Tagblatt, 1923. Dezember (Jahrgang 1, nr. 274-296)
1923-12-01 / nr. 274
J Samstag "260 K pro Kilo erhältlich.Für GrünDer Lebensmittelmarkt w war Diesmal mit Grünmaren bedarf derfend bes fchieft. Die Preise notierten wie in der Vorwoche. Kraut war auch, diesmal um Zeug verlangte man 80—100 K pro Bund. — Auf dem schwachbeschickten Obstmarkt standen die Preise folgend: Aepfel 2000--3500 K, Birnen 2500 bis 3000 K, Sajtanien, 1000—2000 K und Nüsfe 5000 K pro Kilo. — Auf dem Fischmarkt A galten ebenfallss die vor- wöchigen Preise. — Der Milchwarenmarkt wies eine schmache Beschielung auf. Topfen war überhaupt feiner, zu sehen. Für Butter wurden 12—15.000 pro Kilo und für Rahm 2400 K pro Liter verlangt. — Gier waren genügend vorhanden und roftete das Stüd 640 K. Die Hausfrauen waren hierüber allgemein entrüstet und tauften kein einziges Stüd. ‚Eine solche Enthaltsamkeit wäre in vielen Fälen würschenswert, dann würden Die unerschwinglich hohen reife von selbst herabgehen.— Auf dem Geflügelmarkt zeigte sich neuerdings eine Preissteigerung. 63 notierten folgende Preise: ein paar Hühner 10—25.000 K, ein Paar Enten 35—45.000 K und ein Paar Gänse 60—70.000 K. — Der Holzmarkt blieb ‚auch diesmal unbeschict. ‚Das Symphonielonzert der Oedenburger Garnison findet heute (Freitag) abends 8 Uhr im großen Kasinosaale statt. Das Synteresse für das Konzert, besonders aber für die Komposition des Musikdirektor Strieczl, ist ein großes. Wie aus Fachkreisen verlautet, it Die ‚Komposition (Heldensymphonie) derart postümlich geschrieben, daß sie alsbald auch in unserer Stadt von Alt und ung gesungen werden dürfte. — Die Naaber Militärmufilapelle, die mit der hiesigen Militärmufikapelle gemeinsam konzertieren wird, ist bereits in den Borgmiittagsstunden in Dedenburg eingetroffen. Der Dedenburger evangelise Mädchenberein hält Dienstag, den 4. Dezember, 4 Uhr nachmittags, im Bereinslofale eine Ausschupfigung ab. Elternkonferenz. In der hiesigen Staatsbürgerfigule für Knaben wird Sonntag den 2. Dezember 1. 3. Vormittag um 4411 Uhr eine Elternkonferenz anpehen, zu welcher die Eltern und Omsttiergeber von der Direktion der Staatsbürgerstule hiermit höflichst eingeladen werden. Vom Herzframpf befallen. Mödlinger Viergroßhändler Binder, welcher Der Michael ein ständiger Besucher des Oldenburger Rinderexportsmarktes ist, befand sich heute vormittags auf der Herzeife in unsere Stadt. Unterwegs wurde er zwischen Igendorf und Oedenburg im Eisenbahnzuge vom Herztrampf befallen und mußte durch die herbeigerufene N Rettungsgesellschaft in das Elisabethspital transportiert werden. Streit in der Wiener Anferbrotfabrik. Aus Wien wird berichtet: Mittwoch ist in einer der größten Wiener Brotfabriken, in der Auferbrotfabrik, wegen eines geringfügigen Streites zwischen einem Beamten und einem Arbeiter ein Streif ausgebrochen. Die Brotversorgung Wiens ist dadurch nicht erntlich gefährdet, da die anderen Brotfabriken arbeiten, obwohl die Unterbrotfabrik fast in den Wiener Brotkonsum seet. Der heutige Rindererportmarkt war reichlich beschieft, denn er hatte einen Auftrieb von etwa 800 Tieren zu berzeichnen, von welchen bi jett etwa Die Hälfte zum Export getauft wurden. Infolge des starren Angebotes und der rauen Laufluft sind die Preise um 400 bis 500 K pro Kilogramm Lebendgewicht gefallen. Der Markt dauert zur Stunde wo an. #3 Die Tanzunterhaltung Des Athletic- BuchS der Oedenburger Hochschüler findet heute (Freitag), abends halb 9 Uhr, im QTurninale der Hochschule statt. Nur im Junwelengeschäft Grabenrunde 4 (Telephon 483) kann man die höchsten