Oedenburger Zeitung, Juli 1914 (Jahrgang 46, nr. 147-173)

1914-07-01 / nr. 147

2 Dedenburger Beifung Schüsse abgab,­ nicht in den Arm fielen und daß ein Mitarbeiter des serbischen Blattes „Sıpsta Rjec“ Rujara sogar den zugreifen­­den MWachmann wegschob, worauf der Tele­­graphist Sindelar und dann Offiziere mit Säbeln den Mörder niederschlugen. Rujara wurde verhaftet. Gavro Prinzip ist ein Bauernsohn­ aus Grahovo. Sein Vater stellt Bojtgespanne bei, sein Bruder it Kaufmannn. Prinzip studierte am hiesigen Realgymnasium und wurde anläßlich der Studentendemonstration vor zwei Jahren relegiert und segte dann in Belgrad die Studien fort, wo er maturierte und von wo er nur vier Wochen hieher zumu­rückehrte. Der Attentäter Nedjek­o Cabrinovic, der Sohn eines Hiesigen Gastwirtes, war von Kindheit an ein Liederlicher Buridhe. In Trebinje war er Typographenlehrling und lernte dann in Montenegro aus. Dann fan ‘er hieher, wurde als verdächtig ausgewiesen, über Intervention des­­ Reichsratsabgeord­­neten Nemec aber hieher wieder zugelassen. RE SEE ET FENG­E ,X--z·-e-Ip-;,«,J-R­HI­­- 1. Juli 1914. hielten Offiziere und Burggendarmen sowie Hofbedienstete die Ehrenwache. Der Salon war ganz von­ Blumen und Kranzspenden erfüllt. Während des ganzen Nachmittags kamen ununterbrochen Militär- und Zivil­­personen, um an den Särgen Gebete zu ver­­richten. Von den Verwundeten. Sarajevo, 29. Juni. Der am Hinterhaupte verlegte Flügel­­adjutant Oberstleutnant Merizzi befin­­det sie außer jeder Gefahr. Graf Boos- Malde i­st nur geringfügig verlegt wor­­den. Dagegen ist sein Automobil start be­­schädigt; ebenso zeigt jenes des Grafen Ha­r­­rad, worin die Hoheiten gefahren waren, zahlreiche der Bombensplitter v­erursachte Löcher. Vom Bubliktum wurde niemand lebens­­gefährlich verlegt. Schwerere Verlegungen haben Frau Forstrat Brobst und DOffizial Reich erlitten. Der Wortlaut der Standrechtsverkündigung. Sarajevo, 29. Juni. Durch Maueranschlag wurde folgende Kundmachung bekanntgemacht: „Nach Einvernehmung mit dem V­orstand des Obergerichtes und dem Oberstaatsan­­walt verfüge ich die Verhängung des Stand­­rechtes über das Gebiet der Stadtgemeinde Sarajevo und des Bezirkes von Sarajevo wegen nachstehender Verbrechen: 1. des Hochverrates, 2. wider die Kriegsmacht, 3. Störung der öffentlichen Ruhe, 4. des Aufstandes, 5. des Aufruhrs, 6. der öffentlichen Gewalttätigkeit, 7. des Mordes, 8. des Totschlages, 9. der schweren körperlichen Jung, 10. der Brandlegung, 11. des Raubes und 12. Borschubleistung zu einem der vorste­­hend angeführten Verbrechen. Auf alle diese Verbrechen ist die Todes­­strafe gesegt. Hierüber ergeht die Rundma­­chung mit dem Befehle, da ich jedermann bei Todesstrafe auch von allen aufrühreri­­schen Zusammenrottungen, allen Aufrei­­zungen hiezu und aller Teilnahme daran zu enthalten und den zur Unterdrückung dieser Verbrechen ergebenden behördlichen Anord­­nungen zu fügen hat. (Se.) Botioref, FZM., m. p.