Oedenburger Zeitung, 1885. April (Jahrgang 18, nr. 74-98)

1885-04-22 / nr. 91

mr Mittwoch, 22. April 1885. Hedenburger­ Zeitung (vormals „Oedenburger Mahricten“.) Organ für Politik, Handel, Indusrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr! — Bebrühten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ en XVIH. Sahrgang.­­ Administrationyetlag und Inskratenaufnahme Huthdrukhkreis,Romwalter,Sphty Grabent und d­L­ F Einsehwegkammernkostenszmutzer.0 %03 Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Be oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations­­reife: e­2oeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl. BVierteljährig ” Se­nmel a > « MAuswärtsx Ganzjährig 12 Air helbjährig 7 R., Biertel­ 1 jährig . « Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infektionsgebühren, find­en die Redaktion portofrei einzusenden. Een aa A la­are Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wal­fißgafse 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Schalek, 1., Wollzeile 12, N. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dukes, ı., Ries­mergafse 12. in Budapest: Saulus GH, Dorotheagafse 11, Teop. Lang, Giselaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag 3. Insertions:Gebühren: 5 Tr. für die eins, 10 fr. fü­r die zweis, 15 Tr. für die dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 Tr. für die durclaufende­n Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Tr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt — Ein Opfer des Kredites. Dedenburg, 21. April 1885. Seit 14. (. M. findet die exekutive Yeilbie­­tung des Urbarialbeftes der Anwohner der Ge­­meinde Jinosda statt, und wird der parzellen­­meife Verkauf desselben 6 Woher hindurch fortge­­legt werden. Dieser Fall der Gemeinde Yinosda er­­regt billigerweise die allgemeine thrilnahmsv­olle Aufmerksamkeit. Das Bestehen dieser Gemeinde ist geschicht­­lich Bis in die ersten Jahrhunderte der Arpaden­­zeit zurückzuführen, aus den Zehentlisten, welche fragmentarisch wo vorhanden sind, war die Ge­­meinde schon der Sig einer Dechantei, vor der V­erwüstung der Mongolen. In späteren Jahrhun­­derten geschieht derselben auch öfter8 Erwähnung, so hat z. B. Georg Ráfoczy sein Heer konzentritt als er es gegen die Türken führte, Türken- und Zatarenverwüstung war die Gemeinde im Stande zu überleben, und sei zur Zeit des Friedens, zur Zeit des angeblichen Aufs­chwunges, geht diese Gemeinde ihrem gänzlichem Ruine entgegen, wird sie ein Opfer des Kredites. Die neueste Geschichte Janosdas, welche eine sehr Lehrred­e ist, lautet folgendermaßen : Vor etwa 16 Jahren kaufte die Gemeinde Yanosda den benachbarten Pußtabefig des Herrn Stefan Hußár, mit etwa 1600 Katastraljoch um einen­ verhältnismäßig annehmbaren Preis von 120.000 fl. Dies­es Kaufgeschäft der Gemeinde­­ Aanosda wurde von den benachbarten ungari­­schen und rumänischen Gemeinden sympathisch be­­grüßt, und als ein nachah­nungswerthes Beispiel hingestellt. Die Sparkasfe von Großwardein strebte bereitwilligst die Kaufsumme vor, und Alles gra­­tulirte an Herrn Hußer, daß er den Befi nit einem Einzelnen übergeben, sondern eine ganze Gemeinde in die Lage gefegt habe, einen vortheil­­haften Kauf zu machen, all die Spartaffe wurde beglückwünigt, daß sie durch Erfcliegung des Kre­­dites den Aufschwung einer großen Gemeinde ge­­fördert habe. — Und doch, welches ist das Ende all dieser Sympathieen und all des Wohlwollens ? Der Ruin der Gemeinde Yanosda ! Die sämmtlichen Befiger und Gemeindemit­­glieder haben sich nämlich