Oedenburger Zeitung, 1883. Juni (Jahrgang 16, nr. 123-147)
1883-06-10 / nr. 131
V Sonntag, 10. Zuni 1883. xvI Mr. 131, OedenburgerBei (Vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortferitt zur Ehr? — Behrüchten auf Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ E Falrgang. fung, k Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Vierteljährig » »2..0·kr., ,Monatslich 1fl., sucLscucharts-Gg1131ährig F 6fl.,kHalbjährig 7fl.,Vierteljährig 30 Tr. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. rn E >xe Administration, Verlag und Inseratenaufnahme, Buchdinderin, Rommwalter & Sohn, Grabenrundel21, BET Einzelte Mnummern offen 5 Steuer.aM mergaffe 12. Sn Budnpeit: Iaulus Gy. Dorotheagaffe 11,)° Önferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bo ler, Walls: figare 10, A. 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Den rufsischen Weheruf hat der Moskauer Er-Bürgermeister und Professor Eziczerin in seiner Ansprache an den Selbstherrnger Alexander II. ausgestoßen, und lautet dieser, nach der vorliegenden Korrespondenz eines Wiener Blattes folgendermaßen : „Peter der Große hat Rufland als eine „Muine bezeichnet, welche eines großen Architekten „bedürfe, um aus dem Schutze zu erstehen. Rußland ist heute wie damals nichts als ein großer Trümmerhaufen. Aber nicht die Kunst eines „Architekten, und sei er auch der gemialjte, ist „Im Stande, den großen Neubau des Reiches aus“ “zu führen. Wir Ale müssen Hand anlegen; „rufe un“, großmächtiger Czar, herbei zu dem „großen Werke; wir wollen es unter Deiner „Führung hoffnungsvoll beginnen.“ Den „Weheruf“ aus Großcezechen hat ein sozialistischer Arbeiterführer Namens Bisher, ein zu zwölf Jahren schweren Kerfers verurtheilter politischer Verbrecher ausgestoßen, denn man in Prag, eben weil er ein politisches Verbrechen begangen, dort taufendmal ärger malträtirt, als den verrufensten Straßenräuber und Mörder. Wegen dieses Weherufes gingen die zwei Wiener Arbeiter: “führer Beufert und Hybes zum österreichischen einem Justizminister Prazaf (sprich: Prashaf), Ultradzehen, und theilten Diesem den „Weheruf“ des malträtirten „politischen Verbrechers“ Stüher in Prag mit. Diese Justizminister-Exzellenz hörte die Beschwerde sehr ungläubig an, troßdem, wie wir aus eigener Erfahrung wissen, unerschütterliche Wahrheit ist, daß in Oesterreich die politischen Berdrecherecht rufisch behandelt werden, dagegen die gemeinsten Baloten von den Gefängnisbehörden, gemäß ihrer geheimen Sonstruktionen, der liebepvollsten Behandlung und Nachsichten sich zu erfreuen haben. An Nede stehender „politischer Verbrecher“, nämlich Fischer, hat im Geheimen aus dem Prager Gefängnis an seine Wiener Freunde folgenden Brief geschrieben, der nunmehr auch zur Kenntnig des österreichisgen Justizministers gelangt ist und welcher den Beweis dafür liefert, dag, wie wir ebenfalls aus eigener Erfahrung wissen, der Uebereifer ultramontaner Fanatiker selbst im Gefängnisse sein Mäthchen an den politischen Verbrechern fühle. Silber schreibt: Genosfen! Freunde! „Kaum war ich zwei Tage hier, bekam ich Besuch von dem Pater Nowotny. Ich hörte ihn ruhig an, obwohl er mi ein räudiges Schaf hieß und er mir aulf sagte, daß ich die Schöne Natur nimmermehr sehen werde. Er bot Alles auf, um mir zu befehren und in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückzuführen. Als er jedoch mit seinen Belehrungsversuchen von Neuem beginnen wollte, ersuchte ich ihn, mich in Ruhe zu lasfen, mit der Versicherung, Daß ich Konfession gleg bleibe. Sept donnerte der Pater gegen mich los und gab dem Gefangenwärter Stolow den Auftrag, mich in den finstersten, strengsten Kerker zu werfen und mich ja nie mit anderen Gefangenen in Berührung zu bringen. Dem wurde sofort entsprochen und bin ich bis heute in einem Loche, das jeder Beschreibung spottet. Sein Lichtstrahl dringt in diese traurige Dede, sein Luftwechssel in diese Hölle. Dunkle Naht und immer stets allein. Meine Augen haben schon sehr viel gelitten, daß ich glaube, Halo zu erblingen. Ich erinnere mich, von anderen Genossen, welche nur zwei bis drei Tage hier waren, die Worte gehört zu haben: „Lieber ein Jahr Zuchthaus, als nur eine Mode an viesem Orte.“ Es gehört eine eiserne Natur dazu, um hier vegefiren zu künnen. Ic bin vielleicht roh zwölf Monate lang... nicht als politischer, sondern allgemeiner Verbrecher, verdammt zu diesem fürchterlichen Keffer, unter den entjeglichsten Qualen, beraubt des Lichte und ver Luft. ., Genossen, faut es aller Welt, was ich leide, damit Euer Ruf... zwingt, mich dem richterlichen Urtheile gemäß als politischen Gefangenen zu behandeln. Eilt jedoch, denn bald dürfte solche Dual auch mir zu stark werden. Er grüßt ich Euer armer Freund und Genosse Fiscer.