Oedenburger Zeitung, 1886. Mai (Jahrgang 19, nr. 99-124)

1886-05-04 / nr. 101

« XIX. Fahrgang, « Bormaks ,,Bedenburger Nachrichten«) U ges lung Organ für Solitik, Kandel, Indutrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interepen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Er? — Bebrühten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ — .. .i« me u Blatt t tägli mit Ausna! Pp* bed auf einen m ’ ie alla: folgenden Tages Präanumerations­ reife: Si Loco: Ganzjährig 2­­­9 fl., re 5 fl, Bierteljährig Vär Auswärts: Samjähre 12 & „geTeiägnis 7 fl., Biettel- Alle für das Su­nfichte@ Sendungen, mit Ausnahme 2 Ben Inseraten, Pränumerationd und ne find wm die Nebaktion portofrei einzusenden. zdniuificntisn yeting und Inskratknaufnahnes sechs-unten C.Romwalter,Sohn­,GiesemunderLl F Einzelne Zummerntostensstensz = —— ee BRETT WERE EEE ENGE Serenage vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bogler, Ba­TE 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Schalek, ollgeile 18, ” abo "Seilerstätte 2, M. Dutes, 1., wie mergafie 12. In ®­apest : Saulus Sp. Dorotheagasse 11, Sepp Lang, Öketentee 3, U. 3. Goldberger, re­infertions-Sebüßren: 5 tr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 tr. für die dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 tr. für die ‚dur Taufers Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Bei mehrmaliger Einsrhaltung bedeutender Roseie Der abwärts rollende Stein. . Dedenburg, 3. Mai 1886, Wie ein Stein, der von der Spige­tinee steilen Felsens losgelöst, anfangs Tanfam abwärts gleitet, aber — von Klippe zu Klippe hüpfend — immer rascher in Schwung fümmt, in immer be­­­leunigterer, rasender Schnelligkeit zu Thal rolli, allerlei andere Steine, Erdreich und Wegtrü­mmer mit sich reißend und zulegt, wie zu einer Kieferk­­laft angefäwollen, wuchtig niederprallt, um unter sich Hütten und Felder, Thier und Menscen zu zermalmen , ebenso schwillt, bei der Leichtfertigen Statswirthschaft in Ungarn, das fi­­nanzielle Defizit zu immer größerer Last an und droht die jammervollste V Bernitung des Wohlstandes der betriebsamen Bürger. « Ein Budget von 344 Millionen Ausgaben in einer Zeit, da die Noth des Landwirths, des Handels und der Industrie eine geradezu unerträg­­liche geworden ! Ein geweglich präliminirtes Bud­­get von 14 Millionen, das aber nur auf dem Pa­­piere existirt, denn in Wirklichkeit werden jährlich mehr als 50 Millionen Gulden neue Schulden ge­­mat ! Wie der abwärts rollende Stein, wählt die Rapierrente immer an und fon wurden über 300 Millionen Gulden ausgegeben. Dazu kommen no dhe 160 Millionen jährliche Staatsschulden. Eisen­­bahn-Borshhüffe, gemeinsame Ausgaben und kro­­atische Angelegenheiten, gar nicht zu gedenken jenes niedlichen Straußes von Millionen, welchen die zarte Blumensprache unserer Minister „investitio­­nen“ nennt... Das it die Last, die ung immer gefährlicher an den Leib rüht und durch die Schuld der Regierung Ungarns blühende “Gefilde über kurz oder lang zu begraben droht. — Mit der förmlich bindenden, jedenfalls sehr zuversichtlich ausgesproenen Bereicherung die Finanzen des Landes zuordnen, ist die dermalige Regie­rung an die Spitze der Geschäfte getreten un­d die­­selbe hat nicht nur ihr Versprechen nicht erfüllt sondern im Gegentheile das Volk finanziellen Mi­­seren­ und wirthschaftlichen Katastrophen zuge­­führt. Man braucht nur einen Blick in den Be­­richt des Finanzausschusses zu werfen, an dem in der Sagung vom 1. Mai zu Budapest