Oedenburger Zeitung, 1885. September (Jahrgang 18, nr. 199-223)
1885-09-01 / nr. 199
— XII ».... ZN WS: 5 Das kann nicht oft genug ) denitgol ereTiden. Denn wir fürchten sehr, daß bei jeder Ausforderung, die im Reichstag gestellt werden wird, eine rationelle, den „gutereffen Ungarns entsprehende Wirtschaftspolitik zu inauguriren, daß seL oft gegenüber der bescheidenen Forderung, wenigstens eine ungarische Hoflpolitik zu beginnen, die Regierung immer und immer wieder auf Die Niesultate der Ausstellung verweisen und dur dieselben ihre bisherige ungenügende und die Synteressen des Landes ignorirende Wirtscchaftspolitik als richtig begründen wird. Die richtige Erkenntniß, daß der Schwerpunkt der inneren Bolitik auf fr mwirtsichaftlicem Gebiete liegt, verbreitet fi endlich im Lande mehr und mehr. Alle politischen Fragen müssen Hinter den wirthichaftlichen weit zurückstehen. Und auf diesem Gebiete muß besonders der Kampf gegen die Diesbezügliche Indolenz der Regierung geführt werden. Dies zu organisiren und das Boll zur Wahrung seiner wirthschaftlichen Apnterefsen hinzuleiten, dies ist die mädlihe Auf: Er aller Freunde des Volkes und des Daterlandes. de Unterricht in der Gesundheitsreßre. Budapest, 30. August. Herr von Trefort,den, als Kultusminister,reformatorisches Streben und rüstige, umverbroffene Arbeitskraft nicht abzusprechen ist, in welchen Eigenschaften er sich sehr vortheilhaft von den meisten seiner ministerielen Kollegen unterscheidet, hat im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege, die bei und, wo die Sterbligkeit so immens ist, bekanntlich so viel wie gar nicht erlftiet, die Einfügung der Gesundheitslehre in das Unterrichts-Programm der Mittelschulen beschlossen und beabsichtigt, die Lehrer dieses Gegenstandes gleichzeitig mit der Ueberwachung der Schulgebäude und Schüler in gesundheitlicher Beziehung zu betrauen. Zunächst Diesbezüglich schreibt und verfügt der Minister in einem an sämmtliche Munizipien gerichteten Birkular-Erlaß Folgendes : 0 9Die Gesundheit bildet das Fundament für den Wohlstand des Volkes; in meinem Kreise alles aufzubieten, um sie zu heben, betrachte ich immerdar als meine Aufgabe. Die Erfahrung in England, in den Vereinigten Staaten Amerikas, in Deutschland zeigt, daß das Sanitätswesen eine Frage der Bildung ist; er bessert si parallel mit der Civilisation der Seselsgaft. Mehr als irgendwo anders Tdet er daher bei uns eine dringende nationale Aufab, die Gesellschaft in sanitären Dingen aufzulären, auf daß sie Verständnis für die Hut der eigenen Gesundheit, Gefühl für das Sanitätswesen des Vol. #68 befige. Dieses Ziel schwebte mir vor, als ich anle beiden Universitäten des Landes Lehrtangeln und Institute für Hygiene (Gesundheitslehre) errichtete. Das war mein Ziel, als ic den gehörigen Unterricht in der Gesundheitslehre in den Lehrerpräparandien und auf den Rechtsakademien in’s Leben rief und für die e- philosofischen Fakultäten, sowie auch für das Polytechnikum vorbereitete. Ebenso von Nugen für dasselbe is e8, wenn überhaupt jeder gebildete Mensch E 2: erkennt, was ihm zum Schule und zur Förderung seiner eigenen Gesundheit zu thun obliegt. Die Kenntnis des Septeren zu verbreiten, ft die Mittelschule berufen, und ichhiiebe dahin, das in allen Mittelsculen Ungarns der Unterricht in der Hygiene, wenn auch nur als außerordentlicher Lehrgegenstand, aufgenommen und stabilisirt werde. Zu Erreichung dieses Zieles bedarf es vor Allem entsprechender Lehrkräfte und eines systematischen Lehrplanes. ALS Lehrkräfte wünsche ih Aerzte anzustellen, doch damit diese als Professoren den Unterricht gründlich und nach einem gleichartigen Systeme Testen künnen, ist es nöthig, daß sie einer entsprechenden Vorbildung theilhaftig werden. 