Oedenburger Zeitung, September 1928 (Jahrgang 61, nr. 198-222)
1928-09-01 / nr. 198
Eis sel ie Seite 2, Samstag Oedenburger Zeitung 1. September 198. zu: e) nung. Der Kelloggpart muß praktische Bedeutung dadurch gewinnen, daß es die Weltöffentlichkeit auch in den immer noch von Siegergefühlen beherrschten Ländern daran gewöhnt, daß e$ Entwicklungsrege aus dem schmerzhaften Gewirr des Gegenwartschichtes herausgeben muß. Deutschlands Wünsche für die Schaffung eines Zustandes wirklicher Gleichberechtigung sind bekannt und isofterörter. Die Räumung des besetzten Grenzgebietes so die Anbahnung einer allgemeinen Ausrüstung,deren Verhinderungs die Forderung nach Rüstungsgleichheit nach sich ziehen müßte,die Anpassung mit Begrenzung der Dawesekontributionen an die wirkliche Leistungsfähigkeit-der Zussammenschluß der deutschen Stämme im Reiche und in Desterreich nach dem Nechte der Selbstbestimmung und des leidenschaftlichen Willens der Bevölkerung in beiden Staaten, die Beseitigung des Weichselkorridors, dur welchen deutsches Land zerschnitten und die Insel Ostpreußen zum wirtschaftlichen Tode verurteilt wird, die allmähliche Angleichung der Grenzverhältnisse an die tatsächlichen nationalen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten, das alles sind Ziele und Stationen auf dem Wege zur wirklichen Gleichberechtigung der Völker und zur Befriedung der europäischen Verhältnisse. Auch die Schaffung menschenunwürdiger, national- kultureller Lebensbedingungen für Volfsminderheiten im fremden Staaten gehört in dieses deutsche Friedensprogramms, das von anderen, unter den Kriegsfolgen leidenden Staaten in vielen Punkten ergänzt werden kann. Mache man endlich einmal einen Anfang, und zwar dort, wo es am Teichtesten und innerhalb der Friedensverträge möglich ist. Die Räumung der beseßten Rheinlande und die ernsthafte Inangriffnahme des Abrüstungsproblems sind Gegenstände der lebhaften internationalen Erörterung. € 3 ist an der Zeit, daß sie aus diesem Erörterungsstadium heraus und auf den Verhandlungastich hinauf fommen. Mit jeden Methoden bekämpft und Ächtet man wirklich den Krieg. Höln Kun, eine historische Grimasse. Der frühere kommuntistische Diktator, Bela Kun, ein Scheusal, wo ihn Die Haut anrührt, wurde in Wien, wohin er sie aus dem gelobten Land der Kommunisten, aus Räterußland, zu Spionage und Agitationszwecken begeben hatte, vom Schöffensenat wegen verbotener Rackkehr, Falsehmeldung und Geheimbündelei, zu einer kleinen Freiheitsstrafe verurteilt. Sein Kopf aber, der einige Wochen lang wegen die Auslieferungsbegehrend zu wadeln schien, steht nach wie vor fest auf dem Rumpf. Die oberste Österreichische Gerichtsinstanz wollte den Massenmörder ausliefern, die Regierung aber fand ein Haar in der Suppe und lieferte ihn nicht aus. Die Wiener „Reichspost” hat dazu einen überaus treffenden Kommentar geschrieben, dessen Duintessenz lautet: „Nach Recht und Geieg hätte Bela Kuns jausgeliefert werden sollen, aber die BosFfangenenhaus, dann im Schloß des Grafen Kitif erlaubt es nicht.“ So sieg! Aus politischen Gründen wird der Mann getont, der in Ungarn in der kurzen Zeit seiner Herrschaft den mahnmäßigsten Terror ausübte, viele Menschen ohne jedes Gerichtsurteil erschießen ließ. Das „Vaterland“ (konservatives Zentralorgan für die deutsche Schweiz) schreibt darüber folgendes: „Die Ungarn, die vor Furzem den Baron Hatvanyi wegen verschiedener Rettungsartikel ins Zuchthaus schickten, hätten jedenfalls mit diesem Menschen nicht viel Federlesend gemacht. Aber, sie besamen ihn nicht in die Finger, weil unter allen zivilisierten Bölfern, „geschrieben oder ungeschrieben, eine machung besteht, daß wegen politischen Verbrechen nicht ausgeliefert wird. Nun ist es sehr fraglich, ob die Untaten des Bela Kun nicht weit über „politische“, festen“ Hinausgingen. Unsererseits ja sogar über „terroristische Notwendigsind wir fest überzeugt, daß sie ganz Hundsgemeine Verbrecher waren. So das Luzerner Tagblatt. Der Zufall will es, daß gerade jecht ereignete, herausheben. Am von der Straaten in Rarlstein und schließlich in einer Zelle der Irrenanstalt Steinhof interniert wurde. Unterdessen wurde mit Rußland verhandelt, mit dem Resultat, daß die Mossorichter den distinguierten Freund und Genossen übernahmen und als wohlerfahrenen Gäemann auf ihr eigene blutgetränktes Aderfeld Hinaussandten. Und nun wurde nachträglich Die österreichische Gutmütigkeit von Moskau und diesem Scheusal dadurch belohnt, daß er sich heimlich im Auftrage der Sowjets wieder in Wien einfehlt, um abermals Unheil anzuzetteln! Endergebnis: In einigen Wochen ein neues Schlafmagenbillett. Johann Hanifl, Stadtkaplan, im Verlag für Kulturpolitik in Berlin ein Buch des Schriftstellers Herczeger= scheint, das den Titel führt: „Bela Rum, eine historische Grimaijfe* und Die ganze erbärmliche Rolle und Haltung Dieses Revolutionshelden in elektrischer Beleuchtung zeigt. Ich will nur eine einzige, aber typische Szene, die sich im (für des Diktators Hals) gefährlichen Moment des Abstieges 1. August 1919 war er aus mit der Proletardiktatur. Der Ex-Diktator wandte sich Hilfesuchend an den Vertreter Italiens in Budapest, an den ritterlichen Oberstleutnant Romanelli, der wie ein Schubengel während der Schwedensherrschaft gewaltet hatte, möchte durch die Wiener Mission Italiens Hilfe für die flüchtenden ungarischen Bolschewisten erwirken. Die Antwort lautete: „Italien steht auf dem Standpunkt der Menschlichkeit. Italien versteht vollkommen die Bitte der abgedankten Bolscheswijten. Italien ist bereit, die Frauen und Kinder der gestürzten Bolschewisten unter seinen Schuß zu nehmen. Diese können mit dem fahrplanmäßigen Zug der italienischen Mission um 11 Uhr nachts abreisen." Für den Mann, der so viel Menschenleben auf dem Gemissen hatte, war das eine niederschmetternde Antwort: „Was sehert mich Weib, was federt mich Kind, ich trage weit besrexes Verlangen . ..” Einige Minuten später stand Bela Kun ichlotternd am Telephon und sprach zu seinem Wiener Gesandten: „Ich flehe Sie an Genosse, um Gottes unwillen, helfen Sie mir, mein Leben ist in Gefahr, nur Sie können helfen, einzig Die österreichische Regierung ist imstande, mix beizustehen. Dem schaffen Sie die Einreisebewilligung auch für Landler, sonst bleiben wir alle hier.” Und die kommunistische ungarische Gesandtschaft in Wien erreichte Biel. E 3 kam ein Abkommen zwischen ihr und dem Auswärtigen Amte zustande, laut welchem das Asylrecht gewährt wurde. Bela Kun rutschte nach Wien, wo er zu seiner Sicherheit zuerst im Volizeige- Bela Kun bat ihn, er diejesigein die Saison-Eröffnung des „Elite-Miozns.“ Wir beehren uns dem sehr geehrten Rubiitum dieser Stadtgemeinde und Umgebung Höflichst mitzuteilen, daß wir unser vollständig neu renoviertes „Elite- Mozgo“ Samstag den 1. September eröffnen und wieder fortlaufend täglich Vorführungen arrangieren. Bei dieser Gelegenheit sei uns gestattet zu bemerken, daß wir unser einjährigen Geschäftsprinzipe gemäß auch für die kommende Sation in jeder Hinsicht nur allererstflafsiges Filmmaterial, darunter Werte unweltberühmter Schriftsteller zur Erst- und Alleinaufführung für Sopron gesichert haben. Ebenso haben wir Vorsorge getroffen, daß ein gewisser Prozenttag von Filmen, kulturellen wissenschaftlichen, aktuelstets als Ergänzung in unsere Programme eingereiht werden, um nach Tumlichkeit möglich aller Anforderungen gereft zu werden. 