Oedenburger Zeitung, März 1913 (Jahrgang 45, nr. 50-73)

1913-03-01 / nr. 50

X1.V. Jahrgang. Samstag, 1 M rz 1913. Ordenlfurg r etkung »olififches Tagblatt. Freis: 7 Seller. Preis: 7 Sseller, a — 7 Pränumerationspreise: Administration und Verlag: Inserate nach Tarif. Wär Lofo: Bensingers 22 K, mpeg: Y K, vierteljährig · = - - -Derselbe wird auf Wunsch überall hin grans und frank­ versendet. 5 K 50 h, monatlich 1 Buchm­kerei Alfred N­omm­alter, Grabenrunde 121, Annoncenaufträge, Abonnementd- und Anfertiond­age $är PERRIDES Ganzjährig 26 K, Big 13 K, vierteljährig bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzufi 6 K 50 h, monatlich 2 K %elephon Nr. 25. > Vermittlung dur alle Annoncenbureaur. aan­ ­ FETTE Die politifdie Lage. SHopron, 27. Februar. Aus eingeweihten Quellen stammende übereinstimmende Meldungen besagen, daß der König die Affäre Defy als ab­­geschlossen beurteilt und weitere Schritte zur Aufhielung der Angelegenheit nicht für notwendig erachtet. Der Monarch mißbilligt den Schritt und das Vorgehen des Grafen Johann Zichy und die Auffassung des Monarchen wird au­ in dem Handschreiben zum Ausdruch gelangen, das den Kultus­ und Unterrichtsminister seines Amtes ohne die übliche Anerkennung der eifrigen Dienste in Gnaden enthebt. &3 ist dies Die F älteste und schroffste Form der Enthebung eines Ministers vom Amte. Die Organe der Opposition, die gestern noch­ das Begehen einer Krise und die Entlassung der Gesamtregierung mit­­teilen, machen heute kein Hehl mehr aus der Guttäuschung, die ihnen dur­ die Annahme der Demission des Grafen Johann Zichy und Die jo rasch erfolgte Ernennung des Geheimen Rates Janko­­vich zum Nachfolger unwiderfahren­­ ist. Einige Blätter ergehen si in Betrach­­tungen darüber, daß die Entscheidung des Königs­trog der neuen Synformationen, die man nun an Allerhöchster Stelle aus dem Munde des "Grafen Johann Zichy über das Miejen der Anklagen Delys er­­halten hat, so und nicht anders ausge­­fallen sei. « Daneben hofft(?!)aber die Opposition noch immer,daß der politische Massen­streik,der nur mehr die Frage von wenigen Tagtzn ist,den Sturz des Kabinetts her­­beiführen werde Der Massenstreik wird, wie dies in der gestern abgehaltenen und von mehr als 2500 Vertrauensmännern besuchten Versammlung der sozialdemo­­kratischen Gewerkschaften Budapest und der Umgebung beschlossen wurde,­unbe­­dingt an dem Tageseinsetzen,da das Ab­­geordnetenhaus mit der Verhandlung der Wahlrechtsreform beginnen wird.Dies dürfte nach den bisherigen Dispositionen am nächsten Montag der Fall sein.Die sozialdemokratische Parteileitung hat das Schlagwort von einem­ friedlichen Massen- Streit ausgegeben.­ ­Konferenz der Arbeitspartei. Vertrauenskundgebung für Dr. v. Lukács. Budapes­t, 27. Februar. Die nationale Arbeitspartei benabte eine für Heute abends anberaumte Konferenz zur Veranstaltung einer folernen Vertrauenkkund­­gebung für den Ministerpräsidenten Lulacs. Nach­ Erledigung der Tagesordnung führte Vizepräsident, Geheimer Rat Baron Ghil­­lany in längerer Rede auf, daß die Partei an der Schwelle schwerer und leidenschaftlicher Kämpfe stehe und es tief zu­­ bedauern wäre, daß die Opposition ihr bisheriges Fiagro da­­durch unwettmachen wolle, daß sie einen per­­sönlichen Kampf eröffnet habe. Die Partei er­­kläre sich aber mit dem Ministerpräsidenten solidaritH und ist entschlossen, ihm getreulich Gefolgschaft zu leisten. Hofferd, daß die Ne­­gierung durch Die persönlichen Angriffe von seiten der Opposition fi in AUERr Tätigkeit nicht­­ beirren lassen werde. ede des Ministerpräsidenten. Ministerpräsident Dr. v. Luka­c­z danfte für den neuen Beweis des Vertrauens und bemerkte dann: Ich glaube, konstatieren zu können, daß seit dem borigen Sommer, als der Kampf der Opposition gegen uns in Szene gelegt wurde, besonders meine Person Gegen­­stand eine unmenschlichen und der ziv­ilisierten Auffassung direkt wiedersprechenden Höhe ist. Aber­­ ich fan auch konstatieren, daß ich