solidarisch, Einer für Ale und Ale für Einen für den Kauffilling haftbar gemacht, ja sie haben sogar ihren Urbart­­albefig, als Hypothef, pfandrechtlig belastet. Die fleigigen Zahler kamen jedoch nach eini­­gen Jahren zur Einfigt, dag, wenn sie an ihren entfallenden Antheil­ bei Heller und Pfennig aus­­zahlen würden, sie dennoch, vermöge der solida­­rtigen Verpflichtung, für die säumigen BZahler haftbar bleiben. Nun kamen so ein paar Mißjahre, die Ra­­tenzahlungen stochten, die Zinsen wuchsen an, und das Ende war, das die Sparkasse Harte und Eres­lution anstrengte. Borerst wurde der gekaufte Hupar’sche Befik­­os geschlagen; der Käufer war die Sparkaffe selbst, der Erstehungspreis, der früher mit 120,000 fl. ge­kauften, war in Folge Werthverminderung von Grund und Boden — 40,000 fl! Demwohl die Sparkasse befestigt gewesen i­äre sich in­folge dessen nur 40.000 fl. von ihrer For­­derung abrechnen zu lassen, wurden aus Mitleid für die allgemein bedauerten Bewohner von Sar­no8da, denselben 90.000 Sl. gut geschrieben, aber bei alle dem blieb die Gemeinde durch Anwachsen der Zinsen und Ketten noch mit 80.000 fl. im Nacstande, die Evolution wurde fortgefegt auf den Biebstand und Feldfrüchte, und legt auf das Legte was den Leuten noch geblieben ist, auf den Urba­­rialbefig ! Die allgemeine Theilnahme für die unglück­lichen, der Heimatslosigkeit preisgegebenen Yanoss daer Außert sich au darin, daß zur Veilbietung sein einziger Käufer ersgeint. Die gläubigerische Sparkasse selbst fünnte den Grund und Boden mit 5 fl. ja 1 fl. per Koch Faufen, aber dieselbe hat das feierliche BVerspregen geleistet, denselben, er werde so wohlfeil wie immer verfauft, mit $55 fl. per Job einzurechnen. Ein ähnlicher Fall, wo ein größerer Befig parzellirt, an kleinere Landwirthe gegen solida­­rische Haftung verkauft worden ist, hat auch eine benachbarte Gemeinde zu Grunde gerichtet, und wie verlautet, erwartet in Folge der Solidarhaf­­tung ein ähnliches Schicsal derlei Käufer bei Orosháza und Szentes. Die Verzweiflung der Jano&bdaer rumä­­nischen Beprüferung ilustritt am erschütterndsten der Umstand, daß sie, um nicht ganz zu verfinfen, sogar ihre alte Religion zu verlassen si bereit er­ Härten, wenn ihnen irgendwie geholfen werden könnte, aber Danf der Toleranz, oder sagen wir’ dem Sinndifferentiismus unserer Zeit, fand sich Nies­mand, der auf einen so traurigen Handel eins ging. Die Blätter, namentlich die rumäniscen, er­­öffnen über Aufforderung des Herrn Georg 803, vann eine Kollette für die Stanosdaer, ob diese die 80,000 fl. und die vielen „com sua causa“ deden wird, das ist sehr zweifelhaft, gewiß aber ist es, daß bei­derlei Rechtegeschäften den „autos nomen“ werden sollte. Gemeinden, etwas strenger nachgesehen­e TC AEER 32 Sanitäres. An Budapest werden sich im Verlaufe dieses Sommers viele Vereine von gleicher T­endenz und gleichem Zweckk Rendezvous geben. Seuilleton. Die Sehestern. Original-Erzählung von Sermance Potier. , (Alle Rechte vorbehalten.) Die Blumen blühten, die Vögel fangen ihre liebesdurstigen Lieder und der tiefblaue Himmel rate herab auf die reizgeschmücte Erde, die vor ihm lag wie eine schöne Sultanin — heiter, üppig, strahlend. Die gelben Reh­ren wiegten bedächtig und gleichsam forgenschwer die müden Häupter, als ahnten sie schon die todtbringende Eichel und als grüßten sie zum legten Male die blauen Cyanen und die rothen Mohnblümchen, die in ihren Reihen standen ; sie hatten sie aufwachsen gesehen, wie nedische, geliebte Kinder. Große Birnbä­ume, in deren Schatten die Schnitter