Oedenburger Zeitung, März 1931 (Jahrgang 64, nr. 49-73)

1931-03-01 / nr. 49

Seite2. Sonntag ten. Der Wahmann galt diesmal «als „tettender Engel“, indem er das Mädden zur Polizei bradite, wo es in einer freien Zelle die Nacht verbradhte, um am anderen Tag heimzufahren. Geitern nadts wurde ein [hwerhöriges Dienjtmädchen, das jtellen- und obdadhlos war, auf der Straße aufgegriffen. Es hatte in Dedenburg feine Bebannten und aud fein Geld, um ein Nadhtquartier zu nehmen. Es jpazierte auf der Straße ums her und wollte jo den Tag erwarten, um nah einem Poiten Umjchau zu Halten. Das Mädchen, das ein Waifenkind ijt und erjt vor einigen Tagen von Wien nad) Deden­­burg fam, wurde am anderen Tag dem fädtilhen Waifenamt übergeben, das dem Mädchen mit jehwerer Mühe einen Boiten al Dienitmagd verihaffte, nahdem nadge­­wiejen worden war, daß das Mädchen nah Dedenburg zujtändig ift. Um jolden traurigen Zuftänden ein Ende zu bereiten und jo mandes unjchul­­dige und ahnungsloje Mädchen vor dem Zafter zw retten, wäre es dringend not­­wendig, wenn in Oedenburg eheitens ein Mädhenheim errichtet werden würde, in dem jolde arme Geihöpfe unentgeltlich oder für einige Heller übernadten fönnten. Es wäre dies Aufgabe der hiefigen “ Frauenvereine, die mit Unterjtügung der Stadt ganz fiherlih den Plan verwirf­­lichen könnten. Es fönnten hiefür im jtädtiihen Gtiftungshaufe (St. Georgen­­galje 3) ein oder zwei Fleine Räume überlaffen und eingerichtet werden. Die Verwaltung des Mädchenheimes jollte der jeweilige Hausbejorger des Gtiftungs­­haujes verjehen, während die Frauenver­­eine abwehjelnd die Kontrolle ausüben könnten. Mit geringer Opferwilligfeit jeitens der hiefigen grauenvereine und Entgegen fommen jeitens der Stadt fünnte auf dieje billige Weije in Dedenburg abermals eine joziale Aufgabe erfüllt werden, Verurteilung des Präfidenten der Ipaniihen republifaniichen Kinn. Madrid, 28, Febr. Der Präji­­dent der Liga im Dienite der Re­­publif, Orlegai y Gojjet, wurde vom Gerichtshof in Neruda wegen einer aufrei­­zenden Rede, die er dort gehalten Hatte, zu Jeds Monaten Gefängnis und 1000 PBejetas Gelditrafe verurteilt. Dedenburger Zeitung Hffener Brief. Hohverehrter Herr Redakteur! Sind Sie min nicht böfe, daß ich Ihre Zuporfommenheit wieder in Aniprud nehme. Ich muß Ihnen wieder einen Brief jhreiben und Gie um dejlen Ber: öffentlihung bitten. Es ijt bejonders er­­freulih, daß Ihre Artikel, die Sie im Intereffe der Sanierung der traurigen Dedenburger Wirtihaftslage veröffent­­lihen, in allen Wirtjchaftsbürger- und Meinbauerfreilen das Tagesgejprädhl bil­­den. Ich: Horhe immer gerne zw und da erfahre ich mandes, was unjere Wirt- Ihaftsbürger und Weinbauern no zag­­haft und furdtiam madt. Da hörte ich eben vor einigen Tagen in einem Buchen: Ihant folgende Bemerkungen! — Ia, die Rujter haben es leiht. Die find reihe Leute und aud die Regierung hilft ihnen. Alle Anwejenden ftimmten dem Ned» ner bei und es bemädtigte fidh) aller eine Mutlofigkeit, die fi wie ein jchwerer Stein auf die Gemüter legte. Sch wagte nicht, dort im Bulhenihanf die Worte des „gutunterrichteten“ Red­­ners zu widerlegen. Aber hier in dern Spalten Ihres geihäßten Blattes möchte ich folgendes allen, die da glauben, daß die Rufter leicht eine