Oedenburger Zeitung, April 1913 (Jahrgang 45, nr. 74-99)

1913-04-02 / nr. 75

­ ,xl«V.Jah­rga­ng. Mittwooh, 2. April 1913. Preis: 5 Seller. ebenburger ty —— = En unse »Politisches Tagblatt. . Für­auswärts: 6 Pränumerationspreise: Für Lofo: Ganzjährig 22 K, halbjährig 11 K, vierteljährig 5 K 50 h, monatlich 1 K 90 h. Ganzjährig 26 K, halbjährig 13 K, vierteljährig K 50 h, monatlich 2 K 30 h. Adminiftration und Verlag: Kuchdruherei Mifred Rommalter, Grabenrunde 11. Celephon Wir. 25. Nr. 75. W­­­i x SInferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franto versendet, Annoncenaufträge, Abonnements- und Untertiandges­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufenden Vermittlung durch alle Annoncenbureaug. Dedenburger Zeitung Mit 1. April Beam ein neues Abon­­nement auf die „Dedenburger Zeitung”. Außerdem erscheint auch weiterhin unter Ilustriertes Sonntagsbinatt als gediegene belletristische Wochenschrift für Familie und Haus, deren prächtige Illustrationen stets ganz besonderen Anklang fanden. Der Abonnementspreis der „Deden­­burger Zeitung“ beträgt bei täglicher Zu­­stellung ins Haus (pro Sopron K 5.50 für auswärts K 6.50 vierteljährig. Für das „Ilustrierte Sonntagsblatt“ sind separat 30 Heller pro Quartal zu entrichten. Erfolge und Biele. Vom Neid­etagsabgeordneten Georg Luftcg, Geh. Rat, kün. ung. Unterrichtsminister a. D. ul. Die Hohe Bedeutung der unter dem zweiten Kabinett der nationalen Arbeitspartei errungenen Erfolge läßt sich nicht in Zweifel ziehen. Die Krone jebt diesen Erfolgen die glückliche Schaffung der Wahlrechtsreform auf. Er tut und gewiß in der Seele meh, wenn wir bedenken, daß die nationale Arbeitspartei­­ genötigt war, die Wahlreform, diese aller­­wichtigste der legislatorischen Schöpfungen, sich selbst überlassen zustande zu bringen, da ja die Opposition jeden Appell zur Teilnahme an dieser nationalen Arbeit schroff zurückwies. Diese tragige Haltung wird der Opposition die Geschichte niemals verzeihen, umso weniger, als ja während der Wahlrechtsreform seine Spur von Brachialgewalt in der Nähe des Hauses vorhanden war und das einzige halbmwens akzeptable Motiv der Haltung der Opposition : die Solidarität mit den ausgeschlossenen reni­­tenten Abgeordneten in nichts zerfällt. Je mehr wir und von der Gegenwart entfernen, desto mehr wird sich in der öffentlichen Meinung die Erkenntnis krystallisieren, daß das ein­­bleiben der Opposition von der Beratung der Wahl­­form ein Pflichtversäumnis mar. Es wird nur re authentisch festzustellen sein, ob dieses Pflichtversäumnis das Resultat blinder Leidenschaft oder bewußter Ueberlegung gewesen, das heißt, die heimliche Freude darüber, zusehen zu können, wie ein anderer die Kastanien aus dem Teller holt. Selbstverständlich fißt Hinter diesen epos &Halen Errungenschaften — Wehrgejek, Niederb­ringung der Obstruktion und Wahlrechtsreform — der schwere Sorge darüber, mit welchen Mitteln diese Erfolge erzwungen wurden ? Ob diese Erfolge — wenn auch noch so bedeutend — auch dauernde und bleibende sein werden, weil sie nur unter Anwendung von Gewalt erreicht werden konnten? Ich glaube, Die Antwort auf diese Zweifel ist sehr einfach. Die Debstruktion war eine Revolution, die Revolution der in ihren Mitteln durchaus nicht