Oedenburger Zeitung, 1892. Juni (Jahrgang 25, nr. 126-148)

1892-06-01 / nr. 126

: ".«­"· = v2 EEE EFT TER FE­ER anzliften, ‚aber die meisten Verpflichtungen tragen.­­ Betrachten wir die Lage eines Praktikanten oder Diurnisten näher, so finden mir, daß diese den geringsten Gehalt beziehen, ja oder Siedler, oft die geringste Sache wird gerade beim Subalternbeamten am meisten gerügt; er allein trägt die Schuld und muß so manche „Nase“ still­­schweigend hinnehmen, wenn auch das größte Recht auf seiner Seite ist; widerspricht er, so Heißt es: „Wir bekommen Leute genug!“ Das ist s­chon eine traurige Thatsache. Tau­­sende studiren, und alle 7 Tausende wollen nach absolvirtem Studium sich eine Existenz " gründen. Wie die Erfahrung lehrt, will das Gros unserer Jugend die Beamtenlaufbahn einschlagen, doch die bestehenden Meiter können nicht Alle versorgen. Wird ein Posten vacant, so laufen Dußende von Gefuhen ein, um eine Diurnistenstelle bewerben sie — zumal in den Großstädten — Juristen und Techniker. Und Hat der junge Mann nach langem Hoffen und Bitten einen Diurnistenposten glücklic erhajcht, so muß er oft Jahre lang mit dem far­­gen Solde von einem Gulden täglich sich begnügen. Was sind dreißig Gulden monatlich? Im gegen­­wärtiger Zeit, wo täglich Alles theurer wird, zu wenig zum Leben. Gerade aber von den am schlechtesten besol­­deten seinen Beamten wird die höchste Leistungs­­fähigkeit beansprucht. Ein Diurnist, Kanzlist, Praktikant oder Bizenotär kann nie genug arbeiten, troßdem er eine geradezu lächerliche Bezahlung erhält. Es ist erfreulich, daß man endlich den Weg betreten hat, der zur Verbesserung der Lage unserer Beamten führt. Aber man darf auf Halbem Wege nicht stehen bleiben. Man darf nicht einseitig vorgehen, man muß nicht nur die Bezüge der Höheren Beamten regeln oder verbessern, man muß auch der unerträglichen Lage der Kleinen Beamten Rech­nung tragen. Dieses Hat unser Nachbarstaat eingesehen ; im österreichischen Abgeordnetenhause wurde der Antrag gestellt, die Lage der Diuinisten zu ver­­bessern. Möge denn auch in unserem Lande für das 203 der Kleinen gesorgt werden, die doc ebenfalls als Faktoren der großen Staatsmaschine wirken und ihr Dasein der Arbeit für das Vater­­land weihen. . ««LHHHFN.JHH4YZ.ZHFHHFVLHY » ,zs­w­. PR Von Tage, O­berleitungen. Se. Majestät der Kö­­nig hat den Lieutenant in der Reserve Roman Grafen Drohojomwztki des Uhlanen-Regiments Nr. 4 und Sofef Zeyf v.Zeislfalva des Husaren­­regimentes Nr. 3 die E. und­­ Kämmerer­­würde, dem geheimen Nathe und Oberlandes­­gericht - Präsidenten in Brünn Johann Edel­­mann das ‚Großkreuz d8 Kranz Sofef Ordend und dem Direktor der Staatsschulden­­fafja Regierungsratd Wilhelm Deffelier an­ O­ie Landtagswah­lten inswalle.Bis jetzt(31.Mai)fanden die Landtagswahlen in 72 Bezirken statt.Davon sind die Resultate aus 56 Wahlbezirken bekannt.Bisher wurden­ Anhänger der Nationalpartei und neun Anhänger der Rechtspartei gewählt Unter die Gewählten befinden sich Minister Josipobich, auf welchen im Stadtbezirke Warasdin die Zwei­­drittel-Majorität entfiel,Emerich Hrvat,bisheriger Landtagspräsident,einstimmig in Semlin,Sektions­­chef Stankovics in Karlowitz;in Zlatar,wo die Opposition eine maßlose Agitation entfaltete, wurde Graf Keglevich gewählt.Bemerkenswerth ist auch der Sieg der Nationalpartei in Kopreinitz, woselbst Domherr