5 Dieser Vorbildungwirt dienen der an der Budapester und Klausenburger Universität, ins Leben tretende bdygienische Professorenleiungs- und QualifikationsLehrkurs. Dieser Lehrkurs Brian am 15. September und währt bis Mite Dezember, wonach die Theilnehmer am Kurse vor einer hiezu beorderten Kommission die Professoren- Prüfung ablegen und im Falle des Erfolges ein Professorendiplom für Hygiene an Mittelfhren erhalten. Für Diesen Lehrfurd werden die sie Meldenden in beschränkter Anzahl aufgenommen, und zwar höchstens je 30 in Budapest und an laufenburg. Aufgenommen aber werden in erster Reihe Doktoren der Medizin, welche in ihren, an den Dekan der betreffenden medizinischen Fakultät Bis 15. S September zu richtenden Gesuchen um ihre Aufnahme erfuden. In der Eingabe hat der Gesuchssteller auch über sein bisheriges ärztliches Wirken Angaben zu machen. Aufgenommen werden ferner Doftop zanden, welche si bis 15. September bei dem Dekan der medizinischen Fakultät von Budapest oder Maurenburg melden. Der Lehrkurs, wie all die Prüfung sind unentgeltlich ;" blos für das Diplom wird eine Stempelgebühr von 1 fl. zu entrichten sein. Nur Solche, die ein Professoren Diplom für Hygiene besißen, werden an Mittelschulen als Professoren angestellt werden. Ueber dad Dienstverhältnis und Die Besoldung der so Angestellten werde ich seinerzeit verfügen. Indem ich hiedurch den Unterricht in der Hygiene an den Mittelschulen systematisch zu organisiren wünsche, ist es zugleich meine Absicht, in dem hygienischer Lehrkörper einen, für unser Sanitätswesen wichtigen neueren Faktor zu schaffen. Aufgabe dieser Professoren wird es,außerdem Unterricht in der Gesundheitspflege, sein, die Schulen und die Schüler in sanitärer Beziehung zu überwachen In ihnen wird die Schule einen hygienischen Sachverständigen erhalten, der das Gebäude, die Loyalitäten, die Einrichtung und die Instandhaltung in Bezug auf ihre sanitären Mängel beobachten und aufieselben die Aufmerksamkeit der Schulbehörden hinrenfen wird. die Aufgabe wird es ferner sein, über den körperlichen und geistigen Gesundheitszustand der Schüler zu wachen und auf die Krankheiten — namentlich auf solche, die dur Vernachlässigung gefährlich werden können oder andere Schüler anzufreten vermöchten — die Aufmerksamkeit der Schulbehörde Hinzulenfen. Schließlich wird es auch ihre Aufgabe sein, jene, welche Schüler in Kost und Quartier nehmen, in sanitärer Beziehung zu überwachen. Indem ich diesen Entwurf für den hygienischen Unterricht an Mittelschulen mittheile, fordere ic (Titel) auf, dieser meiner Zirkularverordnung die möglich größte Publizität zu geben und die auf dem Gebiete anfälligen Aerzte zur Theilnahme an dem zu eröffnenden Lehrkurse aufzufordern. Dem Tage. O Allerfehle Auszeichnungen. Se. Majestät der König hat dem Kreisgerichtspräsidenten in Wels Karl Freiherrn von Lempruch, anläslich