Oedenburger Zeitung, 1899. Mai (Jahrgang 32, nr. 102-123)

1899-05-04 / nr. 102

1 4. Mai 1899, am 21. Februar den Feuerwehren von Lövd,­­ Svan und Bölegey zugesendet. Der von Herrn Franz Storno jun. hergestellte Entwurf dieser Diplome macht dieselben geeignet, bei den Feuerwehren unseres Komitates in Ver­­wendung zu kommen, wenn von den einzelnen Vereinen Diplome an Ehrenmitglieder hinaus­­gegeben werden und wurde der Präses er­­mächtigt, einzelne Diplome, um 2 fl. 50 Er an die Feuerwehren des Komitates abzugeben. Die feuerpolizeilichen Statuten des Oedenburger Komitats wurden am 18. Februar den ein­­zelnen Herren Inspektoren in solcher Zahl übersendet, daß dieselben jeder Feuerwehr ihres Bezirkes 2 Exemplare verabfolgen künnen, eines für den­ Verein, eines für den Komman­­danten; im Vorrathe sind noch 67 Exemplare. Bom Exerzierreglement wurden seit der legten Ausschüpfigung 8 Exemplare gegen Kaar verkauft, die ausständigen Beträge sind ein­­gegangen, vorhanden sind noch 615 Exemplare. Bezüglich des Eingangs der Mitglieds­­beiträge wird mitgetheilt, daß vom Eisenstadter Bezirke die Beiträge pro 1899 voll eingezahlt sind, mwas mit Anerkennung und Beifall aufgenommen wird. Dank der freundlichen Unterstüßung der betreffenden Herren Ober­­stuhleich­er, sind in den Bezirken von Oeden­­burg, W­ullendorf und Grepreg die M­itglieds­­beiträge pro 1898 vollständig geordnet. Dagegen haben vom Mattersdorfer Bezirke nur 6 Vereine pro 1898 bezahlt und vom Csoruaer wie vom Kapuvarer Bezirke sind noch Restanzen von 1897 vorhanden. Der Ausschuß beschließt neuerdings ein Ersuchsschreiben an den Herrn Bizegespan zu richten, daß den von der hohen Negierung anerkannten Berbandystatuten gemäß die Beiträge einbezahlt werden. Dem sich an diese Mittheilungen anschließenden Kafja bericht it zu entnehmen, daß, in der Safja sich 297 fl. befinden, wobei jedoch der Komitats­­verband dem Landesverband 284 fl von 1898 her schuldet, für die 10 Herren In­­spektoren das Ehrenhonorar und das Ehren­­honorar für Herrn Szabó neben den laufen­­den Ausgaben zu deren wären. Würden die Beiträge regelmäßig bezahlt, so wäre die Arbeit wesentlich erleichtert. Mit großem Interesse wurden von den Ausschußmitgliedern einige Apparate besichtigt, die in nächster Zeit näher besprochen werden sollen. i R. „I­nternationale Damenkapelle.“ Verhaftung eines Hochstaplers. Dedenburg, 2. Mai. Die Dedenburger Oberstadthauptmann­­schaft hat heute wieder einen s. g. „glücklichen Fang“ zu verzeichnen und wir wollen diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, ohne mit Befriedigung zu ionstativen, daß sich dank der tüchtigen Leitung, zunehmenden Disziplin und Schlagfertigkeit unserer Polizei, derlei „glück­­liche Fänge“ in neuerer Zeit zusehends mehren. Dedenburg hat sich diesbezüglich bereit3 bei den Polizeizentralen der größeren Städte, insbesondere bei der Wiener und Budapester Polizeidirektion ein wohlbegründetes M­enomme erworben. Die Wiener P­olizeizentrale verständigt daher Die Oedenburger Polizei im Vertrauen auf deren erfolgreiche Thätigkeit von allen bedeutenderen: Verbrechen auf telegraphischem Wege und wie die Chronik des legten Jahres bewiesen hat, mit voller Berechtigung, denn die Fälle Klofomw, Bertan, Poliziat u. a. m. beweisen klar, daß das Vertrauen der Wiener Polizeidiversion vollauf gerechtfertigt erscheint. . Vor einigen Tagen erhielt Oberstadt­­hauptmann Dr Karl Nessel die telegraphische Verständigung vom Flüchtigwerden eines geriebenen Hochstaplers,des Konzert-Agenten Adolf Jenschik.Der Oberstadthauptmann ertheilte dem Polizei-Korporal Reisner den Auftrag,den­ Fall in Evidenz zu führen­. Reisner,der bekanntlich großen Dienst­­eiferentwickelt und mit einem glücklichen Spür­­sinne ausgestattet schon mehrere solcher glücklicher Fänge aufzuweisen hat,ließ sich die Sache angelegen sein.Nach einigen Tagen hatte er