Oedenburger Zeitung, November 1918 (Jahrgang 50, nr. 253-277)
1918-11-01 / nr. 253
—..., Seite 2, Politische Stadsrichtern Das neue Kabinett Hadik Kornel v.Tolnay,Direktionss Präsident derllng.Staatsbahnensollandelsminister, Abg-Carl Hußer Unterrits-und2bbg. Stefan Szabo(Nagyatär)Ackerbaus Minister werden, Das Programm Der Regierung Hadik’s, Ihr Korrespondent erfährt aus der Umgebung des Grafen Hadil, dass die neue Negierung als ihre wichtigste Aufgabe die Schaffung eines selbständigen und unabhängigen Ungarns in politischer, wirtschaftlicher und militärischer Beziehung betrachte. Vor Allem muß das alle ‚gemeine,geheime und gemeindenweite Wahlrecht, welches auch auf die Frauen ausgedehnt wird, verwirklicht werden. Diese Gelegesvorlage wird in der nächsten Situng des Abgeordnetenhauses vorgelegt. Ferner wird die Heimbeförderung der ungarischen Regimenter, die unter selbständiges ungarisches Kommando gestellt werden in möglichst kurzer Zeit) angestrebt. Der Oberkommandant des selbständigen ungarischen Heere wird Erzherzog Foref, den der Reichstag zum Balatin wählen wird. Das Kabinett wird auch, dringende Verfügungen wegen Sicherung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit treffen und innerpolitisch in wahrhaft demokratischem Geiste die Staatsgeschäfte leiten, zur Universität, wo Nektor Bece erklärte, wir müssen das gute Einvernehmen mit Deutschland aufrechthalten. Die Demonstranten fehlten : Nieder mit dem Grafen Julius Andrasfy! Es Iebe Deutschland! Von den öffentlichen Gebäuden wurden dann die schwarz-gelben Fahnen herabgerissen und die deutschen Fahnen gehiät. Offiziere erklärten sich, ihres gekgisteten Eides enthoben zu sein und jeßten deutsche militärische Abzeichen auf ihre Kappen. Die Menge fang die Wacht am Rhein. Den Polizeidient übernahmen Offiziere von den Wachorganet. Befreite krantiiche Matrosen aus Pola. Die misten Offizieren die Bofarden herunterreißen. Einer Privatmeldung zufolge, hat sich die Demonstration in Budapest dadurch zu einer besonders blutigen gestaltet, weil befreite froatische Matrosen aus Pola in der Hauptstadt eintrafen. Diese Matrosen zogen vor das Klublokal der Károlyipartei, stießen Hier mit untern Offizieren zusammen und risfen diesen die militärische Distinktion herab. Der Kommandant der Brachialgewalt Z.M.L. Baron Ludacsic ließ die Maschinengewehre in Aktion treten und derzeit ist es vermöge vollständig unterbrochenen telegrafischen und telefonischen Vertebrs noch unbekannt, welche Blutbade der Metropole gestern nachts angerichtet wurde. In Budapest wird mit Maschinengewehren auf den Straßen geschoffen. Nacht3 Uhr kam aus Budapest die Meldung, daß dort in den Straßen aus Maschinengewehren auf die demonstrierende Menge geschossen wird. Revolution in Kroatien, In Fiume Herricht Revolution. Bisher wurden über 400 Personen getötet. In ganz Kroatien wird geraubt, gemordet, geplündert und Häuser in Brand gejebt. Kaiser Karl verzichtete auf den österreichischen Chrom. Anläßlich einer weitern abends in Budapest stattgehabten Demonstration teilte der Abgeordnete Dr. Johann Va aus einem Fenster des Klubs der Kärolyipartei der Volksmenge mit, daß Kaiser Karl zu Gunsten der österr. Republik dem österr. Throne entsagte. Proklamation der Republik in Oesterreich. Der Abg. der sozialdemokratischen Partei, Seit verkündigte der Bolfsmenge, daß