die legte Teile angelegt wurde, um die ganze Noth und den ganzen Kammer unserer Finanzwirtschaft zu er­­nennen. Unser Schagmeister braucht nur 60 bis 70 Millionen zur Deckung gelegwidriger Mehrausga­­­en unserer Minister, die mit ihrer Thätigkeit das Land gegenwärtig beglühen. Die Staatskasse ist leer und trug der unermüdligen Thätigkeit der Steuerschraube können die „Mehrausgaben“ und „Nachtragskredite“ nicht wettgemacht werden. Die Zukunft bietet denn auch unter folgen Umständen wenig erfreuliche Aussichten. Wenn in jener Weise, wie bisher, fortgewirtscchaftet wird, so führt dies zweifellos zum allgemeinen Ruin. Fürwahr, unsere gegenwärtige Regierung versteht er ein ganz akzeptables Budget vorzulegen, aber diese Vorlage ganz außer Acht zu lassen; sie präliminirt wenig, gibt aber dafür mehr aus; sie versprgt in großen und feier­­lien Reden die Herstellung des finanziellen Gleit­­gewichtes, um schließlich immer neue Schulden zu machen, Alle nur erdenklichen Steuern zu erfinden, die Staatsgüter zu veräußern, und dem Lande die Lebenskräfte zu entziehen. Das ist die Staats­­weisheit seit der gegenwärtigen Negierung und Folgen dieser Weisheit sind die sanitären, sozialen und wirtschaftligen Verhältnisse. Die E­röl­­kerung vermehrt sich kaum, Krankheit und Elend bereichen in erschreckender Weise. Körperliches und sittliches Siechthum sind die angefaulten Früchte der unrationellen Wirtsschaft. Die Jugend it un­­tauglich unter den Fahnen zu dienen ; die Armuth ist unfähig, Familien zu gründen. Und al’ a8 geschieht unter dem Zeichen des Liberalismus! Das ist der finanzielle, wirtscchaftliche und soziale Segen, welchen der Größenmwahn der ungarischen Staatsmänner und zugezogen hat, jener Genfer der Negierungsmaschine, die, wie der fürchtige Sohn Apollios, als er den Sonnenwagen zu dirigiren sich vermaß, BVerberben stiften. Das Volk wird mit leeren Redensarten abgespeist und den Günstlingen der Regierung werden die fetten Bifjen zuge­worfen. Dem Bürger bleibt die Seligkeit, immer und immer wieder neue Steuern zu zahlen. Deshalb grolle Niemand. Die „Mehrausgaben“ und „Nach­­tragskredite“, sie dienen alle zum Besten des Landes! AS in der Finanzkommission Minister Trefort eine scharfe Rüge wegen seinen Ber­­chwendungen und Geiegesübertretungen erhielt, führte er die Herzen mit der wohlbekannten Phrase: Er geschehe Alles zum Reiten des Landes; nun ist er aber Thatfade, daß sich eben unter den vom Ministr Trefort erbauten Balätten mancher befindet, welcher zu Privatwohnungen verwendet wird. Und solche Minister und eine solche Regie­­rung treten nun mit neuen Forderungen an das Parlament und an das Land heran. Wer blind ist oder die entjegliche Gefahr nit sehen will, der stecte, wie der oft zitirte Vogel Strauß, den Kopf in den Wüsten fand, daß er es wenigstens nicht sieht, wie ihm zu Tode trifft dr abwärts rollende Stein.­­ »."­­ Dem Jandflurmgesch. Debenburg, 1. Mai 1886. . geuilleton. Die Blankenburg. Original-Roman von M. Romann. . (Fortlegung.) „Und sind so früh fon zur Waffe gewor­­den ?*- inquirirte- jene-weiter.­­„Meine Mutter starb, als­ ic sechs Jahre alt war, meinen Vater nannte ich gar nit." Da stehen Sie jeßt ganz allein in der Welt. “ „Ganz allein aiät, « erwiderte Elsa, „die Familie, bei der ich wohne, nahm si meiner an. I­ch versiehe die Bänder nach den verschieden­­sten Saffons gefällig zu arrangiren,“ fügte sie, um weiteren Fragen auszumeichen fleurig hinzu. „So kommen Sie mit in mein Boudeir, wir finden dort Alles was wir brauchen, in der Nähe zusammen und ich werde dann nit länger als nothwendig aufgehalten sein.