Oedenburger Zeitung, November 1926 (Jahrgang 58, nr. 249-272)

1926-11-03 / nr. 249

— 2 —— ­— _ u ar er ee I Reformationsfeft. «Die Printesseanstäl­fe—iet«r»ten.­im«31·­,Ok­tober die Jahresmende der Reformation­­ » im würdiger Art. So fanden feierliche Gottesdienste statt; Montag begingen­ die einzelnen Schulen den Erinnerungstag mit Jugendgottesdiensten und anderen Feierlichkeiten. 200 De evang. thheologische Fa­­­­­kultät veranstaltete Sonntag­nachmit­­tag eine­ erhebende Erinnerungsfeier, an melcher Prodefan. Wilhelm­ Sträner De Feitrede hielt. Er sprach über Die­­­ umherbrüchliche Glaubensstärte und das­­ unerschütterliche Gottesvertrauen des großen Reformators Dr. Martin Zub­er­­ > und erweckte in den andächtigen Zuhlörern tiefreligiöse Gefühle. Die andächtige Stimmung wurde durch den mohl­lingen­­den Chorgesang der Hörer, den sehtönen Sologesang des Theologen Arpad, Ma­­ RZ­czet­ und “die wirkungsvolle Deklama­­­­tion Georg Muranyıs noch mehr ge­­hoben. (Das schöne Gericht ist ein Boom des talentierten Hörers der Theologie Sulius Josef Wolfter) Mit einem in­­nigen Gebete des Theologen Alexander Bocsi und dem evangelischen Hohelied „Ein’ feste Burg ist unter Gott“ fand die Die Feier einen würdigen Ausklang. Auch der evangelische Jüng­­lingsverein hielt Sonntag abends eine schöne Festversammlung, im Derem Mittelpunkt der gediegene, an erhiebenden Gedanken reiche Vortrag «s Honorar­­­direktors Ludwwig Krug Stand, der über­­­ Ruthers Geist in überaus fesselnder Art diskutierte. Der Männerchor des evan­­­­gelischen Lehrerseminars­ trug schöne Kirchenlieder vor und Franz­ Gabnay junior sang mit Sarmoniumbegleitung 85 Lehramtskandidaten Ludwig Glaß ein ergreifendes geistliches Lied von Ju­lius Kapi. Es reflamierten noch mit gutem Gelingen Therese Kheim und Ludwig Hauer. Der Vortragsabend­­ hatte eine große, andächtig zuhörende Ge­­meinde: " Ei; Er m... = IE r J. Mist-Hoch 00-20 49 4240.02 2022 4 40-00-4- Der erste Bortiansache des Stanlenburgbereines stand im Zeichen guten Gelingens. Der Verein, der nicht nur die altbewährte Lite­­ratur pflegt, sondern auch Förderer und Bahnbrecher der Neuerscheinungen ist, hat diesmal wieder dem­ künstlerischen Nach­­wuchs die Pforten geöffnet. Koloman Väander ist eng vom städti­­schen Theater her schon bekannt. Seither führten ihn sein Glückstern und ein unbe­­­streitbares Talent in die Hauptstadt, wo­­ seine Bühnenwerte viel Anklang und schö­­nen Erfolg fanden. Selbst die erste Bühne de Landes, das Budapester National­­theater, wurde ihm zugänglich und bringt sein neuestes Bühnenwerk „Doktor Nikode­­mus“ demnächst zur Aufführung. Der ju­­­gendliche, sympathische Schriftsteller erläu­­terte in novellistischer Art den Inhalt eben dieser­­ Tragi­omödie (wie er selbst sein Er Stüd benennt) und fesselte mit der leicht­­fließenden angenehmen Art des Erzähler­­tumes bis zum Ende die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Auch seine subtilen lyrischen Gedichte fanden viel Beifall. _ Andor Bankföfti ist ebenfalls ein Starkes Talent, mehr zum Meditieren wei­­ TE­RE­ s— ER NENE EETESSTRDE­N RER­­ ee x , ER ee. Re REITAET m Oesipctixkkgkizeitkiust 3. November. 