Breite befonmen für Billanten, Gold und Silber. + Eine reizende Szene spielte sich heute vormittags in unserer Schriftleitung ab. Kam da schüchtern ein kleines, nicht ganz vierjähriges Mädchen zu und und überreichte unserem Hauptschriftleiter 100 Kronen mit der Widmung, diese den Notleidenden in Deutschland, ganz bestimmt aber einem Kleinen Deutschen K Mädchen, zusommen zu lassen. Das Kind hatte diesen Betrag, von dessen Geringfügigkeit es glücklicherweise noch seiner Ahnung hat, seiner Sparbuchse entnommen und da es von der Hungersatastrophe in Deutschland hörte, beschloß es, das Geld mohltätigem Anette zu opfern. Wir quittieren"diese 100 Kronen hiemit separat, um zu bemessen, daß mir nicht die Höhe des Betrages, sondern den guten Willen würdigen. Aus der Hand eines unschuldigen Kindes zählt dieser gute Wille vieltausendfach. Realitätenverfehr. 3 Tauften: Samuel Schirf und Gattin, geb. Therese Bauer von Samuel Hoch und Gattin, geb. Therese Warkoweit einen Steinernen= Sat -Weingarten im Ausmaße von 322 Quadratklaftern um.2 Millionen Kronen. Bezahlt fi das Annoncieren ? Auf diese Frage antworteten die folgenden Inhaber von Weltfirmen. Die zum größten Teile Millionäre und Deshalb in Geschäftsfreifen Autoritäten sind: „Der Weg zum Reichtum geht durch Danuder- Schwärze“ (Barnum). „Mein Sohn, mache Geschäfte mit Leuten die annoncieren, du wirst nie verlieren”. (Benj. Franklin). „Wie Frannn die Welt missen, daß jemand etwas ® Gutes Hat, wenn er den Resit desselben nicht anzeigt?" (WBanderbilt). „Die Annoncen sind dem Geschäfte das, was der Dampf für die Maschine ist“ (Lord Macaulay). | .+0-00-0 % -—— NIKOLOST des LIEDER AZ . KA 7.0 7. Dezember 1923, BEER Tagblatt Aus dem Wintrifelamte. Eintragungen vom 21. bi 29. November 1923. "Geburten: Karl Pinter, Schloffer. und Elisabeth Heinzmann, Knabe; Vinzenz Gröffing, Riegelarbeiter und Marie Sauerzapf, Suabe; Sodann Manß, Kellermeister und Sojefa Tiefenbach, Knabe ; Alexander Bierbaum, Taglöhner und Ghsasbeth Linzer, Knabe; Heinrich Albrecht, Tischler und Giter Asbeth, Mädchen; Artur Felete von Galanta, Zonrnalist und Margarethe Diöry, Knabe; Held Konrad Szalay, Wirtschaftsbürger und Sofie Becherer, Stnabe. Eheschließungen: Ludwig Brucher, Kaufmann und Karoline Arthofer; Anton Balogh, Fleischhauer, und Dearne Bierbaum ; Paul Kheim, Wirtschaftsbürger und Katharina Freischhader ; Richard Hammerl, Taglöhner und Elisabeth Arn- Hold; Merander Virag, Detektiv und Elisabeth Dringobits; Karl Warte, Fabrikarbeiter und Anna Pofart; Johann Szivös, Fabrikarbeiter und Aloisia Mihályfi; Andreas Kaffhuis, städt. Diurnist und Irene Gayer ; Julius Norenberger, Kaufmann und Malvine Deutsch. Todesfälle: Karl Gig, Fabriksarbeiter, 23 Jahre; Witwe Julius Huß, geb. Fanny Hab Iovet, Private, 68 Jahre; Julius Hlavács, 87 Jahre; Therese Halwar, Private, 85 Jahre; Marie Wagner, Private, 48 Jahre; Wenzel Faronia, Kunstgärtner, 64 Jahre; Cmerich Polgär, 4 Monate; Stefan Hadinger, 24 Jahre; Albert Stenzl, Wirtschaftsbürger, 74 Jahre; Frau Florian Horváth, geb. Julie Horváth, 64 Jahre; Samutel Wolfbeiß, 1 Monat; Marie Klndler, 25 Jahre; Bon Anh und ger. Brennberg. Barbara-Fest. Am 4. d. M. wird in unserer Gemeinde in großzügiger Weise das Barbara- Sest gefeiert. Im Kasino verantalten die Beamten des Bergwerks einen mit Tanz verbundenen Kabarettabend. Zum Tanze wird die Militärmusikapelle aus Debenburg aufspielen. Zur Horväthischen Safthaufe Hingegen veranstaltet die Arbeiterschaft eine Tanzunterhaltung. Hier wird die Bergknappenkapelle flotte Weisen zum Tanze aufspielen. Gäns, nn darüber Klagen