der Nationalrat die Proklamation der Republik beschlossen Habe. Die Studentenschaft Wiens, die über die 2ogreißung von Deutschland empört ist, 309 ® Ba Die Lebensmittel der Wiener Garnison. Im Abgeordnetenhause erschien ein Oberst und teilte mit, daß die Lebensmittel für die Garnison nur mehr für wenige Tage reiche. Dan möge sofort für Lebensmittel sorgen, weil sonst für die Aufrechterhaltung der Ordnung seine Garantie übernommen wird. Engelwenigkeiten. Päpstliche Auszeichnung. Unsergemesener Mitbürger Here Buchhändler Franz Klenta, Profurist und Ober-Kontrollor der Sankt Steffans-Gesellschaft in Budapest, wurde für seine mehr als 50jährige Tätigkeit in der Verbreitung katholischer Literatue auf Vorschlag Seiner Eminenz Kardinal Fürstprimas Dr. m Esenrod von Se. Heiligkeit Papst Benedit XV. mit dem päpstlichen goldenen Verdienstkreuze pro Ecclesia et Pontifice ausgezeichnet. Verleihung.Dem Budapester Bezirksrichter i.P.Dr.Emmerich v.Vät-Zmegyey wurde für vieljährige treue und eifrige Dienste der Titel eines Tafelrichters verliehen. Ytu Vihtormxigarasfw Generalstabsarzt,wurde an Stelle Josef PeweyB zum Sanitätschef deszeoanilitärdistrikts ernannt. y Bermählung. . giäth, Dragoner” Oberleutnant, So der Witwe Pompejus Tiath, geb. Emma dr. Gyulasfy, vermählt sich am 4. November mit de ® i Baronesse Gina Fiäth. Todesfall. Nach längerer Krankheit ist Heute nachts Frau Yosef Haller de Hilibi, Witiwe fnachweiland dem ehemaligen fürstlich Esterhäzysschen Gütergouverneur im Alter von 60 Jahren gestorben. Die Verblichene Hinterläßt eine Tochter. Ihr einziger Sohn fand als Husaren-Offizier den Heldentod. In der Dahingeschiedenen betrauert der Präsident des Komitats-Wafsenstuhls, Dr. Johann Kakaz, seine Schwester. Das Leichenbegängnis findet Samstag nachmittags statt. Spende. Unter Diözesanbischof A. Fetjer übergab dem Gynrer Bürgermeister 2000 Krür Wohltätigkeitözmede. Der Beamtinnen-Verein beschloß in seiner Ausshülfigung, die regelmäßigen Zusammenfünfte am Dienstag mit Vorlesungen und freien Vorträgen zu würzen. Nächsten Dienstag hält Brof. Mano Nacz und Vereind- Mitglied Franz Stagel eine Vorlesung, bezw. freien Vertrag. Die Schulen werden am 5. Honember eröffnet. Da die spanische Grippe auch in Sopron im Erlöschen ist — so jagt der Stadtphysicus Dr. Schönberger — steht der Wiedereröffnung aller Schulen sein Hindernis mehr im Wege. « sxolmkorganisation der gendrø partei der radikalen Gesternabends hat sich im Hotel Pannonia die Lokalorganisation der Landespartei der Radikalem anderen Spitze der bekannte Soziologe Dr.Oskar Jåszi steht,konstituiert.Die Aufgaben der Partei betreffs Schaffung eines Neu-Ungarn erörterte Dr.Jakob Stricker,der auch den von der Zentrale entsandten Architekten Ladislaus Deiis begrüßte.Die Parteiorganisation wird Fühlung nehmen mit den Soproner Sozialdemokraten und Demokraten behufs Einberufung einer Volksversammlung.Ein Präsidialrat,bestehend aus Prof.Josef Farage,Finanzrat Sándor Oväcsy und Dr. Strider, wurde en et. Parteisekretäre sind: Dr. Send Hollos und Rudolf Richly. E wahnsinniger Soldat ist gestern aus dem Servespital der Kaserne des ..R. 48 entsprungen und konnte bislang noch nicht zu Stande gebracht werden. Unsere 18er Honned haben mit der Vorarbeiten für das laut Fönigl. Er laß von jedem Regimente herauszugebenden Kriegsalbum bereits begonnen