'len und unterhaltenden Charakters Mir werden den schlagenden Beweis ‚unserer Versprechungen von allem Anfang 'der Saison durch Tatsachen beweisen, vielmehr sind wir dessen gewiß, daß unser diesjähriges Programm so viel Begeisterung und Anerkennen im Kreise unserer werten Runden auslösen wird, wie in seiner einzigen CSation der Vorjahre. Mir bitten gütigst um das weitere Wohltrollen unserer ehr verehrten Hunden und verbleiben mit aller Lobachtung Brüder Hartmann, Befiger des „Slite-Mozgo”. In Ruf fand dieser Tage unter de Vorfige des geschäftsführenden Präsidenter Gleihmwert eine Zentralausschußfign des Hauptverbandes der Meibeitreibenden Desterreichs statt, der Vertreter aller Weinproduktionsgebiete beimwohnten und indekt·weingehende Weise die Leseaussichten in Desterreich beraten wurden. Er tourde dabei festgestellt, das im großen Gesamtdurchschnitt höcstens von einer Mittelernte im österreichischen Weinbau gesprochen werden kann, wenn auch einzelne Gebiete, die vom Frost versehond blieben, günstiger daran sind. Viele Gebiete haben aber durch die Fröste (sowohl Winter- und Frühjahrsfröste) sehr schwer gelitten und werden kaum mehr als 10 Prozent des Ertrages einer normalen Ernte erreichen. Die frühgeizige und übermäßige Dürre trauben starf behindert. Vielfach befinden sich auf den Stöcken zweierlei Trauben, nämlich die vom Frost verschonten Anräte, die naturgemäß besser entwickelt sind, und die nachtgetriebenen und von der Trockenheit besonders starf heimgesuchten Neben. Dieses Traubenmaterial, das an den Nachtrieben vorhanden ist, läßt unter seinen Umständen eine besondere Lese erscharten. Die Qualität des Weines hängt bekanntlich von der Witterung in den letten Wochen vor der Lese ab. Diesbezüglich ist man, falls nur ein undorhergesehener Witterungsumschlag eintritt, im den reifen der Wein also auch die Quantität des Weines feimestwegs zu übertriebenen Söffnungen berechtigt, so dürfte dafür die Qualität eine zufriedenstellende sein, hat die Ausbildung der Weinbauerschaft guter Hoffnung. Motten können bekanntlich sehr großen Schaden, piel Berger und Berdruß bereiten. Versäumen Sie da icht, ig den wirtennen Babe Sueen Emilin aus der Lötwen- Drogerie Franz Müller Grabenrunde anzuwenden. be Bidersprechende Nachrichten über Die burgenländischen Lesennsfichten. * Aus Rust wird gemeldet: Sie der legten Zeit waren in der großen Deffentlichkeit Nachrichten von einer Neuordernte in einzelnen Weinbaugebieten Desterreichs verbreitet und besonders gut hat dabei das Burgenland abgeschnitten. Die „Agrarische Nachrichtenzentrale” widerruft nun diese Meinung und bemerkt, daß davon feine Nede sein kann. Wenn all in manchen Gebieten die Leseaussichten günstig sind, so gehen jedoch keinesfalls über eine ernte hinaus. Kosprasen, Alosal, Aphidon Arzola, döulfarol, Almola Thanol, Tutokil Obst- und Rehschädlings- Bekämpfungsmittel zu Original-Fabrikspreisen bei der wandwirtschll benossenschaft des Soproner Komitats Sopron, Potschygasse 22, Telephon Nr. 512. 8276 »;«»J— Nachdrud verboten. Alle Rechte vorbehalten. Geine Areolin. Roman von B. E. Stevenson. Autorisierte Ueberlegung von Dr. 9. Gleiner, (Bertießung 77.) Außerordentlich schtwierig ist es oft, gab mein Gefährte zu, weil die Tatsachen oft einander zuwidersprechen scheinen. In Wirklichkeit tun sie es aber nie die Wahrheit ist und bleibt die Wahrheit, der Fehler liegt darin, daß wir Wahrheit und Dichtung oft nicht zu unterscheiden vermögen. Der schwierigste Teil der Arbeit des Detektivs ist, Spreu und Weizen zu fondern, Unwesentliches vom Wesentlichen zu scheiden. Gut! Wie Sie willen, ging ich von der Hypothese aus, daß Tremaine der Schuldige je. Ich war sogar felsenfest dabon überzeugt nach dem, was ich von dem Manne wußte. Erstens war es klar, dab ein so unvorsichtiger Verbrecher wie er niemals durch das Bootshaus hinduch auf den Steg gegangen wäre, um dort ein Verbrechen zu begehen, wenn er wußte, daß der junge Graham einige Schritte