Oedenburger Zeitung, September 1932 (Jahrgang 65, nr. 197-221)
1932-09-01 / nr. 197
edenbereiiun llIlIIIIIIIIIIIIIIllIIlIlllllllllllsntllllllll.stIlIIlllIllllIIIIIIII-..tll 65. Sahre. Folge 197. donnerstag, 1. September 1932. Ginzelblatt: 12 Heller. Verwaltung:Oedenburg,Deåkplatz56,Unruf:19. Anzeigen-undAbonnetnentS-21nnahme.Bezugsprei5: Monatlich2.sopengö(sath)ustellungin5Hau5). Ullllllllållllltlkiilllllillflllki Schriftleitung:Oedenburg,Deåkplatz56,21nruf:19. GelangtmitUUSnahmevonSonn-11ndFeiertagen Taumau für nlle Stände täglich nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. die Keafiproße. Der Ausgang der Wahl in Mezöcsat fonn nicht ohne nadhaltige MWirfung auf das Schidjal unjeres jo unglüdlicdhen Qandes bleiben. Das zeigt ih jchon darin, daR fi die Einheitspartet überaus viel mit diejer Angelegenheit bejaht. Sie verjucht den moraliichen Erfolg Edhardts und der Kleinlandwirte dur die Behauptung zu vermindern, die Oppofition hätte direkt revolutionäre Propaganda getrieben und Berjprehungen gemadit, die einfach nicht zu verwirklichen find. Dabei hätten die Behörden feinerlei Zwang ausgeübt. Der Sieg Edhardts jei aljo nur dem Umitande: zu verdanken, daß die Behörden die ihranfenloje Agitation der Oppofition frei gewähren ließen. Nun gut! Eagen wir, es ijt alles jo wie es die. Einheitspartei behauptet, Es gab feinen Regierungsterror, jedod eine Demagagie, ja revolutionäre Hebe, jeitens der Oppojition, Rommt deshalb dem Ausgang der Wahl keinerlei Bedeutung zu? Wir glauben das Gegenteil. Auch wenn nicht Edhardt, jondern Minijter Rurgly die 96 Stimmen Mehrheit erhalten hätte. Denn audh dann hätte die Oppofition fait die Hälfte der Stimmen befommen. Man darf nicht vergeilen, was übrigens aud) die Einheitspartei behauptet, dag Rurgly im Wahlkreis eine große Popularität genießt, daß er fi aud als Minijter und Sachmann feinen Ichlehten Ruf erworben bat. Und troß jeiner perjönlichen Vor: züge, troßdem die Regierung dem Wahlkreis ficherlich auch jonit — wenn auch im Rahmen der Gejeße — beigeiprungen it, troß offener Wahl vermodte die Agitation der Oppofition ihre Wirfung nicht verfehlen! Was folgt daraus? Dak man ih nun mit voller Madht auf alles drauflegen müßte, was voppofitionelle Töne anjhlägt, - daß man zu den berüchtigten Methoden der Wahlmaderei zurüdfehren mühte? Wer jolhe Abfichten begt, wird nicht nur fich jelbjt nicht helfen, jondern dem Lande den größten Schaden zufügen. Wenn es der Oppofition gelungen ijt, mit ihrer Agitation einen jolhen Erfolg zu erzielen, jo tjt das ein Beweis dafür, daß im Lande eine Stimmung herricht, für die die Gedanfengänge der Oppofition Iympathiich find, Ob nun dieje Gedanfengänge auch wirflich jo arg find, ob man dafür den Ausdruf revolutionär über: haupt gebrauchen fann, bleibe dahingejtellt. Tatjache ijt es, da im Lande eine ganz beitimmte politiihe Strömung berrjcht, die nicht nur Yusdrud der Unzufriedenheit ijt, jondern au weiß, was jie will und vor allem welde Stautsmänner fie an der Spiße des Bandes jehen will, Dieje Stimmung bricht überall dort, wo ihr die Möglichkeit gegeben ijt, mit elementarer Gewalt hervor, Gie it da, fie ijt eine gewaltige politijdhe Tatjahe und eine weile Regierungspolitit — jelbit wenn fie nur ganz be= Ichränfte Gruppeninterefien vertritt — muß mit ihr Rechnung tragen. Man darf jolhen Strömungen den freien Wuslauf nicht verrammeln. Sie müjlen fih Luft machen fünnen, wie unangenehm das manchen au jein mag, damit fie |päterhin feinezerftörende Wirfung ausüben. Das wilien alle, die die Gejchichte, ‚insbejondere die der Te&ten Iahrzehnte fennen, jehr gut. Es ijt ein phylitaliiches Gejet, welches fordert, daß der Dampf: fejjel ein Ventil haben mu}. Diejes gilt aud für die Rolitif, Mer aljo diejes Ge- Peninnende Rlärung der Lage in Deutihland. Berlin, 31, Augujt.. Mit äußeriter Spannung erwartete gan; Europa, was fi; bei der KRonijtituierung des Reichstages zutragen wird. Die gegenwärtige NReichsregierung