Oedenburger Zeitung, Dezember 1921 (Jahrgang 53, nr. 273-297)

1921-12-01 / nr. 273

1. Dezem­ber 1921. 5 . Derenburger Zeitung Ansehkub an den Weltverzehr,­ ­selbst in Friedenszeiten ein Rekord war. Dedenburg, 30. Nov. In Bern kam geitern die interne­­t In Rom wird der Zug unmittelbaren timale Eisenbahnfonfereng­e zum Wichlup. Mit Ausnahme Ameriz­­ Anichlup haben nach Neapel. fas und Ruslands waren alle Staaten vertreten. Die Konferenz brachte einen wesentligen Fortichritt in der Angele­­genhheit des Weltverkehrs. Mit Ungarn it besonders wich­­tig, daß die ungarische Südbahn ab 1. Juni 1922 wishen Budapest und Tibiest täglich einen Schnellzug ver­ Ehren läßt. Dieser Schnellzug würde von Budapest nachmittags 17 Uhr ab­­gehen und am anderen Tage vormit­­tags um 9 Uhr 35 Minuten im Triest, anfommen. In Triest würde er dagegen abends um 19 Uhr abgehen und am an­­deren Tage mittags um 12 Uhr 40 Mi­­nuten in Budapest anfommen. Dieser Zug wich unmittelbar 1. und 2. Klasse­­wagen haben, außerdem werden dem Schnellzug Speise- und Schlafwagen von der internationalen Schlafwagen- Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Die Fahrt Budapest-P Vene­­dig will 20 Stunden 45 Minuten dauern. Von Triest bis Nom wird die N­eise 18 Stunden dauern, sodaß die Neile Budapett Nom insgesamt 8 Stunden beanspruchen wird, mas­ten mit Ausnahme Eng­nvs dens und Norwegers, angenommen. Diese Nachricht erfüllt uns mit ge­mischten Gefühlen. Was wüßt uns der, übrigens erst bescissene Schnellzug nach Triest, wenn der Weg nach dem Meiten, nach Wien, roh immer ne= sperrt it? Diese Verhältnisse werden nachgerade unhaltbar. Cs it von den verantwortlichen Faktoren unverant­­wortlich gehandelt, unsichere Nachrich­­ten von der Verfehrsaufnaf­e in Die Deffentlichkeit zu bringen und Diele an der Nase herumzufähren. Geitern ging dies so weit, daß Neisende bereits in dem angeblich diretten Zug nach Wien laken, ihre Fahrkarten hatten und in legter Minute aussteigen müssen, weil der Zug wieder nur bis Agendorf fuhr. Diese Absperrung bedeutet für Deden­­burg, je länger, je mehr eine schwere wirtsaftliche Schädigung Das Inter­esse Dedenburgs fordert gebieterlich eine rasche Offfnung der Grenze und "die Wiederaufnahme der direkten Verkehrs. a“­­ | A.: Wo geht’ denn Hin ? B.: Auf d’ Stodt eins! A: Medam­ Gaodl­abl, jet so guit und zohl mal Abonnerment für d’ Deden­­burger Zeitung­­ s - Rr. 273. — Seite 3. Männer, die ihren Beruf befiehlt haben. Der Romanschriftsteller Friedrich Spielhagen hatte fünf Berufe er­­grbien, bevor er endelültig seine dichte- Auf der Konferenz wurde die 24 h­ohe Begabung entdeckte und ich der Rundige Zeitichnung von allen Star: N ht indie, Schwe­­tigens diese „Berufsverfehlerei“ mit ‚Romeandichtung zumandte. Ci hat üb­­er Deutschlands gemeinsam, ‚ehr vielem anderen berühmten Söhnen Deu 0 m. Es ist aufs ‚ fällig, dak besonders in der Literatur ‘ diese Erscheinung häufig zutage tritt. So wird das Wort Bismards, das Lite­raten sei nur Pente seien, „Die ihren Beruf verfehlt haben“, zur Wahrheit, wenn auch in anderen Sinne, als Bis­­­mard meinte. — Aus der jüngsten Ver­­gangenheit sei nur daran erinnert, daß Gerhart Hauptmann Kunstmaler war und in Breslau fudierte, bevor er jn der Dichtkunft zuwendte. Kontane hatte zu seinem Lebensberuf auch nicht ur­­sprünglich die Literatur erwählt, da er bekanntlich Moorkefer wunde Dasselbe­s Studium hatte Hermann Sudem­ann gewählt, da er durch mikliche Verhält­­nisse plößlich ge­winsen war, schnell ein­­ Brotstudium zu ergreifen. Der Apothes­­enberuf scheint überhaupt mancherlei P­oetisches an süh zu haben Mar do auch Henrit Shen in Bergen Ryanita­­zeut, als er je­ erstes Drama „Cati­­lina“ verfakte, das zwar noch­ sehr wenig den fürftigen großen Dichter ahnen [äkt, troßdem den Anschh gab, dar Ihien sich mehr und meist der Schrif­stellerei