wählerischen Minderheit. Revolutionen aber künnen mit schönen Worten nicht niedergeschlagen werden ; die rechtlose Gewalt läßt sich nur durch dag - Aktualität Schließlich sind ja doch die Fragen, wegen welcher der Kampf entbrannt ist und wegen welcher der unberechtigten Gewalt die berechtigte entgegngestellt werden mußte, nun­ mehr schon erledigt. Das Wehrgefett ist ge­­schaffen, die die Destruktion unmöglich machende Hangordnung unter Dach und die Wahlrechtereform bereit sanktioniert, damit aber auch diejenige kritische Frage erledigt, deren Au­schaltung auf dem Gebiete der zuer Ausgleichung der schroffen Parteigegenfähle sehr viel beitragen kann. Die Barbedingungen des normalen parlamentarischen Vorgehens sind bereits in Rechtenormen nieder­­gelegt. Seht Harrt der Mitglieder und der Parteien des Parlaments die Aufgabe, diese Rechtsnormen zu mirflichem Leben zu bringen. Jeder muß mitwirken dazu, daß die Schroffen Parteigegensäte geglättet werden. Die Regierungspartei muß Nac­h­­giebigkeit und Billigkeit walten lassen bis zu jener Grenze, daß die errungenen großen Er­­folge, die Garantien der normalen parlamen­­tarischen Verhandlungen unversehrt bleiben. Die Opposition ihrerseits muß ihren troßigen Standpunkt aufgeben und sich gegen die zur Wahrung ihrer Würde notwendigen Zuge­­ständnisse der neuen Situation anpassen, jener neuen Situation,­­ die am kategorischen Im­perativ den Sakß aufstellt, daß der normale Gang der parlamentarischen Verhandlungen nie mehr und nimmermehr, unter gar feinen Umständen gestört werden kann. Von diesem Geiste durchdrungen, müssen wir mit gegen­­seitiger Billigkeit die Basis der Verständigung finden. Gebe Gott, daß dies gelingen und hieraus die Wiedergeburt des ungarischen Parlamentarismus erblühen möge. Feuilleton, Ysus X. Die Lebensweise des YPapstes. Von einem Influenza-Anfall heimgesucht, der im Alter von 78 Jahren nicht so rasch überwunden werden kann, ist der P­apst seit Wochen ans Krankenzimmer gefesselt, aus dem ihn die Vorsicht der Werzte nicht so bald ent­­lassen wird. Außer den obersten Trägern de Kirchenregiments, außer den Schwertern, die Kichte und den vertrautesten­­ Kaplänen darf niemand die strenge Klausur des Patienten durchbrechen. Pius X. sol, wie der Korrespondent des „Berliner Totalanzeiger“ aus Rom schreibt, diese unfreiwillige Muße, diesen erzwungenen Verzicht auf die umfassenden Pflichten seines hohen Amtes schwer genug empfinden. Das lebhafte Temperament, daß er sich über die Schwelle des Greifenalters hinübergerettet, sein rastloser Fleiß und seine strenge Selbstzucht wollen nichts von Schonung und Ruhe missen. Der P­apst ist gewohnt, sich schon vor 6 Uhr früh zu erheben. Sobald er Toilette gemacht, liest er in seiner Privatfal­le unter Mitftenz seines venezianischen Geheimkaplanes die Meile und hört dann friend die Dank: - Jaannasmesse des Kapland. Den Kaffe trinkt­ fein !” Entgegenfegen berechtigter Gewalt niederringen. Die Anarchie wieder herstellen, die Obstruktion wieder auf den Thron gehen, das wäre natio­­naler Selbstmord! Die errungenen Erfolge müssen also bleibend, dauernd sein. Die Ge­­müter aber kann man, ja muß man beruhigen. Wir fünnen und müssen dahin streben, daß an die Stelle de Parteihader und der Wind­­seligkeit