und geben in dem nächsten Tagen das Plakat, das zur Aufchaffung des Werkes, zur Lieferung von Beiträgen etc. auffordern soll, heraus. Das einfache, aber effektvolle Plakat stammt von der Künstlerhand End Agoston’s und stellt das Denkmal der bei Ditez gefallenen Helden dar, das in sehniffiger Schreidentanier durch gute Wirkung auffallen muß. Das Plakat ist auf einer Steinbrucknellpfesfe der Röttig-Romiwalter-Druderer U.G. gedruckt und gibt wieder Zeranis von der Leistungsfähigkeit dieser größten Provinzanstalt Ungarns, die sich, durch zahlreiche Aufträge aus dem ganzen Lande gezwigen, fortwährend vergrößert. Bedauerlich ist es nur, daß andere Regimenter. Die ebenfalls unsere Stadt zu ihrer Heimat zählen, ähnliche, minder gut gelungene Blafate in Wien anfertigen seßen. Der Goldvaorent der Gefterr.-Ingerischen Bank? Die hauptstädtischen Blätter braten die Meldung, daß die Budapester Hauptanstalt der Defterr.iingar. Bank ihren Goldvorrat nach Wien fehrte. Tatsächlich wurden 18 große Geldkisten mittelst‘ Eisenbahn auf, und ein Soldat zur Bewachung mitgegeben. In Gydr waren die Polizisten neugierig, was diese Stiften enthalten. Nachdem man sie geöffnet hatte, kamen anstatt der Goldfüchse Meßl, Bohnen, Schmalz und sonstige Lebendmittel zum Vorschein, die auch großen Wert repräsentieren. Der teure Fund wurde konfisziert und das Verfahren wegen Schmuggel eingeleitet. Sihrerken unter den Wearrnundierern. Die Warschauer „Gonzina Volskif” bringt folgende Mitteilung: AS in der vergangenen Wode die Blätter in Ertraan’gaben meldeten, daß die Antwort Wilfond angelangt sei, und daß sie hoffen Laffe. Daß der Friede nahe sei, gab es großes Gutlegen unter den Warenhamstern und Warenwucherern an der geheimen Marenbörse. Der Preis de Nubels janf an der Gifeftenbörse sofort und es wurde ausgerufen, daß man fir 100 Rubel Gold 900 Mark gebe, während man einen Tag früher fir 100 Rubel 1100 Mark bezahlen mußte. Eine Hierb3botschaft, folgte der andern und die verschiedenartigster Waren Tanken rapid im Breite. Im Kaffeehause, in welchen sich die Minkelbörse befindet, warnten die Warenmwucherer nie verrückt umher und schrien vor Schred schlotternd, mit bleichen Gesichtern: „Manuufatturwaren sind um 50 Prozent gefallen!“ Zuder, der gestört 1200 Mark pro Meterzentner hostete, u um 1050 Mark zu haben. Die Bevölkerung Warschaus atmete nach dem vierjährigen Treiben der Warenwucherer wieder auf, Preis des Zuders fiel von 7 Mark auf 5 Mark pro Kilo. Deehl wurde am Sonntag noch mit 5 Mark pro Kilo bezahlt, Montag wurde es um 5 Mark 50 Pfennig überall ausgeboten. Die verborgen gehaltenen riesigen Schuhvorräte kamen wieder zum Vorschein, und die Warenwucherer schrten sich die Kehle Heiler, um ihre Vorräte an Tee, Kolonialwaren und Heringen, sowie andere Artikel, die sie auf Spekulation angehäuft hatten, billig an den Inn zu bringen. Mord aus Gifersucht. Dieser Tage verübte der vor einigen Monaten aus russischer Gefangenschaft zurückgekührte Taglöhner Stefan Fazelas in Nagybeckerei auf dem Felde nächst der Delfabrit in grausamer Weise einen Mord an seiner Geliebten, einem 22-jährigen yellömuzölyaer Mädchen namens Katharir tinus. Nach der Untat stellte sich d Er wurde so fort in Haft genommen der G Staatsanewaltschaft übergeben. Nee A » ) | 2 a denBurger Beitung. «.-----å·-».-..----| 1.November 1918. IT TI. m Bl |