Oedenburger Zeitung, April 1931 (Jahrgang 64, nr. 74-97)

1931-04-01 / nr. 74

Seite 2. Mittwod Bitte! Unferer heutigen Gejamtauflage liegt ein Einzahlunggjchein bei und erjuchen mir unfere gejchäßten, im NRücftande befindlichen Abonnenten, um gütige Weberweifung des fälligen Abonnementbetrages. Zur geneigten Orientierung diene, daß das Abonne­­ment per Monat 2:80 Pengö beträgt. Hohacdhtungsvoll Verwaltung der „Dedenburger Zeitung“ | anne I 3 TAGE wird unsere am 4. April um 3 Uhr nachmittag er­­scheinende OSTER­­NUMMER aufliegen. Sie eignet sich daher besonders für Insertionszwecke. Wir bitten, die für die Osternummer bestimmten Inserate möglichst bald aufzugeben. Die Administration, Dedenburger Zeitung 4. April 1931. || Generalt Su Iverfammlung der Nedenbutger Handel a a Dedenhutg, 3. Mär. Die Dedenburger Handels- und Gewerbefammer Hielt verjlojlene Mode unter dem Borfig ihre Prüäfidenten DOberregierungsrat Giegiried Spiegel ihre ordentliche Generalverjammlung «ab. Zu diefer waren die Mitglieder der Hans dels- und Gewerbefammer in jhöner Zahl erihienen und mit Freuden wurde es zur Kenntnis genommen, daß der Verjamm­­lung auch; Pojtoberdireftor Dr. Peter von Hollan beimohnte. In jeiner Eröffnungsrede wies der Borfigende auf die trifte Wirtfjhaits:> Tage des Landes hin, die ih natürlidher­­weile aud auf den Handel und das Ge= werbe erjtreft. Die Folge davon tft die zunehmende Verelendung des Handel- und Gewerbejtandes. Eine neuerliche Bela­­ftung bedeutete die Erhöhung der Boit­­und Telephbongebühren. In ans deren Ländern — führte der Vorjigende des weiteren aus — ijt man bejtrebt, Die Boit- und Telephongebühren im Interejje [des wirtjhaftlichen Lebens herabzufegen. Bei uns maht man es umgefchrtt. Da |erhöht man die Gebühren diejer wichtigen Einritungen und macht die allgemeine Wirtihaftslage dadurh nod jhwieriger. Mit Iharfen Worten geißelte hierauf der Vorfigende den landwirtihaftli­­hen Nationalismus, der eine wirtjhaftlihe Annäherung der einzelnen Länder unmöglih mat. Dabei läkt man ganz aus dem Auge, daß der Ronjum im Lande jelbjt immer mehr und mehr zurüd­­geht, dagegen die Lajten von Sahr zu Iahr zunehmen. » In jeinen weiteren Ausführungen be= ihäftigte fi der Vorfigende hierauf mit dem KRartellgejet und wies darauf din, daß gegenwärtig ein Kartellgefe eine Notwendigkeit jet. Unter allgemeiner Aufmerfjamkeit Iprah nun PBräfident Giegfried Spiegel über die Bedeutung der Dveutjch=öjter­­reihijhen Zollunion. Anfnüpfend on die Tatjache, dak auf; Ungarn aufge: fordert wurde, fi diefer Union anzu= Ihließen, ftellte der Vorligende fejt, dap dies für die ungarijche Qandwirtichaft ge­­wiß von Borteil wäre. Immerhin aber muß dieje Sadhe einer reiflichen Ueber­­legung unterzogen werden, denn ein An- Ihlug an die deutjheöjterreichiiche Zoll: union würde gleichbedeutend jein mit dem Aufgeben eine Teiles unjerer Induitrie. Dies würde auh eine Auswirfung auf die Arbeitslofigfeit haben. In einigen Worten gedachte der Bor: figende zum Schluß aud des zehnjährigen Subiläums der Dedenburger Bolfs­­abitimmung. Nah den Eröffnungsworten des Präft­­denten der Handels- und Gewerbefammer Siegfried Spiegel ergriff der Vizeprä­­fivent Gdza Szefely das Wort und gedadte in jhön gewählten Worten der erfreulicden