zu führen, daß das Günterland ‚„Eine Deputation, bestehend aus mehreren hiesigen Bürgern, begab ei dieser Tage nach Steinamanger, um beim Vizegespan Herbit wirtschaftliche Impertorat das Streusammeln, welches seit Jahrzehnten gestattet war, verbot. Vizegespan Herbit versprach), der Sache nachzugehen und wenn möglich, Abhilfe zu schaffen. r 2 " « s. :" . » s .. · 4: a 1. Dezember 1923. Selfet Den Notleidenden in dentichland! Unser Appell an die Mildtätigkeit des Publikums und ufsere Bitte, sich der Notleidenden in Deutschland zu erbarmen, hat in den Streifen unserer geehrten Leser und Freunde ein nachhaltiges Echo gefunden. Außer den bereits gestern ausgewiesenen 5000 «K sind uns im Laufe des heutigen Vormittags folgende Spenden zugenommen: Benftonifzt Johann Fischer, ‚ Deutsche Zum Tode — Bir sind im Namen der unglücklichen Stammesbrüder in Deutschland für jede, noch so geringe Spende sehr dankbar, denn wir triffen aus den verschiedenen Schilderungen und Zufriften, die uns aus Deutschland zukommen, welche furchtbare Not in diesem Lande heringt. Bedeutet, Ihr edlen "Spender und Mophltäter, die ihr von einer derartigen Notlage,in Ungarn gottlob wo immer verschont geblieben seid, da in Deutschland täglich alte Leute verhungert in ihren Betten aufgefunden werden und daß Säuglinge an der Mutterbrust sterben, weil ihnen seine Nahrung geboten werden kann; er versuchte, aller Mensclichkeit hohnspreende Bonicare, hat 20 Millionen verurteilt! Sollen wir, die Angehörigen einer tapferen, ritterlichen Nation, die wir mit den Deutschen Soldaten in den Karpathen, am Roten Turmpaß, in den Rosiino sümpfen und in Flandern Schulter an Schulter mit Todesverachtung gefämpft haben, ruhig zu sehen, wie diese Maffenevolation an unchuldigen Menschen auf Beheit Poincarés vollzogen wird? Nein und tausendmal nein! Darum: belfet! Tsiraget bei der Euer Scherflein zur Linderung des Maffenelends in Deutschland! Wer fünnte ruhig hinweggehen über die Verzweiflung der Familienpäter, die ihre Familie nicht mehr zu erhalten vermögen und über, die bitteren Tränen der Mütter, die ihre Kinder verhungern lassen müssen, weil sie ihnen sein Grüdchen Brot mehr zu bieten vermögen? Wer könnte derart verhärteten Gemütes sein, daß er seine innige Rührung fühlt angesichts des Sammers, dessen Beute nunmehr ganz Deutschland geworden ist? Darum richten wir an Euch edeldenkende Männer sind an Euch, dreichherzigen Mütter und Gattinnen, im Namen der mit dem Hungertode Tingenden.. Berwohner Deutschlands die herzinnige Bitte: helfet, so weit es wo möglich ist! Lasfen wir auf uns micht den Stillen, aber eindringlichen Vorwurf falten, dab mir Angehörige einer hochkultivierten Nation zugrunde gehen lassen, ohne ihnen die helfende, die rettende Bruderhand entgegengestrebt zu haben! Chenden werden von unserer Schriftleitung, Deäfplab 56, von unserer Geschäftsstelle, Grabenrunde 72, und von unserem Hauptschriftleiter, Theatergasse 25, daufend angenommen und öffentlich auittiert. AIR IIRRIRIRIRIRIT I Ein Inserat in unserer Leitung fichert Erfolg! er RIRIRIRIR] teiner Kolonie . A dem Kennwort „Slot: : U 5er Grabentunde “ bekommen Sie viel mehr als überall für Ihre Brillentet, Gold, Silber, Platin u. falschen Bühne. 