Oedenburger Zeitung, 1888. April (Jahrgang 21, nr. 77-100)

1888-04-22 / nr. 94

FR­EIT ER XXI. Sog. Oldenburger Zeit (vormals „Oedenburger Nachricten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interesen ER „Dem Fortb­ritt zur Ehe’ — Bebrühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.* Motto: überhaupt.­­_ n Be­re ae — nne für das er Eh eben, mit ni­eo Jufersten, P­ränumerations- und Infertionsgebühren, = u die Redastion portofrei einzusenden. In Ahninifrfin, Herlag und Inferniennufuahne: Yatinnkai E. Romtvalter & Sohn, Grabenrunde 121. SI Einzelne Nummern Rollen 5 Kreuger. RE­ Bes Blatt erscheint täglich mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Füräanumerations-Freire: Gr­iseo: Ganzjährig 99 fl, ERIERe 5­5, Biertelsäßeig L., ame Auswärts: Semi 12 , Saijäneig Tfl., Biertel­­Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Bogler, Walk­ap­afse 10, 9. zpeas 1, Etubenbastei 2, Seineit Büalek, ollgeile 38, Mofie, "Seilerfätte 2, M Dufes, ı., Mie­wergasse 13. In Wubapep: Paulus Sr. Dorotheagaf­e ıı, Lepp Lang, Bifelaplag 3, A. B. Goldberger, Bervitenplag &, Dilderdbise Gebühren: 5 x. für die ein­, 10 fr. für die zwei, 15 tr. für die beeis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 tr. für die durchlaufende Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Dei mehrmaliger Einshaltung bedeutender­en I Was wird geschehen Dedenburg, 21. April. Kaiser Fridrich ringe mit dem Tode — jede andere Deutung der Krankenbulletind über den kaiserlichen Dulder in Charlottenburg ist bloße Situ­­sion — aus seiner todeswunden Brust ringt er ein heißes, imbrünftiges Gebet empor. Aber nicht mehr am Genesung, nur noch um Erlöftung von jeinem Leiden fleht der edle Dulder . ... Der Herbst ist gekommen für Ddieses herrliche Würstendasein, für diese hochprägende Eiche, deren stolze Blätterkrone tausend sonnige Hoffnungen gewebt hatte. Die furchtbare Krankheit hat das Werk der Zerstörung volbracht. Es ist gleichgiltig, welden Namen man der Testen Todesursache beilegen, ob man von Blut­­vergiftung, von Lungenentzündung oder fakektischem Zerfall des Gesammtorganismus sprechen wird. Wir wissen nur, daß Dieses edle, kostbare Leben unrettbar der Vernichtung geweiht ist, daß die Hoffnungen, welche sie an dasselbe knüpften, nicht in Erfüllung gehen werden. Und wir missen, daß im diesen leuchtenden­­ Frühlingstagen ein frostiger SHerbstschauer durch die Welt geht, daß alles Licht und alle Farbengluth des Lenzes gedämpft erscheint durch die Schatten des Todes. Es geht zu Ende, und es gibt nur noch einen Wunsch : daß dieses Ende rase und schmerzlos fomme. Genesung ist unmöglic), so mag denn das Gebet des frauen Kaisers si erfüllen, möge ihm baldige Er­­lösung von seinen Leiden werden. — — Europa muß sie mit dem baldigen Eintritt der Katastrophe ver­­traut machen und eine lange Frage ruht demnach auf Aller Lippen: Was wird geschehen?! Unrecht scheint er uns indessen sich über die fünftige Gestaltung der Politik Deutschlands allzu pessimistischen Anschauungen hinzugeben. Man schildert den Kronprinzen Wilhelm als einen echten Hohen­­zoller, und es ist zu erwarten, daß er im Augenblicke, wo er die Regierung antritt, die­­ Verantwortlichkeit empfinden wird, die mit der Macht verbunden ist. An Kai­ser Wilhelm I. wird, wie wir hoffen, ein treuer Verbündeter Oesterreich-Ungarns sein. Noch lebt Kaiser Friedrich, und es ist noch nicht an der Zeit, Betrachtungen über den neuen Thron­­wechsel anzustellen. Wir sprechen auch nicht von dem fünfzigen Kaiser, wir sprechen nur von dem