bereits den flüchtigen Hochstapler,der unter dem­ Namen Franz Sztraka mit Frau­ und Kind im­ Gasthofe»zum Hahn«einlogirt war, ausgeforscht und nach kurzer Beobachtung seine Identität konstatirt.Er schritt denn nach zuvor erstatteter Meldung zur Verhaftung des Verdächtigen,dessen Verhör,zur Stunde als wir diesen Bericht zum Drucke befördern, vom­ Polizeibeamten Szabó-Jilek bei der Oberstadthauptm­annschaft vorgenom­m­en­ wird. Jenschik begab sich nach seiner Flucht aus Wien über Baden nach Oedenburg und zwar mit dem schwindelhaften Plane, unter dem V­orwande der Organisirung einer „inter­nationalen Damenkapelle” leichtgläubigen ‘Per­­sonen, hauptsächlich Mädchen, Kautionen heraus­­zuschwindeln. Jenshi­-Sztrafa stellte sie mehreren Musikern der Stadt vor und machte heute Vormittag sogar dem städt. Vizenotär Dr. Eugen Kosjomw jene Auf­­wartung, um sich „über die­ Eignung der zu engagirenden Mitglieder sein fachmännisches Urtheil zu erbitten.“ Durch­ Berufung auf die vornehmeren Musiker der Stadt wollte er bei seinen Opfern Vertrauen erwegen, um seine Betrügereien mit umso größerer Aussicht auf Erfolg und Werk zu legen. Glücklicherweise kam es nicht zur Ausführung, denn heute ereilte die Nemesis den geriebenen Hochstapler. Die „Internationale Damenkapelle” dürfte nun zu seinen übrigen „großangelegten“ aber ge­­scheiterten Projekten zählen. Adolf Fenfchis ist ein geriebener Be­­trüger, der eine Reihe von Personen um ihre­­ Ersparnisse prellte und dann sammt seiner Frau und seinem achtjährigen Sohne aus seiner Wohnung, Brünn X., Arthaberplag Nr. 11, flüchtig wurde. Adolf Sztrafa-Jenskit gab sich, wie Wiener Blätter berichten, für einen Konzertagenten an und engagirte Komproizistinen und Komproiriten mit Kaution. Drei arme Mädchen vertrauten dem Tumner je 400 fl. an und ein Diurnist gab ihm sauer genug ersparte 460 Fl. Regiments-Stapell­­meister und Leiter von Zivil-Musikkapellen be­­auftragten Jenschit, für sie Leute zu enga­­given, und jehieften ihm Neisegelder und V­or­­schüsse für diese. Das Geld wanderte in Die weiten Taschen des Schwindlers. Musiker, die zu ihm wegen Engagement-Vermittlung kamen, mußten im Beraus Provisionen erlegen und wurden dann monatelang genarrt. Auch ein kleines, vierjähriges Kind nahm das Ehepaar Senschif in Pflege und ließ sich dafür 290 fl. im Baraus bezahlen. Das arme Wesen wurde roh behandelt, bekam far Nichts zu essen und wurde, als Senschif flüchtete, in der Wohnung zurüc­­gelassen. Mitleidige Nachbarn nahmen das Kind, von dem man nun nicht weiß, wer seine Eltern sind, einstweilen zu fi. Senschik lebt seit einer Reihe von Jahren fast aus­­scließlich von Betrügereien. Die nette Familie ließ sich Nichts abgehen. Schon im Jahre 1887 hatte J­enschik in Brünn eine Agentur im großen Style,­betrog, wo er nur betrügen konnte und brannte dann durch. In Budapest war Ienschit im früheren deutschen Theater und in Prag im czechisschen National-Theater als Orchestermitglied engagirt. Hatte der Schindler genug Leute betrogen, dann verließ er die Engagements, nicht ohne vorher dem Direktor einen tüchtigen Bortschuß herausgelockt zu haben. Die bei ihm engagirten Komproiri­­stinen waren mit Arbeit förmlich überbürdet. Vom frühen Morgen bis in die Nacht mußten sie­­ fingirte Kontraste schreiben und man fand viele Tausende solcher in der verlassenen Wohnung vor. ga a * * Beim Berhöre fragte Jenschik aus, er hatte eine Komproiriftin Namens Marie Brand gegen eine Einlage von 400 fl. engagirt, die Natzahlung hätte jedoch exit auf Grund einer vierwöchentlichen Kündigung erfolgen sollen. Marie Brand erstattete aber vor Ablauf derselben die Strafanzeige gegen ihn, wodurch seine ganze Existenz ins Wankfen gerieth. Er­­ verkaufte sein Mobilar und floh mit Frau und Kind nach Baden, verpfändete dort sein Baß-Flügelhorn um 15 fl. und begab sich über Neudörfl zu Fuß nach Mattersdorf, wo er 4 Tage Hast hielt und die Erledigung eines Engagements-Antrages aus Budapest erwartete. In Mattersdorf er­­hielt er von einem Verwandten, dem er seine Nothlage mitgetheilt hatte, 50 fl. telegraphisch zugesendet Die 40 fl., welche sich im Besitz seiner Frau befanden, wurden jaifirt. Jenschis SUCH-«-"·-.