Oedenburger Zeitung, 1887. Mai (Jahrgang 20, nr. 100-122)

1887-05-04 / nr. 101

.3d«'7——--,Ts-;«J’ss«-«.«--».-.-:s-·· t vgäkittwoch,4.gälai1887 nz u Qr. 101 XX.Zaijrgang. «Erdenliurginsecnges (Borntals „Dedenburger Nabrichten“.) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortseritt zur Ehr! — Behrüdten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ in" S deinist ratimyyetlag und Zuskratku aufnuhm­ stchinåettiC.RomwalterGSohtyGuitmmm FG in seine Kummern toHen sie­ einenU DB Blatt erigeint täglich, mit Ausnahme des auf einen Bonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Eür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, vierteljährig IT So te, Monatlich If, » wuschättsx Ganzjöhrig 12 fi.,­salbjähris7 fl.,stettels jürigsstwkt. IlleIstkIts-Blatt bestimmte Sendasgen,nsitsnssssae I­Insernten,Phänumeratione-undJnimionisebüskes,flas­siü Repaktionportofreiein zu seinem Infotigievermittelm In Wien-Hafensteinälzoglek.0ss­­sischgemein A.Oppelik,1.,Stubenbastei 2,Heringschild­ 1.,Woplzeile 12, W. Diosie, Beilerstätte 2, M. Dules, ı, Rise­mergaffe 12. in Budapest: Saulus Gy. Dorotheagaffe 11, Sepp Lang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Bervitenplag 8. Insertions:Sebühren: 5 fr. für die eins, 10 Tr. für die zwei, 15 fr. für die deal, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Peritzeile evclusive der Etem­pelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender H­abatt Enthüllungen. Dedenburg, 3. Mai. Das maßgebendste der hauptstädti­gen Organe nimmt fürzlich die von der „Norddeutschen allge­­meinen Zeitung“ gelernten angeblichen Aufschlüsse über das Verhältung Desterreich-Ungarn zu Rußland vor dem Berliner Kongresse zum Anlasse an seinerseits Enthülungen auf Grund verläßlicher Informationen zu machen. „Es blieb dem Grafen Andrasfy — sagt nämlich der „P. &.“ — nur der einzige Weg offen, für den Fall, als Rußland zum Kriege gegen die Türkei schreiten sollte, seinerseits an der Nichtintervention fesz­halten, gleiche­zeitig aber auch in voraus genau jene Grenzlinie zu bez­eichnen, welche von russischer Seite nicht überschrit­­ten werden dürfe, solle in­ Oesterreich- Ungarn seine eigenen Synteressen als gefährdet und sich zu einem unmittelbaren Eingreifen genöthigt sehen. Es war übrigens nur nur eine Pflicht der Loyalität gegenüber Rußland, mit welchen wir ja durchaus gute Beziehungen unterhielten, sondern auch eine Pflicht gegen unsere Monarchie. D­iese legtere nach Kräften vor der Möglichkeit eines Storliftes dadurch zu bewahren, daß rechtzeitig diejenigen Punkte bezeichnet wurden, welche von uns als casus belli betrachtet werden müßten. Da­s ist denn auch von Seite des Grafen Andraffy gesciehen und wurde von ihm, ‚so viel wir uns erinnern, der Hauptsache nach auch gar nit als Geheimniß behandelt. Vielleicht nicht mit allen jenen Details, welche in seinen diploma­­tischen Noten enthalten sein mochten, aber in den Hauptzügen deutlich erkennbar, hat er dasjenige, was er als die Unteressensphäre Oesterreich-Ungarns betrastete, auch vor den Delegationen zu wieder­­holten malen gekennzeichnet , so namentlich bei Ge­­legenheit der Verhandlungen über den Sechzig-Milli­­onensFredit am 9. April 1878. Daß sich unter jenen Punkten, welche von Seite unserer Monarchie im Voraus als casus belli bezeichnet werden, auch eine fremde Distupation Bosniens und der Herzegowina befand, kann auch, wenn man nir in die Geheimnisse der damaligen Verhand­­lungen eingeweiht ist, für seinen denkenden Politiker einem Zweifel unterliegen, und wir würden es nur als Beweiß einer