1926. Seite 3, Messmer Tee — Weltmarke wieder zu haben P. Müller, Sopron „zum schwarzen Elefanten“ 491 gend, worin auch der Grund der Meit­­schweifigkeit seines Stiles zu sucen ist. Seine Gedichte sind et­was schwermütig und in Weltsc­hmerz getauft, was auch im seiner zu breit gesponnenen und in schivere Worte gekleideten K­riegsnovelle hervorsticht. Wir fennen ihn aus anderen Wersen viel vor­­teilhafter und schägen sein Talent hoch. Der jugendliche­­ Klavierkünstler Zenö Talács, der nun schon als­ fertiger Künstler der Wiener Hochsc­hule entwachsen ist, überraschte uns in angenehmster Art mit einer bedeutenden Abgeklärtheit seines­­ Stilgefühles und künstlerischen Vertrages. Er hat die ungest­men Alli­ren der impul­­siven Jugend abgestreift und musiziert nebst wohltuender Musizierfreudigkeit mit einer innigen Vertiefung in den Gehalt der Kompositionen, die sich unter feinem Häan« den in schöner Krümstlerart offenbaren. Er spielte vorwiegend Chopin und Licht mit feinem Stilgefühl und vorzüglicher Birtuo­­sität. In der Paraphrase der Burcell-Suite gab­ er ım3 auch eine prächtige Kostprobe seines Kombpontertalentes, von dem Ich­ noch vieles zu erwarten haben. Der Erfolg des Nimafd­ers war ein besonders lebhafter. Yuri Stefan Y­ontay hatte mit der Rezitation einiger Gedichte (Wäarady: „Sus das“, Gyöni: „Brief vom Schlachtfelde“ und ein hübsches Biiikötti-Boom) großen Erfolg und wurde lebhaft beflatscht. Der ganze Abend, zu dem sich das Fünft­­sinnige Stammpublikum des Frankenburg­­vereines in großer Anzahl einfand, verlief in der besten Stimmung, die nachher im einem zu Ehren der mitwirkenden Gäste veranstalteten, gemütlichem Souper eine angenehme K­ortlegung fand.­­Mit Genugtuung und angenehmer Befriedigung nahm­ man allgemein wahr, daß der von Georg Mü­ller gründlich restaurierte Bösendorfer Flügel seine schrilfe Sprödigkeit gänzlich verloren hat, ohne die Tonfülle eingebüßt zu haben. Alle störenden Nebenerscheinungen sind­­ besei­­tigt, so daß das Spielen darauf nicht nur für die Zuhörer, sondern auch fü­r den vor­­tragenden Künstler wieder zum Vergnügen gew­orden ut.) nn a en en a 175 Jahre katholische Bruderschaft. Hilfe gespendet hat. Doch ist auch die Wirk­e großen Mittel verfügt, deren sie besonders in der heutigen Zeit der Not und des Elends bedarf. Das, was mildherzige Spender in Mrersenttung der seltönen Pflichten ihr zuwenden, das, was sich aus den Tärglihhen Mitgliedsbeiträgen zusam­­mensett, das schließlich, was Institute und Korporationen ihr zusammen Tassen, bildet ihr Vermögen. Es ist nicht viel, nicht viel auch deswwegen das, was sie den armen To­­ten auf ihren fetten Weg­ mitgeben kann. Und wenn dieser Humanitäre Verein bisher seiner Aufgabe gegenüber den Lebenden dennoc gerecht werden konnte, so­lt es dem zu daffen, daß sich während dieser siebzehn Jahrzehnte immer wieder edeldenkende Menschen gefunden haben, die ihre Berufs­­tätigkeit opferfreudig in den Dienst der werttätigen Nächstenliebe gestellt haben. Doch das sind nur Einzelne, Wieviel mehr fönnte geschaffen, „ wieviel Tränen könnten getrocknet­ werden, wenn die­­ vom Glücke Begü­nstigten ihr Scherflein in jenem Maße beitragen wü­rden, als er im Interesse der Erfüllung der menschenfreundlichen