2294 PR Fra a ER & iz Kt ET 5 OEL ASTARE in AB 4 Fi: Pe ER - Gerichtssaal, der Führer der Ibertumther Neovolutionäre verurteilt. In den ersten Tagen des Umsturzes, am 2. November 1918 veranstaltete eine irregeführte Menge in Oberwart größere Plünderungen. Geschäfte wurden erbrochen und ausgeraubt, sin private Wohnungen wurde eingedrungen und nach versteckten Lebensmitteln gesucht. An den Plünderungen beteiligten sic 5.000 K|ungefähr 180 Personen, unter dehen als Oberhaupt der evolution der Da. 21.000 K|malige Magazineur der ungarischen 310.000 K|Staatsbahn Peter Balai als Führer i | fungierte. Nach dem Zusammenbruche der Revolutionsbewegung wurde gegen sämtliche Teilnehmer an den Plünderungen das Strafverfahren eingeleitet, beevor es jedoch zur Urteilsfällung kam, wurden die Angeklagten mit Ausnahme des Peter Balai vom Reichverweser begnadigt. Gegen Peter Balai wurde das Verfahren fortgeseßt und lautete die Auflagen auf Bejisstörung, Aufruhr, Hehlerei und gewaltsame Beschädigung fremden Eigentums. Kürzlich hatte sich Balati beim Steinamangerer Gerichtshof wegen dieser Verbrechen zu verantworten. Zu dieser Verhandlung waren als Zeugen vorgeladen: Oberstuhlrichter Stefan Lauringer, Komitatsoberarzt Dr. Paul Hauser, Stuhlrichter Vinzenz Salba ° und Rechnungsführer Stefan Balogh. Der Anklage zufolge hat Balai am 1. November 1918 abends erst im Gastehause, später auf der Post den Oberstuhlrichter Lauringer aufgefordert, an der Sorge der angesammelten Bollsmenge sofort die Durchsuchung von Wohnungen vorzunehmen, da er (Balai) sonst selbst mit den angesammelten Leuten die Durchsuchung vornehmen werde; hiebei machte er vor der Menge aufreizende Neußerunsgen, wie: „Sehr gibt es sein Gesäß, sein Gericht, seinen Staatsanwalt und auf eine Gendarmerie. Der Nationalrat ist konstituiert und die Lebensmittel werden unter dem Volke verteilt.” “ Noch in derselben Nacht erbrach die Menge unter Führung Balais die Wohnung des Rechnungsführers Balogh und durchstöberten das ganze Haus. In der nächssten Nacht wurde in weitere achte Wohnungen eingebrochen und geplündert. Anläßlich der Verhandlung verteidigte sich Balai damit, daß er Die aufgeregte Menge nicht gehießt, sondern beruhigen wollte. An den Plünderungen und Raub hätte er sich nicht beteiligt. Aus den Aussagen der Zeugen geht hervor, daß Balai der Führer der Plünderer war. Nach längerer Beratung wurde das Urteil verlautbart, laut welchem Peter Balai zu zwei Jahren Keffer verurteilt wurde. Auf Antrag des Staatsanwaltes wurde Balai sofort in Haft genommen, 2 3 * Als ungarischer Spion verdächtigt. Die wegen professionellen Schmuggelgerichts bekannte Frau Emerich Berta, geb.Marie Németh,stand gestern wieder«E? einmal vor dem Erkenntnissenat des« Oedenburger Strafgerichtshofes,diesmal jedoch nicht wegen Schmuggels,sondern wegen Verleumdung vor einer Behörde. Die Angeklagte,die ihrer Gewohnheit gemäß auch gestern mit einem verbundenen Arm vor den Richtern erschien und angab,von einem Pinngeer Burschen mißhandelt worden zu sein,hatte den in Deutschkreutz wohnhaften Kaufmann und gewesenet ungarischen Grenzsoldaten Aurel Marton bei den österreichischen Behörden denunziert,daß er ein ungarischer Spion sei,der die über die Grenze gehenden Schmuggler den ungarrischen Behörden, anzeige. Die Folge dieser Denunziation war, daß Marton von Der burgenländischen Grenzpolizei unter Aufsicht gestellt wordenunde, eine Woche hindurch in seiner Bewegungsfreiheit gehemmt war. Er sollte mit der Anzeigerin konfrontiert werden, doch ließ, sich diese zur britischen Zeit nicht mehr biiden. Der unsehuldig Verdächtigte erstattete gegen Frau Berta die Anzeige wegen Befleumdung. Syn‘ der gestrigen Verhandlung stellte die Angekragte jedes Berseehulden in Abrede und leugnete auch dann, als ihr die im Refige des Gesichtes befindliche Originalanzeige vo gelesen wurde. Zweds Vorladung und ee ET re her Rn »S 3 % ET y _ 3 “ x x j x 4 E *; Li; - a