Oedenburger Zeitung, 1887. März (Jahrgang 20, nr. 49-73)

1887-03-02 / nr. 49

R got-mutm­­ .’«0rcf·,sadistamfi.gizöchönyif Einen­­ schwere­n Schlag hat nicht nur die gräfliche Familie Szåchjånyh sondern der gesam­mte Hochadel des Landes und insbesondere die Städte Oeden- Burg und Baden am 28. Februar erlitten: er starb nämlich daselbst nach längerem, schmerz­­haften Leiden im 61. Lebensjahre der allverehrte und seines regen Wohlthätigkeitssinnes wegen in den unweitesten Kreisen hochgeschäßte Graf Ladislaus Szechenyi. Der Entschlafene domizilirte bie im Frühlinge 1885 durch nahezu vierzig Jahre in unserer Stadt und viel des Aufblühens derselben in seiner werkthätigen Mitwirkung zu danken, ins­­besondere blieb keine humanitäre Bestrebung ohne seinen Beistand und die Summen, welche der Verewigte wohlthätigen Zwecken zugewandt, sind sehr beträchtlich. Segensvoll waltete er als Aus­­schußmitglied der viele Jahre im Hiesigen Armen-­­versorgungshause und der ihm — wie wir genau willen — tiefsa­merzliche Umstand, daß er­­ bei der legten Ausflugwahl in dieser Anstalt unerklärlicer­­weise mit wiedergewählt wurde, war zum nit geringen Theile, Anlaß, daß der edle Wohlthäter sein Domizil von Derenburg nach Baden verlegte. Was Graf Ladislaus Szechenyi der Dedenburger „Freiwilligen Feuermwehr”“ war, das weiß jedes Mitglied derselben "zu rühmen. Nicht nur, daß er die selbst übernommenen Pflichten als treuer Schüßer des Gutes, seiner Mitbürger mit wahrhaft exemplarischer Gewissenhaftigkeit erfüllte, so erwies er sich auch stets als großmüthiger, opfer­­williger Gönner des Synstitutes, dem übrigens Ion sein Name und seine persünlige Mitwirkung ein unerregliches Prestige verlieh. Weiland Eraf . Szechenyi liebte ee nst, mit seiner hochherzigen Munifizenz Aufsehen zu ermweden,­ er war unerschöpflich in Werten edelster Menschenliebe, allein er übte sie im Stillen. Thatjadhe­it, daß sein Blittender je seine Schwelle betrat, ohne ausgiebige Hilfe zu finden. Er war zugleich ein einsichtsvoller Förderer wahrer Talente, Musikern und Dichtern erleichterte er nach Kräften die dornige Laufbahn zwischen Deangel und Auhin. Wir weisen nur auf unseren persönlichen Freund, den inzwischen entschlafenen Posten Baron Kle­heim hin, den er nicht nur zeitlebens eine an­­sehnliche P­ension auswarf, sondern ihm auch ein prächtige Epitaphium am Badener Friedhof erritet hat. Von seiner ebenso hochherzigen Ge­­mahlin, Gräfin Gusti, die er vor vier Jahren zum Traualtar führte, fand der verklärte Menscen­­freund eine, gleichgesinnte, edle Lebensgefährtin, welche sich ihm immerdar begeistert aufb­loß, wo ve galt, wahrhaft Gutes zu driften,‘ Unterfrügungs­­unwürdiged zu patronisiren, und was vielleicht den ernsteren, mehr nach weiteren Zielen gerichteten Dliden des Gatten entging, darauf lenkte ihn liedivolft die engelsgute­rau, welche ihm das Leben verschönt und rosig verklärt hat. Nun steht die tiefgebeugte Witwe vor der entseerten Hülle des so überaus theuren Gemahls und ihren Schmerz theilen Tausende, die in ihm Alle den theilnehmendsten, großmüthigsten, liebevollten Gö­ner oder Freund verloren haben. Möge der Allmählige der trosi­­l­osen Witwe wenigstens in de­m Gedanken einige Aufrichtung verleihen, daß ihre Trauer selbst in den weitesten Streifen schmerzlichen Widerhall findet und daß Sedermann von dem verklärten Liebling ihres Herzens weinend sagen wird: „Der Besten Einer ist dahin, möge ihm die Erde leicht sein und sein leuchendes Beispiel Andere zu ebenso segenspollem Thun entflammen, al das Seine war, das fortleben wird in der dankbaren Erinner­­ung seiner Zeit genossen.