Oedenburger Zeitung, 1884. Mai (Jahrgang 17, nr. 101-126)

1884-05-16 / nr. 114

ATEREN N REBEL TER EN RSEEUEFTR ne re­reitag in Oedenburger (Vorm­als „Oedenburger Nahßrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehre? — Bebrühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” m —— new » «2.50­ e.,Monati1fi-" « Fur Aifshck im Ganzju­hkigiefi.,aisjuhkigrfi»V­ektei­­nieset­»vo­­lss - Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Be Administration, Verlrag und Inseratenaufnahme; Buchdrukerei­­, Rommwalter , Sohn, Grabenrunde 121. EI Einzelne Nummern kosten 5 Kroner. = Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walk Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. fiagafie 10, A. Oppelis, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Eghalet, 2 ie» Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig­ 5 fl., Vierteljährig ollzeile 12, R. Moise, Seilerstätte 2, M. Dutes, ı., Ri­mergasse 12. In Budapest: Yaulus Gy. Doratiengasse 1, Lepp Lang, Gisellaplag 3, U. ®. Goldberger, Serviteny­og 3. Insertions:Sebüßren: 5 fr. für die ein-, 10 Tr. für die zweis, 15 fr. für die Dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die a Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Ein angeklagter Pichter. Dedenburg, 15. Mai 1884. Es thut uns weh einen der geistig begab­­testen Söhne seines Vaterlandes, den polnischen Dichter fraszewski, aufb der Anklagebant, zu sehen, wohin ihn der Verdacht geklagt hat, groben Landesverrath aus schnöderr Habsucht verübt zu haben. „Der Tichter stehe auf einer höheren Warte als auf den Zinnen der Partei“ heißt es im Liede, also nicht einmal aus Vater­­landsliebe, oder anderer edler Motive willen, geziemt es den Poeten fi in den Wuft politischen ParteisHndern zu stürzen. Dieses oder jenes Band geflißentlich zu schädigen, um einem anderen zu dienen ; wenn aber die Schadenstiftung, die Klonie, vollends aus dem Grunde geschieht um dabei Geld zu verdienen, dann schändet dies in der Nichts wieder gut zu machender Weise den Schuldigen, selbst wenn sein sonstiges geistiges Wirken ihm den Anspruch gewährt, mit aller Liebe und Nachsicht beurtheilt zu werden, ja der Fall solch’ einer fi­­elber stürzenden Größe ist noch viel tiefer, als der eines gewöhnlicher, vom rechten Wege abgeirrten Menschen, denn je ansehnliger die Höhe war auf der er stand, um so weiter unter ihm liegt der Abgrund der Schmach), wie 3. DB. jener, welcher nunmehr den ilustierten Denker Polens zu verfehlingen droht. Kraszewski ist vielleicht der fruchtbarste Schriftsteller des Jahrhunderts. Während der fünf­undfünfzig Jahre seines Schriftstellerthaums hat er dreihundert Bände darunter 200 Bände Romane­n geschrieben und, so viel er au auf den Büchermarkt gebraccht, er fank nie zur flüchtigen gendarbeit herab. Die Blüthen seines Geistes sind danach, um dauernde Zierden nit nur der polnischen, sondern der Weltliteratur zu bleiben. Sast alle seine Werke wurden in alle gebildeten Sprachen übertragen. Kraszemwst i­st 1812 geboren. Am 30. September 1879 feierte er sein 50jähriges Schrift­­steller-Jubiläum, bei welcher Gelegenheit er von vielen Negenten hohe Auszeichnungen erhielt. Nun steht er seit 12. d. in Leipzig vor dem deutschen Neidhsgerichte unter der schweren Haft der Anklage wegen niedriger Angeberei und Spionage. Er — der ehemalige preußsische Haupt­mann — soll im uftrage nichtdeutscher Regie­­rungen Korrespondenzen Über Dinge geliefert haben, deren Geheimhaltung für das Wohl des Deutschen Neices und der­ Bundesstaaten ges­boten war und zu deren Kenntniß sie nicht auf geradem Wege gelangen