc nur einigermaßen tüchtig ist und die Mittel des Vaters es erlauben, die Betreffenden nach zurück­­gelegten Lebejahren in die Fremde gehen, nach Wien, Graz und noch weiter. Wer da glaubt, daß sie je wieder zurückkommen, ist im Stertium. Nur zwei bis drei Prozent von ihnen fehren heist, solche, die einen eigenen Herd haben, ein paar Felder oder einen kleinen Weingarten, die Uebrigen aber bleiben im Auslande. Und warum? Einfach des­­hald, weil man dort gute Arbeiter Deffer bezahlt. Der arme Gewerbsmann aber — und solche bil­­den die Mehrzahl — Holt fi feine Lehrlinge aus den Reihen herumirrender Waisen oder aus den Familien von Taglöhnern und Kleinhäuslern, deren Kinder, Groß des Unterrichtsgesees, seine Schule befugt haben und daher weder Iesen noch schreiben können. Dieser Theil der Kleinen Ge­werbsleute nimmt sich an nicht deshalb einen Lehrling, um sich einen ordentlichen Gesellen heranzubilden, son­­dern um die physische Kraft dieses­­ Dienstbotens, dem er seinen Lohn zahlt, in erster Linie für den Haushalt auszuwügen. In früherer Zeit mußte der Lehrling, um freigesprochen zu werden, eine Prü­­fung vor dem DIE­NR RER bestehen, dann erhielt er sein Wanderbuch und ging, statt in die Ge­­werbeschule, auf die Wanderung. Ein Geselle, der sich in der Welt nicht erprobt hatte, dessen Wander­ bn nicht befriedigend lautete, fand nur bei den Ichleötesten Meistern Aufnahme, und wer sein Handwerk nicht ordentlich erlernt hatte, konnte es nie zum Meisterwerden bringen. Damals aber fühlte das Handwerk wo nicht den Druck der Fabrike­­industrie, der Gewerbefreiheit und des Freihandels, sondern fand seinen Schuß in den Umständen selbst. Legt also, wo die Handwerkslehrlinge und Gehilfen der elementaren Kenntnisse beinahe voll­­ständig entbehren, während man heutzutage vom Kleingewerbe doch weit mehr Bildung und Fach­­kenntniß verlangt, wie sie auch das vorgescrittene Zeitalter erhelfet, bildet der Schulunterricht der Lehrlinge unserer Auffassung nadh einen der Kar­­dinalpunkte für die Entwicklung der vaterländischen Industrie. Dies fühlt man auch Heute in allen Schich­­ten des Gewerbestandes. Kennt und fühlt doc Nie­­mand besser die jümmerliche geistige und materielle Lage der Ge­werbetreibenden, als dieser selbst, ob­­wohl in dem gleichen Mage, ja noch mehr, auf der Staat selbst sie empfinden dürfte, denn wenn heute Jemand Umschau hält in jenen Städten un­­seren Baterlandes, in denen einst die Gewerbeklasse in einem materiell geordneten Zustande lebte und die damalige Steuerfähigkeit jener Klasse mit der heutigen vergleicht, muß er erschrecken vor der Ver­­armung, die er vor sich sieht. Es ist dies nicht HLos deßhalb traurig, weil es um eine Staffe, welche sondern auch deshalb, lange mit gewerblicher Arbeit verhäftigte Bevölke­­rung zum größten Theil eine echt ungarische, der Scholle treu anhängliche ist. Was hat die ungari­sche Staatsidee davon, wenn es auch möglich wäre, den Entgang der von ungaris@en Gewerbetreiben­­den bisher eingetroffenen Steuer aus andern Quel­­len zu erlegen, somit die Waagidhale materiell nur allzusehr finden solte, wenn hiebei eine gesunde Bevölkerungsklasse heimatlos wird und sich ein an­­deres Dnterland suhen gehen mus. Vom Tage. Ausländische Gemüthlickeiten. Die Studenten-Unruhen n ®ar ihau haben größere Dimensionen angenommen. Nahhdem am Montag der russische Student der Medicin Zufowitsch den Universitäts-Curator Apulitin in dessen Empfangszimmer vor einer größeren Anzahl von Personen, Herren und Das­men, wiederholt geohrfeigt hatte und in Folge dessen verhaftet worden war, rotteten si am Dien­­stag