Oedenburger Zeitung, August 1915 (Jahrgang 47, nr. 176-200)

1915-08-01 / nr. 176

RIM 2 »Es «««·s»:«--«s«sm7-:s»—. TEEN m EETTREREIT EEE TETETERTTETTELEELEEEGEE SET . = 33 FF ; dicht östlich der Weichsel, preußischer Garde­­truppen bei Krupe (nordöstlich von Krasno­­staw) und andrer Ddeutscher Truppen in der Gegend von Wojslawice haben die russische Front zwischen Weichsel und Bug zum War­­ten gebracht. Heute früh räumten die Russen ihre Stel­­lungen auf der ganzen Linie; sie halten nur noch nördlich von Grubieszow. Obekste Heeresleitung.“­ ­ Russische Stimmen über die Kriegslage. — Das Fallen der Würfel steht bevor. — Aus Kopenhagen wird gemeldet: Die Pe­­tersburger „Nowoje Wremja“ schreibt in ei­­nem Artikel zur Kriegslage: Nach einigen Tagen scheinbarer Ruhe it der Kampf, von dem das Schicsal Polens abhängt, von neus­em auf das heftigste entbrannt. Gleich einer ungeheuren Welle branden Die D­eutsch­­österreichisch-ungarischen Heere von allen Seiten gegen die stählerne Mauer heran, die unsere Truppen zum Schuße von War­­schau und Polen gezogen haben. Es darf nit daran­­ gezweifelt werden, daß der­­ Kampf auf beiden Seiten mit verzweifelter Energie geführt werden wird. Sein Ausgang wird für lange Zeit die Ereignisse auf dem östlichen Kriegsshauplage bestimmen.­­ Der Sieger in diesem Kampfe wird jeden­falls lange, vielleicht Monate hindurch­ sei­­ne neuerliche Offensive des Gegners zu be­­fürchten haben.­­ Auch „Rubfi Invalid“ weist auf die enor­­me Bedeutung der Kämpfe um Warshau hin. Er schreibt: Unseren Nachrichten zufolge hat der Feind seine Umgruppierungen been­­det und steht im Begriffe, einen Höchst ener­­gischen Vorstog gegen unsere Hauptstellung zu unternehmen. In diesem Wagenbild be­­reits verwandelt sich unsere Front in ihrer ganzen Länge in ein ununterbrochenes Schlachtfeld. Das Fallen der Würfel steht be­­vor. Es ist Har, Das der Feind in diesem blu­­tigsten allen Ringen endlich mit den Käm­­pfen an der Ostfront zu Ende kommen will. Seine Truppenkonzentrationen sind enorm. . Die „Metihernja WM Wremja“ verfennt gleichfalls den Ernst der Lage nicht. Sie ver­­gleicht die Deutsche Armee mit einer riesigen, in Volldampf Daherrasende Lokomotive, die, einmal in Bewegung gelegt, nur mit An­­spannung aller Kräfte zum Halten zu brin­­gen sein wird. Das Blatt hofft aber, daßs die Spannkraft dieser Lokomotive, die überhiet it, nachlassen wird, bevor die Maschine an ihrem Ziel eingelaufen ist. Dedenburger Beituna ERERETTEIEEHETEERTER RE ETF EEE ETESTERER LEHE SIaC 2 a re Auguft 1915. "Der: Krieg mit Italien. Nach der in der großen Offensive erlittenen Schlappe ist die Kampftätigkeit der­­ Fitaliener noch nicht zur vollen Entfaltung der Kräfte gediehen. Unter dem Einflusse der riesigen Ver«­luste und des tiefen moralischen N Rückschlages, welchen der große Mißerfolg in den am­­­elsten in Mitleidenschaft gezogenen Armeeteilen her­­borrufen mußte, unternehmen die Italiener angeblich nur durch kleinere Abteilungen durchgeführt Vorstöße an verschiedenen Teilen der Südwestfront und haben mit dieser Klein­­arbeit nicht mehr Glück wie mit ihren großan­­gelegten Unternehmungen. Auf dem russischen Kriegsk­hauplat­z eine be­­deutenderen Ereignisse. An verschiedenen Punkten wurden russische Vorstöße abge­wiesen, und österreich ungarische Truppen stürmten im bess­­arabischen Genzgebiet eine starke russische Stel­­lung. Die Streiks in Petersburg. Ein Tagesbefehl des Generals Aupkij. Berlin, 30. Juli. Aus Petersburg wird indirekt gemeldet: Der Höchstkommandierende, General