Genojjenjchaft grün­­den konnten, folgendes mitteilen. Es ijt eine irrige Anfiht, dak die Ruiter reiche Leute find. Sie waren es, jo wie die Dedenburger Wirtihaftsbürger und Weinbauer aud. Das ijt vorbei. Die Rujter Haben ebenfalls mit Sorgen zu fümpfen und einen Kampf auszufehten. Daß die Regierung den Rujtern eine bejondere Unterjtügung zu= fommen läßt, entipriht auch nicht den Tatjahen. Aber etwas Haben die Rufter, was die Dedenburger nicht haben. Gie haben Bertraueninihreeigene Kraft, und diejes Bertrauen bat ihnen ven Weg gezeigt, der eingejhlagen werden muß, wenn es bejjer werden joll. Sie haben eines Tages ganz einfah gejagt: Seht werden wir unjereGSade jelbjtindieHand nehmen. Und die Sade Hatte Erfolg. Auch die Rujter waren überzeugt von den Morten: „Es muß ein neuer Weg gefun­­den werden, denn jo kann es nicht weiter gehen“, die ich in dem ausführlichen und lehrreichen Artiel des Shuldireftors Graf lee, der in Ihrem geihäßten Blatt veröffentlicht wurde. Es muß ein Weg ge­­ums Dajein, funden werden, jagten die Rujter, und fie nahmen es mit der Sache ernit, jo wie es auch der oben angeführte Artikel verlangt. Die Rufter haben den Weg gefunden, Sie haben aus eigener Kraft den Grunditein zu einer Weinverwertungs­­genoflenihaft gegründet, die heute jchon die Aufmerfjamfeit der weitelten Kreije, ja jogar der Regierung auf fi zieht. Das ijt die Unterjtügung der Regierung, dak fie der Genofjenichaft bei der Unter­­bringung der NRufter Weine an die Hand geht. Das wird aud) bei uns erreicht werden und wir hoffen zuverficht- Gh, auf noh mehr. Mber ber fo verzagten Yeußerungen: „Ja, die Rufter haben es leicht, das find reihe Leute, aber wir find arme Teufel“, da fommen wir nicht vorwärts. Denn jolhe Miesmacer madhen aud) andere wanfelmütig, die zu­­greifen mödhten. Darum möchte ih unjeren Wirtihafts­­bürgern und Weinbauern zurufen: Habt doh ein bißdhen Gelbitver­­trauen, zeigt, daß ihr aus eigener Kraft au etwas zu beginnen imjbande jeid. MWohlverjtanden: Zu beginnen. Denn jede Sahe muß zuerjt in Angriff genom­­men werden und erjt jpäter wird etwas daraus. Aljo folgt den Ratihlägen, die man euch gibt und ihr werdet gut dabei fahren. — Für die Veröffentlihung diefer meiner Zeilen danfend, verbleibe ich Mit beitem Gruß Ein alter Lejer der „Dedenburger St der Mord mit Gtarkittom. Zwei Berhaftungen. Yu Neufiedl am See wird uns gemel­­det: Im Zufammenhang mit der Starf­­itromfalle nm Winden, dur) die der jährige Bäcermeifter Franz Preif­­fer, Vater von drei Kindern, dem Tod ge­­funden hatte, wurden zwei Verhaftungen vorgenommen. Der von allem Anfang un­­ter dem dringenden Verdacht der QTäter­­ichaft jtehende 24jährige arbeitsloje Hilf3- arbeiter Anton Hofmann und fein Freund, der jährige Martin Bier­­baum, wurden von Organen des Bezirf3- fommandos Neufiedl in ihren Wohnungen verhaftet. Da die Burjchen befannte ©e­­walttäter find, wurden fie in Betten gefejjelt ımd fodann zum Bahnhof Winden gebradt, von wo fie mit dem Abendzug Be Neufiodl wurden dreiJahsreninstänsdigeerngshält.Fast täglichvseriüibtdsiePslattpesisrsgedwelcheUns taten-,wirftZäuneioderPIanenumj,ver­­nichtethstibäumse,stiehltundisixziedsiertwur NaschckzeitDiieMitgliaderderPIatte,es sinddiesseschsMssisebeanfchemWes-ar­­beitsscheuseJndsividusem,sindallebsereitss