Vucetich gewählt wurde.In Sissek wurde Josef Frank und in Jvancelina Mil.Starcevics gewählt.Die Ruhe wurde t­­äglich der von ihm erbetenen­­ Verlegung in den Ruhestand den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse verliehen. “ Parlamentarisches. In der „Ietabgehal­­tenen Konferenz der liberalen Partei meldet zunächst der Parteipräsident Baron Po­d­­maniczty, daß die Witwe "des verstorbenen Ministers Barof3 für die Beileidskundgebung der Partei wärmstens gedankt habe. Dan wurde das Budget des Handelsminsteriums in Berathung gezogen, wobei zunächst Referent Daranyi den Inhalt desselben in großen Umg­riffen­­ darlegte, dann aber auf die Verdienste des verstorbenen Ministers Baroff h­inwies, die der­­selbe auch bei der Zusammenstellung dieses Bud­­get3 fi erwarb; denn obwohl er mit größeren Ansprüchen an das Haus herantreten mußte, habe er da auch für die Steigerung der Einnahmen gesorgt, so daß das Gleichgewicht nicht alterirt wurde. Nachdem dann noch angemeldet worden war, daß Desider BPerczel bei der Verhand­­lung dieses Budgets den Bau einer stabilen Brüde auf der mittleren Donaustrede zur­ Sprache brin­­gen werde, wurde der V­oranschlag un­­verändert genehmigt. In Wahlangelegenheiten. Die zur Berathung des Gelegentwurfes über die Kurial­­gerichtsbark­eit in Wahlangelegenheiten ent­­sendete Kommission hat sich in Budapest konstituirt­­­ed wurde Ulerius Bofroff zum Präsidenten, Anton Tichad zum Schriftführer gewählt.­­ Eine Striedens-Enunziation des Kö­­nigs. Aus Wien meldet man: Der R­eichrath­- Abgeordnete und Superintendent Dr. Haase wurde gestern von Sr. Majestät in VUudienz empfangen und überreichte einen Bericht über ein in Zeichen zu errichtendes Spital für Kranke ohne Unterschied der Konfession. Mit Bezug auf die Verpflichtung des Spitals, im Kriegsfalle Hundert verwundete Offiziere aufzunehmen, sagte der Mo­­noch: „Es ist keine Ursache vorhanden, zu besorgen, daß wir die [eere Beit eines Krieges erleben sollten, immerhin ist es erfreulich, wenn in dieser Art für alle Fälle vorgesorgt wird.“ « ds getönt, die‘ Wahlfreiheit gewahrt. O Die Haiferin-Königin it am 30. Mai ar vollkommen mit dem Schnellzuge nach 12 Uhr Mittags ins­­Wels angeflommen und Hat sich nach Schloß Lichternegg begeben. Da ein offizieller Em­­pfang verbeten war, hatte ich nur der Kammer­­vorsteher Baron Xederer auf dem Bahnhofe ein­­gefunden. Ihre Menjestät, von dem Erzherzog Franz Salvator und der Erzherzogin Marie Balerie zum Bahnhof begleitet, kehrte mit dem Orienterpreßzuge nach Wien zurück. O Weitere Ritter des Goldenen Blickes. Außer der von und bereits gemeldeten Defoh­rung des­ Korpskommandanten von Budapest FME. Prinzen 2obstowig mit diesem höchsten Orden der Monarchie Hat Seine Majestät an noch den Oberststallmeister Prinz Rudolf Liechten­­stein, den Korpskommandanten­ von Prag, FZM. Graf Philipp Grünne, den Fürsten Karl Friedrich zu Dettingen-Wallerstein, und das österr. Herrenhausmitglied, Bundespräsident der österreichi­­schen Gesellschaft vom Rothen Kreuz, Graf Franz Sallenhhayn zu Nittern des Dließ-Ordens ernannt.