“ Eingeständnis des Komplotts. Sarajevo, 29. Juni. Die beiden Attentäter, die im Garnisons­­arrest untergebracht sind, verhalten ss an­­dauernd außerordentlich cynisch. Sie beneh­­men sich gegenüber den die Untersuchung führenden Funktionären sehr frech und zei­­gen nicht die geringste Reue. Vielmehr schei­­nen sie sich darüber zu freuen, daß ihre ruch­­lose Tat von Erfolg begleitet war. Auf die meisten Jagen verweigern sie die Antwort, leugnen aber nicht, Bomben aus Belgrad bekommen zu haben, angeblich von zwei K­omitatskis. Ebenso gestehen sie nunmehr ein, in Verbindung miteinander gehandelt zu haben. Ihre Verabredung sei dahin ge­­gangen, daß falls dem einen das Attentat nicht gelingen sollte, der andere das Merk fortzujegen hätte. Prinzip macht den Ein­­d­ruck eines außerordentlich intelligenten Menschen und antwortet präzis auf jede Frage. Die Komplizen des Mörders Prinzip. Sarajevo, 9. Juni. Es wurde festgestellt, daß die Umstehen­­den dem Attentäter Prinzip, als er die drei Der Thronfolger in der Soproner Sarnifon. Mit dem 1. Mai 1890 erfolgte die Ernen­­nung des Erzherzogs Franz Ferdinand zum Obersten des in Sopron stationierten Haupa=­perrregimentes Graf Nadasdy Nr. 9 und im Oktober desselben Jahres die zum Komman­­danten­­­ieses Regimentes. Noch viele in Sopron erinnern sich, wie der damals 28jäh­­rige Thronfolger in Sopron lebte. Er war noch unverheiratet und Militärmänner, die zu seiner nächsten Umgebung gehörten, jagen, dak er damals nur Militär war. Der Dienst, seine Pferde, außerdem noch die Jagd füllten seine Soproner Periode aus. Außer dem T­hronfolger gehörten damals dem Regiment Rittmeister Graf Fugger-Babenhau­­sen, dessen Gemahlin, die Schwester des Prinzen Gottfried Hohenlohe-Schillings­­fürst, des derzeitigen Botschafters am Ber­­liner Hofe war, Graf Johann Esterhazy, Graf Karl Hunyady, Graf Georg Almajiy und nicht weniger als fünf Grafen Szechenyi als aktive Offiziere an. Zwei unter ihnen, Graf Almajiy und Graf Fugger waren verheiratet und führten Familienhaushalt. Sie sahen oft Gesellschaft bei sich und Erz­­herzog Franz Ferdinand, der präsumptive Thronfolger, erschien wenn er nur nicht ge­­hindert war, in dieser Gesellschaft. Anläß­­lich eines solchen Abends bei dem Grafen Lugger sah er zum erstenmale — die Grä­­fin Sophie Chotel, seine spätere Gemahlin. Der Thronfolger sah die reizende Gräfin, ohne besondere Wichtigkeit dieser Begegnung beizulegen. Ihre Bekanntschaft, aus welcher das intime Seelenverhältnis hervorgesoro­­­ien ist, führt ein späteres Datum. Hier in Sopron war die Romtejse nur ein Mitglied der Gesellsshhaft, in welcher er verfehrte. Sie war der Gast des Hausherren Grafen Fugger. Außer diesen Besuchen bei den zwei ver­­heirateten Husarenoffizieren Fugger und Almasiy, hatte der T­hronfolger seine Be­­rührung mit der Gesellshhaft Soprons. An Feierlichkeiten oder Unterhaltungen be­­merkte man den Thronfolger nie. In Zivil­­gesellsshhaft verfehrte er übrhaupt selten, wenn nicht bei Jagden. Hier gehörte auch Hofrat Dr. v. Szilvajy zu seinen Jagd­­genossen. Der Erzherzog war ein leiden­schaftlicher Jäger. Und dennoch: er huldigte diesem Sport nicht als Selbstzweck, nicht aus Beutesucht, sondern aus Liebe zur Natur. Er liebte die Natur in ihrer natürlichen Jungfräulichkeit. Auf diesen Jagden wich die Differenz zwischen dem Erzherzog und dem Bürgers­­land. Die Jagd brachte ihn in Umgang mit Menschen, die an