trotzihrerJugendmsghrrsfach disk-bestraft AltrwnHsowstnannstandimzulivsosrigzew Sahres in Strafunterfuhung, weil er ver­­dächtigt worden war, den Sagdauffeher Srifhmann durd Schüffe aus einem Sagdgewehr ermordet zur Haben, Nach) mehr- mwöchiger Haft wurde er aber wieder ent­­lajien, da die Beweife jeiner Schuld nicht genügten. Sudnpefter: Getreinemarft Budapeit,27. Febr. Ungarifcher Weizen: März: 14.75, 14.77. Mai: 14.90, 14.91. Ungatifcer Roggen: März: 11.22, 11.23; Mai 11.25, 11.26. Mais: Mai 12.54, 12.56. Tranfito: Mai: 9.80, 9,81. Die Sensation unserer Stadt! mustert) früher P 2.—, jetzt P 1.40; Waschseide (glatt) früher P 1.88, jetzt P 1.30; zwecks Einkauf die Hauptstadt zu be­­Es ist nicht mehr notwendig, suchen, nachdem die „Modehalle‘* aus Anlass ihrer Inventur dem Publikum äusserst günstige Einkaufsgelegenheiten bietet. — Zum Vergleiche diene mit nachfolgenden Vorzugspreisen: Waschseide (ge- Batist, £hiffon, früher P 2.—, jetzt P 1.20; Aus­­stattungsleinwand früher P 1.20, jetzt P —.80 ; Grepe de £hine früher P 8.—, jetzt P 5.70; Lame, einzelne Farben, früher P 3.50, jetzt P 2.10; Raffee-Tischgedecke f. 6 Pers. früher P 8.—, jetzt P 5.50; farbiger Flanell früber P 1.—, jetzt —-85; Leinw. f. Bettw. früher P 1.40, jetzt P 1.—. 70 >... Monatlih 7 Bengö. (Wöchentlich 2 Stimden.) — Unterrihtöerteilung in Klavier, Violine, Viola, Harmonielehre und KRontrapunlt: — Schülern, die nicht im Be­­fie eines eigenen Gnjlrnmenies find, wird eine Bioline mit Kaften uud Bogen leihweile gratis zur Berjüzgung geftelit. — Unterricht3erteilung auf Wunih nad dem Lehr. plan der Budapefter oder Wiener Afabemie. — Sleilhmann und Zauf, Mufikpädagogen, Sopron, Graben innfe Nr. 117,3, Stiege, I. Etod 29 . Illällllflilsf Uhrmacher Sopron, bei 6 empfiehlt sich zur Ueber- ** nahme aller Arten Uhrenreparaturen prompt und billig! Schiller Jolän Sopron, Grabenrunde Nr. 43. der Liebe Gien. Roman von Marie Antelmann. Copyright dv Martin Feuchtwanger, Halle (Saale). 864. Zortjeßung.) Sylphe wurde nahdenflih. Ste jah im Geijte das unjheinbare Hamburger Mädel und daneben den jhönen Wüftenmann, der feinen Blid übrig hatte für die Fleine Deutiche, der die Ihmanhtenden Blide nicht jah oder nicht jehen wollte, mit denen er von der Kleinen verfolgt wurde. Man fonnte nicht wiljfen, was fi hier nod) für eine Tragödie entwideln würde, Sylphe und Heiner waren inzwilhen in ihren Räumen angelommen. GSylphe nahm ein Bad. Bald darauf lag fie in einem hellen Hausgewand auf ihrer Chaije­­longue, eine Zigarette zwilhen den Lip­­pen haltend. Gie wartete auf Heiner, der fich noch im Badezimmer befand. Dann jaß er neben ihr. „DU, Sylphe, wir heute?“ „Ra, weißt du, Heiner, das dürftejt du ihon wifjen, wo übermorgen deine Schwe­­ter Hochzeit hat.“ „Mein Gott, Sylphe, wahrhaftig bald vergejjen.“ „Du Träumer.“ „Ach, Sylphe, ih fann an nidts an­­deres mehr denfen als en. dich und an das Glüd, di neben mir zu haben.“ Heiner war aufgejprungen, Im näd: ten Augenblid fniete er vor dem NRuhe­­bett, Er fühte ihren Mund, ihre Stirn, ihre Augen. Zärtli flülterte er: „Du, meine eg, mein Traum! DB, du, es ijt mir immer nod, als ob ic dräumte. Ih kann es immer noch nicht fallen, daß du mir gehörft, daß du meine Frau bilt. Du Süße, du Einzige! Du bit mir alles; in deiner Gegenwart vergejle ih die Wirklichkeit. In meinem Leben bijt nur du!