seiner von ihm selbst angefuchten Pensionirung den Orden der Eisernen Krone III. Klasse, und dem Beizegespan des Bepprimer Komitats Desider Beghelyi, im Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten, tatfrei den Titel eines königlichen Watdes verliehen. OD Die Siebenbürger Sachsen ziehen, wie ein Leitartikel der „Hermannstädter Zeitung“ nachweiset, mildere Saiten auf. Besagtes Blatt bringt wortgetreu das von und schon im Auszuge zitirte „offene Schreiben“ des Abgeordneten Guido Baumern an seine Wähler und gleichzeitig einen schneidigen Denhnruf, in welchen die Schädlihkeit der verfehlten alljährlichen Politik während der legten 25 Jahre nachgewiesen und zur Bildung einer ungarifä gesinnten staatsfreundlichen Sachsenpartei aufgefordert wird. O Ernste Symptome Kroatischer Anzugiftung. Dem „Nemzet“ zufolge, sind die Wappen für den serbischen Kongreß beendet. Von den fünfzig Zivil-Vertretern gehören vierunndvierzig der radikalen Partei, drei den sogenannten Notabilitäten und der Florfalen Partei an. Von den fünfundzwanzig Geistlichen können allerdings sechzehn alsoyal betraptet werden. Die Radikalen sind aber mit 31 Stimmen in der Majorität, was auf bevorstehende arge Skandale fliegen läßt. Aus Agram schreibt man unterm 29. August: Der Banus behielt sich vor, die Eidesleistung de neugewählten und von Sr. Majestät dem Saiser-König bestätigten Agramer Bürgermeister8 Badopimach persönlich entgegenzunehmen, weshalb die Gemeinderathöfigung zur Suftallirung des Bürgermeisters verschoben wurde. Außer Agram entsenden uch Ejfegg, Siffet und Kreuz Begrüßungs-Deputationen anläßlich des Besuches unseres Monarchen nach Pozega. Betrüger so ohne Ueberlegung in’ Neß gingen. Nicht weniger als 33 Zeugen waren zitirt worden — ein förmliger Hocheitezug! Tanarky’s. Vorgefen blieb immer dasselbe; er trat ohne Weiteres in das von ihm ausersehene Haus und hielt um die Hand der Tochter an, die ihm auch nicht verweigert wurde Manchmal bedurfte es größerer Anstrengung und der abgefeimte Bursche spielte dann Komödie, wie ein Theaterheld. So geschah er auch in Tafs, wo er bei Frau Diare £ovics in Gesellschaft der Dorfhebamme erschien und auf den Sureen um die Hand der Naäncsi flehte, und wirklich ließ die leichtgläubige Mutter die Näncsi von ihrem 6 Meilen entfernten Dienstorte heimkommen. In der Regel machte unter Don Juan einen Ausflug zu Zweien nach Budapest, wo er dann die Braut figen ließ. Nach der an drastischen Szenen reichen Gerichtsverhandlung wurde TZanazky zu zehn Jahren Keiter verurteilt. Baba, (Eisenburger Rom.) 28. August. (Feuersbrunft.) Heute Mittag 1 Uhr ist in unserer Gemeinde eine Feuersbrunft zum Ausbruch gekommen, welche vom herrschenden Winde mächtig angefacht, alsbald so fkolossale Dimensionen annahm, daß die Einwohner machtlos zusehen mußten, wie die gierigen Flammen ihr ganzes Hab und Gut total vernigteten. An ein Wettungswert war um sio weniger zu denken, da in unserem Orte nicht nur großer Mangel an Wasser ist, sondern auch das Dorfindliche Taum in Verwendung kommen konnte, weil die einzige im Orte vorhandene Sprige in einem so desolaten Zustande und überdies nach so altem schlechten System gebaut ist, daß er geradezu tragifomise wirkte, als die ‚topflos gewordenen Bauern fi und die Sprige ’ maltrauirten. Unser sonst so freundliches