Tatjahe, da der Präles der Dedenburger Handels- und Gewerbefam­­mer Giegfried Spiegel jhon jeit 25 Sahren jein Amt im Interefje der Han­­dels- und Gewerbefammer verjieht. Als Jeichen d>3 Taunkes überreichte ec im Na­­men der Handeis- und Gewerdsfammer dem Bräfidenten zwei wertvolle fünf­­armige Kerzenhalter. Gerührt dankte Bräjideni Siegfried Spiegel für die herzlidde Begrüßung und das wertvolle Gejhenf und gab gleichzeitig zur Kenninis, daß er 10 Stüd Altien der Dedenburger Eriten Sparfalia der Kammer übergebe, mit dem, da die Kammer rad feinem Ableben über die Zinjen frei verfügen fünne. Es kamen nun des weiteren $ragen zur Erörterung, die den Handels: und Ge­­werbejtand jelbjt berührten. Der Präles der Gewerbeforporation von Szombathely Eugen Lödör bradte den Umftand zur Sprade, daß bei Vergebung der öffent: lihen Arbeiten das Kleingewerb: immer nod nicht gebührend berüdiichtigt wird. So entjteht bei Lieferung von Schul: anzügen ein großer Nachteil dadurch, daf das ganze Rohmaterial von Hauptitäidti- Ihen Großinduftriellen geliefert wird, Dieje werden aud mit der Vergebung der Arbeiten betraut. Die $reile des Reh: materials find derart ho berechnet, da­­gegen die Arbeitslähne derart minimal, dak der Gewerbetreibende dabei jozujagen N HR as Im Iharfen Worten geißelte hierauf Rammermitglied Iulius Tapler die Tatjadhe, dak dem Gewerbetreibenden je!­­tens der GSozialverjiherungs­­anftalt unerhörtt große Taften auferlegt werden. Dies trägt au in nit geringem Maße zur Berelendung des Ge­­werbejtandes bei, der heute Htatiltiih r.c­­gewiejen die meilten Gelbitnisrdfandida­­ten aufweilt. Er Itellte den Antrag, die Kammer möge in diejer Sade energiide Schritte unternehmen. -—— Der Barfigende betonte in feiner Erwiderung, daß die Kemmer feit jeher bejtrebt ijt, bei der Re­­gierung eine Erleichterung in dieler Frage zu erzielen. Anfnüpfend daran jtellte Vizepräjes Geza Szeftely feit, daß eine gewilje Er=­­leichterung bereits eingejet hat. Der Miniiter Hat nämlih in AXuslicht geitellt, dag die Verzugszinien von zwer Prozent auf ein Prozent herabgejegt und dak die Adminijtration der Sozialverfiherungs­­anjtalt auf das Mindejtmaß reduziert werden jollen. Auh andere Erleihterun­­gen find in Ausficht genommen, Die zur Milderung der jhweren Lajtcır beitragen werden, Geza Szefely erwähnte dann nod, dak die tihehiihe Firma Bala auf in Ungarn Niederlagen errichten will. Er madte darauf aufmerfjam, daf nur «in feftes Zufammenfghließen der Gewerbetrei­­benden diefen neueren Schlag abzuwenden imjtande jei. Es wurde no beantragt, für die baldi­­ge Ausjchreibung der öffentlichen Arbeiten ShHritte zu unternehmen und damit wirde die Generalverfammlung gejchlofien. niffen lebte. Rad; dem Kriege bradte er fih als Agent für verjchied len durd. Im Jahre 1925 wanderte er nad Ungarn aus, wo er fid einen leichteren datnals Die Führerftelle der Aailertreuen Volkspartei nieder. Berbienit erwartete. Deshalb legte er auh Exit vor Fürzem war Knobloch wieder nad Graz nur mehr felten zurüdgekehrt. in BR ic Vermutlich dürften finanzielle Schwierig. feiten das Motiv des Gelbitmordes jein. Er hatte außer jeiner Oberleutnantspen­­fion feinen Verdienit mehr. a Er fam ·"" Selhitmord des Barons Anoblon. Ein Getreuer König