davon schlief. Darauf schloß ich auf das Vorhandensein der Flasche. Niechen Sie daran! Er füftete den Kopf und hielt sie mir unter die Nase. Stimmt! Er schloß sie wieder sorgfältig und steclte sie in die Tasche. Die Erzählung des jungen Mannes bestärkte mich no in meiner Schlußfolgerung. Er war an dem schreilichen Donnerscchlag erwacht, aber im ersten Mugenblid konnte er sich nicht regen — „es wirbelte ihm im Kopf“, wie er sich ausdrückte. Wie wahten Sie aber, wo Sie danach suchen sollten? fragte ich. Ich wußte, da ein geriebener Verbrecher ein so wichtiges Beiweisitnd, wie die Chloroformflasche nicht bei sie behalten wirde. Der verräterische Geruch zieht nicht so leicht aus der Flasche heraus. Erst beging ich den Fehler, zu glauben, er habe sie im Bootshaus verstect. Ich hätte es besser wissen sollen. Natürlich würde er sie ins Wasser werfen! Ich habe übrigens Stück gehabt. Hätte er sie ohne den Korb ins Wasser geworfen, so hätte sie si wohl mit Wasser gefüllt und wäre untergefunfen. Meran dad dachte er nit. Das war sein erster Fehler. Er hat wahrscheinlich etwas von dem Chloroform auf ein Tuch gegossen und es dem schlafenden, jungen Graham unter die Nase gehalten. E 3 war übrigens nur ein Punkt in der ganzen Geschichte, fügte er nachdenklich) Hinzu, der mit meiner Hypothese im größten Widerspruch zu steher schten — das hat mich eine Chloroform! rief. ich. Was war es denn? fragte ich. Die Erzählung des Wärters, daß Frau Tein Croydon Drysdale für schuldig hält, der Sie sahen, wie einfach sie das erklärte. Dann, in diesem Augenblick, wußte ich, daß ich siegen mußte! Aber gehen wir zum Anfang zurück, ich möchte Ihren noch einige dunkle Stellen in der Geschichte beleuchten. Gut, jagte ich und Tehnte mich Zurück, um zuzuhören. ITremaine hatte zwei sehr mächtige Beweggründe, das Verbrechen auszuführen, begann er wieder; er brauchte Geld und konkte seines mehr von Fräulein Croydon annehmen, seit er sich ernstlich um ihre Gunst bewarb; er war entschlossen, sich Drysdales zugleich unter möglich belastenden Umständen für den armen Kerl zu entledigen in der festen Welterzeugung, dab er in diesem Falle selbst Fräulein Broydon gewinnen würde Was ich, fügte er nachdenklich hinzu, nach dem, was Sie mir von ihm erzählt haben, seines weg$ für unmöglich halte! Nicht im geringsten, stimmte ich bei. Ich glaube, Tremaine könnte jedes Weib erobern, um das er sie im Ernste beiwirbt. Jedenfalls erfährt er von Drysdales Eifersucht und Fräulein Croydons P Versprechen, die Sachlage zu erklären. Er Zeitlang schwer befiimmert, sieht, da er diese Erklärung auf jeden gute Mittel] Tal hintertreiben muß. Am Montagmorgen fährt er mit Delroy zur Stadt, dieser erzählt im von seinem Vorhaben mit dem Berlenhalsband. Sie werden sich erinnern, da Tremaine zuerst die Meertasserbehandlung vorschlug; er wird allerdings damals kaum vorausgesehen haben, was kommen würde. Keiner Zufall, bemerkte ich. Gut also, Tremaine fährt so bald wie möglich nach Edgemere zurück und entwirft seinen Plan. Er schreibt das Briefchen — Mber Sie haben seinen festen Beweisdafür, daß er es geschrieben hat! Lodfrey entnahm seiner Brieftasche das zusammengefaltete Leichblatt und erforderte: Ich sagte Ihnen, daß diese Schrift F eine Aehnlichkeit mit der Tremaines ‚aufmweist; aber wenn Sie sie mit der des Billets versgleichen wollen, werden Sie sehen mie ehrlich beide an die Handschrift Fräulein Broydons anlehnen. Und dann finde8 nur große Anfangsbuchstaben, 8, R und GE, die Sie in der Mitteilung auch wieder finden. Das it ein ganz hübscher Verweis. Qtremaine vernichtete natürlich das Papier, auf dem er sich geübt hat, aber er vergaß, das Leichblatt zu verbrennen. (Fortlegung folgt.) De 3 ee »... & .-«« .J.I...s-.-..-.....--.«-.. -..-.-.s.4«-T«. »s-« i«:-UF:«u ss Ä © =