Rang tiefer gestanden sind. Mit der Dudles-Jagdgesellsshhaft ging er oft auf Dadhs- und Fuchsjagd aus. Er war aus­serdem ein Mann von­ gutem Herzen. Der mit einem Anliegen zu ihm kam, wendete sich nicht vergebens an ihn. Ansonst lebte er in großer Zurückgezogen­­heit in seinen Appartements im Yelte­­tihschen Meierhofe, welche er zu seinen Zwecken entsprechend umgestalten ließ. Das­­­ohnhaus stand in der Mitte des Meier­­hofes, umgeben von einem hochbäumigen Garten. Er führte Hier einen fast bürger­­lichen Haushalt. Mit wenig Dienerpersonal. Kur für die Spürhunde hatte er eine große Vorliebe und im Meierhofe hatte er für sie eine besondere Abteilung. Er ließ hier aus­serdem eine Kogelbahn errichten und hatte seine Freude an dem Kegelscheiben. Hier lebte der Erzherzog abgeschieden und ließ um sein Wohnhaus eine hohe Plante errichten, auf das sein neugieriges Auge zu ihm Durchdringe. Er lebte wie ganz abge­­­chlossen von der Umwelt, und diese von ihm. D­er vielleicht Doch nicht — ganz. Denn der T­hronfolger — behauptet man unterrichte­­terseits — hatte au) in seiner scheinbaren Verschloffenheit ein großes Interesse den Ge­­schehnissen in der Stadt entgegengebracht. Auch für das kommunale Leben hatte er Sinn und Aufmerksamkeit. Er hörte stets mit Freude davon, daß die Stadt Sopron sich entwickle. Von den sehr wenigen Persönlich­­keiten, die seine V­ertrauten waren, vernahm er gerne orientierende Aufschlüsse über städ­­tische Fragen. Die Bevölkerung hatte im eigentlichen Sinne des Wortes wenig Gelegenheit, den Thronfolger näher zu beobachten. Außer den beiden genannten Familienfressen seiner Kameraden Graf Almasiy und Graf Fugger, war nur noch ein Haus, dem er regen Besuch abstattete. Das Haus Gottes, die Kirche. Die Domkirche und die Dominikanerkirche, welch leitere noch­ heute die Kirche der Gar­­nison ist. Er war schon damals der Anwärter des Thrones. Mit dieser seiner Eigenschaft stand im Zusammenhang seine überaus häufige Berufung nach Wien. Es verging kaum eine Mode, da­ er nicht zwei-dreimal mittelst Stafette nach der Hofburg in Wien berufen wurde. Vor seiner Abreise verrichtete er ausnahmslos Gebete in der Domkirche. An demselben oder an dem nächsten Tage kehrte er wieder nach Sopron zurück. Ein jeder, der von seiner Reife Runde erhielt, erging ich in weittragende Kombinationen. Er selbst selbstverständlich füllte sich in tiefes Schwei­­gen. Niemand erfuhr etwas über das Miejen dieser Reisen... Beihadi- Communnal- Bettina. Die Trauerkundgebung der Stadt Sopron. Außerordentliche V­ersammlung der Reprä­­sentanz. Für heute 11 Uhr vormittags hat der Bürgermeister Dr. Töpler eine au­ßer­­ordentliche Generalversammlung der Repräs­­entanz einberufen. Mit Hinsicht darauf, daß viele Repräsentanten unserer Stadt ab­we­­send sind, war die der Trauer der Stadt ge­­widmete außerordentliche Sigung nur mäßig besudt. Es dürften bei 50 Repräsentanten anwesend gewesen sein. Der große Saal des Rathauses legte an der Präsidialestrade und an den Bänken Trauerschmuch an. Sie waren mit schwar­­zem Tuch um­hüllt. Nach Begrüßung der Situng hielt der Vorfigende und­­ Regie­­rungsvertreter Obergespan Dr. v. Baaın folgende Ansprache: "

Next