“ Wo Thatjahen sprechen, hört jede Bemäntelung, wie jeder Zweifel auf. In diesem speziellen Falle könnte aber %icher ganz ebenso gut seinen Brief aus einem rufsischen Gefängnisse datirt und andererseits der nunmehrige Moskauer Ex-Bürgermeister Gziezerin seinen „Weheruf“ in Neuösterreich ausgestoßen haben. Denn, wie gesagt, die Behandlung der politischen Verbrecher in den österreichischen Gefängnissen ist echt ruffisch-. asiatisch, und das von Taaffe und seinen glaviosen Helfershelfern vernewerte Oefterreich ist nur wo eine ruffische Ruine. Was resultirt aber aus Dieser Zusammenstellung? Vor Allem, daß die österreichischen, scheinbar verantwortlichen, in Wahrheit aber sehr unverantwortlichen Regierungsmeisen Als le8 anwenden, um das zu föderalisirende Neuösterreich in die richtigen russischen Bahnen zu lenfen. Denn in tiefster Seele sind Taaffe, Prazaf, Ping, und wie die „Edlen“ alle heißen, davon überzeugt, daß nur dann das Föderativsystem bis zu seinen äußersten Konsequenzen im Defterreich durchgeführt werden kann, wenn alle widerhaarigen Elemente mitsammt der „parlamentarischen fastiösen Opposition“ vollständig mund» todt gemacht, die Presse total rassifizirt wird und die Staatspolizei an Stelle der ordents + Seuilleton.. WELVEA. Roman von * * (Alle Rechte für den Autor vorbehalten) (Fortlegung ) „Das Beste ist, daran nicht mehr zu denken. Ich glaube es wird, um den Schein zu wahren, räthlich fein, an alle Theilnehmer gleichlautende Entschuldigungsbriefe zu versenden, in denen mit scharren Worten gesagt ist, daß Euer Erlaubt bereit sind, jeder einzelnen Persönlichkeit den erlittenen Schaden zur Gänze zu erregen.“ „Da haben Sie wirklich recht. Wenigstens können diese Feiglinge nit über mich spotten. Wollen Sie lieber Campofi das Nöthige veranlassen ?* „So stehe Ihnen, Herr Graf wie immer zur Verfügung.* „Aie abgemacht. Doc fest, muß ich mich meinen legten und einzigen Gästen zeigen. Adieu.“ Szolomy traf die Gräfin Beylen mit ihrem Sohne, vertieft in eifrigem Gespräche, auf der Terasse des Kastelle. „Nun, haben sich die Herrschaften von dem gehabten Schreden schon gänzlich erholt ?“ fragte der Majoratsherr mit erzwungenem Lächeln. „Mein Sohn sagte mir eben,“ erwiderte Die Gräfin, „daß gar keine ernstliche Gefahr vorhanden gewesen; nur die drängenden Menschen hätten eine solche exit unnöthigerweise geschaffen.“ „Ia fürwahr“, nahm Sander das Wort, „die Säfte haben sich sehr unmürdig benommen. Sie geberdeten sich, angesichts des ersten Feuersheins, als ob plöglich die Pest ausgebrochen sei. Hätte ich meine Kompagnie zur Hand gehabt, ic würde all diesen Kavalieren gezeigt haben, was die erste Pflicht bei einem solchen Anlasse den Damen gegenüber erfordert.“ „Nun, mir [heint,“ warf Sándor’s Mutter ein, „gerade Damen haben selbst das Meiste zur Verwirrung beigetragen. Ich sah Einige derselben erst dann in Ohnmacht fallen, als sie schon längst dem ‚Bereiche der Gefahr entrückt waren.“ „Groß alledem wäre 8 Pflicht der Männer gewesen,“erwiderte Beylen, „auf die Rettung der weiblichen Säfte zuerst zu denken, nicht aber sie wild über, einander zu stürzen, als ob ein Kartätichenhagel niedergegangen.“ „Ich muß Ihnen, Herr Graf, darin vollkommen, beistimmen, bemerkte Szolomy, indem er seinem Carte. herzlich die Hand drühte. „Doch lassen wir die Sace ruhen, und fommen wir zu einem angenehmeren Thema. Sie haben mir noch nicht Die ende giltige Entscheidung gegeben, od. ich auf die,.Ehre ihres längeren Besuch’s in Laubenbrunn. regnen darf?“ EE> Siezu das „Illustrirte Sonntagsblatt“. „Auch dieses Thema haben wir bereits erörtert", antwortete die Gräfin. „Und die Entscheidung ?* „Wenn es Ahnen und hrer werthen Familie genehm, so werden mein Sohn und ich von ihrer gütigen Einladung Gebrauch machen und PUNTA SOGE n, cn... > « .Nur einige Tage?«sagte die unbemerkt mit Adrienne hinzugetretene Gattin Szolomy’s. »Das hängt am Ende doch von meinem Sohne ab«,gab Gräfin Beylen zurück. »Wir sind Ihnen so viel Dank schuldig«, erwiderte Adriennenbhltter. .,O,ich bitte,nur keinen Dank,wo die Pflicht zu handeln gebot,«remonstrirte Länder. »Ich nehme an,daß Sie recht lange unsere Gäste bleiben werden,«warstolomyein.— ,Doch was gibt’s rief er einem in der Thüre des Gartensalons,vor dem sich die Terrasse befennd, erscheinenden Lakaien zu. »Herr Camposi hat mit Eurer Erlaucht dringend zusprechen,«meldete der Diener. »Die Herrschaften werden mich gütigst entschuldigen,«verabschiedete sich der Majoratsherr. »Nun,was ist denn so Dringendes vorgefallen,daß Sie mich schon wieder abrufen lassen?« fragte Szolomy verdrießlich seinen Sekretär,als er mit diesem allein in seinem Arbeitszimmer war, (Ferstfegung zeigt ) ie « . at) a Au der u 8 ie Per a 3 a « ' I 2 esse ee ae s BER TERF re