das Verhältnis einander gegenseitig achtender edler Gegner treten sol. Es wird gewiß nicht Leicht sein, das zu erreichen. Aber es muß geschehen, denn mir sind nachgerade alle müde dieser unnatürlichen Situation, daß die Parteien der Geießgebung einander als unvers­öhnliche, auf das gegenseitige Augrotten erpichte Feinde gegenüberstehen, der papst allein, und bereits um halb 7 Uhr beginnt seine Arbeit im Studierzimmer. Z Täg­­lich zwischen 9 und 10 Uhr hört Pius X. den Vortrag des Kardinalstaatssekretärs Merry del Val, und sobald er beendet, beginnen die Vor­­träge der Kardinäle und Gefretäre der Kongre­­gationen, die den Papst oft bis nach 11 Uhr in Anspruch nehmen. Audienzen und Pilger­empfänge füllen die Zeit bis zum Mittagsmahl, das Pius X. um 1 Uhr einnimmt. Er speist an einem etwas über die Tafel erhöhten be­­sonderen Tischchen, aber nicht mehr allein wie seine Vorgänger, sondern in Gesellscaft seiner venezianischen Privatsekretäre, mit denen er sich in der heimischen Mundart unterhält, und mit denen er in gesunden Tagen freundlich zu scherzen liebt.­­ Da der Papsst wegen seiner Gichtanfälle schon seit langem sehr diät leben mußte, ging manches Lieblingsgericht an ihm darüber, das sich die Herren seiner Umgebung gut schmeden ließen. Fand der Papst die Speise aber doch zu verladend, so griff er gelegentlich auch einmal mit der Gabel auf den Teller seines Nachbars und verzehrte behaglich den Lederen Biffen, sich lächelnd bei dem Arzt entschuldi­­gend: „C3 wird ja wohl seine Todsünde Nach dem Mittagmahle hält Pius X.­­ eine kurze Siefta, fährt dann bei gutem Wetter­­ in den vatikanischen Garten s pazieren und em­­pfängt, in sein Studienzimmer zurücgekührt, seine Vertrauten, wie seinen venezianischen Landsmann, den Kardinal de Lai und den ge­­treuen River 9 Tuto, seinen Beichtvater. Nach dem Abendbrot pflegt Pius X. „Zrefetti” und andere italienische Kartenspiele, manchmal auch Skat zu spielen, wozu wieder die venezianischen Kapläne des Papstes und deren gerade in Rom anmetende Freunde, oft ganz schlichte Leute, zugezogen werden. Häufig auch sieht der Papst in diesen Abendstunden die Herren der von ihm unterhaltenen loren­­tiner »Unità cattolica«, die ihm ihre Neuig­­keiten bringen und dabei nicht selten Wünsche, Anregungen, Ratschläge mit einfließen Lassen. Bei dem Schlafengehen betet Pius X. mit seinen Kaplänen zusammen den Rosenfranz, dann zieht er sich im sein Zimmer zurück, neben dem stets ein Geheimfaplan schlafen muß. Seit der Erkrankung des Bapstes schlafen auch sein Leibarzt und der Apotheker des Vati­­kans in der Nähe des Patienten, dessen rührende Güte indeß bisher nie zugelassen, daß den Herren ihre Ruhe verfürzt w­urde. Wer immer mit Pius X. in persönliche Berührung kommt, ist ergriffen von seinem tiefen Glaubengeifer, seinem feinen Herzenztaft und dem großen Wohlnwollen, das seine schönen blauen Augen ausstrahlen. «.. s­ . « ..«" ..­..»­..W Politische Nachrichten. ‚Die Friedensanregung Navays. Der ehemalige Präsident des Abgeord­­netenhauses Geheimrat Ludwig dr. Napvay, « f -»«« III-L Y ao, a « »F «H««««"’-"s,·s,». s, 2 «-«’s..-««« ,-«.i-«.-.-"··s.s,-.L« A 5 =­­2 . | Br Ze ARE a a roh „ ie er DER ER er iR Be Fe Be.

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