Oedenburger Zeitung, 1890. April (Jahrgang 23, nr. 75-99)

1890-04-22 / nr. 92

“ Wszfsx’?ä·M-«-«yL-sss«v?Hat-«-»-«».r.- c-.«--« -,»s-­-,--:»»«,­­­ Dienflag, 22. April 1890. AXIIE. Sadrgang. Sedenburger Zeitung, Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthfeaft, sowie für soziale Interessen, Buchdenkeri­n, Rommwalter & Sohn, Grabenrunde 121. Einzelne Nummern Kosten 5 Streuzer. Kr. 2. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations­­reife: Gangjährig 10 fl., Halbjährig­ 5 fl., Vierteljährig 2.fl. 50 Er., Monatlich UL. Für Auswärts: Ganzjährig 14 fl., „Felbjährig 7 fl., viertel­­jährig 3 fl. 50 fl Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infektionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Für 2oco: Administration, Dering und Inseratenaufnahme: Inserate vermitteln: in Wien: Hasenstein , Vogler, Wall- Hichgasse 10, U. Oppelis, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, 1, Wolfzeile 12, R. Mofse, Seilerstätte 2, M. "Dufes, 1., Riemer­­gasse 12. An Budapest: Paulus Gy., Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. ©. Goldberger, Servitenplag s. Insertions:Sebüßren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für die Kreis, 20 £r. für die vierspaltige und 25 fr. für­­ die durchlaufende Bettt­­eile EDER der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Für die Kleinen Leute. Oedenburg, 21. April. Eine unserer Drahtnachrichten aus Budapest, die unser­lebte Sonntagsblatt enthielt, zitirt einen Beschluß des Königl. ung. Handelminister v. Ba­­r08, laut welchem dieser einen Fond­­ für seine Leute, nämlich zur „Unterstüßung von neu zu freiwenden oder schon bestehenden gewerblichen und industriellen Unternehmungen“ unter dem Namen „Gewerbe- und Handelsfond“ stifte. Der Minister hat in aller Stille ohne vorherige Befra­­gung der Geseßgebung, aber wahrscheinlich mit Ge­­nehmigung der Krone, eine Einrichtung ins Leben gerufen, die dem von ihm geleiteten Ministerium, das ohnehin schon fast die gesammten Zweige un­­seres wirtschaftlich­en Lebens mit uneingeschränkter Machtbefugniß dominirt, eine neuerliche weitgehende disfretionäre Gewalt einräumt. Es handelt sich wie oben bemerkt, darum kleineren Gewerbs­­leuten, deren Geschäft ohne ihr Verschulden den Krebsgang geht, aufzuhelfen; dem gleichen Zweck, nämlich der Begünstigung und Förderung neuge­­schaffener Industriezweige, dienen­­ bekanntlich auch die jüngsten "Gehege über die Unterstüßung neuer Fabriken und über die Begünstigung jener Geldin­­stitute, die ihre Geldkräfte vorwiegend industriellen Bweden zuwenden. Während jedoch die neuen In­­dustriegelege gewisse Bedingungen stat­iren, welche nur von größeren Unternehmungen erfüllt werden können, soll der Spezialfond des Herrn v. Bar ajs dazu dienen, daß auch in anderen allen Furzer Hand Helfend und unterfragend eingegriffen werden künne. Das vom Minister geschaffene Normativ des Fondes stellt diesen voll und ganz in den M­achtbereich des Handelsministers und es wäre dies der einzige Punkt, der allenfalls Bedenken er­­regen könnte, wenn nicht die bisherige Amtsführung des Handelsministers alle etwa in dieser Hinsicht auftauchenden Besorgnisse zerstreuen würde. Aller­­dings konnte eingewendet werden, daß das weitge­­hende Vertrauen, welches die gesammte öffentliche Meinung des Landes in die ebenso glückliche, wie energische und reine Hand des derzeitigen Handels­­ministers sei, nicht auch vorweg für die allfälligen späteren Handelsminister antizipirt werden künne. Demgegenüber bieten jedoch die Bestimmungen des Statuts die Gewähr, daß der neue Fond that­­sächlich nur zur Förderung wirklich heilsamer und wahrhaft unterfrügungswürdiger Zwecke verwendet werden wird. Jeden Zweifel ausschließend, geht die ins­­besondere aus dem Punkte des Statuts hervor, welcher vorschreibt, daß aus dem neuen Fond für