Oedenburger Zeitung, August 1913 (Jahrgang 45, nr. 176-200)

1913-08-01 / nr. 176

XLV.Jahrgang. Gedinliurger eikung YocitischesYachatL Frei-:7-;belker. Prämimerattoiispreise IArLoko Ganzjährig 22 K, DaTeiabcig. v K, vierteljährig K 50 h, monatlih 1 K 90 Für Answäree; en 26 K, Bär 13 K, Peek K50h, monatlich 2X Freitag,1.August 1913 Adminiftration und Verlag: Budtrukerei Dilfred Itomtwalter, Grabenrunde 121, ®elepbon Ar. 25. 7egzekkev Frei-: . Siuferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franjo versendet. Annoncenaufträge, Abonnements- und Per­ionsn­eülehren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufenden Vermittlung durch alle Annoncenbureaug. Der ‚Exlexzustand in Böhmen. . Wien, 29. Juli. Der 26. Juli 1913 wird gewiß in der Geschichte Oesterreichs nicht als Freuden­ und Ehrentag verzeichnet stehen. An diesem Tage mußte­ die böhmische Landesverfassung, die nunmehr 42 Jahre alt ist, suspendiert werden. E 8 ist ein offenes Geheimnis, daß das Ministerium Stürgfh fi­ nur schwer zu diesem Schritte entschlossen hat, aber er hatte seine Wahl mehr. Der böhmische Landesausschuß bekaß nichts mehr geborgt und im Laufe des August wäre man vor einem finan­­ziellen „Krach“ gestanden. Darauf konnte und durfte man es unter gar seiner Be­­dingung ankommen lassen. Eine Zahlungs­­einstellung Böhmens hätte notwendiger­­weise den Staatssredit in Mitleidenschaft gezogen. Ein Ministerium, das auch nur noch einen Funken von Gerissenhaftigkeit und­ Pflichtgefühl besaß, mußte einer solchen Katastrophe unbedingt vorbeugen. Das ist recht geschehen, indem man einen Weg neben der Verfassung ausfindig ge­macht hat. 'Ob den besten, kann erst die Praxis zeigen. ebenfall hat man gut daran getan, in die neue Landeskommis­sion seine Professionspolitiker und P­arla­­mentarier, sondern nur Beamte zu berufen. Darin liegt eine Gewähr für die Unpar­­teilichkeit dieser Kommission. Doß dag, Süd und seine Ehre für Böhmen be­­deutet, braucht nicht erst gesagt zu werden, aber man hatte eben seine Wahl. Test räsonieren alle Parteien, aber sie sollten sich alle selbst an der Dente nehmen, denn alle tragen gleichmäßig Schuld, alle waren gleich intransigent. Vor allem aber ist es lächerlich, ja geradezu ver­­legen, von absolutistischen Tendenzen der Regierung zu sprechen. Das Ministerium würde die Landesverfassung in Böhmen lieber heute als morgen herstellen. Die Mö­hler brauchen nur, wenn die Land­­tagswahlen ausgeschrieben werden, einen Landtag zu wählen, in dem nicht Ob­­stenftion gemacht, sondern normal ver­­handelt wird. Die böhmische Landesver­­fassung ist nicht, wie man pathetisch aus­­ruft, „erwürgt worden“. Die ist nur in einen Starrkrampf verfallen durch Die Schuld derer, die eidlich verpflichtet wären, sie zu handhaben. Der Erler­zustand in Böhmen wird aufhören an dem Tage, an dem die beiden Völker es wollen und die Minister werden das Restitutionspatent lieber unterzeichnen als jene Maßnahmen, dur die sie jeht pflichtgemäß Böhmen und Oesterreich vor einer Katastrophe bewahrt haben. Das europäische Mandat für Ausland gegen die Türkei. Die „Russische Rundfehjau“ meldet aus Petersburg: In Petersburger diplomatischen Kreisen wird die Situation noch immer mit großer Reserve beurteilt, obwohl man darauf vermeist, daß in den festen Tagen einige gün­­stige Symptome eingetreten seien. Nach wie vor erachtet man es in Petersburg als under­­­ m­as geschehen ist, sein Ueber die der eigentlichen Konferenz vorange­­gangenen inoffiziellen Besprechungen der­ Dele­­gierten verlautete, das vor Beginn der Kon­­ferenz vor allem die Einstellung der Feindselig­­keiten erörtert wurde; Venizelo ® habe in dieser Hinsicht mäßigend auf die Serben eingemirkt, so daß Hoffnung bestehe, daß die Konferenz nicht unter Kanonendonner werde eröffnet werden. In einem merkwürdigen Gegenjab zu diesen Mitteilungen stehen die Nachrichten vom Kriegarchauplan, wonach an der griechisch-bul­­garischen Front in der Gegend von Diegumaja schwere Kämpfe andauern und anderseits Wid­­din jeit vorgeftiert von den Serben heftig bom­­bardiert werde. Diese Beschießung steht jeden­­falls im­­ Widerspruch mit den Belgrader Er­ Härungen, daß Serbien seine offensiven Ab­­sichten habe. Es wird dies in Europa um so m weniger begriffen werden, als man doch mit Bestimmtheit feststellen kann, Daß nirgends auch nur im entferntesten an die Möglichkeit gedacht wird, daß Widdin in serbischen Besit übergehen könnte. Menn sonah auch durch die Ort­­dauer der Kämpfe nicht gerade günstige Vor­­bedingungen für Die