Baby gleicht einem grauenhaften Schutthaufen, unter dem ei no immer weiterglimmt ; schwarzer, penetrant riechender Qualm steigt auf und die Angehörigen von 150 Familien stehen jammernd und Hände ringend um ihren eingeäscherten Befig. Den ganzen Nachmittag wüthete die entfeffelte Lohe, Alles ringsum vernichtend. Hundertsfünfzig Wohnhäuser, siebzig Scheuern, hundertfünf-, 319g Getreide- und Stroßtrijten, eine Anzahl Vieh, Geräthshaften, Einrichtungsgegenstände, Möbel, Wahinen, furzum Alles, Alles was nur im Zeulerherde vorhanden war, fiel der Vernichtung anheim. Um sich eine Vorstellung davon machen zu können, wie intensiv die Gluth und Hige war, bemerkte ich nur, daß selbst die eisernen Skellerthüren durchbrannten und die Flammen dann auch in die Souterrains eindrangen, bdafeldst ebenfalls Alles verheerend. Der Bahnstations-Chef requirirte zwar aus der Nähe Sprigen und Menschenhilfe, auch aus . Begprim kamen Löbtraine, aber da war seine Hilfe mehr möglich. — — — — Kaum zehn Häuschen sind vom ganzen Orte unversehrt geblieben. Glücklicherweise waren alle Objekte bei den Anstalten: „Phöniz," „Ersteinga=rifde“ und „Franco-Hongroise“ versigert, nichtsdestoweniger ist das Elend momentan und es schreiblich. Aus den Komiraten. Stußlweißendung, 29. August. (Don Juan im Bauerntittel.) Alexander Tanazky, der sich dieser Tage vor dem hiesigen hohen Gevichtshofe zu verantworten hatte, ist der reine Hugo Schenf in unblutiger Ausgabe. Der 2djährige Ichlanfe Bursche hat, trogdem er verheirathet ist, die Beriehungen beinahe geschäftsmäßig betrieben und die Zeit der jungen Liebe dazu benügt, die Eltern und Verwandten der jeweiligen Braut und diese selbst zu bestehlen und ihnen Geld oder Werthgegenstände herauszulaben. Merkwürdiger als das Vorgehen Tanarty’s ist nur die Leichtgläubigkeit der Bauern und Bäuerinen, die Dem Sm Zihzak durch die Ausstellung. Budapest, 28. August 1885. (Hortregung.) ‘Je länger man durch den Ausstellungen Rayon wandelt, desto schwerer trennt man sich von der Tülle der hier aufgehäuften Sehenswürdigkeiten. Immer wieder entdect man neue interessante Gegenstände, an denen man unmöglich nur flüchtig vorübergehen kann — denn bei genauem Busehen findet man überall Objekte, die eines eingehenden Studiums würdig sind, und wer sich die Mühe nicht verdrießen läßt und fi Muße in Hinreichendem Maße versgaffen kann, um Die bedeutendsten Gegenstände gründlich zu besehen, wird mit einer Fülle von Anregungen und Ideen bereichert, befriedigt heimfehren. Insbesondere für Provinzbewohner wären dringend geboten, wenn sie die Gelegenheit, die nur sobald wiederkehrt, benügen wollten, um hier die Fortschritte auf allen Gebieten der Zehnil zu studiren und dann das Gesehene zum eigenen Bors theile, Leder in feinem Bade, zu verwerthen. m Pavillon für Bergbau, im großartigen Gebäude des Kommunikations-Ministeriums und in der Maschinenhalle finden Fachleute ein Äußerst daufsbares Feld für fleißiges Studium und auch der Laie wird dort gerne seine S Kenntnisse bereigern und besonders im Pavillon des Kommunikations- Ministeriums, die Anstellung der Yillmaner Seesbehörden immer wieder anftaunen, denn das Fremde artige reizt und da immer am meisten. An Fr. Seltenhofer’s schönen Sladen vorbei, gelangen wir zu dem Pavillon für temporäre Aus- - SO SE ee RETTEN RE