Oedenburger Zeitung, 1890. Mai (Jahrgang 23, nr. 100-124)

1890-05-04 / nr. 103

« » RR­u en ip " Rn TE a REN ET ·­­‚4. Mai 1890. xXIII Jahrgang Or­enburger Zeitung. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landiethienst, Tonie für Foziale Interessen. Buchdrukerei­­, Rammwalter & Sohn, Grabenrunde 11, Einzelne Nummern Koffen 5 Streuzer. SInsertions:Sbebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für die drei-, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für­­ die durchlaufende Petit­zeile excelusive der Stempelgebühr von 30 Fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonne oder Feiertag folgenden Tages. PW Pränumerations-Preise: Sara 10 fL., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 50:1e, Monatlich 1 fl. Für Auswärts: * Sansianeia 14 fl., „zersjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50% Alle für das Blatt bestimmten hlknnien, mit Ausnahme von AInseraten, Pränumerations- und J Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. 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Da jedoch dieser Baragraph seine Strafsanktion enthielt und nur von der Erziehung der Kin­­der, nicht aber aber auch von den Taufen sprach, tauften die Pfarrer aller christlichen Glaubensbe­­kenntnisse auch solche Kinder, die dem Sinne des Gesehes gemäß zu einer anderen Kirche gehören sollten. Diese Taufen wurden in die Matrikel des taufenden Geistlichen eingetragen und auf Grund dieser Eintragungen wurde dann behauptet, Die Kinder seien in diesem oder jenem Glaubensbekennt­­nisse getauft, folglich gehören sie auch dem be­­treffenden Glaubensbekenntnisse an, mithin seien sie in diesem Glaubensbekenntnisse zu erziehen. Da hieraus zahlreiche Streitigkeiten entspran­­gen, ordnete­n 53 der ©.­AU. 1879 :40 Folgendes an: „Wer ein minderjähriges Individuum, das da 18. Lebensjahr noch nit überstritten hat, entgegen den Verfügungen der &.­A. 1868:53 in eine andere Religionsgenossenschaft aufnimmt, ist mit Arrest bis zu zwei Monaten und mit Geld bis zu 300 Gulden zu bestrafen.“ Auf Grund Dieses Gefeges wurde vom Minister piefort, weil nach seiner Ansicht die Eintragung in die Taufmatrikel schon die Aufnahme in die betreffende Religionsgenossenschaft bedeutete, eine Veordnung erlassen, welche den Geistlichen, wenn sie au durch die Verhältnisse genethigt würden, gelegmäßig zu einer anderen Konfession gehörende neugeborene Kinder zu taufen, die Pflicht aufer­­legte, derartige Taufen nicht in ihre Matrikel ein­­zutragen, sondern vom ZTaufafte denjenigen Pfarrer schriftlich zu verständigen, welcher im Sinne des G.­A. 1868:53 zur Taufe kompetent gewesen wäre; wer die ununterlasse, unterliege der doch $ 53 de&8 ©.­U. 1879 : 40 angedrohten Strafe. Trefort wünschte auf diese Weise der mit dem Geseße von 1868 im­­ Widerspruche stehenden A­nneftirung solcher Kinder, die gelegmäßig zu einem anderen Glaubensbekenntnisse al­­s dem­­jenigen den taufenden Geistlichen gehören sollten, vorzubeugen. Allein auch diese Verordnung blieb erfolglos. Die Katholischen Geistlichen zeigten die derartigen Taufen den protestantischen Geistlichen nicht an, worauf auch die Legieren sehr bald auf­­hörten, die in Nede stehenden Anzeigen an kompe­­tenter Stelle zu erstatten. Die Beschwerden über die annestirenden­­ Taufen nahmen sein Ende, praktische Folgen aber hatten sie nicht, weil eine Kurialdezision aussprach, daß die Taufe und die Eintragung in die Matrikel nicht als Auf­­nahme in eine Religionsgenossenschaft qualifizirt werden künne. Nun suchte