war darauf gejaht, Daß es heftige Zulammenjtöße geben werde und es aus dieiem Grunde zu einer ordentliden Wahl des Präfidiums gar nicht fommen wird. PBapen war daher bereit, den Reihstag neuerdings auf zulöjen, Nun hat fi} aber das Gegenteil ereignet. Troß heitigiter Gegenjäße haben Die Redhtsparteien die fommuniiti- ihe Alterspräfidentin in der Ausübung ihrer Yunktion nit behindert. Klara Zetfin, die zw diefem Zwede aus Mostau nah Berlin fam, konnte eine drei Biertelftunden dauernde wahre fommunijtilhe Brandrede Halten, ohne dak man ihr widerjprochen hätte. Die Nedtsparteten ließen die Alterspräfidentin gewähten, damit fich das Haus fonjtituieren fönne und der Regierung die Möglichkeit zu einer NReichstagsauflöjung genommen werde. Hitlerabgeordneter Bräfident des Neichstages. Nachher folgte die Wahl des ordentlichen PBräjidenten, zu dem der Hitler-Abgeordnete Göring gewählt wurde. Zum eriten Bizepräfidenten wählte man einen Zentrumsmann. Das neugewählte Der überrafhend ruhige Verlauf der Reichstagseröffnung läßt einen. Schluß auf die weitere Gejtaltung der Lage zieben, Hitler und Zentrum haben fi zwar nur in taftijhen Fragen verjtändigt. Da aber beide ein Interejje'daran haben, Dabes zu feinen: Neuwahlen fommen| Präfivium hat vom Neihspräfidenten telegraphijch eine Audienz gebeten. Man will au; dadurh dem Neichstanzler den Vorwand zur Auflöfung des Haujes nehmen. joll und weiterhin verfajjungsmähig gearbeitet werde, it anzunehmen, daB es zwiihen ihnen zu einer dauernden Roalition fommen wird. Das würde dem gegenwärtigen Kabinett jede Rechtsgrund lage zum Weiterregieren nehmen. Borausfichtlich Arbeitsmehrheit im Neihhstan. ! | dem Ende Der Belttwirtichaftstrife entgegen? Brüjfiel, 31. Auguft. In der Halb» jahresfonferenz der Bank von Belgien hat der Gouverneur der belgiihen Notenbanf, Staatsminijter Jrand, eine optimijtiidhe Aniprade gehalten, Er zählte jämtlide Anzeichen auf, die nad jeiner Anficht hoffen lajien, dai man dem Ende der MWeltwirtjhaftsfrije entgegenjehe: Steigen der Großhandelspreije, VBerbilligung des Geldes, Gejundung der Ban- fen und der Finanzlage in zahlreichen L2ändern, Um »dieje Aufwärtsbewegung zu fördern, werde die Weltwirtichaftsfonferenz allerdings die Währungsjicherheit in der größtmögligen Zahl von Ländern wiederheritellen und vor allem das Regime der Beihräntungen der internationalen Handelswirtihaft und des Devijenverfehrs bejeitigen müjjen, der neflüchtete Kommiuniftenderteidiger in Wien. Geitern Haben wir gemeldet, daß der Verteidiger der hingerichteten fommuniiti- Ihen: Agitatoren Sallai und Fürjt Dr. Res ne Molnäar aus Budapeit geflüchtet it und ih nad Mien gewendet haben dürfte, Gegen ihn it ein Verfahren an: hängig, daf er Aftenmaterial, in das er Einblid genommen hatte, zur Berichterjtattung an Wiener und Berliner fommuniitiice Kreije weitergegeben hat. Dr. Molnar hat ji, nad den Eintragungen des hiejigen, Zentralmeldeamtes, in der Nacht vom 19. auf den 20. d. in Wien aufgehalten und hat hier in einem Hotel in der Althanitraße gewohnt. Am nädjten Morgen ijt er von hier wieder abgereijt, und zwar hat er fich nad) Budapejt abgemeldet. Mohin er fi tatjächlich gewendet hat, ijt nicht befannt. Kleine Nachrichten. Fürjt Franz I. von Liechtenjtein feierte am 28. Auguit jeinen 80. Geburtstag. Der Wiener Malermeijter Karl Kaut, der am 11. Augujt zu einem Leitermarjd nah Graz zur Melle bei der Maut in der Breitenfuterjtrage jtartete, it im Mürzzujhlag eingetroffen; er hat den Weg auf der Malerleiter jtelzend zurüdgelegt. Mit einem Weingartenjtod wurde in Tombad, bei; Pölfing Brunn, der. 60jähtige penlionierte Bergmann Simon Krenn von der Belißerin Johanna Adam nah einem Mortwehiel erihlagen. Die Kriegsflotte der Republik von Ba: nama ijb zu verfaufen, nahdem die Erhaltung zu hoc, fommt; als Mindejtangebot wurden 7000 Dollar beitimmt. Die Nordrampe der Großglodneritraie wurde jertiggeitellt und wird mit 1. September eröffnet. Das Luftihiff „Graf Zeppelin“, das fih auf einer Südamerifafahrt befindet, wurde am 30, Augujt, 14 Uhr mitteleuro= pätjcher Zeit Jüdlich der Kanariihen Jnjeln und wejtlih vom Kap Garnet an der nordweitafrilaniihen Küjte gejihtet. Sn der Möpdlinger Pfarrfirde zu St. Dimar fand geitern die Taufe des jüngiten Habsburgers, des Sohnes Anton Habsburg und der Pringejfin Ileane von Rumänien, jtatt, Erkailerin Zita jandte durch einen Kurier Jordanwaller als Taufwajjer für den Täufling, der den Namen Stefan erhielt. Raimund von Hoffmannsthal, der Sohn des verjtorbenen Dihters Hugo von Hoffmannsthal, hat fi mit einer Tochter des Dollarmilliardärs Yitor verlobt. Die Lehre aus der Kraftprobe in Mezöcsät liegt für alle, die jehen wollen, far am Tage: freien Lauf der Bolfsbewegung, Zutritt zur Macht denjenigen, die das Bertrauen des Bolfes genießen. Arpad Töröf, vm— — leg fennt — und wer Jollte es nit fennen? — nun troßdem alle Wege verjperrt, die der Volksitrömung freien Qauf ermöge lichen, der ijt nicht nur ein [Hledter |Batriot, der it einfah ein Selbit- "mörder! Ölofien. Wegen der Niederlage Purglys will der Obergejpan von Borjöd abdanfen, Diefe Nachricht ijt verblüffend. Haben wir doc) immer gehört, die Wahl in Mezöcsät und die Macht der Behörden find zwei verjchiedene Dinge, die miteinander nihts zu tun haben Und wir waren jo froh über dieje Mitteilung. Endlich ein Schritt zum Bejjeren, Und nun erklärt der dortige Dbergejpan flipp und flar, die Wahl war eine Angelegenheit, die ihn im jeiner Eigenihaft als Amtsperjon perjönlich betroffen hat. Da jeine Amtshandlungen feinen Erfolg braten, will er jegt abdanten, als hätte er jeine Arbeit nicht gut verrichtet, Wie reimt ih das mit der Unparteiligfeit der Behörden? — Nun, man darf eben nicht jo optimijtijch jein! Sag’ mir, weldhe Zeitung du Tiejt und ih jage dir deine Gejinnung. Geitern nachmittag um drei Uhr hat man bei dem kleinen Berjchleigern in Dedenburg bereits feine „Magyarjäag“ befommen. Alles war ausverkauft. Die Erflärung dafür ift einfach: „Magyarjag“ Hat über den Mahlfampf in Mezöcsat immer jehr ausführlic; berichtet. Diejes Blatt wird von dem Eleinen und mittleren Beamtentum gelejen, vertritt aber die MWolitif der Gaiton Gaäl-Bartei. Die große Nadfrage gejtern bedeutet auf der einen Geite jeviel, dag das Beamtentum für den Ausgang der Wahl ein großes Interejfe hatte. Und auf der anderen Seite — daß es ebenfalls oppojitionell gejinnt ilt. a. t, Beiuch Des Hedenburger Automobilvereines SAE in Wiener-Neuftadt. Dedenburg, 31. Auguft, Der Dedenburger Automobilverein SAE Hält troß den andauernden Schwietigfeiten an jeinem Beihluß fejit, dem Gegelflugiport in Dedenburg eine Heimftätte zu bereiten. Sonntag fuhr eine große Abordnung des Vereins unter Yührung des gejhäftsführenden BVizepräjes Paul von Högyeky, Direftionsmitglieds Sul. Lang, und Generaljefretärs Richard Bodnäar nach MienerNeujtadt, um dem dortigen rührigen Segelflugverein einem Bejuh abzujtatten. Zuerit befichtigten unjere freundlidhit empfangenen Segelflugiportler ein jchmuffes Motorflugzeug, weldes in den Strahten der Morgenjonne fi, vor den Augen der Gäjte auf dem MWöllersdorfer Flugplat abwärtsichraubte und mit eleganter Wendung glatt landete. Dann führten begeijterte Sportfameraden einige wunder volle motorloje Segelflugzeuge der Marke „PBhönir“ vor, und zwar erfolgte der Abflug jedesmal nur unter Zuhilfenahme der Gummijtride auf ebener Fläde. Die erafte Ausführung der Manöver, jämtliche dur A-Schüler ausgeführt, begeijterte Die Dedenburger dermaken, daß ji unjer Sportfluglehrer Emerich Nokolyn jelbit erbot, auf der fremden Mafchine zu jtarten, Nach einigem Zögern überantworteten ihn die höflihen Gaftgeber die flotte Mafchine und jiehe da, unjer Noßolyi überflog jeine Lehrer und landete unter den hellen Beijellstufen der öfterreihiihen Kameraden nad) beitens abjolviertem Probeflug mit elegantem Schwung. “Dieje jportliche Leitung bejtärfte endgültig die auffeimende Pi