“ E. M. * Fräulein Adele Glozer. Unser leider lang stumm gebliebener Korrespondent aus Graz, Herr D. M., schreibt uns endlich wieder einmal und zwar Über unser liebenswürdiges Oedenburger Kind, über die Grazer Primadonna vl. Übele Glozer, angeblich unter dem ersten Eindruckk des freudig Miterlebten, wie folgt: „Nach einer Reihe großer, in jüngster Zeit von Fräulein Glozer mit glänzendem Erfolge im Grazer Landestheater abe­solvirten Rollen in den Opern „Don Juan*, "Sigaros Hochzeit”, „Nobert der Teufel“ „ZIraviata“ u. v. m. gab das Fräulein Samstag den 26. Februar zu ihrem Benefize die Oper „Barbier von Sevilla”. Ihre „NRofine“ gestaltete sich zu­ einem großartigen Triumphfeste für die Benefiziantin, indem sie nebst zahlreichen kostbaren Blumenspenden nach jeder Szene mit frenetischem Applaud förmlich überflüttet wurde. Sie wurde über zwanzig Male den Abend hindurch gerufen. Alle hiesigen Blätter konstativen einstimmig die vollen­­dete Meisterschaft der Benefiziantin im Gesange sowohl wie im Spiele*). Unter den N Rezensionen ist jedenfalls die bezeichnendste die der „Deutschen Presse“, aus der wir nachstehende Stelle wörtlich wiedergeben wollen: „Wer jemals­ Gelegenheit hatte, die unwiderstehliche Wirkung einer Dars­­tellung des „Barbier“ in der Originalsprache von guten italienischen Sängern an sich zu erleben, wird die Schwierigkeiten ermessen künnen,­ welche sich sowohl in gesanglicher, als scauspielerischer Hinsicht bei Bewältigung dieser Aufgabe unseren heutigen deutschen Sängern und Sängerinnen ent­­gegenstellen; und doch können wir nigt umhin, zu versichern, daß das Fräulein GLlozer alle diese Schwierigkeiten mit wahrer Virtuosität bemäl­­tigte und ihre treffliche Leistung als „Rosina“, welche auch den lebhaftesten Beifall de Buslifumg hervorrief, einer der besten­ italienischen Darstel­­lungen gleichgestellt werden muß. Im ‚allen Arien der Oper selbst, wie auch in den Einlagen „Stac­­cato alter“, welche an die Kehlenfertigkeit der Sängerin die Schwierigsten Anforderungen stellen, bewies die Benefiziantin ihre vollendete Deeisterschaft.* Diesem maßgebenden Urtheile eines der­ fomprten­­testen Musikkritiker habe ich nichts weiter beizu­­fügen, als daß ich einer Stadt nur gratuliren fan, welche Gesangsfünstlerinnen der Bühne scheint, wie eine Louise Liebhardt, Lönigl, jährliche Hofopernsängerin und Wiener E­EL Kammer­­sängerin Frau Prosfa und Fräulein. Moele Clozer. * Ernennungen. Der Notar beim 1. Ge­richtshofe in Steinamanger Fran Sarlay wurde zum Unterrichter des Ober: Warther Bezirke- Berigies, Dr. Eugen Yanger zum Eizenotär beim Steinamangerer f. Gerichtshofe ernannt. * Bon der Raab-H:denburg-Schenfurther- Bahn. Der Oberinspektor Wilhelm Ritter von Gründorf, ehemaliger Generalstabshaupt­­mann und Adjutant Dded jiegreichen Heerführers im Schleswig- Halstein’schen Feldzuge FZM, Baron Gablenz, lieh sich als oberster­­ Betriebsleiter der österreichisch ungarischen Staatsbahn, pensioni­­ren und tritt an die Stelle des krankheitshalber in den Ruhestand getretenen Oberinspektors der „Raab: Deden­­burg Ebenfurther­ Bahn“, Herrn von­ Sting, an die Sorge dieser Verkehrsanstalt. Direktor Ritter von Gründorf ist ein wissenschaftlich hochgebildeter Mann und von den