Kron­­prinzen Wilhelm. Mehr als jemals ist es demnach an der Zeit, von jenen eigenthümlichen Strömungen zu sprecen, die das Ende des neunzehnten­­ Jahrhunderts charak­­terisiren. Wir sehen Prinzipien, die man als unan»­tastbar betrachtete, die als die Fundamente unserer glänzendsten Errungenschaften, als die Garantien unserer Zivilisation angesehen werden müssen, im Kampfe mit finsteren Bestrebungen, die wesentlich auf eine Belebung des Mittelalters abzielen, die mit Berufung auf Natio­­nalität und Race alle Humanität vernichten wollen. E83 ist auch seine Frage, daß diese Bestrebungen, wenn sie den Erfolg für sr hätten, zu den friedlichsten Umwälzungen führen müßten. Die politischen, sozialen und ökonomischen Zustände Europa’s müßten gewalt­­same D Veränderungen erfahren und das Alles würde sie nur unter fürchterlichen und blutigen Katastrophen vollziehen. Krieg wäre die Losung, der Krieg zwischen den Staaten und der Krieg innerhalb der Gesellschaft. Wir lassen auch der gegnerischen Seite Gerechtigkeit widerfahren ; wir missen, daß die Parteien, welche dem Mittelalter zustreben, den Werth de Friedens zu jrägen willen, und wir wollen seineswegs die Bes­chuldigung aussprechen, als ob der Krieg zu ihren Wünschen gehören würde. Das ist nicht der Fall ; allein der Krieg würde von selber kommen, weil die Staaten gezwungen wären, ss mit den Waffen in der Hand gegen die Durchführung gewisser Pläne zu vertheidigen. Der­äger, der den Wald oder Die Prairie anzündet, um eine ergiebige Jagd zu haben, denkt eben nit als die Verwüstungen, die der Brand anrichten muß. It das gefährliche Element einmal feiner Fesseln ledig geworden, dann lassen sie die Verwüstungen nicht so Leicht begrenzen. Denjenigen, melde Staat und Nationalität, die soziale und wirth­­cchaftliche Organisation nach mittelalterlichen Idealen umgestalten wollen, steht ja jene furchtbare Partei entgegen, die über die ganze Welt sich ausdehnt, und die auch rücsichtslos gegen die Errungenschaften der Zivilisation die ungeheuersten Ummälzungen und ms­gestaltungen durchführen möchte. Neben dem Gespenste der mittelalterlichen Weaftion, neben der Weisheit, die Spanien unter seinen frommen Herrschern glückich machen sollte, richtet sich das Gespenst der sozialistischen Revolution auf. Roth und Schwarz, so wird in unserem Jahrhunderte gespielt, wie in Monaco, wie auf den grünen Zirhen, die für so viele Erxistenzen verderblich geworden sind. Wohin wird die Kugel rollen ? Auf Roth oder auf Schwarz­ ? Das ist die Brage, die sie Diejenigen vorlegen müssen, welche aus Vorurtheil oder Egoismus den Werth der erhabensten Prinzipien verfemnen. So führt die Krankheit des deutschen Kaisers hinüber auf die Krankheit der Zeit. Kaiser Friedrich­ war durch seine­­ Regierungsgrundlage bemüht, gegen­ die verderblichsten Strömungen anzukäupfen und dem­ alten Glauben an Menschlickeit und Freiheit von Neuem zu erwecken. Die Hand des Todes hatte aber bereits eingegriffen,­ man wußte, daß diese Negierung3=. grundläge nur den Kaiser an Zürgen haben, daß sie, verwerfen würden, wie die Blüthen, die vom Froste Die Krankheit hemmte die Thätige getroffen werden. ? Senifferon. Marion. Originalroman von Marie Romany. Nahorud verboten, he­­ « ! Es war ihm,o nahe die Vermuthung Jags nicht möglich die Baronin einer so erbärmlichen­­gemeinen That fähig zu halten ; das Gefühl der Freundsgaft, das er so viele Jahre lang für sie gehegt hatte, sträubte sich, in ihr, wie er so lange Zeit fragte und ehrte, nun die BREITEREN an jeden. Seine Miene hatte sich in düstere