Rupfij, veröffentlicht einen Tagesbefehl, worin ausgeführt wird, daß, während die russis­­chen Soldaten gegen einen­ mächtigen Wind kämpfen, die Petersburger Arbeiter­­ in den Fabriken für den Kriegsbedarf ihre Arbeit ein­­gestellt haben. Er gebe den Arbeitern sein Wort, daß die Meldungen über die Petersbi­r­­ger Streife schwer auf der Seele der kämp­­fenden Truppen lasten und dem Feinde bo8=­hafte Freude bereiten. Die Arbeitseinstellung in­­ schweren Zeit komme Landesverrat leid­. . Rupki­s Tagebefehl, der in Petersburg ge­­waltige Aufregung verursacht, ist darauf zurück­­zuführen, daß gegen­wärtig die Arbeiter im Petersburger Arsenal und in den Putilowschen Merken aus rein politischen Gründen die Ar­­beit einstellten und ein Antrag, die­ Löhne bis zu 50 Prozent zu erhöhen, rundweg ablehnten. Die Staatliche Patronenfabrik­ in der Liteinis­straße wird durch Militär bewacht, da auch­ die dortigen Arbeiter den Streif proklamieren wollen. In der staatlichen Pulverfabrik Poroc­homwyja-Sowogy bei Petersburg hat der Leiter derselben, ein Generalmajor, den Arbeitern erk­lärt, er werde auf die G Streifenden schießen lassen. Angriffe gegen Asquith. Haag, 29. Juli. Der­ „Rotterdamsche Cou«­rant“ meldet aus London­ Premierminister Asquith,hatte im Unterhause einige scharfe Aus­­fälle gegen die Northcliffpresse gemacht, worauf die „Dayli Mail“ heute in ihrem Leitartikel mit heftigen persönlichen Angriffen antwortete. Die Aspirationen Japans. Genf, 30. Juli. Dem Pariser „Herald“ zu­ folge hat die japanische Heeresleitung die Wie­­dereinberufung von acht Jahrgängen, die nach der Beilegung des chinesisch japanischen Kont­rofliktes s entlaffen­ worden waren, angeordnet. Die japanische Breite schreibt daß die Sicherung der japanischen Großmachtstellung die baldige Sup­­rematie Japans über ganz Ostasien zur Not= mwendigkeit mache. Ein Gespräch mit General Boroevics. Der Berichterstatter des „Peter Lloyd“ wurde vom 6.2. %.D. Borovevics im Standorte seiner Armee empfangen. Die seit dem vorigen Sonntag andauernde Schlacht um den Görzer Brüdenkopf stand an Hart­­nädigkeit, verlustschweren Kämpfen und an die Truppen gestellten allergrößten Anfor­­derungen dem großen Ringen bei Gorlice um nichts nach. Die Erfolge des ehemaligen Bundesge­­nossen stehen bisher nicht im geringsten Ver­­hältnisse zu dem Brusttone der römischen Ti­­raden, so viel steht schon heute fest. Troß des übergroßen Nachteils des für unsere Trup­­pen höchjst ungünstigen felsigen Terrains und troß der großen numerischen Welterlegenheit der italienischen frischen Truppen unserer braven, der stark erprobten Mannschaft ge­­genüber, scheint seit dem denkwürdigen Meineidsfest am Monte Citorio vom 20. Mai bis heute kaum etwas zur Glorifizie u­nd der italienischen Waffe geschehen zu ein. Über diesen Gegenstand äußerte si von Bo­­toevics mit folgenden Worten: „ Mir stehen am Beginn des zweiten Kriegsjahres und haben viel Schweres hin­ter uns. Auch­ die Presse Hat sie ihrer Lei­­tungen nicht zu schämen. Nun haben wir die Italiener uns gegenüber. Schon der neun­te Tag der Görzer Schlacht ist h­erangekom­­men und es stehen alle Anzeichen dafür, daß diese für uns günstig verlaufen wird. (Mit­ Trevilleton, Eine Neu­e ins Nordland, Bon Rene Guilleaume Weidlingan. IH. Frederikshaven, Slagen, Göteborg. Mit dem Dampfer „Melchior“ verlasse ich Kopenhagen. Langsam nähern si die Kü­ Be links die dänische, rechter Hand die Hwedildhe und schon nach zweistü­ndiger See­­fahrt befinden wir uns in der Meeresenge