gewinnendsten Umgangsformen. Er ist Ritter der Eisernen Krone und zahlreicher anderer hoher Orden. Dae Sieiden des Herrn Oberinspektorg Sting aus seinem bisherigen Wirkungskreise wird gleichwohl — trog des gefundenen ausge­­zeichneten Erfaßd — nicht­ verfehlen, allseitiges Bedauern zu erregen, da er Duchh seine Zuverkom­­menheit und seine Bereitwiligkeit Jedermann, so weit er nur irgend das Interesse der Bahn gestat­­tete, näglich und gefällig zu sein, sich in allen Ge­­sellschaftsfren­en Achtung und Verehrung erworben hat. Ein fremd­gerechter Chef, hielt er zwar strenge auf pünstliche Pflichterfülung des ihm un­terstehen­­den Personales, verleugnete jedoch auch ihm gegen­­über nie die Herzendgüte, die ihm mit Nedt Alle, die ihn näher zu kennen das Bergnügen hatten, nachrühmen. * Das Wilhelmjstonzert betriffend, sind wir ersucht worden, unsern geegeren Verein "Nach­­stehendend mitzutheilen: Samstag, den 26. v. M. Abends 9 Uhr, erhielt Herr Chormeister Bütt, befanntlich der Arrangeur des Konzertes vom Ver­­treter Wilhelmj’s folgendes Telegramm: „Wil­­helmj Agram Hand verlegtren- Der Arztattest Konzert verfdht« den Brief folgte Montag Abends 7 Uhr, erhielt er einen Expresbrief folgenden Yahalıs : „Hochgeehrter Herr! Ich schreibe Ihnen Diese geilen im Zustande der größten Aufregung, welchen die beiden nachstehenden, soeben erhaltenen Depes­chen in mir hervorrief: „Agram. DBinge­­fallen, linie Hand verlegt, fann unmöglich vor 5. März spielen. Bin untröstlich über grenzenlos­es Reh. Bewguung Des Arztes folgt (gezeih.) Wilhelm !“. Gleich darauf kommt folgende Drahtmittheilung : „Aug­u­st’s Mathbeur fehler schmerzhaft,wenn auch ungefährlich (gg) Niemann.“ Es ist also hier eine force majeure eingetreten, die Niemand zu Ändern vermag und es muß daher das dortige Konzert verlegt werden. Bitte einst b­eim­ Samstag,den 12. März vorzumerfen Wachgeholt wird de­ one eben­fall­s, Dankbdarst ergebenft Ma wre­r“. Sollten einzelne Abnehmer von Ligen auf das Konzert nit mehr verleitiren, so werden Die­­selben Höflichst erfught, die Karten gegen Ausfolgung des betreffenden Geldbetrages in der Buch, Kunst­­und Musikalienhandlung des Herrn Julius T­hie­­­ring abzugeben. Brief und Depesche liegen­­ auf Bunsh in der Redaktion dieser Blätter auf. *­ Korrespondent legte die Zeitungen — fünf an der Zahl bei — woraus wir­ mit Vergnügen die Richtigkeit seiner Angaben konstatiren. ie Redaktion. D­ee een. * DBenefize. Unser jugendlicher Held und Liebhaber, Herr Will Kraus, feiert Donnerstag, den 3. d. M., seinen Ehrenabend mit dem preis­­gefrönten dreiartigen Lustspiele „Durch’8 Ohr“ und dem Einakter „Die Burgruine.“ Nachdem Beide Repertoirstüche des 1. Hofburgtheaters in Wien sind und, die Vorbereitungen, seit einiger Zeit mit aller Borgfalt betrieben werden, ist zu erwarten, daß diese Aufführung einen genußreichen Abend für das P.T. Publikum bringen wird, um­­so mehr, als selbst die kleinsten Rollen mit ersten Kräften belegt sind. — Wir wünschen diesem so strebsamen, allseitig verwendbaren Schauspieler ein total ausverfauftes Haus, um das Dichterwort : „Dem verdienste seine Kronen, zur Verwirklichung im Interesse des braven Bühnenmitgliedes zu ver­­helfen. Gerichtshalle. Schußverfandlungen des Oedenburger B. u. Gerichtshofes als Kriminal-Gericht. (Eine dürftige Bereltschaft.) Wexan­­der Bargain Nikitsch hatte am 6. November 1836 seinen Freund Kaspar Domnanovics als Schlaf­­kameraden