zu­­wandte. Friedrich Niekike war Philo­­loge und Universi­ätsprofessor. Auf dem Gebiete der Philologie Hatte’er kaum Großes und Unsterfüches zu finden ge­­habt: Noch ein anderer Universitäts­­professor sei hier erwähnt, der sich Ab­ie­­bermeile auf einem ganz anderen Ge­­biete auszeicnete, als auf dem seines Spezialfaches, nämlich Mommsen, der vom Hause aus Sumiit war und auf der Berliner Universität über AXurispru­­denz las. Seinen unsterbligen Ruhm verdankt er aber seinen Leitungen als Geschichtsforscher. Denselben Beruf wie Mommsen Hatte auch Felir Dahn. Er war gleicherweise wie Monmijen Zurijt, ohne auf dem Gebiet Ungewöhnliches zu leiten, Ruhm und Ehren erntete er als­ Dichter. Die Anzahl der berühmte testen Männer, die ihren Beruf ver­­fehlt haben, siehe ih­ne unendlich er­­weitern; so war tik v. Uhde, der ber­e­it rühmte D­eutsche. Maler, Offizier; Li­­liencron war gleich­falls Soldat, Hart­ sie mit 1. Juli 1920 eingeführt, :­­ |­­eben war Referendar und sollte sich der juristischen Laufbahn widmen; Herbert Eulenberg war’ Jurist; Maurice Mae Offizier,; Wilhelm Bush, Rudyard Kip­­ferling war Rechtsan­walt; Tolstor war jung, Maupassant, Biörning sie alle waren ursprünglich nicht Dichter oder hatten wenigstens von Haus aus nir die Absicht, sich Dem literarischen Be­­rufe völlig Hinzugeben. Zum Teil hatten sie Thon­ andere Berufe ergriffen und sie in ihnen betätigt. Die Zahl der Berühmtheiten der Welt Legion. Dar­­aus geht hervor, daß nicht immer Yadı­­fente auf ihrem Gebiet das Hödhit leiten, sondern meist „Außenleiter“. „verfehlte Berufe“ i­ also unter den Diese Behauptung wird noch duch den Umstand erhärtet, das das Tenftbare Auftrift, eigentlich eine Aufgabe für­­ Algem­eine, von zwei Offizieren zu­­ atemlisch gleicher Zeit erfunden wurde, nämlich von dem General Graf Zeppe­­lin und dem Major v. Barjeval. Beendigung Des Wiener Streits. Der Theaterstreit it geiterıt nachmittags nach einer Beratung, die bis 2 Uhr fähhrte, beigelegt worden. Die Direktoren bewilligten eine Erhö­­­­hung der seit Dezember geltenden Ga­­gen um 140 Prozent. Für die weitere Regulierung der Gagen wurde ein Ko­­mitee eingesett, wurde gestern­ gespielt. Die Vertreter der Schauspieler verpflichteten si, künftig einen eventuellen Streit drei Tage früher anzumelden. ein Wiener Eine Straßenbahnfahrtt — 30 8. "Ab 8. Dezember fortet ıt Wien eine Fahrt mit der Straßenbahn 30 Kronen. Was verdient Straßenbahner ? Auf­grund einer, der ‚tegten Verhandlungen wird das seine Ein­­­ Eommen der Bidiensteten von etwa 4200K ‚auf 7200’ K wöchentlich strigen. Adressenloser S Zeitungsversand. Wie die „Zribuna“ meldet, wird don num an auch in der Tidehofslowakei der adressenlose Zeitungsversand und zwar auf Grund von Listen erfolgen, melde von den einzelnen Zeitungen dem Bolt: Ämtern zugestellt werden. In Deutsch­­land ist diese eine große Entlastung be­­deutende Art der Zustellung seit mehreren Jahrzehnten üblich und hat si Dort sehr gut bewährt. In Oesterreich wurde In allen "Theatern regumd­ a, Tenor ud Ei BEIN ET EENTETLTT ADENEN EETEREND EEEETSEEIEEETETEIEEEEE Riesenauswahl, gediegene Ausführung, mässige Preise! Grösstes Provinzversandhaus ‚Leopold Kopstein, Oedanburg, Grabanrunde 62, Telephon 339. MI ß 5284 I r­ EEE „Sa,ganz gut, ich wollte eben einen ! läuft es mir über den Rüden, wenn ich ‚Heinen Spaziergang machen — sogar mit ärztlicher Erlaubnis. „D, das it gut. Ich darf Dich da begleiten?“ „Gewih.“ „Wir wollen in den Rarf gehen.“ „Gern.“ i Arm in Urm schritten die Geschwister dahin. Ellinor wollte im Park reis abbiegen, aber Fred drängte sie nach der anderen Seite. AN­ale „Laß uns nach dem Tennisplaß ge­­ben,“ hat er. ‚ ten. Du mußt erst die Schreden von „Du willst du nicht spielen? Dazu fühle ich mich heute nicht kräftig genug.“ „Nein, nein, das kann ich mir den­­Leitern überwinden.