Sasten gelegt. Drei der Zeugen, die er zur Ü­ernehmung auf den heutigen VWeorgen vorgeladen, die Dienst­­boten Sean Brul, Charles Gautier und Made­­leine Vernon, hatte er vernommen, doch ihre Aussagen, die durchgängig harmonirten, hatten „den V­erdacht, der auf dem Hause von Wildenan " zubte, seineswegs widerlegt. Set hellte er zum vierten Male und Seanette Sorel wurde in das Zimmer geführt. Die Stimme des Polizeiraths ang­ [här­­ter, als er ahnt, da er­ nun die Anquisition mit Abfragen des Namens, Alters, u. s. w. er­öffnete: „Warum meldete sie die Gefahr nit c­er, ab­ bis das Haus in Flammen war ?* ging er darauf in nicht minder balihem Ton Die zitternt Dastehende an, und wußte nicht früher etwas davon“, stam­­melte sie bebend. „Wie denn !" fuhr der Polizeirath sie an. „Hatte man nicht das Haus ihrer Obhut an­­vertraut ?* „Nein“, entgegnete Seannette, „Fräulein Delorme war ja, zu Hause. Auch konnte ich mich nit um den oberen Haushalt befümmern, weil ich mit ’dem Herrichten des Essens beschäftigt war.” „Wie lange war sie in der Küche ?“ „Seit vier Uhr.“ ‚wie lange war die Baronin fort = „Seit ein Viertel vor vier.“ „Allein ” ‚Die Baroneffe war mit ihr Charles begleiteten sie.“ „Wo war Madeleine ?* „Der junge Herr. Baron hatte sie mit einer Kommission nach Neully gesdiclt.“ „Der Baron ?* machte der­­­olizeirath, als mißtraue er ihren Worten. „Gewiß,"” stammelte ean Brette. Ich denke, der Baron wäre seit dem De­­jeuner nicht mehr zu Hause gri­fen ?* „Ganz richtig,“ betheuerte Steannette, immer biebend. „Aber er hatte sie beauftragt, bevor er um bald ein Uhr aus dem Hause ging.“ „Hm.“ machte der Polizeirath. Seine Miene wurde grimmig, während er minutenlang die Bitternde firirte. „Erzähle fie I Harf. Jean und mir ales,* sagte er dann „Du, mein Gott !“ stammelte Seanette ; „i) war, wie es alle Tage mein Amt ist, in der weil um hald fiebern Uhr bei uns Effens­­die auf den hinteren Gar= Küde, zeit ist. Die Senfter, ten hinausgehen, waren offen und die Thüre ge­­schloffen ; auch wissen der Herr Polizeirath, daß das Bouterrain durch eine Glasthür vom Parterre abgesperrt it. Ich kann nicht sagen, was während der zwei Stunden im Hause paffirte, weil meine Aufmerksamkeit in der Küche vollauf in Anspruch genommen war. Es war nach sechs Uhr, als ich die Küchenthüre öffnete, um in den Keller zu gea­hen, weil mir Deadeira zum Braten fehlte, aber­ ich prallte zurück vor dem Seruch, der mir ins Gesicht schlug. Von Angst getrieben stürmte ic die Treppe hinan und öffnete die Slasthür , heis­sige Jungfrau! vor Entgegen, ich weiß nicht, meine Glieder zittern noch heute, wie ich Herrin mei­­ner selbst wurde, als ich das Haus in Nauh und, Wie so !* riel der Polizeirath. „Sie waren ja ale fort außer Fräulein Delorme und mir,“ wiederholte, in Thränen aus­­brechend, das Mädcen. „Und der Fremde, der gfunden wurde ?* fragte "der Polizeirath, mit derselben Schärfe im Ton. — Flammen sah! wie und wie schnell ich aus der Hausthür kam, kann ich nit jagen ; nur so viel weiß ich, daß ich die Straßen alarmirte, bis ic auf der Meldestation angelangt war !* Das Auge des Polizeiraths funkelte sie an. „War Fräulein Delorme allein in dem­ oberen Haufe ?* fragte er in einem Ton, der Die geringste Yüge unmöglich zu machen schien. „Soviel ich weiß, so," . braste Jeannette hervor. BE Für Abonnenten Liegt heute Ar. 17 des „Sluftrirten Sonntagsblattes” bei. WE. Hiezu ein Halder Bogen Beilage. V­­­­ or DE A EIER Be Be SEHE ar AB “ = Skyate; ehe EEE ONE, nis Sa IT

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