Kultusminister Graf Esäafy duch seinen Matrikel-Erlaß vom 26. Februar I. 3. Mittel und Wege zu finden, um den mißachteten Gehegen Geltung zu verschaffen. Der Minister ord­­­nete nämlich an, wenn ein Geistlicher ein gelegmäßig zu einem anderen Glaubensbekenntnisse gehörendes Kind taufe, müsse er binnen acht Tagen die Bescheinigung des Taufaftes dem betref­­fenden kompetenten Geistlichen unter Retour - Netepiffe oder gegen Empfangsbestätigung im Zu­­stellungsbuche von Amts wegen mittheilen, ohne NRüdsicht auf Verfügungen und Wünsche, die von welcher Seite immer (kirchliche Behörden oder Eltern) kommen sollten. Wenn der Geistliche eine solche Taufe in seine Matrikel einträgt, müsse er in die­ser die Anmerkungsrubrik verzeichnen, welchem Pfarramte und wann er von dieser Taufe Mittheilung gemacht habe. Für solche Täuflinge darf nicht der taufende, sondern nur der kompetente Geistliche, Taufe auf Grund der erhaltenen Mittheilung auch in seine Matrikel einträgt, giftige Taufscheine aus­­stellen. Wer es unterläßt, dem kompetenten Geist­­lichen die Anzeige über derartige Taufen zuzusenden, unterliege einer Geldstrafe von 10 bis 50, im Wiederholungsfalle bis zu 100 Gulden. Hierüber traten am 12. April die katho­­lischen Bischöfe zu einer Konferenz zusam­men, um zum Erlasse Stellung zu nehmen. Es ist bekannt, daß jene Konferenz mit 6 gegen 5 Stimmen beschloß, den Erlaß nicht bedingungslos zu versün­­digen, sondern die Frage dem Papsten zu unter­­breiten und der Pfarrgeistlichkeit nur eine zeitweilige, bi zum Einlangen der päpstlichen Entscheidung giltige Instruktion zu ertheilen. In diesem Sinne hat nun auch Kardinal­ Primas Simor einen Hirtenbrief hinausgegeben. Darin ist zunächst der ministerielle Erlaß selbst mitgetheilt, dann aber darauf hingewiesen, daß das Episkopat seinerzeit in Betreff der G.­A. 1868: 53 und 1879 :40 die Weisungen und die Entscheidung des Papstes eingeholt habe. Dasselbe werde nun e­in Betreff des­jebigen Ministerial-Erlasses geschehen, die päpstliche Entscheidung werde seiner­­zeit fundgemacht werden. Da jedoch der Erlaß erkläre, daß derselbe im Wege der politischen Be­­hörden publizirt wurde, somit Niemand si mt der Unkenntniß desselben entschuldigen fünne, habe Feuilleton, Aus dem Birkusfeben. — Erzählung von Wilhelm Grothe. — Die Michela’sche Schaubude bietet für die Bewohner der Provinzstädte, wo sie auch immer aufgeschlagen wird, viel Sehenswertheit. Da zeigen sich Akrobaten und Luftspringer, Chansonetten und Ballettänzer, drefierte Hunde und Affen — Alles in seiner Art vortrefflich. Die Perle dieses Zirkus ist aber Signora Stella und thatsächlich ist ihr Talent vielseitig, denn sie tanzt die Madrilena und die Seguidilla, wie sie auch kleine, frivole Lieder in allen Sprachen der Erde singt. Sie ist nicht mehr jung, aber man bemerkt e83 vom B Zuschauer­­raum nicht, daß Zeit und Kummer tiefe Zurchen ihr hie und da und Antlit gegraben Haben, denn die Künstlerin schont die weiße Schminke nicht. Dabei ist sie hübsch gebaut und mancher Enthusiast schwärmt für die spröde Italienerin, die ihre ganze Liebe Socco zugewandt hat. Socdo ist der Affe, den sie vorführt und der Liebling des Publikums. Er ist das mürrischeste Thier, das man sich denken kann und ich habe troßdem Signora Stella über ihn lachen sehen, während sie sonst nur das stereotype Lächeln der Balletteufen zeigte. Wenn sie recht traurig in der Garderobe fitt, so kommt Jocdo nicht selten zu ihr, jest si vor sie Hin­ und sucht ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie blickt wirklich auf, streichelt Soco’s Kopf und nimmt ihn auf den Schooß. Wenn er seine Künste dem Publikum vor­führen soll, paßt sie ihn mit der größten Sorgfalt heraus und gibt ihm tausend gute Worte, damit er nicht melancholisch aussehe. „Schau die rothe, gold­­bordirte Uniform, Du wirst darin herrlich auch Schauen, Du Affengeneral oder Generalaffe Iodo, sei luftig, auch ich muß er ja sein und möchte doch oft Lieber weinen.