zweih­undert Studenten im Universitäts- Gebäude zusammen, um von dem Rektor Auskunft über das Schicsal ihrer wegen Beleidigung Apud=­tin’s verhafteten Kommilitonen zu verlangen. Der Nektor verweigerte rede derartige Mittheilung, das Universitäts-Gebäude wurde von Militär und Po­­­izei liefett, bei deren Anrüden sich die Studenten zerstreuten. Gegen dieselben wurde die Relegation ausgesprochen. Sie versammelten sich Mittwoch aber­­­­mals und versuchten den Eingang zu erzwingen; die Zusammenrottungen dauerten den ganzen Tag über, indem, als gegen Abend Polizei, Gen­dar­­merie- und Kavallerie-Abtheilungen die Krakauer Vorstadt und die umliegenden Straßen befegten, zerstreuten sich die Studenten. Der Curator hat sich durch seine rücsichtslose Strenge bei den Aka­­demitern allgemein verhaßt gemacht; vor einigem­ Wochen war es bereits in der Forstakademie zu Palamy zu einer Erhebung der dortigen Hörer gegen ihn gekommen, auf welche er die Schließung der Akademie und Relegation der Mehrzahl der Studirenden folgen ließ. Inzwischen ist auf höhere Weisung aus Petersburg die Akademie zum PBulamy wieder eröffnet worden. Das neueste Buletin vom „Dynamit- Kriegsschauplan“ lautet, aus London kommend, wie folgt: Zwei Centner Nitroglycerin sind allem Anscheine nach, außer den aufgefundenen und in London mit Beschlag belegten Spreng­­stoffen aus der Whitehead’schen Dynamitfabrik im Birmingham h­ervorgegangenen, ohne daß es der Polizei bisher gelungen wäre, in Erfahrung zu bringen, wohin dieses gefährliche Falrifat ge­­schafft wurde und wo es verborgen gehalten wird. Whitehead hat nämlich, so weit dies­ aus den auf­­gefundenen Rechnungen konstatirt werden konnte, 4", Center Glycerin gekauft, davon wurde in sei­­ner „H­exenfühe“ mod ein Centner vorgefunden. Mit Hinzurechnung der erforderlichen Salpetersäure werden aus 3"/, Centnern Glycerin 73/, Centner Nitroglycerin erzeugt. Bei Whitehead und Norman­n wurden jedoch nur 5 °, Zentner vorgefunden ; es ergibt sich somit ein Clanco von mindestens 2 Zentnern, da man nicht weiß, ob Witehead nicht so mehr Glycerin gekauft hat. Wohin diese bedeu­­tende Menge Nitroglycerin ihren Weg genommen, ist bisher unbekannt ; die P­olizei ist jedoch sehr zu­­versichtlich, daß es ihr gelingen wird, die no bes stehenden Depots aufzufinden. Der in London zur Verwendung gelangte Sprengstoff, den man nach der geübten Wirkung auf 20 Pfund friägt, dürfte gleichfalls aus der Whitehead’schen Küche hervorgegangen sein. Endlich sei auf noch der jüngsten Vorgänge des unseren „interessanten“ Nachbarn. Furz gedacht: Die montenegrinische Regierung hat nach der Ermordung Stefo Brbita’s ihre in Scutari ansässigen Unterthanen telegraphisch aufgefordert, in ihre Heimat zurüdzukühren. Der Handelsver­­kehr zwischen Albanien und Montenegro ist seit jener Schwedensthat vollständig abgebrochen. Iyn­­zwischen hat, wie wir aus Sfutari gemeldet haben, die blutige Chronik albanesisch-montenegrinischer Kämpfe einen neuen Zusammenstoß zu verzeichnen. Am 26. März verbargen sich im Schiffe des Sees von Castratti neun, von bewaffneten Montenegrinern­ bes­iegte Barken, während der Zeit, wo die Bevölkerung der Messe an­wohnte, irgend­eine Behausung von Castratti zu überfallen. Inzwischen kam in die Nähe des Ver­­stedes eine Barfe aus Flata, die nach Tuzi ging und vier Türken sowie zwei Türkinnen führte. Die Montenegriner befragten, als sie der Barke ansich­­tig wurden, die Snraffen über das Ziel ihrer Fahrt. Kaum war die Antwort erfolgt, als man auf bei­­Dse Bootsin Wassen beabsichtigten, . ee

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