zu lagern pflegten, begrenzten das Feld ; aus dem dunklen Grün ihrer Blätter lugten die halbreifen, glänzenden Früchte hervor, und die Sonne, mit der sie folettirten, süßte ihre Wangen. Die digten, breiten Szenen dieser Bäume streiften fast die Zweige der Tannen des an­­schliegenden Waldes, dessen berauschender, harziger Duft die heißen Lüfte tränzte. Und den schmalen schattigen Pfad entlang, der durch den Wald und dann weiter den Berg hinauf bis zur verfallenen Burg führte, die oben auf der Höhe stand, wanderten zwei Frauen, bald munter mit den Vögeln trillernd, bald wieder leise plaudernd, wie die Quelle, die ihr silbernes Band durch’8 Gestein, durch Blumen und Kräuter webte. Die Eine von ihnen erschien wie eine Waldes­­fee im Schmucke ihrer goldblonden Loden, die wie Sonnenstrahlen glänzten, und mit den blauen Enzianaugen und der weichen, geschmeidigen Ge­­stalt. — Die Andere dagegen, ein frohes Menschen­­find mit dunklem, Traufen Haar, feurigen Bliden und frischen, Ingebenden, heiteren Lippen — Lippen, die nur laden oder Füffen können. „Sieh’ nur, wie Hübsch“, rief diese freudig aus und beeilte sich, die duftigen kleinen Anemonen zu füffen, die ihr so sehr gefielen, un­aß das da sein, Andrea, wir haben Mühe genug, die Höhe ohne Blumensaft zu er­reichen““, entgegnete beinahe ärgerlich das zarte, blonde Mädchen. „Liebst Du denn die Blumen niet mehr, Susanna? Ich weiß mich doch wo wohl zu er­­innern, daß, als ich noch daheim war, Dein Ti­ftet8 geschmüht stand, mit Bleilchen, Maiengloden und tausend anderen duftigen Blüthen.“ „na, damals — seitdem sind drei Jahre hingegangen und ich bin kein Kind mehr, Habe Ernsteres zu denken — — —"" „Und da müssen Andere sich für Dig nach Blumen baden — wie Schwesterchen ?* Andrea late shalfhaft und Susanna’s Eche Hang harmonisch zurück; dann flog ein Hunter Schmetterling vorüber, ruhte auf einer Blüthe am Brombeerstrand aus, nippte, wiegte sich und huscte davon . Andrea jagte ih­n nah wie ein tolles Kind, den Bliden der blonden Schwester ent ihm windend. Al diese endlich auf den Bergesgipfel ans­langte, fand sie Andrea wohlgemuth auf einem Steine figend und eifrig damit beschäftigt, gläns­zende Alpenröslein zu einem Strauße zu mwinden. Susanna blieb hochathmend vor ihr stehen. „Um des Himmels Willen Kind, wo warst Du? “Es ist abscheulich, mi in solche Sorgen zu verjegen :" „„Sorge? Um mich do wohl nicht, Du hast Di sicher allein gefürchtet !“" „N­atürlich*, gestand Susanna. „„ Das war überflüssig, fomm’, fege Di zu mir**, und das heitere Mädchen zog die noch immer greifende Schwester zu sich h­ernieder und rüste sie. „Hier gibt es Feine Räuber, Feine Polizei, ja nigt einmal einen Nachtwächter, er wäre nie nüß, er könnte höchtens ein zärtliches Abenteuer erleben“, sprach Andrea scherzhaft, „und Mord und Zuchtschlag wird hier schlimmsten Falles aus Eifer­­sucht oder Rache verübt, nicht aus Habgier. Nun, und da wir unter den Söhnen der Berge seinen Liebsten zählen, haben wir im dieser Beziehung nit zu fürchten.“ Und sie längelte wieder, daß die weißen Zähne hinter den rothen Lippen nedisch hervorbirgten und die dunklen Augen glänzten; dann sprang sie auf, stäubte die abgefallenen Blätter und Stengel, die beim Straußbinden ihr im Schopfe geblieben waren, vom Kleide und ihre Kleine, weiche Hand der Schwerter reihend, bat sie: „Sekt laß’ uns wieder weiter Klettern, mich zieht es mit un­widerstehliger Macht nach dem alt verfallenen Thurme.* (Fortlesung folgt.) eure. 2 ER Ri­a RER Kram x

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