Karls erjdiejt jih aus Not. * Yus Graz wird gemeldet: Sonntag hat fi hier in einem Walde an der Stadtgrenze der ehemalige Hula­­renoberleutnant Baron Chriftoph An ob­­lod erihojien. Die Leiche wurde mit weißen Glacehandihuhen, das Monofel noh ins Auge geflemmt, aufgefunden. Kroblicd) war in Graz nad dem Kriege eine befannte Perjönlichfeit und trat au) als FZunftionär der Kaijertreuen Bolfs­­partei mehrmals in die Deffentlidfeit. Er war vom Sahre 1923 bis zum Jahre 1925 Bandesleiter der KRaijertreuen Bolfspartei in Ora3. Sm Iahre 1921 wirkte Knobloch bei der DOrganifierung der von König Karl von Ungarn nah Dejterreid, unternommenen Rückfahrt von der Dfterreife mit. Mit einigen anderen Grazer Offizieren beglei­­tete er den König und ermöglichte jeinem ehemaligen Kriegsherrn den Uebertritt von Ungarn über die jteierijhe Grenze, Mährend der Demonjtrationen, die auf der Strede, und bejonders in Brud a. d. Mur gegen den König jtattfanden, befand er ih im Eifenbahnzuge beim König. Knoblod; fiel in Graz durch fein elegan­­tes Auftreten auf. Es war aber befannt, dak er in jhlechten finanziellen Berhält- Monatlidh 7 Bengd. (Wöhentlih 2 Stunden) — Unterrichtsertellun in Klavier, Violine, Viola, Harmonielehre u Kontrapuntt. — Schülern, die nicht im Be» fige eines eigenen Suftrumeutes find, wird eine Violine mit Halten und Bogen leihweife gratis zur Berfürung gelteilt. — Unterricht£erteilung auf Wunih nad dem Lehr. plan der Budapefter oder Wiener Akademie. — Sleiihmann und Zauf, Dufikpädagogen, Sppron, Grabenrunde Nr. 117, 3. Stiege, I. Stod. 2985 $tädlisches Meozi Ferdinand Dobnergasse, Telephon Nr. 424. Montag-—Dienstag, 30. u d 31. März: Delikatessen Ein feines Geschäft Erstklassiges Lustsepiel mit Musik, Gesang und: teilweise deutschem Dialog. Hauptrollen : Ernst Verebes Hans Junkermann, Harry Liedtke, Georgia Lind. Erstklassige Ergänzung. Für Jugendliche erlaubt. Vorstellungen an Woch-ntagen um 5, 7,9 Uhr. Elite - Mozgö. Mittwoch — Donnerstag, 1.—2. April: Der Untergang des U.$ 13 Sensations-Tonfilmdrama über den Zusammengtoss­­eines Unterseebootes und deren Folgen in # Akten. Regie: John Ford. — Hauptdarsteller: Kennet Mo. Kenna, Frank Albertson, Paul Page, Mc. Donald. Ausserdem das erstkl. Tontiim-Ergänzungsprogramm ! Für iugendliche erlaubt! Begias der Vorstollunges nm 6, 7 und 9 Uhr. 2087 NNAWWJWI JOH. FREILER UARMACHER, JUWELIER SOPRON, THEATERG. 6 nz BESTE UND BILLIGSTE EINKAUFSQUELLE IN UHREN, SCHMUCKGEGENSTANDEN X UHREN -REPARATUREN PR(MPT U. GEWISSENHAFT 668 Ri der Narr. Roman von Frik Ganzer. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale). (10. Fortfegung.) „Allen Ernites. Mllerdings, Oder glaubteit du, daß ich beabfichtigen fünnte, dich aufzugeben, um dich einem anderen zu überlajjen? Ic hätte dich für weniger töricht gehalten, Genojfin Tina.“ Er hatte fi auf die Kante des Diwans gejegt und fi} ihrer leije widerjtrebenden Hände bemädtigt, die er nun fejit um: ilojien hielt. „Sieh, weiße Taube, jo fiher idy jegt deine Hände in den meinen habe, jo feit und fiher habe ich dich überhaupt. Un­­entrinnbar fidher bijt du mir,“ Sie jhlof die Augen in der Anwand- Tung einer jüäh über fie hereinbredhenden Angft. Die Zähne zujammenbeißend, dak das Spiel angeitrengter Musfeln über die Badenknohen lief, bezwang fie diefe wüjte Angjt. Sie hob Tüdhelnd den Bli zu Adrianofffa und täujhte bedingungslofe Hingabe in ihrem Mienenjpiel vor. Gie mußte ihn täufhen, um Zeit zu gewinnen, um überhaupt erjt zu willen, was er plante. „sh will dir ja auch nicht entrinnen,“ fagte fie, ihr Lädeln vertiefend. „Es fommt mir nur jo überrajend mit deinem Borhaben.