richtigen staatsmännlichen Er­­kenntniß betrachten, wenn Graf Am­drasfy lieber sc­hon zu allem Anbeginn rund­weg erklärt hätte, daß wir zwar die Türken aus Bosnien und der Herzegowina nit verdrängen wollen, so lange sie im­­ Stande sind, im biesen unseren Nachbarländern Ruhe und Ordnung auf­­rechtzuerhalten,daß wir aber, falls die Türken dieser Aufgabe ni­cht gewachsen wären und daher in­ der Lage dieser beiden Länder nochgedrungen irgend eine Wanderung eintreten müßte. Die Destupation derselben durch irgend eine andere Macht, sei es eine große oder k­leine absolut nicht dulden, sondern sofortjeift einschreiten würden, um in der unmittelbaren Nähe unserer Grenzen, so­­weit dies eben möglich, geordnete Zu­­stände herzustellen.“ Wir konnten nicht umhin, diese bemerkend­­werthen siglistischen Wendungen in der Beurtteilung unserer auswärtigen Politik Seitens eines Blattes zu reproduziren, das bekanntlich von der Regierung inspirirt ist, denn sie treffen sozusagen aus den Mittheilungen den Kernpunkt der von der "Nordod. Allg. Ztg." aufgeworfenen Frage über die Borg­geschichte des Berliner Kongresses, auf deren besondere Wichtigkeit und deren empfind­­liche Sorge für Ungarn wir nit erst noch be­­sonders hinzumeilen brauchen. " Z August von Frefort gegen den titerm­rischen Indifferentiumnn Oedenburg,3.Mai. Wir haben uns im Titel zu diesem Aufsatze vielleicht falsch ausgedrückt,der Herr ungarische Kul­­tus-und Unterrichtsminister wendet sich vielmehr gegen de­n Differentismus der bemittelten Leute den Ers­zeugnissen der ungarischen Literatur gegenüber, und beantwortet die Frage:»warum in Ungarn gar so wenig Bücher gekauft werden« in einem»Offenen Schreiben«an den Redak­­teur,im Maihefte der»Budapesti Szemle«wie folgt: Geehrter Herr Redakteurlichwerfe einige Zeilen auf’s Papier,die dem Leser so­ wohl wie dem Schriftsteller nicht genug ans Herz gelegt werden können.Ich bitte um Veröffentlichung derselben,Sie werden vielleicht auch nur so hingeworfen den Leser zum Nachdenken veranlassen. «Wenn das Wissen überhaupt einen Werth besitzt, so muß auch die Schule einen Werth haben.Die Säule ist aber der Lehrer und das Schulbuch. Ein schlechtes Schulbuch bildet eine wahrhaftige Gefahr; diesed Uebel muß in irgend einer Weise sanirt werden. Eben deshalb ist es nur ein mehlwollender Rath, daß Die Herausgeber beim Epdiren von Schulbüchern vorsichtig seien oder diese Spekulation für eine Zeit aufgeben, 6iß die Frage gelöst sein wird. Aber die Herausgeber behaupten angeblich, daß nur die Schul­­bücher Gemeinist abwerfen, weil bloc Ddiese gekauft werden, ab dür ungarische Bücher finden sich wer­­niger Käufer. Gefegt, daß dem wirklich so ist, fprichen wir nach den Gründen, warum Die unga­rischen Bücher so wenig Käufer haben? Der erste Grund ist, daß die ungarischen Sc­hrifte­steller den französischen die Kunst des Büchermachens — art de faire un livre — nicht ablernen künnen oder dies nicht wollen und in sehr vielen Fällen dent Seuilleton. Der Ausgefloßene. — Novellette. — (Bertiegung) Da ging Dubief an uns,vorüber ; er war kaum der ‚Schatten seiner selbst und­ warf uns einen düsteren und verzweifelten Blick zu. IH war bieher zu jung, zu unerfahren ges wesen, um mich nach derlei Dingen zu erkundigen. Segt flößte mir feine­­ Bläffe, feine Magerkeit, die ganze Melancholie, die sich in feinem Wesen aus­­sprach, Mitleid ein. — Der ft denn Dchieser arme junge Mann, fragte ih m einen F­reund, den man immer allein sieht ? — Bie, Dubief. — Warum meidet man ihn denn so, als ob er vom Ausfuße befallen wäre? ... Er seint sehr