Ziele des Nächsten in allen Lagen des Lebens. Wenn er frant und frech geworden und nicht in der Lage ist, sich selbst zu helfen, so it es Pflicht der Gesellschaft, diesen Ent­­‚erbten des Glückes helfend beizuspringen. Beider ist sich die Gesellschaft dieser ihrer vornehmsten Pflicht nicht immer voll bes­mußt. Sie baut Nigle für Unterkunftslose, Wärmestuben für Frierende, doch in den Tagen der Krankheit, wo die Mittellosen der Hilfe am meisten bedürftig sind, reicht die Fürsorge der Gesellschaft für ihre lei­­denden Mitglieder nicht aus. Dies erfannte schon vor 175 Jahren ein erleuchteter Mann, AMbtstadtpfarrer Georg PBrimes, als er im Jahre 1751 die Fath. Bruderschaft ins Leben gerufen hat mit dem Bivecd, die Fransen armen Mitglieder mit unentgeltlicher ärztlicher Pflege, mit Arz­­neien und Krankenfost zu untersteigen und für die s­chriftliche Bestattung der verstorbe­­nen Mitglieder zu sorgen. „Einer für Alle und Alle für Einen” lautet die Devise der Fath. Bruderschaft, die sozusagen auf sich selbst gestellt, seit ihrem Bestande in jegens­­| Dies­­er vorausgefchh­t, wenn ‚wir mit­­teilen, daß die Fath. Bruderschaft heuer die 175. Jahreswende ihres Bestehens­ feiert. In ununterbrochener Reihenfolge dieser Jahre hat sie — eingedenk der Worte des göttlichen Heilandes — still und ohne lär­­mende Aufmachung segensreich gewirkt. Ättil und ohne Vomp begeht sie Sonntag, den 7. November I. 3., als ältester Wohltätigkeitsverein Ungarns ihre Säbelfeier. Nach einer stillen heiligen Messe um 8 Uhr früh in der St. Michaelis- Kirche, begeben sich die Teilnehmer in den alten lath. Friedhof zur Bruderschaftspyra­­mide, wo der derzeitige Präses der Bruder­­schaft, Brobststadtpfarrer Roloman Rapp, eine Gedenkrede halten wird und nachher die Versammelten für das Andenken der verstorbenen Mitglieder Gebete verrichten werden, sodann feierliches Hochamt. 1 &3 ergeht daher die Bitte nicht nur an alle Mitglieder und Wohltäter der Bruvder­­­ Ichaft, sondern auch an die Fath. V Bevölke­­­­rung die­ser Stadt, an dieser Feierlichkeit , sehr zahlreich teilzunehmen, um so fund zu "tun, daß der Bruderschaftsgedanke in den ‚ Menschen noch nicht ganz erstorben ist, son­­dern noch hoch gehalten wird wie in vergan­­genen Zeiten. Oedenburg, 30. Oktober, » "des Vereines erwü­nscht wäre. Der Mensch bedarf der Unterfrügung­­ reicher Wirksamk­eit Tausenden und Aber­tausenden­ der vom &lüce Verttogenen in leiblichen­ und geistigen Nöten Trost und jamfeit der Bruderschaft in mancher Hin­­­­sicht. beschränkt, weil sie nicht ü­ber jene Weisswäsche,' Strümpfe | 1 * billigst „ Rosenberger Länder, Grabenrunde 17 zurcminen Kommissionslager u. Verkaufsstelle der Fürstl. Esterházy'schen Forst- und Sägeprodukte I Julius Lang, Dampfisägewerk Sopron, Raaber-Bahnhofstrasse Terepkun 551 Bezimmertes Bauholz, Bretter, Latten, Dielen­­holz, Buchenholzkohle, geschnittenes Bauholz Eichen- und Buchen-Schnittmaterial, Fichten­­stangen (Raffen), Rad-Feigenholz, Weinstecken Buchen-, Eichen- und Fichten-Brennholz | | | —— — le ——] „Keira“ Rinderwäsche Grosse Auswahl- Damen- und Rinder- Schafswoll-Westen zu besonders billigen Preisen. 