konnten. Der seltsame Prozeß, in den der greise Dich­­ter verwickelt wurde, macht in ganz Euro­pa Aufsehen. Zweiun­dsiebzig Journale, darun­­ter viele englische, französische und­ selbstverständlich rufsische und polnische, haben ihre Berichterstatter nach Leipzig gefgidt. E83 mag sein — wir wollen es zur Ehre der durch Kraszemwski sonst tödtlich beleidigten Muse, die ihn so sehr geliebt, glauben — daß ihn zu seiner Handlungs­weife blog das polnische Na­­tionalbewußtsein verleitet hat, jener unwidersteh­­lich Drang für das große Wert der Wieder­herstelung der politishen Unabhän­­gigkeit Bolend, an die zu glauben kein wich­­tiger Bole aufgehört, mit allen Mitteln zu wirken ; die Mittel aber, wie Kraszewek­ sie ergriff, waren mehr als bloß bedenklich. Er hat für einen ander­­en polnischen Scriftsteller, Zaleski, dessen Diätungen namentlich durch ihren tiefreligiösen Zug Anklang gefunden, zuerst dur einen gewissen Adler, der dem Helfershelfer jener Polin des Theaterstückes gewaltig ähnlich sieht, später direkt duch den preußischen Hauptmann Henri Korrespondenzen und Berichte über militärische Angelegenheiten anfertigen haffen und sie an Za­­lesti nach Paris gefhh­t. Kraszgemwsti gibt an, dies im Glauben gethan zu baden, die Kor­­respondenzen seien für militärisce Vawblätter be­­stim­mt gewesen, kann jedoch weder diese Blätter bezeichnen, no eine plausible Erklärung für die namhaften Summen liefern, mit denen diese Kor­­respondenzen bezahlt wurden, und au­ch­ die strenge Geheimhaltung dieses ganzen militärischen Korrespondenzdienstes motiviren. Da außerdem die­­ser eigenthümliche Narichtendienst für Frankreich gerade den Hufmarsch, respektive den Eisenbahn- Transport der deutschen Armee nach der West­­grenze und die Dienstinstruktion für die deutsche Feldtelegraphie, dann der für Rußland die Koma pleitrung der Behörden an Truppen und Pferden, die Hortifikation der Festung Meg und die tec­nischen Bestimmungen für H­ortifikations-, Artil­­lerie- und Garnisonsbauten, endlich der für Deft­reiche Uungarn die Verwendungsmeife des deutshen Infanterie-Gewehres (im Jahre 1866 bekanntlich von hoher Bedeutung gewesen) betraf, also lauter Dinge, von denen man wissen mußte, daß ihre Mittheilung das Rei zu Schaden bringen kann, befinden si die beiden Angeklagten ohne Zweifel in einer sehr schiefen Situation, die ihnen nach mehr reichen­ Kosten kann, als schon bisher. Wir erlauben uns aber Beute wo sein Urs theil über den Kraszemwstny-Prozeß. Nament ich von Kraszemwsti möchten wir gerne glau­­ben, er habe wirklich nur aus polnisch-patriotischen Motiven oder aus der Theilnahme für den mas­teriell nothleidenden Zalessi gehandelt, wie es ihm mehr weniger belastend nachgemiesen wird. Was dem Prozesse für uns besondere Wichtigkeit verleiht, ist außer dem Interesse für den berühm­­ten Dichter das charakteristische Licht, in welches dur diesen Prozeß Die Beziehungen der europäi« geworden — fhöner, als man si träumen lieg, — fhöner, als sie selbst es Hoffte. Ihr verblie­blondes Haar trug sie in Furzen Loden, um das niedliche Haupt­gesteet, nach Art der Griechinen und die feine Nase, die feltengewölbeten, rothen Lippen, das tiefbraune, sprühende Auge vollendete das Ganze zu einem Meisterwert, wie es ver Pinsel eines Künstlers nicht herrlicher schaffen ger­konnt hätte. Die Gestalt war biegsam und Athes visch geblieben, wie in der Kindheit, der Gang war elastisch, die Bewegungen fein und graziös, so daß Siebmar zu seiner Mutter sagte: „Nun Mama, die du Nord sind schön, aus unserem Mammerl ist eine Tee, ein deal ge­worden !