zu sich genommen und Beide hatten si­chon bereit gemacht ihr „gutes Gewissen als sanftes Ruhekifsen“ zu benügen und einzuschlafen. Aber diesen Polster zog ihnen Lorenz Kuz­’ mics und Franz Fleischhalter,beide als Knechte bei der gräflich Zichyschen Herrschaft in Nikitsch bedien­­stet,—­unter dem Kopfeweg,in dem sie mit dem Vorschlage erschienen,aus dem gräflichen Preßhaufe Rothwein zu stehlen.Da sie diesen Vorschlag mit einem Liter Branntwein unterstützten,welchen nun die­ vier Unterneh­mer austranken,so wurde der Vorschlag zum Beschlusse erhoben und die viernossen zogen h­in zum­ Preßhaus. Alexander Barga stieß dort ein Fenster ein," durch welches Fleischhalter in das Preßths schlüpfee,in welchem ein Faß m­it 28 Eimer Roth­­­wein sich befand,1 welche 23 sich der besonderen Aufmerk­­­sam­keit des Winzers,des Kellerm­eisters erfreute,der4» damit besondere große Pläne gehabt zu haben schein­t.’ indem das­ Faß mit großer Vorsicht verschlossen und in Lehm eingeschlagen,das Preßhaus aber geheizt­­ worden war. Es waren auch besondere Wächter bestellt ge­­wesen, die das Haß hüteten, aber leider waren in jener verhängnißvollen Nacht die Wachen eingezogen worden und so stand­ den­ Frevlern nichts im Wege, um ihre schnöde That zu vollziehen. Zlei­chhalter stieg den Zapfen aus und­ zapfte ein tüchtiges Hafen Wein ab, welches er den Genossen hinausreichte, in deren „Schlünden“ das edle Na auch gar bald verschiwand. Aber wie der Appetit beim Essen zu­sommen pflegt, kam Den Burschen der Durft beim Zrinsen, Neuerlich hieß er „stoßt den Rupfen aus !“,was diesmal Doms­tanovich mit solchem Erfolge unternahm, daß er die Geister, die er gerufen hatte, nicht mehr toS werden konnte. Das edle Naß strömte nämlich mit Macht heraus und es gelang der werthen Gesellschaft nicht mehr den Zapfen wieder einzufügen. So flossen 24 Eimer Wein auf den Fußboden und nur 4 Eimer Hefe blieben zurüc im Falfe. Schaden von 144 fl. verursacht. Die Schuldigen sind geständig und es wurden &3 wurde hiedurch ein Domnanovich, Barga und Hleiihhafer wegen Ber­­brechend des Diebstahls3 SS. 333, 333/3 und 7 des Str..©. zu je einem halben Jahr, Kuzmich aber zu 3 Monat Gefängniß verurtheilt.­­­­ In derselben Sigung wurde Tuba Pon­­gracz Imre aus Kegzel, der am 4. März 1886 aus versperrter Kammer Brot und Schmalz gestohlen und einem gewissen Kapopt aus vier Halde Schmalz um 48 fr. verkauft hatte, zu einem halben Jahre Gefängnis, Kapoptäs aber wegen Hehlerei zu vierzehn Tagen Arrest verurtheilt. Tagesinnigkeiten. + Ein tödliicher Sfurz. Aus Triest wird uns berichtet: Der Maler des hiesigen Kom­­munal-Theaters, Peter Alejsandrini, stürzte sich am 25. Februar Mittags in Korfiagiulia aus einem enster seiner im vierten Stade gelegenen Wohnung auf die Straße. Alessandrini streifte im Sturze eine eben vorbeigehende rau, welche mit gebrochenem Rüdgrat und Spital gebracht wurde, während der Maler sofort to­­t blieb. + Salds Prophezeitungen. Professor Ru­dolf Zalbd, dessen Berechnungen und Lehren über den Einfluß des Mondes und der­ Sonne auf die­ Erde durch die jüngsten befragenswerthen Ereignisse in Italien und Griechenland wieder eine neue Bes­­tätigung erfahren haben, hat für das heutige Jahr außer den biß jegt eingetroffenen sechs. Tagen ‚und weitere 27 Tage vorausgesagt, an melden größere e g x­­ ...­ »J­­oe . a ka ..»" .. ER u er la. ae... ee ri ei

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