Gewerbeschulen und Lehrwerkstätten Maschinen, Lehrmittel und andere nothwendige Ausrüstungs­­gegenstände angeschafft werden sollen. Wer die Mangelhaftigkeit unseres gewerblichen Unterrichts fennt, wird diese Bestimmung nur mit Freuden begrüßen künnen, und zwar umso mehr, als laut dem Statut auch für eine wirksame Kontrole der zweikentsprechenden Anschaffung dieser Gegenstände seitens der Gewerbeinspektoren Sorge getragen zu werden hat. Was die Unterftügung gewerblicher Unternehmungen betrifft, so kann der Handels­­minister bereits bestehenden Anlagen im kurzen Wege billige, eventuell ganz zinsenfreie An­sehen, ferner sollten Unternehmungen auch ein­­malige oder alljährlich wiederkehrende Geldun­­terstüßungen bemwilligen; schließlich behält ich der Minister vor, neu zu gründenden Unternehmun­­gen al­l Mitgründer oder Aktionär beizutreten. Während wir dem legieren Bumffe nicht ganz bei­­zupflichten vermögen, da und eine derartige Di­­rekte Theilnahme eines Ministers an der Grün­­­­­dung von Aktien-Unternehmungen zumindest schwer durchführbar, wenn nicht unzukömmlich erscheint, billigen wir die ersten zwei Punkte umso rüdhalt­­loser. Der Minister hat sich hier die Möglichkeit geschaffen, mit Beiseitelasjung des, bei ung sonst unerläßlichen langwierigen Instanzenweges, jedem unterftügungsbedürftigen Unternehmen sofort mit baarem Gelde unter die Arme greifen zu können. Manche lebenskräftige gewerbliche Anlage, die sonst, wie died namentlich bei den eben Mangels einer solchen Unterftügung eingegangenen, einst blühen­­den oberungarischen Montan- und Hüttenwerfen der Tall war, den Betrieb einstellen müßte, wird nun erhalten und zu neuem Leben gewegt werden kön­­nen. Selbstverständlich kann hier nur von kleineren Unternehmungen die Rede sein; schon die Natur des nur auf engbegrenzte Einnahmequellen ange­­wiesenen Fonds schließt weitergehende Unterstügun­­gen, für die ja die neuen Industriebegünstigung d­­ie rege Sorge tragen, auch. Der ministerielle Fond soll hauptsächlich kleineren Unternehmungen, also der Haus und Steinindustrie, wie beispielsweise der arg gefährdeten Siebenbürger Tuch- oder der Bipfer Leinen- und Nagelsc­hmied-Industrie race Hilfe bringen. Das Vermögen dieses den kleinen Leu­­ten zugute kommenden Fonds soll sich eigenthüm­­licher Weise — außer der durch das Parlament ins Budget einzustellenden, wahrscheinlic nicht gar zu großen Summe hauptsächlich aus den Strafbeträgen anhäufen, welche der Minister den großen Unternehmern, so den Eisenbahnbau- Konzeltionären, in Folge Nichteinhaltung der geieß­­lichen oder vertragsmäßigen Vorschriften auferlegt, ferner aus den Neugeldern und Stautionen der Staatskontrahenten, welche aus den gleichen Grün­­den als verfallen erklärt werden. 3 fann voraus­ gerebt werden, daß die Ddiz fretionäre Gewalt des Feuilleton. Das erste Duell. — Nach dem Französischen von Z. ©. — Am frühen Morgen klopft mein Kammerdiener an die Thüre. Er hält zwei Karten in feiner Hand. Noch ganz Schlaftrunken, werfe ich einen Blick da­­rauf und lese die Namen zweier Mitglieder unseres Eiffels. Ein am Abend vorher mit dem Marquis .... stattgefunder Streit fehrt mir und Gedächt­­nih zurück, und obwohl ich mir selbst die Schuld wegen dieser einfältigen Affaire zuschrieb, so erfiehe ich doch diese Herren, mich zu entschuldigen, wenn ich sie nicht empfangen künne und gebe ihnen ein neues Rendezvous für Nachmittags 3 Uhr. So wie sie fort sind, leidet mich Joseph in aller Eile an und ich laufe zu Georges, um ihm meine Angelegenheit vorzutragen. — Lieber Freund, sagte er, das ist nach meiner Ansicht ein Duell. Du bist jung und im Unrecht; willst Du es eingestehen, so ist e8 gut; schlage Dich, so wird e8 besser sein. — I muß B. . . Schreiben und zu meinem Schwertfeger gehen, um meinen Degen abzuholen. — Das it un­üß. Gehe in den Yechtsaal und