­­ Aus der juridischen Welt. Die Be­­rathung des Geießentwurfes über das summa­­tische Prozesverfahren wurde von der Rechtskommission des Abgeordnetenhauses fortge­­seßt, wobei die SS 10 618­17 zur Erledigung ge­­langten. Die Kommission nahm zu S 13 den BZu­­fa an, daß die innerhalb des anberaumten Prä­­flusivtermines in verbesserter Form eingereichte Klage so zu betrachten sei, als sei sie schon ur­­sprünglich fehlerfrei eingereicht worden. Zu erwähnen ist ferner die in den S 16 aufgenommene Bestim­­mung, daß der Richter sich von der Bersonsidentität der Parteien zu überzeugen habe. —. .­90."·I­.»., THE-:­­u I 223 Aus den Lomitaten. Sopron-Szt.-Marton, (St.-Martin) [Drig.­­Korr.) (Das neue Lehrerpension gdgejeg.) Bis zum vergangenen Jahre habe ich jährlich 6 fl. öfterr. Währ. eingezahlt. Vor Kurzem wurde mein Pensionsbüchel behufs neuer Vorschreibung abver­­langt. Ich wollte kaum meinen Augen trauen wie ich für Heuer 11 fl. 65 fr. vorgeschrieben fand. Also ein Plus auf einmal von 5 fl. 65 fl. Wäre neugierig zu wissen wie es in­ anderen Gegenden in dieser Hinsicht steht ? D Csorna, 31. Mai. [Drig-Korr.) (Krö­­nungs- Jubiläum. Feuer. Markt) Die hiesige Gemeindevertretung hat im ihrer Sitzung vom 24. d. beschlossen, da Krönung - Jubiläum am 8. Juni ebenfalls feierlich zu begehen. Es wird daher ein Aufruf an die Bewohner CSorna’s gerichtet, die Arbeiten an diesem Tage ruhen und die Geschäfte gesperrt zu lassen, die Häuser mit Sahnen­tc. zu schmüden und um Festgottes- Sorfießung in der Beilage, daß sie die aufgetragenen Speisen kaum berührte und oft mit einem seltsam verträumten Ausbruch vor si hinaus ins Leere blicte. «Geschicklichkeit eines Taschenspielers löste er dann, "scheinbar eifrig weiterblätternd,das betreffende Blatt aus dem Buche und knitterte es in der Hand zusammen.Einige Minuten später war die ohne­­dies fast nur von ihm geführte Unterhaltung völlig ins Stocken gerad­em und er konnte sich kaum im Ungewissen darüber befinden,daß der Hausherr erwartete, ihm wieder aufbrechen zu sehen. Mit verbindlichster Miene und ohne jedes Anzeichen ge­­tränkter Empfindlichkeit erhob er sich denn auch­ von feinem Geisel. „Ich Habe die­ Ehre, mich Ihnen zu empfehlen, mein gnädiges Träulein!“ sagte er, dicht vor Zorn Hintretend, mit lauter Stimme. „Leider kann ich die Empfindung: nicht [0] werden, daß Sie mir wegen des auf unserer neulichen Spazierfahrt aus­­gestandenen Schrecens noch immer zürnen. Wollen Sie mich von dieser schweren Sorge befreien, so zeichen Sie mir zum Zeichen der Ber­ührung Ihre Hand!“ Der scherzende Ton seiner Bitte und der Um­­stand, daß er sie ganz in Gegenwart des Herrn Gotthold Benzinger ausgesprochen, mußten seine Worte ald durchaus unverfänglich erscheinen Lassen, und je blichte denn auch Loni mehr verwundert als erzürnt zu ihm auf. Aber sie sah sogleich an der stummen Sprache seiner Augen, daß er mit­­ seiner Anrede irgend einen besonderen Zweck ver­­folgt haben müsse, und als sie zögernd seinem Ver­­langen­olge leistete, begriff sie seine Absicht in demselben Moment, da sie die Berührung des reife knisternden Rapiers an ihren Fingern spürte. Fast unwillfühlt wollte sie die Hand zurückziehen , aber Neinwald hielt sie Sekunden lang mit festem Drud umschlossen, und es war, al ob er das junge Mädchen während dieser Zeit in den Bann seines dämonischen DBlides zwingen wollte. Al er ihre Hand dann frei gab, war das zusammengem­itterte Rapier wirklich darin zurücgeblieben, und Loni schleuderte es nicht mit entrüsteter Geberde von sich, wie eine erste natürliche Eingebung es ihr als ihre Pflicht hatte befehlen wollen. Zaghaft verbarg sie vielmehr die