­­ Deshalb will ich dich hier Hinüberführen. Im Barillon am Tennisplaß rasten wir erst eine Meile.“ Ellinor nichte. „Das können wir tun.“ Fred war zufrieden mit sich. Das hatte er de famos gemacht. Eine Weile tritten sie stumm nehteinander her. Dann seufzte Elli­­­nor auf, „­­ „ie arme Diana“,“ jagte sie Seise. Fred drühte ihren Arm. „reine nit mehr daran, Ellinor, daran dene, wahrt hat.“ Ellinor 309 die Stirn zusammen. „Hast du — Hast du — ihm gedankt — so wie du wolltest?“ sorschte sie 30= gend. „Rein, so recht bin ich gar nicht dazu genommen. Er hat mi ja gleich wie­­der fortgeschtet.“ Sie prekte die Hand aufs Herz. „Er hat di fortgeschiet?“ vor was Linder, dich be­­„Barum?“ forte sie unruhig. „Ah — weil — nun ja, weil er eben in seiner guten Stimmung war. Viel­­leicht reite ich morgen wieder hinüber. Vielleicht darf ich ihn dann zu Ti­ einladen. Dann kannst du dich auf gleich bei ihm bedanken, du hast das sicher auch wo­ nicht so recht getan.“ Ellinor wurde wieder sehr rot. „Kein, nein, Fredy, — er darf erst fommen — wenn Vater femmt. Ich will nit an gestern erinnert werden.“ Mit einem Schelmen lächeln sah Fred vor sich hin. „Wie du willst, Ellinor. Doch da sind wir schon am Papillon. Hier ruhen wir ein wenig. Hier it es so­ still und friedlich, geh­?“ Miche lie­­h Ellinor in einen Korbjejjel nieder. „sa, jehr friedlich.“ Fred nahm an ihrer Seite Plad, ließ aber seine Augen spähend umher­­schweifen, während Ellinor die ihren wie ermüdet scloß. Es währte nur lange, da­­ erblichte Sted seinen Freund, Heinz hinter einer Gebühhgruppe. Tred stand auf. „Bleib ruhig fißen, Ellinor, ich will nur mal hinüber nach dem Tennisplaß. Ich glaube, brühen tit der Anlauf etwas zu fur, ich muß das mal ausmessen. Du kannst dich inzwischen no aus­­ruhen.“ Ellitz erblicktennh ahnung gloß,mag für ein­ kleiner Heuchler sie soeben ver­­ließ.Sie stützte den Kopf in die Hand und sah vor sich hin.So friedlich war eg umsieher,aber in ihrem Herzen wollte er nicht ruhig und friedlich werden. Fred war um die Gebüschgruppe ge­­bogen, wo Heinz Linde wartend stand. „all right, ich Halte jede Störung fern,“ flüsterte er ruhig weitergehend. Heinz nichte. Eine Weile blieb er noch, in Ellinors Andlid verjunten, sitehen. Dann schritt er Tanglamı über den weigen Rasen nach von Ram­illon hinüber. « Ellinor sah nicht aufkun hörte­ ihn nicht kommen.Ihre Gedanen suchte ev ihn drü­ben in Lindeck,wie er in»sch»l·im­­mer Stimmung“ weilen sollte, wie Sied, ihr gesagt hatte.“ Ganz plößlich stand er dann vor ihr, den Eingang zum Pavillon versperrend. Sie blickte auf und schraf zusammen. Sede Spur von Farbe wich aus ihrem Gesicht. Dann sprang sie auf und machte eine fluchtartige Bewegung. Als sie aber sah, daß sie nut an ihm vorbei ins Freie kommen konnte, blieb sie zitternd stehen. Ela und erregt standen sich beide gegenüber und sahen sich an. „Was wünschen Sie?“ stieg Ellinor endlich hervor. · « »Eine Unterredung mit Ihnen,gnä­­diges Fräulein.« Sie gab sich Haltung. „Ich wühte nicht, daß wir uns wo etwas zu sagen hätten,“ sagte­ sie schroff, aber mit unsicherer Stimme. „Aber ich weilt noch vieles, was ge­­jagt werden muß“ antwortete er Heiler vor Erregung, aber äußerlich ruhig. Ihr Biid streifte sein blasses Gesicht und seine Augen fingen ihren Bli auf und hielten ihn zwingend und bittend augleich Feit. „vant? Do nein, ich habe nicht ver­­gessen, was Sie mir gestern jagten —­­­­­ — Aber Ellinor zwang ihre Lippen zu spöttischer Rede. „ah jo, ja — ih weik — ih Habe Shrren meinen Dank wo nicht abgestat­­tet — dafür, dab Sie retteten.“ mir das Leben dah Sie lieber tot im Steinbruch liegen Die’ ganze Nacht habe­­­­ ' ich von Ihred­­ngen geträumt. Heiß an « -’--«- .- - . . ! en. . .. .·« . »s­­.­­I­­’­­Eis-H- . RE, RL NE ar EEE RER ee Mil TR

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