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Die leuchtenden Firne strahlen eine unnahbare, erstarrenmachende Hoheit aus. Ihre reine, abweisende, fürchterliche Menjestät macht das Herz er behauern. Das Auge erblindet an dem unerträglichen Gleichen. Von weitem schon sahb man dem­ Han­­gard für das Flugzeug, mit welchem Amundsen den Nordpol überflogen hat. Ein sonderbares Monument aus rohem Holz in dieser Eiswelt. Troß seiner Größe wirfte der Hangard wie ein feines, zier­­liches Wert der Architektur. Mit durchiwanderten die kleine Kohlen­­arbeiteransiedlung und betraten den Bret­­terboden des Hangard. In einer Holzwerf- Stätte lagen Dek­annen, Werkzeuge, Schrau­­­ben, Ringe, Nägel, als hätten die Arbeiter eben den Palat verlassen. Auf der Tür sah man die Unterschriften von Amundsen und Nobile. Wir durchschritten den Hangard, kamen über Steingeröll und fanden eine gute Straße, die auf die Gletschertwand zu­­tief, welch Iettere in der dü­nnen, reinen Luft ganz nahe aussah, welche wir aber nach 1%stündigem, tüchtigem Marsch noch lange nicht erreicht hatten. Winzig kleine und niedrige, lila, gelbe und weiße Blümchen mwuchsen aus dem Boden, der von dichten Moos und grauen Flechten bedeckt war, so daß der Fuß tief eintfand. Unter jedem Schritt brachte es hart von der unsichtbar dünnen Eisschichte, die über dem Moose lag. Wir mußten über unmwegsame Stein­­halden, nachdem die Straße bald zu Ende war, über sumpfiges Land und Schnee­­felder. Bei großen Eisbergen am Ufer an­­gelangt, gaben wir endlich die Wanderung auf und traten den Nachweg­ an. E53 war 11 Abe nachts. Doch eine Westeinwand flammte die Sonne, große Vögel flatterten über unseren Köpfen. Einige stiegen auf uns herunter, so daß wir uns niederduchen mußten und uns ihrer Baum einwehren konnten. Scheinbar waren wir in die Nähe ihrer Nester gekommen. — Auf das Schiff zurücgekehrt, fanden wir den Arzt der Kings-Barsiedlung an Bord. Er erzählte ‚Ssnteressantes von dem "Leben der Berg­­­ arbeiter. Er selbst ist seit sechs Jahren un­­‚unterbrochen auf Spißbergen, und lebt glüklich und zufrieden, wie alle Leute dort. Die Ansiedlung hat zirka 250 Arbei­­ter, fast durchtwegs junge, norwegische Bur­­ihen. "Nur die Vorarbeiter haben ihre rauen bei sich. Mit Lebensmitteln sind sie reichlich versehen. Nur frisches Gemüse fehlt. Von den Krüchenabfällen mästen sie Schweine. Eier liefern die Eiderenten, die ihre Hühner­ gehalten i­erden, nachdem man ihnen die Flügel gefrußt hat. Sie haben auch Kühe und Pferde. Der Gehalt wird den Arbeitern nicht in Geld ausbezahlt, sondern sie bekommen Gutscheine Was sie an Verfestigung brauchen, wird ihnen von ihrem Konto abgeschrieben. In den sechs Jahren seines Aufenthaltes sind nur zwei­­mal Messerstechereien vorgenommen. Die Menschen sind aufeinander angewiesen, sind fleißig, anständig, verträglich. Operationen führt der Arzt selbst aus und hat als Assi­­stentin oft nur ein Abwaschweib. Und es geht auch. Die Leute betreiben Musik; sie haben Klavier und Kino. Die fette Post formt anfangs September, dann erst wie­­der im April, wenn der Schnee schmilzt. Die Temperatur übersteigt nie + 12 Grad Eel­­fus und fällt nie unter — 38 Grad Eelfius. (Fortseßung folgt.) E

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