“ Ob er die Worte verttert? Man sollte e3 meinen. Oder ist e3 die Erinnerung an die Exer­­zitien, die das Zähneflettchen hervorbringt ? Wenn Stella und Iodo vor dem Publikum erscheinen, dann scheint der Affe alle Drollerien seines Geschlechtes loslasfen zu wollen; er ist so übermüthig wie seine Herrin, welche die P­rimaner und Sekundaner der Provinzial-Gymnasien anfingen und anschwärmen. Eines Tages erkrankte Stella in einer kleinen westpreußischen Stadt, nachdem sie den el Die hinreißend getanzt hatte, bedenklich. Sie janf in der Garderobe ohnmäc­htig zusammen und mußte nach Hause getragen werden. Um Zodo befümmerte man sich nicht, war es doch die Künstlerin, die für ihn sorgte, ihn im feinem Käfig einschloß und am Abend heraus ließ. Der Affe folgte der Franken Herrin, ohne daß er jemand ahnte. Ext als man sie zu Bett gebracht hatte und Mademoiselle Marguerite sich zu ihr geießt hatte, um die Kollegin nicht allein zu lassen, als er in dem Kleinen Gemache still geworden war, kam Sodo aus einem Winkel hervor und holte sich auf die Lehne des Bette nieder. Marguerite erschlaf, al sie so unvermuthet das Heine Thier in seiner rothen Uniform mit dem Napoleonshute erblickte; in der nächsten Minute nahm sie jedoch wahr, daß Zodo sein Gespenst sei. „Wie somst Du hierher ?“ redete sie ihn an, doch Iocko gewährte ihr seinen Blick, er schaute nur auf seine franse Herrin. Nach einer Stunde Geronimo?“ fragte sie. Da sprang schlug Stella ihre Augen au die im Fieber glühten „Wo­it­er, Soco ihr um den Hals und drühte seinen Kopf an sie. Stella schlang ihre Arme um ihn und Thloß wieder die Augen, indem sie flüsternd sagte: „Du bist also nicht gestorben, Du lebst? Sie haben Dich nicht Hinausgetragen und in das Grab gesenft, Geronimo ?“ Sie war wieder eingeschlafen, in ihrem Armn hielt sie Sodo. Auch Marguerite nahte der Schlummer, obgleich sie Hatte wachen wollen. Sie legte das Haupt auf ihren Arm und nicht lange darauf verkündeten schwere Athemzüge, daß auch sie eingeschlafen sei. Gegen Morgen zerrte jemand sie auf, war Sodo, der hastige Bewegungen machte. Mar­­guerite sah auf die Stanfe — Stella lag be­we­­gungslos, sie war falt und starr. Die Französin schlaf zusammen, aber sie war seine sentimentale Natur und faßte sich wieder. Bald entdeckte sie noch L­eben in ihrer Genossin. Sie rieb der Kran­­ken die Fußsohlen, suchte ihre Hände zu erwär­­men und wirklich schlug Stella die Augen auf. Als Sodo das gewahrte, schlug er Nach und zeigte eine Freude, die Marguerite mit Rührung erfüllte. „Du bst ein gutes Vieh“, jagte sie und streichelte Jodo’s Kopf. Stella onlarte nicht mehr, sie äußerte: „Du­ mir geht es zu Ende.“ „Richt Doch,“ verlebte „Du wirst bald gewesen sein.“ „Ic fürchte den Tod nicht,“ antwortete die Signora, „ich weiche nicht vor ihm zurück: er ist mein Erlöser; ich bete zu ihm: Komm!“ Stella wußte besser, wie es mit ihr stehe, als der Arzt, der nach einigen Stunden erklärte, der Marguerite: Hiezu ein Halder Bogen Beilage. 2% BEL LRneLeeN ich Heute a­lr des nen un bei. »

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