* Die alte Dame hatte entzüct l­elnd dem bolden Mädchen nachgesehen, das mit seiner Gesells­chafterin dur die Alleen des Parkes promenirte. Migelinens Spielkamerad war ein stattlicher, junger Mann geworden, der seiner reizenden Nichte feurig den Hof machte. Jules hatte seine Natur nit vers­ändert. Leichtsinnig, oberflächlich wie der Süngling, so war auch der Mann geworden. Er hatte Europa vier Jahre Hindurc bereist und sich in dieser Zeit wohl zu einem völligen Salonmanne herangebildet ; er hatte flott und angenehm leben gelernt, seine Kenntnisse hatte er jedoch nicht erweitert. „Ich Habe die Welt dur meine heiteren Augen, nicht aber dur die Stubbierbrille angesehen“, pflegte er Michelinen zu sagen, wenn sie staunte, daß er so vieles Merkwürdige, A Interessante ganz ignorirt habe. (Fortlegung folgt.) deuilleton. Das Mammeril. Novelle von Hermance Potier, Ude echte vorbehalten. (Fortfegung ) Er mochte beiläufig 6 Jahre älter sein, als Micheline, trogdem ermangelte er mit mit ihr wie toll durch den an das Palais grenzenden Bar zu jagen, Reifen und Ball zu schleudern und allerlei Unsinn zu treiben. Nach dem Souper spielte er mit ihr Karten, bis Miceline meistens in Thränen ausbrach und man beiderseits zornig auseinander ging, um am nächsten Tage, sobald es die Lehrstunden erlaubten, wieder einträc­htig und unermüdlich zu spielen. Die Fürstin war enträgt über die­­ Vereini­­gung ihrer beiden Lieblinge, denn seit Micheline im Hause war, mußte ihr Sohn mit derselben seiner Mutter Zärtlichkeit theilen. Ver einem Jahre beiläufig war ürst de Nord, ihr Gatte, gestorben und die Erziehung ihres Sohnes einzig und allein dessen Lehrern anver­­traut. Bei dem häufigen Wechsel derseiben, der leider nöthig war, entbehrte Sales der festen, gleich­mäßigen Leitung einer Hand ; sein Charakter wurde daher mehr und mehr leicht und oberflächlich. Ob­­wohl sein Bruder seine Wortscritte überwachte, so oblag Jules da nicht mit gebührlichem Eifer sei­­nen Studien, denn Fredmar hatte nicht genügend Zeit, um sich ganz ihn zu widmen. Migeline dagegen lernte mit enormem leiße, wofür sie von ules herzlich ausgelacht wurde. „Hodt das Mammerl fon wieder über Büchern ?“ wehte er oft „So glaube, Du wirst eine griesgräs­mige Gelehrte werden !* „na, dann werde ich Dir do einige Male aus der ÜBerlegenheit Helfen können“, spottete sie dagegen und das Ende vom Lied war regelmäßig ein heftiger Disput, den Fredmar schlihhten mußte. So vergingen allmählig sechs Jahre, die aus dem bleichen, Tränkligen Rinde ein blühendes Mädchen gebildet hatten. Miceline liebte ihre Mutter — doppelt viel­­Zeit, weil sie von ihr getrennt, weil sie ihrer Zärtlichkeit mithin seltener theilhaftig war. Fredmar hatte Wort gehalten und Frangoise lebte frei von materiellen Sorgen , was jedoch ihr moralisches Wohlsein anbelangte, so war sie fü­r­­ ich unglücklicher als je. Die fortwährende Sehn­­sucht nach ihrer Tochter, der Schmerz um den be­­liebten, wuchs in ihrer ÜBerlassenheit, sie gab sich ihnen Beiden mit einer selbstquälenden Wollust hin, denn sie sie früher die Arbeit, die Thätigkeit zer­streute, so Hatte sie jegt Muße genug, ihren trü­­ben Gedanken nachzuhängen. Nur jene wenigen, kurzen Stunden, die Mi­­cheline bei ihr verweilte, brachte sie heiter, schmerz­­vergessen zu, sie versenkte sich da­nn ihres Kindes süßes Antlig, wie in ein Paradies, sie fand darin ihren Frieden — ihre Seligkeit! Francoise hatte Net gehabt, die Metamorphose des unbefiederten Bögelgens Hatte si vollzogen, Migeline war [hön­­­en. F . >­ee Aue ME 0 an Gase Er $ Much Reh

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