“ Sie entzog ihm ihre Hände in fojendem Spiel und verjhränfte jte im Naden. „Wenn du mir erjt Einzelheiten mitgeteilt haft, werde ich mich jchon be­­ruhigen.“ „Es handelt fih zunädft überhaupt um fein Borhaben meinerjeits. Die Regierung ruft mic zurüd, und ich Habe diefem Ruf zu folgen. Sie will mir die Leitung der Tulaer Werke übertragen, in denen in der Hauptjahe Giftgaje hergeitellt werden — Giftgafe zur Vernihtung des fapitalijti- Ihen Europas, wenn die Stunde der Ab­­rehnung gefommen ilt, der leßte Kampf zwilchen Bourgeoifie und Proletariat. Man belohnt mit diefem Ruf meine Verdienite um die Verbreitung der fommunijtijchen Idee in Deutihland, und enzieht mich gleichzeitig der politiihen Polizei, die mid) jeit geraumer Zeit argmwöhnijch bejpigeln läßt und eines jhönen Tages zugreifen würde. Der Boden unter meinen Füßen ijt heiß geworden. Ich werde daher meine Abreieje nicht unnötig hinauszögern.“ Tina war während jeines Gpredhens Sie hatte bis jett geglaubt, daß es id nur um einen vorübergehenden Aufent­­halt Handle und nicht im entferntejten an eine ftändige Weberfiedlung gedagt. Gie überlegte in jhhneller Aufeinanderfolge: Mein bequemes Leben wird vorläufig, j0- lange ich für den Scheidenden feinen Erjag gefunden habe, zu Ende jein, jalls ich mid) nit zum Mitgehen entihliege. Und das vermag ich nicht, weil ich mich vor diejem entjeglihen Lande mit feinen graujamen Menjchen fürdte. Vielleicht aud, als Ge­­danke im Unterbewußtjein entipringend, weil fie diejes Mannes, der fie mit jeiner Eiferfugt quälte und fie in ein Hörig­­feitsverhältnis zu ihm zwingen wollte, überdrüjfig war und nun eine gute Gele­­genheit finden würde, fi} jeiner zu ent­­ledigen. Der Rufie hatte jeiner Brieftajhe al­­lerlei Papiere entnommen und eines da­­­­ganz in fich zufammengefunfen. Die im Naken verihlungenen Hände hatten fi in einer Art Willenlofigfeit gelöft und lagen nun lajch, wie nicht zu ihr gehörend, auf dem über den Diwan gebreiteten Bü­­renfell — Adrianofffas legten Gelihent. Nun Bielt er es von zur Gite gelegt. Tina entgeien. „Dein Jah, Kenia Adrianoffka,“ fagte er, zynilch Ächelnd. „Sch Habe dich ohne die Beihilfe eines verlogenen Bopen vom meiner Gelebten zu meinem Weibe ge­­madt. Inunjerem Lande wird dich nie­­mand nad deinen Ehepapieren fragen. Du brauditalfo nit zu befürdten, daf man did nht als meine Frau adten fönnte.“ Er ftedtiden Pap zu fih und ergrifj ihre Redhte,die fih in dem Fell verfrallt hatte und Kt wie Eis war. „Ob, Kera!“ jagte er. „Sit dein Heißes Blut erftarı? Was ijt dir, Xenia Wdria­­nofffa?“ · Eine tief Empörung empfand fie. „Ich heiße Tina Irnebrint,“ jagte fie mit zit­­ternder Stime. „So hiefjt du, meine Taube. Dein Pak jagt esanders, und der entjcheidet.“ Sie Sahegrell auf. „Du bijt wahnfine nig! Was dt mir diejer Feten Papier!“ kortjegung folgt.) 1 — ei

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