“ „Sib das alles wahr, Heiner?“ „Oh, du, wie kannt du nur fragen? Glaubjt du mir nit? Fühlfb du das nit? Ich liebe dich, ich) Liebe dich!“ „And alle die anderen rauen, die vor mir waren? Haft du die alle vergejfen?“ „Die anderen Frauen? Kind! Es hat vor dir Feine anderenyrauen gegeben. Das war alles feine Liebe, das war nur Raujd) und Zeitvertreib.“ „And Marline?“ Erjtaunt jah Heiner fie an. Woher wuhte fie davon? Sylphe jah das Erjtaunen, da aus jei­­nem Bli€ jprad). „Ach, weißt du, Heiner, zistn Iprad) einmal davon, was it es mit Marline?“ „Nichts, mein Herz. Das war nidts weiter als eine Iugendtorheit. Bon Liebe war da jpäter feine Rede mehr. Nur Mar- Tante Frans Aber jage, line bildete ji) ein, daß ich fie heiraten müßte, weil ih ihr Vetter bin. Liebe würde ich in diefer Ehe nie gefühlt haben; zuerjt vielleicht Leidenjchaft, glühende und lodernde, die aber jihnell verraujcht wäre. Es wäre dann nichts übriggeblieben als Qual... „And bei mir, Heiner?“ „Sylphe, du tuft mir weh. Du mußt es willen, daß ich nod) nie für eine Frau gefühlt Habe wie für ih. Mit dir ift etwas ganz Neues. Unbefanntes in mein Zeben gefommen. Es wurde etwas in meinem Innern wad, das ich niemals zu= vor gefannt hatte. Du Haft das in mir erwect, was rein ijb und gut. Bei dir find Leidenihaft, Glüd, Ruhe und Frieden. Du Kind, du fühe Frau.“ Sylphe Taufchte bejeligt jeinen heißen Worten; fie überlieg fi erjchauernd jei­­nen zärtlihen Liebfofungen. Im ihr jus belte es, eine Glüdhaftigkeit ohnegleihen wollte ihr fajt die Brujt zeriprengen. Das Blut der Großmutter erwadite in ihr, Ihäumend, glutvoll. Gie war nidts als das liebende Weib, das feurig die verlan­­genden Küfje erwiderte, die von den Lip­­pen des Mannes auf fie niederregneten. Ein hartes Klopfen rik die beiden aus ihrer Berjunfenheit. Ein Halbwüchjfiger Araber hand vor der Tür, mit einem Telegramm in der Hand, einer Depejche für Heiner. Sylphe warf; das eine Manne zu. „Da, Heiner, fi von zu Haufe!“ Es flatterte zu Boden, ehe der Mann es auffangen fonnte, und es blieb Dort liegen. Die beiden beachteten das Kleine Papier nicht weiter. Es würde fiher nihts von Bedeutung jein, ein Gruß aus der Heimat. Es waren jchon viele jolcher De­­peichen gefommen, feitdem fie von zu Haufe weg waren, das bonnten fie noch Früh ge= nug lejen. Seßt gab es Wichtigeres zu tun. Heis ner jeßte fi) neben feine Frau und jah zu, wie fie mit ihrem jehmalen liche Früchte zerlegte. Dann nahm fie die Sheiben in die Hand, um fie ihm in den Mund zu fteden. Es war Abend, als fie zulammen an das große, bogige Feniter i graublauer Ferne Tagen die jchlankten Minaretts, die Tempel und die Häufer und die Türme waren im nebelhafte Schatten gehültt, Bis der bleiche, filberne Mond erjhien und alles mit jeinem milden Licht verflärte, (Bortfegung folgt.) welches Datum haben das hätte id ingern Elle ie Säulen; SALVATORQUELLE Geschäftsleitungı BUDAPEST, ERZSEBET-TER L bei Erkrankung der HARNORGANE * RHEUMATISMUS + ARTERIENVERKALKUNG + STOFFWECHSEL. STÖRUNGEN glänzend bewährt. Vorzüglicher Geschmask 3 ae rim,

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