übe Dich vorerst, aber nicht länger als eine Stunde; e8 würde Dich sonst ermüden. Ich will inzwischen 8... verständigen. Was die Degen anbetrifft, so habe ich meine eigenen, die Glüc bringen. Ich lache mit gezwungener Miene und reiche Georges die Hand, ein bedeutungsvoller Hände­­bruch, energisch wie man ihn nur unter gewissen Umständen gibt. Ich eile in den Fechtsaal und spreche mit meinem echtmeister, der durch eine volle Stunde Sechtübungen mit mir vornimmt. Ich verlasse den Saal, entzüg­, mit dem Segen meines Meisters versehen, der mit seinem Kopfe dafür ein­­steht, daß ich meinen Gegner verwunden werde, und begebe mich zu Durand, indem ich während des Weges dahin mit meinem Stod fortwährend Kontre­­quanten ausführe. Ich dachte an nichts mehr, als an meine Angelegenheit und Hatte sie allen Zeugen erzählt. Der Marquis von D .... Hätte jegt mir die Schönsten Entschuldigungen machen künnen und ich würde sie energisch zurücgewiesen haben. Bei Durand angelangt, finde ich dort Geor­­ge und de dß... Wir dejeuniren mitsammen und sprechen natürlich vom Duell. Georges erzählt seine in Algerien bestandenen Nowcontres, aus denen hervorgeht, daß es sehr selten geschieht, daß bei ruhigem Blute einer der Gegner gezüchtet werde. Ich erkläre Balt, daß ich nach dem Blute des Mar­­quis dürfte. Georges bricht in ein Gelächter aus und ich entdecke, daß ich ein Bisschen zum Kauf­­bold geworden bin. Die genannten Herren verlassen mir, um sich zu einer Geffundanten-K­onferenz zu begeben. Ich kehre nach Hause zurück und bin etwas nervös aufgeregt, steige dann zu Pferd, wie es meine Ge­­wohnheit ist, und reite in das Boiß de Boulogne. Alles spricht zu mir vor meiner Angelegenheit, die sich im Publikum zu verbreiten scheint. Ich nehme eine möglicht ungezwungene Miene‘ an und höre sie mit Vergnügen an. Ich grüße nach allen Sei­­ten. Ein charmanter Ort, dieses Bois de Bou­­logne! Eine prachtvole Sonne, nicht zu heiß. Herbsttoiletten — die reizendsten von allen. Zwei Tänzerinnen vom Balletforpg lassen ihre Viktoria anhalten. — Sage mir doch, fragt die kleine ®..., ist es wahr, daß Du Dich morgen mit dem Mar­­— a. Aber jage Niemanden etwas davon. Es ist noch nicht öffentlich bekannt. Morgen Früh mit dem Degen. — Ah, mein armer Garten! Gut Glück! Ein reizendes Lächeln ist in ihren Augen zur lefen. Ich folge dem Gespann in kurzem Galopp. Sie sieht mich mit zärtlicher Miene an. Ic­hchmelze unter diesem Bl und fange an, ganz entzüdt darüber zu werden, daß ich einen Handel auszufechten habe. Ich sehe von Weiten Georges auf seinem Araber und mäßige den Schritt meines Vollblutpferdes, um ihn herankommen zu lassen. — Du Schlägst Dich morgen Nachmittags um vier Uhr bei Beine. Ich habe Erfundigungen eingezogen. Das Terrain kann Dir gleichgiltig sein. Dein Gegner ist nicht sehr starr, aber er hat sich dreimal geschlagen und man ein wenig fechten. Wir werden morgen mitsammen vor dem Dejeuner den Techtsaal besuchen. — Gut, erwiderte ich lafonisch. Seine rechten Worte haben mich abgekühlt. Ich bin weniger befriedigt. Nichtsdestoweniger fahre ich fort, mich heiter zu zeigen und versuche­­, recht wißig zu sein. Ich mache Bonmott von schlechtem Geschmack. Georges ist besorgt. In­­zwischen sehe ich von Zeit zu Zeit ein Lächeln über seine Lippen zu weben. Ich glaube, daß er weiß, was er von meiner Heiterkeit zu Halten habe. Wir fehren nach Hause zurück. Ich dink­e mit George und .... Abends Taffe ich eine Proszeriumsloge in den Bouffes nehmen und wir gehen alle Drei ins Theater. Dieselbe Konversation wie am Morgen. — Dein Gegner ist größer als Du, sagte Georges zu mir. Du mußt zusehen, seine Stöße so gut als möglich zu park­en. — Bah! erwidere ich lachend. Soupiren wir am Abend zusammen und sprechen wir von etwas . Schlägst ? quis de & DEE,

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