unglücklich zu sein. — Du wirst ihn doch wohl nicht bedauern den fennst Du nichte? Es ist Er ist ein brutaler Gesell.. . . ein Yümmel,... ein Wilder ..., und wenn Du es wagen wür­dest, ihn anzusprechen, würdest Du mit Brutalitäten von ihm behandelt werden, wenn er es nicht vor­­zöge, Dir einen Degenstich zu verfegen oder Dir eine Kugel zwischen die Nippen zu jagen. — Das füge darauf an, aber was hat denn der junge Mensch gethan, das die Uehtung aller Welt auf sein Haupt herabgerufen hat ? — Was er gethan hat ? Woher kommst Du denn ? Weißt Du nicht, daß er Öffentlich eine Dame geohrfeigt hat, ein Schönes und geachtetes Fräulein aus der Stadt, Fräulein Leona Desjardins, welche an den Folgen dieser niedrigen Brutalität beinahe gestorben wäre, Sch Fannte Fräulein Desjardind vom Sehen; dasselbe war in der That ein sehr Hübsches, reiches und unwohlerzogenes Fräulein. Ich fragte neugierig nach den Einzelnheiten dieses­ aufcheulichen Attentates. Mein Freund wußte hierüber nit mehr als die Welt, und da mochte wohl etwas Gevatterinen- Blatten dabei sein. Er erzählte mir Folgendes: Dubief hatte, al er no in der Gesellscaft verkehrte, im derselben Fräulein Leona Desjardins kennen gelernt ; von leichtentzündlicher Natur, ver­­liebte er sich in sie und da die beiderseitigen DBers­hältnisse sein Srinderniß­ boten, hielt man allgemein dafür, daß bald die Hochzeit folgen werte. Das Fräulein genoß eine größere Freiheit, als man dieselbe sonst jungen Damen zu ge­­währen pflegt. Sie hatte weder Vater, noch Muts­­ter, sondern lebte bei einer alten Tante, ihrer Vor­ münderin, die vom Rheumatismus heimgesucht das Fräulein nicht immer außerhalb des Hauses beglei­­ten konnte. Xeona besuchte also sehr häufig die Häu­­ser befreundeter Familien, sowie auch die Kirche unter der Obhut einer alten Gouvernante und Duchef wußte es so einzurichten, daß er sich täglich auf ihrem Wege einfand, um mit ihr einen Gruß oder selbst ein verbindliches Wort zu tauschen. Da verbreitete sich pröglich das Gerücht, daß ein neuer Bewerber, für welchen größere Vorzüge sprayen, um Leona freie und daß er alle Chancen habe, Dubief vorgezogen zu­ werden. Eines Tages, als das Fräulein, von ihrer­ Souvernante begleitet, auf dem Heimwege begriffen war, trat ihr Dubief mit entstellten Zügen, und flammenden Bliden plöglic­h mitten auf der Straße in­ den Weg und sprach mit den Zeigen größter Aufregung mit ihr. Was sie einander jagten, von welcher Seite ein zu wasches Wort gesprochen wurde, blieb unbekannt, allein die Yoraldronit bee­hauptet, daß Dubief in einem Zustande höchster Aufregung zu Leona gesagt habe: — Gie lieben mich also nit? Sie wollen einen Anderen bei­athen ?­­ Und hierauf sollte das Ungeheuerliche gesche­­hen sein,daß er sie ins Gesicht geschlagen habe. Die Lente zweifelten wohl,daß die Sache sich genauso zugetragen haben konnte;allein wie denn auch immer sein mochte,soviel istsicher,daß Fräulein Desjardim als sie sich in das Antlitz ge­­troffen fühlte,einen Schrei ausstieß und halb ohn­­­mächtig ihrer Gouvernante in die­ Arm­e stürz­ke. Man brachte sie nachhause,wo sie sich durch die ihr­­ zutheil gewordene Sorgfalt erholte,während Du­­bief verzweifelt und halb von Sinnen in seine Wohnung eilte und man allgemein glaubte,erwerbe­ sich eine Angil durch den Kopf jagem Das geschah nun wohl nicht und er zog es vor,sich mit der ganzen Stadt auf dem Kriegs­­fuß zu stellen.Fräulein Desjardins aber fühlte sich durch den Standal,dem sie zum Opfer gefallen, geradezu vernichtet. Echtußislgu |

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