“ Mit diesen Worten öffnete sie eine Thür und winkte dem Mädchen, ihr dur eine Neihe an­­stoßender Gemächer zu folgen. „Hier­­ ist eine ganze Schachtel voll eier Seigenärmel und Barben, die ich auseinanderge­­trennt und nach der Mode umgearbeitet wünsche,“ meinte die Gräfin. „Wie lange werden Sie damit beschäftigt sein 2* N „Einige Zage,“ entgegnete das Mädchen, ‚wenn die gnädige rau befehlen, so werden wir ‚IA zum Schluffe dieser Woche mit deren Herrich­­fertig sein.“ „So arbeiten Sie täglich ?* „Don früh Bis zur Nacht.“ „Und den Grafen Hohenheim, sehen Sie ihn häufig ?* „Nur zuweilen, gnädige Frau.” 36 war in der Meinung, daß Graf Biktor­hr Freund sei ?* fuhr Klothilde in ihren Fra­­gen fort. „O gewiß,“ erwiderte Elsa, „im ganzen Sinne des Worts, und er weiß auch, wie sehr ich ihm dankbar bin. — Soll jede Barbe nach einem andern Muster gemacht sein ?* „Handeln Sie damit ganz nach Ihrem Ge­­ldmach. — Seit wie langer Zeit sind Sie schon mit dem Grafen bekannt ?* „Mehr als sechs Jahre.“ Sechs Jahre! Wieso machten Sie die Be­­kanntschaft ? erzählen Sie mir. Seen Sie sich Bieher auf den Divan“, ging sie mit freundlichem Lächeln weiter, „es mag Ahnen nicht schaden, ein halbes Stündchen zu plaudern.“ Elsa nahm Plaß. „Graf Hohenheim war der Befrüger meiner Kindheit," stammelte sie dabei verlegen. „Der Beihüger Ihrer Kindheit! Und wie fam das ?“ Elsa antwortete nit mehr; Leichenbläffe hatte plögli ihre Züge bedeckt, die Lippen waren geöffnet, das Auge starr auf die Tafel eines vor ihr stehenden Zieches gebannt. Klothilde glaubte zu träumen. Sie richtete wiederholte Fragen an das Mädchen, ohne daß sie eine Antwort bekam; sie viel sie, erfaßte ihre Schulter, aber Elsa verharrte in der Stellung, unbefgadet durch den Nachdem in nächster Sessionsperiode die Vor­lage des Landsturmgefeges auf die Tagesordnung kommt, dürfte ed vom nteresse sein Einiges zu erwähnen, mie bezüglich derselben Siieheitorlage im österreicht­­ale ob sie wahend Hehe, Umstand, daß sie in einem fremden Haufe, in der Gesellschaft einer Hochgeborenen Dame war. Das Porträt ihres Gatten! Der Sinn der Gräfin ward nun auch seinerseits in fi selber verwirrt ; ein fremdartiger Gedanke fuhr mit Zaubermasit dur ihre Gehirn. Mit einem Antlig, das im Moment jede Farbe verloren, starrte sie wie blind auf die geisterbbeigen Züge des Mäds dene, das immer no whe vordem in den Anblick des Bildes verloren war. D, wie selts am ward jegt der folgen Dame zu Muthe> Waren das nicht dieselben Züge, dieselben Formen des Kopfes, deren liebreizende Schönheit fon einmal ihre Aufmerksamkeit rege gemacht ?_ Dieses goldene Haar in so üppiger Hülle zusammengeflochten, diese bezaubernde Bläffe, dieser seelenvolle Blid in sei­­nem veilchenblauen tanze, hatten sie nit schon vor Jahren ihren Pippen einen Ausruf der Bes­wunderung entlobt? Aber wie denn ? war der Eindruck, werden diese Züge damals auf ihr Syn­­nered gemacht, so ganz aus ihrem Gedächtnisse verloren, daß sie nigt fon gestern beim ersten Andlid das junge Ween in diesem Bildnisse wie­­dersah ? „Vater“, stammelte jegt Elsa, ohne daß sie sich ihrer Werte bewußt war, „muß denn Dein Wiederfinden so ganz ohne Hoffnung sein ?“ Klothilde liebte, kaum hielt sie sich mehr. „Sie rennen dieses Bild 2 danifc. (Fortlegung folgt.) fragte sie me= MONEY-E e ee de A MER DE SEE 2. B IE Br­et ON 3 x ae fr 3 >

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