Öresund. Die See blieb ruhig und die Lich­­ter der Stadt Helsingborg in Schweden wa­­ren deutlich sichtbar. Der Anblit war etwa als befände man sie auf einem Donaudam­­pfer und nähere ji des nachts Wien. Wer von den­ Passagieren hätte sich Damals ge­­dacht, da kaum ein Monat nachher diese Meeresenge durch Minen gesperrt sein wür­­de! Damals Hatten wir Glüc; wir schrien­ben ja erst den 9. Juli 1914. Noch einmal grüßen uns ferne Lichter, dann sind wir ganz allein und steuern auf dem Kattegat nordwärts. Gegen sechs Uhr morgens kam die dänische Küste wieder in­­ Sicht und alsbald fahren wir in das, häufig als Nothafen bem­ühte Stederichshaven ein. Die Stadt it die aus­­geprägte nordische Filderstadt, in tiefen dich­­ten Nebel getaucht, die Häuser an echt nordisc­h nüchtern. Wohl selten wird ji hierher ein Sremder, einem von Hauptreise­­routen völlig­ abgelegenen Orte, verirren, d­och um ein recht charakteristisches Bild Dä­­nemarks zu erhalten lohnt es sich sehr, Dies kleine Städtchen aufzusuchen. Unzählige Fi­­scherboote lagen im Hafen, fast sämtlich mit, — allerdings sehr primitiven — Motoren ausgestattet, welcher Umstand von dem fort­­schrittlichen Geiste der Bevölkerung beredtes Zeugnis gibt. Hochinteressant dur seine Eigenart war ein Ausflug nach Skagen. Die Bahn führt durch fast durchweg ödes Land; immer schmä­­ler wird die Landzunge, kollojsale bis zu 40 Meter aufragende Sanddünen versperren die Aussicht auf Die See. Bisher war das Metter trüb. Doch bei der Ankunft in Stagen ließ die Sonne wieder ihre geißenden Strah­­len auf den schäumenden Magen des Katte­­gats spielen. Nur Tangsam kam ich der Küste entlang vorwärts, bald Sandhügel, toten Silben, stahligen Gewächsen, bald einer überschlagenden Meile ausweichend. Mein Ziel war bis an die äußerste Spike der Land­­zunge vorzudringen, wo der Sfagerraf und­ K­attegat sich treffen. Am Leuchtturme vor­­bei fam ich nach mühsamer Dünenwande­­rung Dort an. Die Gegend ist eigenartig schön, nach drei Seiten von Meer umgeben. In der Ferne ziehen Segelschiffe vorüber, langsam, gespensterhaft — wie einst oder Dampfer streben mit weithin sichtbarer Rauchfahne fremden Ländern zu. Diesen un­gemein reizvollen Bli beeinträchtigen die penetranten Gerüche der, nach der Ebbe zum rüdgebliebenen, und in der Sonne trocnen­ den toten Fische und Krabben. Wer längere Zeit in Sanddünen marschiert weil die un­­geheuren Strapazen zu schäßen die unsere braven Truppen bei Überquerung ähnlichen Terrains erdulden müssen. Eine wahrhaft magische Abendbeleuchtung breitete sich während des Radweges über das Land und Meer aus bis die Sonnenschei­­be vollends in die Fluten tauchte. Am 10­ ten Juli 8 Uhr morgens schiffte ich mich nach Göteborg ein. Dius war des Flei= nen Dampfers stolzge Name, mit welchen Dampfern, wie ich mir jagen ließ die Ueber­­fahrt mitunter ganz aufregend sein soll da vollzog sie sich außer­dem einen, noch im Ha­­fen über Bord gefallenen Schweinchens, ohne Zwischenfall. Um Molo lagen viele Dam­­pfer, in den Dods hämmerte es, die Krane tak­elten als wir den Hafen verliehen. Die Sonne schien mir alle Illusionen vom „Rauhen Norden“ nehmen zu zu wollen und stach mit fünlicher Wärme. Langsam wie­­gend gibt unser Schiff den an Radbora her tanrollenden Wellen nach, wir fahren nun ganz allein, auf der unendlichen Wasserflas­che und nur hie und da gibt uns in der Ver­­ne eine Rauchsäule Kunde, von einem, uns­ter unserem Horizonte fahrenden Schiffe. (Bortjegung folgt.) 3

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