-...«--.»»-...«.---.--«-ss.—..-»..« Oedenburger Zeitung, er re er­leugnet jede betrügerische Absicht und gibt an, daß die Berichte der Wiener Blätter über­­trieben waren. Er hätte wohl von einigen Klienten Botschüfte erhalten, hätte denselben jedoch Engagements verschafft, wenn ihn die Strafanzeige der Brand nicht zur Flucht gezwungen haben würde. Diese Verant­wortung s­cheint ziemlich un­ _ stichhaltig.­­ Senschit befindet sich im Besitz eines Auslandspasses für Rumänien. Er dürfte also die Absicht gehabt haben, mit seiner inter­­nationalen Damenkapelle im Orient sein Glüc zu probiren. Senshif wird morgen der Staats­­an­waltschaft zur Amtshandlung überstellt. Tagesbericht aus Oedenburg und Wesungarn, Tagesfalender. Donnerftag 4. Mai. Katholiken : Slorian. — Broteftanten: Florian. — Griechen 22. April: Theodor S. — Siraeliten: 24. 3 Vedenburger Rettungshaus für verwahrloste Sü­nder. Bei ung sind im Laufe des heutigen Tages nachfolgende Spenden überreicht worden: Johann Mibker: 21:2 ,703.3 ° 5. cc 2.— Michael Groß » 2.— KL..........» 1.— Bereits ausgewiesen....»1458.— Zusammen. Kr.1463.— Wir bitten­ alle guten Menschen für diesen edlen Zweck un­i recht viele Spenden, dam­it das»Rettungshaus von Oedenburg« je eher eröffn­et werden könne.Die ein­­laufenden Gaben werden täglich öffentlich quittirt grdm­inistrationd.,,Eedbg.Ztg·-cu«»zapwn­k«­Grabenr­inde Nr.121. kYersouaknaajrichtObergespansSekretär" Dr. Stefan Dufkovits hat heute einen sechs wöchentlichen Urlaub angetreten. Während­­ seiner Abwesenheit versieht Vizenotär Eugen­e Sertsäf seine Agenden. *­eißung der großen Schulkommission. Die große Schulkommission des ev. Kirchen­­distriktS jenseits der Donau hält morgen den­­ 4. Mai, unter dem Borfide des Bischofs Franz Syuraß und des „Inspektors Skoloman v. Rado“ eine Litung. Gegenstand der Be­­rathung bildet die Günser höhere Töchter­schule und die Wahl der Direktrice, ferner die Konkursausschreibung auf die Lehrerinen stellen. * Der städt. Bentral-2Bahlauscchuß hielt heute seine konstituirende Sikung. Zum Bräses der Konstriptions - Kommission wurde städt. DOberfiskal Friedrich Kund, zu Mitgliedern Mar Deutsch, Franz Frank und Andreas Hajnal gewählt Die Kommission hält am 12, 13., 15., 16. und 17. Sibungen, um. Die Wählerliste biß 31. d. M. fertig zu stellen. Es werden in diesem Jahre die Steuerrah­ändler in eine separate Liste aufgenommen. * Der ständige Komitatsausschuß hält am 12. d. um 10 Uhr Vormittag die­­ Drieg­­monatliche Sigung * Bransferirung. Der Kontrollor der Raab-Oedenburg-Ebenfurther Bahn, Ladislaus Nagy, wurde nach Szegedin zur dortigen Central - Essemptenanstalt zur Dienstleistung eingetheilt.­­ Die Raab - Regulirungs - Gesellschaft hält am 13. Mai in Naab die diesjährige ordentliche Generalversammlung ab.. Gegen­­stand derselben bildet unter anderem die Wahl des Präsidenten, Vizepräsidenten und der­ 22 Ausschußmitglieder. Behufs engerer Kan­­didation findet über Anregung der Interes­­senten des Oedenburger Komitats am 5. d. um 3 Uhr Nachmittag im großen Komitats­­saale unter dem Borfike des V­izegespans Dr. Andrea­s v. Baän eine vertrauliche En­­quete Statt. z * Eisenstadt-Stobinger Pizinalbann. Am 27. d M. findet in Eisenstadt eine Enquete in Angelegenheit einer Bizinallinie Eisenstadt-Stoßing unter dem D Vorsite des Vizegespans Dr. Andreas v. Baän statt. * Maturitätsprüfung. An der hiesigen höheren Handelsschule finden die schriftlichen Maturitätsprüfungen am 18. Mai, die münd­­lichen am 23. und 24. Mai statt.

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