Friedensverhandlungen geschaffen sind, so ist doch mit Befriedigung zu konstatieren, daß Rumänien troß aller­­­ieser Schwierigkeiten es sich angelegen sein läßt, einen mäßigenden und vermittelnden Einfluß auf die Verhandlungen auszuüben. Die internationale Hitnafion. Die Bukarester Friedensverhandlungen haben gestern formell ihren Anfang genommen. Feuilleton, Peter Rosegger zu seinem fiebzigsten Geburtstag. „Der rechte, echte, Feste und treue Mensch muß irgend­wo wurzeln, nicht anders, wie ein Baum, ein Korn­­halm.” Die Bäuerin vom Waldbauernhof brachte ihren 17jährigen, schmächtigen Jungen Petri Kettenfeier, nach­ Sankt Kathrein zu dem Schneidermeister Ignaz Orthofer: er möchte ihn in die Lehre nehmen, zum Alpbauern sei er zu Schwach, zum Schneider gerade starr genug. Meister Naz wirft einen prüfenden Blic auf Peter und meint ärgerlich: „Jeder Mist will Heutzutage Schneider werden.” « Er läßt sich aber dann doch dazu be­­wegen,sich dessungen anzunehmen und Ver­­spricht,nach Kräften bemüht zu sein,einen richtigen und tüchtigen Schneider aus ihm zu machen. Das sollte Meister Not aber nicht gelingen. . Petri Kettenfeier hat immer allerlei andere Dinge im Kopf. Aufs Kleiderzufschneiden und „Herrichten“ lernt er sich nicht recht verstehen, wohl aber versteht er sich immer besser aufs­­ Aufschneiden neuer und Herrichten übernommener Erzählungen. Mit seinem Meister von Bauernhof zu­m Bauernhof ziehend, lernt er Land und Leute,­­ seine vu­tr­a und Kan Seele, Geschichten auch niederzus , die Schon in dem väterlichen, einsamen Bauern­­hof zu fabulieren begonnen Hatte, erhält reich­­lich Nahrung: Peterl erzählt. Er ist auf den Bauernhöfen als „luftiger Schneider” — mit dem Nachdruch auf luftig — bald gern ge­­sehen, man hört ihm gerne zu. Schon früh beginnt er seine Schreiben. Und einmal kommt er mit einem Budel­­farb voll „Geschriebenem” aus feinen Wäldern in die Redaktion der „Grazer Tagespost”. Der Redakteur Dr. Svoboda erkennt seine Bega­­bung, wirbt für ihn, die Reichen der grünen­­ Steiermark ermöglichen Rosegger den Besuch der Grazer Handelsakademie. Mit dem Besuch von Universitätsvorlesungen, einer europäischen Bildungsreife schließt er seinen Bildungsweg ab. Und nun beginnt N Rosegger — damit künnte man seine Biographie schliegen — au8= schließlich seiner Kunst zu leben. Die Erlebnisse seiner Kindheit und seiner Schneiderzeit sind noch für lange Zeit der Born aus dem er schöpft. Man trinkt aus­­ einem reinen Duell, wenn man die Frühmerse Rofeggers, die Schriften des Waldschulmeisters tieft. In seinen späteren und lebten Büchern sind Spuren des „Weltgu­tes” zu erkennen, dessen Einwirkungen Rofegger sich nicht voll­­ständig zu verschließen vermochte. » Bis in sein spätes Mannesal­er hinein gelang es Rofegger nicht die Stadt leben, wenn man so sagen darf,zu verwinden. Er fühlte sich in der städtischen Umge­­­bung entwurzelt und wurde sich so nie zum Problem: „Ich bin ganz untauglich für das gegenwärtige geistige Leben“, schreibt er 1889 an Wilhelm Kienzl, „ich führe eine ganz andere geistige Existenz, eine, die mir selbst immer dunkler wird.” Die geistigen Strömungen seiner Zeit, an denen er notgedrungen Anteil nimmt, be­­reichern ihn nicht, sondern zehren von seiner Kraft. Er verliert sich jedoch nicht. Wird am Schluß ganz wieder er selber. Nur daß er sie nunmehr mit noch größerer Innigkeit dem Erdfuktus . Hingibt als ehedem. Sein „Erbd­­iegen” gibt davon Zeugnis. In dem Werke „satob der Lette” wird Rofegger, den wir in seinem INRI-Buch (auch der „Gottsucher“, sein vielleicht bedeutendstes Werk befaßt sich mit religiösen Problemen) als Mystiker kennen lernen, zum Sozialreformer. Immer ist er die heimatliche Gebe, der seine Früchte reifende Kraft entstammt. Wie ein Baum mnwurzelt Rosegger fest im Heimatz­­boden, gibt er, was er dem Boden entzieht, reichlicher zurück. Das Volk der steirischen Berge hat Roseg­­ger hervorgebracht, sagt man. Man wird mit immer mehr Recht auch sagen können, Roseg­­ger, der gute Heimgärtner, habe sein Volk hervorgebracht. Seinen Namen hat er nicht bloß durch seine Werke, sondern auch durch die eg = Schulspende unvergeßlich ge­­macht Selten hat ein Schriftsteller mit größerer Selbstverständlichkeit den ihm gebührenden P­las in der Weltliteratur eingenommen. Ikarus. nn gs ac " De nk a eig Besser a a eh IS Ne ae ES rn ae FE N ae DE ES SR a Nas an u a SEN a a EN a Be Ba Re Fon he TR en aan 2 ES a Ba A er Seen BEP Be in Dana Se he A­S N N a BET RENTEN he wi ee a 1 i

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