Hand in den Falten ihre Seide , und wenige Minuten nach Neinwalds Entfernung verließ auch sie unter dem Vorwande, nach dem Abendessen zu sehen, den Salon. Mit bebenden Fingern faltete sie in einem der Nebenzimmer das winzige Rapier auseinander. Ihre Wangen brannten wie im beschämenden Be­­wußtsein der Sünde, deren sie sich soeben schuldig gemacht, und ihre Erregung machte es ihr schwer, die mit ganz kleinen, feinen Buchstaben eingeworfe­­nen Worte zu enträthseln. Georg Reinwald hatte geschrieben : „Da ich weder für Heute noch für morgen eine Möglichkeit sei, hier im väterlichen Hause unter vier Augen mit Ihnen zu sprechen, und da ich Ewald mein Wort verpfändet habe, mich eines von ihm zurücgelassenen, vielleicht über seine eigene wie über Ihre Zukunft entleidenden Auftrages mündlich und mit äußerster Vorsicht zu entledigen, so bitte ich Sie dringend, morgen Abend um acht Uhr auf kurze Zeit in der Wohnung Ewald zu erscheinen. Selbst wenn Sie bemerkt werden sollten, wird darin Niemand etwas Anstößiges finden kün­­nen, und ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, daß Sie im Schuge meiner Ehrenhaftigkeit nicht minder sicher sein werden als unter den Augen Ihres Vaters.* 2oni riß das Papier langsam in kleine Stüd­­chen und warf dieselben zu Boden. Offenbar hatte sie etwas ganz anderes zu lesen erwartet, und wie ein Aufathmen der Erleichterung hob er ihre Brust. Aber Herrn Gotthold Benzinger, der sein Kind seit einigen Tagen viel aufmerksamer als sonst und mit ziemlich forgenvollen Blicken beobachtete, entging es nicht, daß sie an diesem Abend ihre Heinen häus­­lichen Obliegenheiten lässig und zerstreut verrichtete. V. Er war gegen vier Uhr Nachmittags, als Georg Reinwald an die Thüre des Zimmers Elopfte, dad ihm dem Hotelportier als dasjenige des Herrn Rasmus bezeichnet worden war. Eine Stimme, die ihm bekannt scheinen wollte, obwohl er sich nicht sogleich erinnern konnte, wo er sie bereits vernommen, ließ in freundlichstem Zone die Auf­­forderung zum Eintritt ergehen , aber der Besucher blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen, als er erkannte, wer es sei, den er ahmungslos aufge­­sucht hatte. Die magere, etwas gebeugte Gestalt, die sich bei seinem Eintritt Höflich vom Sofa er­­hob, war ja seine andere, al diejenige seines un­­bequemen Bekannten aus der Weinstube, des Man­­nes mit der Adlernase und den unheimlichen, un­­durchdringlichen blauen Brillengläsern. An ein Ausweichen, wie er gestern auf der Straße möglich gewesen, war hier natürlich nicht zu denken, und Reinwald verrieth, nachdem er blig- Schnell seine erste, mächtige Bestürzung überwunden, weder durch seine Miene, noch durch sein Beneh­­men, daß ihn der Gedanke an einen raschen Rück­­zug auch nur auf die Dauer einer Sekunde be­­schäftigt haben könnte. Obwohl er ihn sicherlich nicht geringe Ueberwindung Eroftete, begrüßte er Herrn Rasmus mit seinem angenehmsten und ver­­bindlichsten Lächeln und kam sogar, ihm kräftig die dargebotene Rechte schüttelnd, seiner Anrede zuvor. „Mein Name ist Reinwald! Sie haben meinen Besuch gewünscht, und ich jede nun mit Vergnügen daß wir bereits alte Bekannte sind. Wie es scheint, ist es der ganz bestimmte Wille des Schicsals, daß er unsere Lebenswege zusammenführt.“. (Fortsetzung folgt.) - »Ja-»­ ,­­-3.«. na SEE ee x

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