troßdem­­ einen Augendlich [chwanfend gewesen bin. Dessen­­ungeachtet muß ich anerkennen, daß in diesem schweren Kampfe der neuerliche Ausdrud eures Vertrauens und eurer Liebenswürdigkeit, mit welcher ihr mein Verhalten belegt, und der Umstand, daß ihr an meiner Korrektheit nicht die stärkst­e Stüße bilden muß. &8 handelt sich ja nicht um meine B Person, denn dies ist nicht mehr meine persönliche Angele­­genheit — meine persönliche Affäre würde rasch in­ fünf Minuten erledigt sein —, «3 ist dies eine Angelegenheit des Landes, in erster Reihe aber eine Angelegenheit der Partei, da der Kampf eigentlich gegen die Partei gerichtet ist, gegen jene Partei, die als starrer Fels dem um sich greifenden Terrorismus im Wege steht. Der Kampf wird ferner deshalb geführt, um diesen Yelfen aus dem Wege zu räumen. Allein wir alle sind davon überzeugt, daß Die Existenz dieser Partei ein eminentes Interesse der Nation bildet, und wir sollen missen, daß diese Partei die größte Macht in diesem Lande verkörpert und, solange sie zusammenhält und zielbewußt tätig ist, ihren Willen auch durch­­legen­ann. (Lebhafte Zustimmung.) Diese Kraft und D­iese Macht dauern jedoch nur insolange, als diese Partei lebhaft tätig sein und wirken will ; denn in dem Augenblick wo in­ ihre Befragtheit um fi greift und Die­­ Vorausfegung dessen möglich wird, daß jeder­­mann an der Lebensfähigkeit dieser Partei zweifeln kann, in dem Moment hört die Partei auf, im Leben des Staates ein wichtiger und wirkungsvoller Faktor zu sein. Dann wird das Schicsal des Landes jenem Schiffe gleichen, das ohne Segel und Steuer in den schäumen­­den Wogen des Meeres herumirrt. Dies zu verhindern ist unter aller Pflicht,­­ Gestattet, liebe Freunde, daß ich euch für eure Wohlwollen meinen besten Dank ausdrücke und erklä­re,daß in so lange ich zum­ Vertrauen bestzetc­ mitchlossen um ohne Schwanken meine Pflicht auch in Hinkunft zu erfüllen. Von diesem Bestreben werde ich mich so lange nicht abbringen lassen, als ihr der Ansicht reich werdet, daß meine Tätigkeit im Interesse des Landes und der Partei gelegen ist. (Lebhafter Beifall.) Graf Khbuen:­Hederpäry erklärte im Namen aller Anwesenden, daß die Partei der Initiative des M Vizepräsidenten Baron Shillang zustimme und das volle Ver­­trauen dem Ministerpräsidenten ausdrücke. Der Allmächtige möge den Ministerpräsidenten am Leben erhalten. (Leb>­hafter Applaus.) zweifelt,­­­ ­ EBENETRT LEBE, SELETEET­TITTLLEB zn man nn nn nenn Nr. 50. politische Nachrigten. Aus den Wandelgängen des Abgeord­­netenhauses. Gestern waren die Abgeordneten der Partei der nationalen Arbeit in großer Zahl in den Wandelgängen versammelt. Um 10­­­ Uhr tauchte Die Gestalt de Ministerpräsidenten Ladiglaug v. Lufacz in der von den Mi­­nisterzimmern zu den Couloird des Abgeord­­netenhauses führenden Tür auf und die Abge­­ordneten strömten ihm unter türmischen Elsenrufen entgegen. Der Abgeordnete Martin Martonffy apostrophierte­­ den Ministerpräsidenten mit den Worten: „Nun, Erzellenz, sind wir gestürzt 2”,­sterpräsident Lufac ® gut gelaunt und­­ unter worauf Mini­­allgemeiner Heiterkeit erwiederte: „Seht wo­­ weniger als jemals.” Graf Karl Khuen- Hederpurg trat lächelnd mit den Worten auf den Ministerpräsidenten zu: „Also Du bist, nicht gestürzt ?“ Der Ministerpräsident replizierte: „Nein, im Gegenteil.” Um­ den Ministerpräsidenten bildete sich ein dichter Kreis von Abgeordneten und Herr­er. Zufack infor­­mierte die Mitglieder seiner Partei über seine bargestrige Audienz bei dem König. Im Anschlag daran entwickelte sich, eine längere Konversation über die erwartenden Ereignisse und man hörte, wie Abgeordneter Baron Ludwig Ling meinte: „Die OOpposi­­tion will, wenn sie kommt, Salz in den Saal bringen.” Andere Abgeordneten meinten: „Run, dann werden wir Schwellen und Vertretung­s-Drahtlampen URL DRALIHFT Finger , Sohn, Budapest, VL, Hajós-utea 41. 4m und Lager für Ungarn:

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